Bypass-Operation

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei einer Bypass-Operation handelt es sich um einen komplizierten Eingriff am Herzen. Durch den Bypass erfolgt eine Überbrückung für verengte oder verschlossene Blutgefäße.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Bypass-Operation?

Während der Bypass-Operation wird das Blut aus der oberen und unteren Hohlvene in die Herz-Lungen-Maschine abgeleitet. Anschließend werden zur Überbrückung verengter Blutgefäße körpereigene Blutgefäße an das Herz angebracht. Daraufhin wird das Herz wieder ausreichend mit Sauerstoff versorgt und Symptome wie Atemnot verschwinden.

Mit einem Bypass ist eine Umgehung gemeint. In der Medizin kommt eine Bypass-Operation zur Anwendung, um Blutgefäße, bei denen eine Einschränkung ihrer Funktion besteht, zu umgehen. In der Regel werden im Rahmen einer Bypass-OP Verengungen der Herzgefäße umgangen. Ebenso eignet sich das Verfahren zur Behandlung der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (paVK) in den Arterien der Beine, die auch als Schaufensterkrankheit bekannt ist.

Durch die Durchführung einer Bypass-Operation am Herzen lässt sich die Versorgung des Herzmuskels mit Sauerstoff verbessern oder wiederherstellen. In solchen Fällen ist bei den Ärzten von einem Koronararterienbypass die Rede.

In der heutigen Zeit zählt die Bypass-Operation zu den medizinischen Routineverfahren. Im Rahmen des Eingriffes darf das Herz nicht schlagen. Aus diesem Grund werden seine Aufgaben in diesem Zeitraum von einer Herz-Lungen-Maschine übernommen, die den Kreislauf stabilisiert und das Blut mit Sauerstoff anreichert. Außerdem sorgt sie für das Entfernen von überschüssigem Kohlendioxid.

Anwendung und Funktion

Durchgeführt wird eine Bypass-Operation, wenn der Patient unter Stenosen (Verengungen) der Herzkranzgefäße leidet, was sich negativ auf die Durchblutung des Herzmuskels auswirkt. Dies ist zumeist bei einer koronaren Herzerkrankung (KHK) der Fall. Sie macht sich durch Engegefühle und Schmerzen in der Brust bemerkbar.

Für eine Bypass-OP kommen bestimmte Gründe infrage. So fällt zum Beispiel bei einer Herzkatheteruntersuchung das Aufweiten oder Eröffnen des betroffenen Herzkranzgefäßes nicht erfolgreich aus. Darüber hinaus besteht zumeist an der linken Herzkranzarterie eine Verengung oder ein Verschluss der Basis.

Weitere Gründe sind das Vorliegen von mehreren Verengungen an längeren Abschnitten der Arterien, Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), eine Dreigefäßerkrankung, die gleichzeitig bei den drei Hauptästen der Herzkranzgefäße besteht, sowie eine Einschränkung des Pumpvorganges an der linken Herzkammer.

Methoden und Verfahren

Bei einer Bypass-Operation lässt sich zwischen unterschiedlichen Verfahren unterscheiden. Das heißt, dass der Bypass an verschiedenen Körperstellen angelegt werden kann. So ist zwischen einer koronaren Herzkrankheit am Herzen und einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit an den Gefäßen der Beine zu unterscheiden.

In den meisten Fällen findet eine Bypass-Operation am Herzen statt. Dabei werden in der Regel Beinvenen benutzt, die der Chirurg dem Ober- oder Unterschenkel des Patienten entnimmt und sie anschließend zur Überbrückung nutzt. Unter diesem Verfahren verstehen Mediziner einen aortokoronaren Venenbypass.

Eine Alternative ist das Annähen des Endes der Brustwandarterie, wodurch dieser Anteil an der Blutversorgung erhält. Diese Methode wird Arteria-mammaria-interna-Bypass genannt. Ein anderes Verfahren stellt der Arteria-radialis-Bypass dar, bei dem die Arterien aus dem Unterarm des Patienten entnommen werden.

Was muss der Patient beachten?

Vor einer Bypass-OP findet eine Herzkatheteruntersuchung statt, mit deren Hilfe sich die Stenosen der Blutgefäße gut darstellen lassen. Darüber hinaus erfolgen das Bestimmen der Blutgruppe, Ultraschalluntersuchungen (Sonographien) des Herzens sowie der Halsgefäße, eine Röntgenuntersuchung der Lunge sowie ein Lungenfunktionstest.

