Elektrokardiographie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. Dezember 2018
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Im Rahmen der Elektrokardiographie werden die elektrischen Vorgänge innerhalb des Herzmuskels grafisch dargestellt. Dadurch erhält der Arzt wichtige Hinweise auf die Funktion des Herzens.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Elektrokardiographie?

Die Elektrokardiographie (EKG) zählt zu den bedeutendsten medizinischen Verfahren. Bei dieser Methode wird die elektrische Herzaktivität gemessen. Mithilfe von Elektroden erfolgt das Ableiten der Herzaktionen, die sich durch Kurven bildlich erfassen lassen. Durch ein solches Elektrokardiogramm ist der Arzt in der Lage, festzustellen, ob Störungen der Herzfunktion vorliegen.

Die erste Elektrokardiographie fand im Jahr 1882 durch den britischen Physiologen Augustus Desire Waller (1856-1922) statt, der sie an seinem Hund durchführte. Im frühen 20. Jahrhundert sorgte der Niederländer Willem Einthoven (1869-1927) für eine Verbesserung der EKG-Technik, sodass sie sich auch für Menschen eignete.

Die Terminologie, die der niederländische Arzt einführte, gelangt noch in der heutigen Zeit zur Anwendung. In der Gegenwart gehört die Elektrokardiographie zu den unverzichtbaren Bestandteilen der Medizin und liefert wichtige Informationen über die Gesundheit des Herzens.

Anwendung und Funktion

Durch das Erstellen eines Elektrokardiogramms wird der untersuchende Arzt in die Lage versetzt, Störungen der Erregungsausbreitung sowie des Herzrhythmus festzustellen. Dadurch lassen sich wiederum Hinweise auf verschiedene Erkrankungen finden.

Der Einsatz der Elektrokardiographie kann bei verschiedenen Erkrankungen und Funktionsstörungen des Herzens sinnvoll sein. Dazu gehören Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern, thorakale Schmerzen wie ein stechender Schmerz in der Brust, die koronare Herzerkrankung (KHK), unklare Synkope, ein akutes Koronarsyndrom sowie ein Herzinfarkt.

Weitere Indikationen sind eine Entzündung des Herzmuskels (Myokarditis), eine Herzbeutelentzündung (Perikarditis), ein Sauerstoffmangel des Herzmuskels (Ischämie), zu starke Herzbelastungen auf der linken oder rechten Seite, Störungen des Elektrolythaushalts wie ein Mangel an Kalium oder Kalzium, das Vorhandensein von Flüssigkeit zwischen Brustwand und Herzmuskel sowie bestimmte Lungenerkrankungen wie eine Lungenembolie. Auch das zu hohe Dosieren von manchen Medikamenten zählt zu den Einsatzgebieten.

Außerdem ist es mithilfe der Elektrokardiographie möglich, den Verlauf der Erkrankungen sowie die Wirkung der Therapien zu überprüfen. Das Ruhe-EKG bildet einen wichtigen Bestandteil von Routine-Gesundheitsuntersuchungen sowie bei der Vorbereitung von chirurgischen Eingriffen.

Methoden und Verfahren

Die Elektrokardiographie lässt sich in verschiedene Formen einteilen. Dazu gehören in erster Linie das Ruhe-EKG, das Langzeit-EKG und das Belastungs-EKG.

Als Standardversion gilt das Ruhe-EKG, das in der Regel im Liegen des Patienten angefertigt wird. Es nimmt nur wenige Sekunden in Anspruch und kann daher auch in Notfällen zur Anwendung kommen. Es wird als kardiologische Basisuntersuchung genutzt und enthält die beste Aussagekraft.

Ein Langzeit-EKG ist bei bestimmten Fragestellungen erforderlich. Bei dieser Methode führt der Patient ein tragbares, kleines EKG-Gerät am Körper mit sich. Über einen Zeitraum von mindestens 24 Stunden wird die Herzstromkurve des Patienten von dem Gerät registriert.

Mitunter ist auch ein Zeitintervall von 48 oder 72 Stunden möglich. Nach dem Auslesen der aufgezeichneten Daten am Computer hat der Arzt die Gelegenheit, sie auszuwerten. Mithilfe eines Langzeit-EKG können Herzrhythmusstörungen festgestellt werden, die sich mit einer konventionellen Elektrokardiographie nicht erfassen lassen.

Herz-Kreislauf-Probleme können anhand eines Belastungs-EKGs nachgewiesen werden.

