Gebrechlichkeit

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei der Gebrechlichkeit handelt es um keine Erkrankung im eigentlichen Sinne. Es ist ein komplexes Syndrom, welches hauptsächliche ältere Menschen betrifft. Die Symptome können ebenso vielfältig sein wie die Möglichkeiten der Vorbeugung.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Gebrechlichkeit?

Gebrechlichkeit ist eine im Alter chronisch herabgesetzte Belastbarkeit, die mit einem verminderten Kraftzustand einhergeht.

Von Gebrechlichkeit spricht man zumeist im Zusammenhang mit älteren Menschen. Es handelt es sich dabei um einen komplexen Verbund verschiedenster Symptome, die mit der Erschöpfung des Gewebes, der Knochen und generell der Physis einhergehen.

Die Belastbarkeit ist verringert und sowohl die psychischen als auch die physischen Kräfte schwinden. Die Folge sind Immobilität, Instabilität und eine Gang- und Standunsicherheit, welche zu Stürzen und somit zu weiteren Beschwerden führen kann.

Ursachen

Da die Gebrechlichkeit mit dem Alterungsprozess einhergeht, sind die Ursachen vielschichtig. Die Hormone verändern sich mit zunehmendem Alter, chronische Entzündungsvorgänge treten auf und es kommt zur Appetitminderung.

Diese ist wohl der wichtigste Faktor für Gebrechlichkeit, da sie in diesem Zusammenhang zu einer Gewichtsabnahme führt, welche den Körper schwächt und die Leistungsfähigkeit reduziert. Handelt es sich dabei allerdings um einen länger andauernden Appetitmangel, kann eine dafür ernsthafte körperliche swoie tiefer gehende seelische Erkrankung verantwortlich sein.

Dadurch wird das Risiko für Stürze erhöht, welche die Gebrechlichkeit noch verstärken. Es lässt sich also sagen, dass sie durch eine Art Kettenreaktion verschiedenster Beschwerden auftritt.

Wann zum Arzt?

Gebrechlichkeit ist kein eigenständiges Krankheitsbild, das effektiv von einem Arzt behandelt werden kann. Bei einer altersbedingten Gebrechlichkeit ist nur sehr schwer eine Besserung zu erzielen, da sämtliche Gelenke und Knochen aufgrund des hohen Alters Schmerzen verursachen. Ein gewisser Grad an Schmerzen ist ab einem gewissen Alter völlig normal. Wenn diese bestehenden Schmerzen allerdings unerträglich werden, so ist definitiv ein Besuch beim Arzt ratsam. Ein Arzt kann mit entsprechenden Medikamenten und mit einer gezielten Behandlung eine schnelle und effektive Besserung erzielen.

Wenn die betroffene Person an dieser Stelle auf eine ärztliche Behandlung verzichtet, dann werden sich die bestehenden Schmerzen keineswegs verbessern oder lindern. Vielmehr ist mit einer deutlichen Verschlimmerung des allgemeinen Zustands zu rechnen. Wie schnell die Schmerzen zunehmen, hängt in der Regel vom expliziten Zustand der Person ab. Aus diesem Grund gilt: Bei einer sehr starken Gebrechlichkeit und damit verbundenen Schmerzen, sollte schnellstmöglich ein Arzt aufgesucht werden. Mit einer ärztlichen Behandlung stehen die Chancen auf eine schnelle Besserung durchaus gut. Die Beschwerden können durch eine solche Behandlung erheblich gelindert und gebessert werden. Somit ist der Gang zum Arzt durchaus sinnvoll.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome der Gebrechlichkeit:

Gebrechlichkeit tritt zumeist bei Menschen zwischen 80 und 85 auf und lässt sich an verschiedenen Symptomen erkennen. So sind Betroffene schnell erschöpft und verlieren durchgehend an Gewicht. Zudem haben sie nur noch wenig Körperkraft und bewegen sich zunehmend langsamer. Gut lässt sich die Gebrechlichkeit auch am Händedruck erkennen, denn dieser ist deutlich schwächer als bei Menschen gleichen Alters, die nicht darunter leiden.

Grundsätzlich lässt sich beim Verlauf ein Vergleich zum Frailty-Syndrom ziehen, welches sich ebenfalls durch einen starken, unkontrollierten Gewichtsverlust von mehr als 10% im Jahr sowie eine feststellbare Muskelschwäche und eine generelle emotionale oder körperliche Erschöpfung des Betroffenen äußert. Ebenso wie das Frailty-Syndrom hat auch Gebrechlichkeit einen langen Verlauf, welcher mit altersbedingten Beschwerden und hormonellen Umstellungen beginnt, welche die Physis nach und nach schwächen und so Stürze bedingen.

Zudem kommt es aufgrund geschwächter Knochen schneller zu Brüchen, die im Alter nur langsam wieder ausheilen. Die Folge ist Immobilität und die Verschlimmerung der Gebrechlichkeit durch Bettlägerigkeit, weiteren Gewichtsverlust und eine Abnahme der Muskelkraft.