Mitunter kann zum Ausgleich der Blutverluste, die während des Eingriffes entstehen, eine Eigenblutspende des Patienten erforderlich sein. Die geplante Operation wird dem Patienten im Vorfeld von einem Herzchirurgen genau erklärt.

Nach dem chirurgischen Eingriff muss der Patient ein bis drei Tage auf der Intensivstation verweilen, wo er genauestens überwacht wird. Anschließend bleibt er noch ein bis zwei Wochen auf einer konventionellen Krankenhausstation, wo ein aufbauendes Training unter Anleitung von Physiotherapeuten stattfindet. Danach erfolgt eine Anschlussheilbehandlung (AHB), die drei Wochen in Anspruch nimmt und weitere Trainings umfasst.

Ablauf und Durchführung

Vor Beginn der Bypass-Operation erhält der Patient eine Vollnarkose. Nicht selten wird sein Körper auch etwas ausgekühlt, um die Stoffwechselvorgänge im Organismus zu verlangsamen. Außerdem reduziert sich der Bedarf an Sauerstoff während der Operation. Die Dauer des Eingriffs liegt bei ca. 5 Stunden, wobei es individuelle Unterschiede gibt.

Im Rahmen einer klassischen Bypass-Operation spaltet der Chirurg das Brustbein des Patienten, um sich Zugang zum Herzen zu verschaffen. Nachdem er den Herzbeutel eröffnet hat, verbindet er die großen Blutgefäße wie die großen Venen und die Aorta mit einer Herz-Lungen-Maschine, die nun für die Versorgung des Körpers mit Sauerstoff sowie das Ableiten von Kohlenmonoxid verantwortlich ist.

Mit einer speziellen Elektrolytlösung erfolgt außerdem das Stilllegen des Herzens. Aufgrund des reduzierten Stoffwechsels braucht der Herzmuskel nur noch wenig Energie, sodass keine Schäden zu befürchten sind.

Nächster Schritt der Operation ist das Anlegen des Bypass. Sowohl Arterien als auch Venen eignen sich als Material für eine Überbrückung. Allerdings besteht bei Venen ein höheres Risiko, dass ein erneuter Gefäßverschluss auftritt, als bei Arterien.

In den meisten Fällen dient die Arteria thoracica interna an der linken Brustwand als Bypassmaterial. So verfügt sie über eine anatomisch günstige Position zum Herzen. Der Abgang aus der Aorta (Hauptschlagader) bleibt unverändert. Lediglich ein Anschluss an die linke Brustwandarterie ist zu schaffen. Gelegentlich kann auch eine Armarterie wie die Arteria radialis Verwendung finden.

Nach dem erfolgreichen Anlegen des Bypass verbindet der Herzchirurg die rechte Herzkammer sowie den rechten Herzvorhof mit einem Herzschrittmacher. Außerdem findet das Ausspülen der herzlähmenden Elektrolytlösung statt, sodass das Herz sich wieder um die Versorgung des Organismus kümmern kann. Kurz darauf wird auch die Herz-Lungen-Maschine wieder von den Blutgefäßen getrennt.

Am Ende der Bypass-OP erhält der Patient mehrere Saugdrainagen an der Brust, durch die Wundsekrete und Blut abgeleitet werden. Letzter Schritt des Eingriffes ist das Verschließen des Brustkorbs.


Eigenleistung oder Krankenkasse - wer übernimmt die Kosten?

Muss eine Bypass-Operation durchgeführt werden, übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen auch die gesamten Kosten für den chirurgischen Eingriff. So gilt das Verfahren als medizinisch notwendig.

Risiken, Gefahren und Komplikationen

Auch wenn die Bypass-OP mittlerweile zu den medizinischen Routinemethoden zählt, ist sie nicht frei von Risiken. So kann es zu Nachblutungen an den Nahtstellen kommen, die eine Notfalloperation erforderlich machen.

Ebenso sind Wundinfektionen, Blutgerinnsel, die mitunter zu einem Schlaganfall führen, eine Perikarditis (Herzbeutelentzündung), Blutgerinnungsstörungen sowie eine Herzinsuffizienz möglich. Bei rund fünf Prozent aller Patienten kommt es während der Bypass-Operation zu einem Herzinfarkt.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin, Gerd Herold, 1. Auflage, 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Roskamm, H., et al.: Herzkrankheiten. Springer, Heidelberg 2004
  • Bieber, C. et al.: Duale Reihe Innere Medizin, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2012
  • Böhm M, Hallek M, Schmiegel W (Hrsg): Innere Medizin, begr. von Classen M, Diehl V, Kochsiek K, 6. Auflage, München Elsevier Urban & Fischer Verlag 2009

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021

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