Von einem Belastungs-EKG ist die Rede, wenn der Patient während der Elektrokardiographie körperlichen Anstrengungen auf einem Ergometer ausgesetzt ist. Dabei kann es sich um ein Laufband oder ein stationäres Fahrrad handeln. Die Belastung wird individuell an das Lebensalter und die Fitness des Patienten angepasst und nach einem Standardschema erhöht.

Der Arzt registriert bei diesem Verfahren Puls, Blutdruck und Herzstromkurve, um Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf die Spur zu kommen, die sich nur bei physischer Anstrengung bemerkbar machen. Dazu gehören eine Herzinsuffizienz oder die koronare Herzkrankheit.

Was muss der Patient beachten?

Bestimmte Vorsichtsmaßnahmen muss der Patient weder vor noch nach einer Elektrokardiographie beachten. Allerdings ist es wichtig, dass sich der Arzt nach eventuellen Grunderkrankungen erkundigt und ob der Patient spezielle Medikamente zu sich nimmt. So kann das Resultat der Elektrokardiographie dadurch beeinträchtigt werden.

Vor dem EKG wird zum Befestigen der Elektroden ein Kontaktgel auf die Haut aufgebracht, dessen Rückstände sich nach der Untersuchung mit einem Taschentuch wieder entfernen lassen. Anhand der ausgewerteten Daten erklärt der Arzt dem Patienten den Befund und erläutert ihm die möglichen Behandlungsmaßnahmen.

Ablauf und Durchführung

Zum Durchführen einer Elektrokardiographie kommt ein EKG-Gerät zum Einsatz. In den meisten Fällen führt eine erfahrene fachmedizinische Arzthelferin das EKG durch, während der Arzt die Beurteilung vornimmt. Der Patient begibt sich in eine liegende oder sitzende Position und erhält an seinem Körper insgesamt zehn Elektroden. Sechs werden an der linken Brust angebracht, die restlichen vier verteilt man auf Arme und Beine. Zumeist kommen spezielle Saugelektroden zum Einsatz. Sie sorgen durch schwachen Unterdruck für einen besseren Kontakt zur Haut.

Die elektrischen Spannungen, die am Herz entstehen, weisen kaum Änderungen auf, können jedoch durch das EKG von der Oberfläche des Körpers abgegriffen werden und lassen sich auf einem Bildschirm oder speziellem Papier aufzeichnen. Dabei weist die Spannung eine bestimmte Stärke und Ausrichtung beim Herzschlag auf. Von dem EKG-Gerät wird der Herzschlag grafisch abgebildet, was nur wenig Zeit beansprucht.

Im Anschluss an die Ableitung kann der Arzt das Elektrokardiogramm auswerten. Als wichtige Kriterien gelten dabei die absoluten Höhen und Tiefen der Spannungsausschläge, die zur Kennzeichnung unterschiedliche Buchstaben erhalten. Ebenso spielen Dauer, Steilheit und Zeitabstände eine Rolle. Um diese Größen zu bestimmen, greift der Arzt auf ein spezielles EKG-Lineal zurück. Des Weiteren können auch Computerprogramme den Arzt beim Auswerten des Elektrokardiogramms unterstützen.


Eigenleistung oder Krankenkasse - wer übernimmt die Kosten?

Für die Kosten einer Elektrokardiographie kommen normalerweise die gesetzlichen Krankenkassen auf, sofern der Arzt die Notwendigkeit dieser Untersuchung aufgrund entsprechender Beschwerden sieht. Handelt es sich allerdings um eine Vorsorgeuntersuchung, zu der auch ein EKG gehört, tragen nicht alle Krankenkassen die Kosten.

Risiken, Gefahren und Komplikationen

Komplikationen oder Schmerzen sind durch ein Ruhe-EKG oder ein Langzeit-EKG nicht zu befürchten. Dagegen können bei einem Belastungs-EKG durchaus unerwünschte Nebenwirkungen auftreten, was jedoch nur selten der Fall ist.

Zeigen sich bei den Patienten allerdings Atembeschwerden, Schmerzen in der Brust, Schwindelgefühle oder ein ungewöhnlicher Anstieg bzw. Abfall des Blutdrucks, erfolgt der umgehende Abbruch der Elektrokardiographie.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin, Gerd Herold, 1. Auflage, 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Roskamm, H., et al.: Herzkrankheiten. Springer, Heidelberg 2004
  • Kindermann, W., et al.: Sportkardiologie. Steinkopff, Darmstadt 2007
  • Bieber, C. et al.: Duale Reihe Innere Medizin, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2012

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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