Diagnose

Die Diagnose der Gebrechlichkeit erfolgt unter anderem anhand der genannten Symptome des Frailty-Syndroms. Da es sich jedoch um keine direkte Erkrankung handelt, müssen verschiedene Faktoren wie das Gangbild, die Gehgeschwindigkeit, die Muskelleistung und die Balance getestet werden, bevor die Diagnose gestellt werden kann.

Beim Balancetest beispielsweise, müssen Senioren mindestens zehn Sekunden mit beiden Füßen auf einer Linie stehen können, während die Gehgeschwindigkeit mindestens 1m / Sek. Betragen sollte. Diese Tests sind jedoch nur Anzeichen und kein Beweis für die klinische Diagnose. Im Normalfall ist es so, dass mindestens zwei der drei genannten Symptome zutreffen müssen, damit ein Arzt die klinische Diagnose der Gebrechlichkeit stellt

Komplikationen

In der Regel stellt die Gebrechlichkeit selbst schon eine Komplikation dar. Sie kann zu verschiedenen Brüchen und anderen Verletzungen beim Patienten führen und damit die Lebensqualität deutlich einschränken. Die Betroffenen, die an einer erhöhten Gebrechlichkeit leiden, müssen ihre Risiken im Alltag besser kalkulieren und dürfen den Körper hohen Belastungen aussetzen. Dabei kann es eventuell zu Einschränkungen im Alltag des Betroffenen kommen. Ebenso kommt es dabei zu einer allgemeinen Schwäche und zu einer deutlich verringerten Belastbarkeit.

Die Betroffenen leiden auch an einer hohen Infektanfälligkeit und werden daher öfter krank. Weiterhin ist die Gebrechlichkeit nicht selten mit Alzheimer und einer Demenz verbunden. In vielen Fällen sind die Betroffenen durch die Krankheit auch auf die Hilfe anderer Menschen oder der Angehörigen im Alltag angewiesen. Auch die Angehörigen können daher an psychischen Beschwerden oder an Depressionen leiden.

Eine direkte Behandlung der Gebrechlichkeit ist leider nicht möglich. Allerdings können die Betroffenen verschiedene Therapien durchführen oder eine Krankengymnastik besuchen, um die Gefahren zu verringern. Komplikationen treten dabei nicht auf. Ob es durch die Gebrechlichkeit zu einer verringerten Lebenserwartung kommt, kann nicht im Allgemeinen vorausgesagt werden.

Behandlung und Therapie

Die Behandlung der Gebrechlichkeit erfolgt auf vielschichtige Weise. Ein Ansatz, der die Beschwerden verringern kann, ist körperliches Training und eine gleichzeitige Umstellung der Ernährung auf eiweißreiche Kost. Die Bewegung soll dabei den Appetit anregen und die Ernährung den Aufbau von Muskeln verbessern. Häufig trainieren Betroffene ihre Muskeln beim Schwimmen, Radfahren oder Walken, wobei auch Gymnastik möglich ist.

Viele Ärzte raten Betroffenen zudem zum Tanzen, da hier neben der Ausdauer auch die Koordination und die geistige Flexibilität trainiert werden. Darüber hinaus trägt auch eine ausreichende Zufuhr an Vitaminen und Mineralstoffen zur Besserung der Verfassung bei und stärkt zudem den Organismus.

In manchen Fällen ist es für ältere Menschen sinnvoll und notwendig, in die Reha zu gehen. Diese kann entweder stationär oder ambulant erfolgen und umfasst vielfältige Maßnahmen, welche die Gebrechlichkeit mindern oder gar nicht erst entstehen lassen. Weiterhin besteht die Möglichkeit einer geriatrischen Rehabilitation. Dabei handelt es sich um eine spezielle Reha für Menschen, die bereits gebrechlich sind und durch ein umfassendes physisches und psychisches Training wieder fit für den Alltag gemacht werden.


Vorbeugung

Gebrechlichkeit kann schon in jungen Jahren vorgebeugt werden. Wichtig ist eine hohe körperliche Aktivität sowie eine gesunde Ernährung über das komplette Leben hinweg. Ebenso sind geistige Aktivitäten sowie regelmäßige Kontakte mit Mitmeschen wichtig.

Wer sowohl in der Jugend als auch im Erwachsenenalter viel Sport treibt, hat ein relativ geringes Risiko, gebrechlich zu werden. Vorbeugen lässt sich Gebrechlichkeit allerdings auch noch, wenn bereits erste Symptome wie häufige Stürze oder ein verringerte Kraft auftreten.

Dann muss schleunigst gehandelt werden, damit es nicht in diesem Zusammenhang zu weiteren Beschwerden kommt. Auch im Alter lässt sich durch gezieltes Training und eine Ernährungsumstellung noch eine Menge erreichen.

Quellen

  • Rüther, W. & Lohmann, C.H.: Orthopädie und Unfallchirurgie, Urban & Fischer, 20. Auflage, 2014
  • Heisel, J.: Physikalische Medizin - Praxiswissen Halte- und Bewegungsorgane, Georg Thieme Verlag, 1.Auflage, 2005
  • Mayer, C. et Siems, W.: 100 Krankheitsbilder in der Physiotherapie, Springer Medizin Verlag, 1.Auflage, 2011
  • Imhoff, A.B. et al.: Checkliste Orthopädie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2014

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021

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