Asperger-Syndrom

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das Asperger-Syndrom ist eine Entwicklungsstörung, die zum Autismus-Spektrum gezählt wird. Es zeichnet sich vor allem durch Beeinträchtigungen in der Kommunikation mit anderen und im Sozialverhalten aus. Anders als Autisten sind Menschen, die am Asperger-Syndrom leiden, in der Regel von normaler, gelegentlich auch überdurchschnittlicher Intelligenz und können ein in die Gesellschaft integriertes Leben führen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Asperger-Syndrom?

Das Asperger-Syndrom kann durch eine Therapie nicht geheilt werden. Die Therapie kann aber dem Betroffenen helfen, soziale und kommunikative Fähigkeiten zu fördern.

Das Krankheitsbild des Asperger-Syndroms zeichnet sich vor allem durch die eingeschränkte Fähigkeit, nonverbale Signale zu erkennen und selbst auszusenden, wodurch soziale Interaktionen stark beeinträchtigt werden. Häufig wirken die betroffenen auf Außenstehende emotions- und empathielos.

Am Asperger-Syndrom Erkrankte neigen zu stereotypen Verhaltensweisen und eingeschränkten Interessensgebieten. Während eine gewisse motorische Ungeschicktheit bestehen kann, sind Intelligenz und sprachliche Fähigkeiten normal bis überdurchschnittlich ausgeprägt. Anders als beim Autismus kommt es nicht zu allgemeinen Entwicklungsverzögerungen.

Ursachen

Wodurch das Asperger-Syndrom verursacht wird, ist bislang noch nicht geklärt. Aufgrund familiärer Häufung geht man aber davon aus, dass die Krankheit genetisch bedingt ist. Forschungen haben ergeben, dass das Asperger-Syndrom mit biochemischen und neurologischen Auffälligkeiten einhergeht. Besonders betroffen sind dabei Gehirnbereiche, die für die Verarbeitung visueller Informationen sowie Fein- und Grobmotorik zuständig sind.

Auch die Funktionsfähigkeit der Spiegelneuronen scheint eingeschränkt zu sein. Funktionsstörungen in der Amygdala, dem präfrontalen Cortex und dem Temporallappen können auch auf eine Hirnschädigung hindeuten. Nicht-körperliche Ursachen wie falsche Erziehung oder psychische Traumata werden heute als Ursache der Erkrankung ausgeschlossen.

Manche Forscher bestreiten allerdings auch die Existenz körperlicher Ursachen und den Krankheitswert des Asperger-Syndroms als solchen. Sie halten es lediglich für eine extreme Variante menschlichen Normalverhaltens. Schätzungsweise zwei bis drei von 10000 Menschen sind von dem Asperger-Syndrom betroffen, darunter deutlich mehr Männer als Frauen.

Symptome und Verlauf

Anders als frühkindlicher oder hochfunktionaler Autismus, mit dem es gelegentlich verwechselt wird, kann das Asperger-Syndrom frühestens im Alter von drei Jahren diagnostiziert werden. Die Diagnose erfolgt dabei ausschließlich aufgrund der auftretenden Symptome. Bei den betroffenen Kindern wird ab dem Kindergartenalter auffällig, dass sie trotz frühem Spracherwerb und häufig überdurchschnittlich großem Wortschatz Probleme haben mit anderen Kindern zu kommunizieren und sich in eine Gruppe Gleichaltriger einzufügen.

Einerseits neigen sie selbst dazu, sehr viel und ausschweifend zu erzählen, andererseits können sie nur oberflächlich und ungenau zuhören. Dabei können sie die Emotionen des Gegenübers nicht oder nur schwer einschätzen. Auch eigene Emotionen bringen sie kaum zum Ausdruck und vermeiden im Gespräch den Blickkontakt. In der Gruppe wirken sie entweder distanziert und introvertiert oder werden als egoistisch, rücksichtslos und verhaltensauffällig wahrgenommen.

Das ständige Gefühl des Missverstandenwerdens kann sich besonders in jüngeren Jahren in Form von Aggressionen gegen andere zeigen. Auch körperliche Ungeschicktheit kann auffällig werden. In der Schule treten trotz normaler bis überdurchschnittlicher Intelligenz Lernprobleme auf. Besonders bei Themen außerhalb des eigenen Interessensbereichs kann es zu starken Konzentrationsschwierigkeiten kommen. Kinder mit Asperger-Syndrom entwickeln schon früh Spezialinteressen, denen sie sich intensiv und konzentriert widmen. Dies kann sich auch in Form von Inselbegabungen äußern.

Viele Betroffenen führen ritualisierte Handlungen aus und benötigen einen klar strukturierten, gleichbleibenden Tagesablauf. Im Erwachsenenalter fällt es Personen mit Asperger-Syndrom meist schwer, stabile Partnerschaften aufzubauen. Sie leben eher zurückgezogen und haben meist nur einen kleinen Freundeskreis. Die Integrationsfähigkeit ins Berufsleben ist aber meist nicht eingeschränkt.

Diagnose

Bei der Diagnose muss das Asperger-Syndrom sorgfältig von anderen Erkrankungen aus dem Autismus-Spektrum sowie von verschiedenen psychischen Erkrankungen unterschieden werden. Es ist insbesondere eine klare Abgrenzung zu ADHS und schizoiden und paranoiden Persönlichkeitsstörungen notwendig. Zu den Erkrankungen, die häufig zusammen mit dem Asperger-Syndrom auftreten können, zählen Zwangsstörungen und Depressionen.

Komplikationen

Die Komplikationen mit dem Asperger-Syndrom stehen vor allem in einer Verschlechterung der zwischenmenschlichen Beziehungen der Betroffenen zum engen und familiären sowie freundschaftlichen Umfeld. Die Patienten sind dann schlechter in der Lage sich selbst in eine Gruppendynamik einzubringen und gehen so einen Weg in die Isolation, da das Halten der Beziehungsformen sehr schwer und auch nicht als essentiell anzusehen ist aus der eigenen Sicht.

Personen mit dem Asperger-Syndrom sollten sich ständig einer ärztlichen Kontaktperson anvertrauen, um hier im Kontext die Entwicklung und die Verbesserungsmöglichkeiten der Krankheit herausstellen. Eine Verschlechterung kann mit einem festen Kontakt zum Mediziner sehr schnell festgestellt werden, sodass diese nicht in totaler Isolation der Patienten und einer Chronifizierung mit dem Einhergehen von Einsamkeits- und Verlassenheitsmustern endet.

Teilweise kann der Einsatz bestimmter Medikamente besondere Tiefphasen in der Krankheit auffangen und eine bessere Lebensqualität ermöglichen. Therapieentscheidungen sind immer auf den Einzelfall zu beziehen und dürfen keinesfalls nach einem festgelegten und übergeordneten Schema erfolgen.

Behandlung und Therapie

Da das Asperger-Syndrom angeboren ist, gibt es keine Therapiemöglichkeit, mit der die Ursachen der Erkrankung beseitigt werden können. Es kann also nicht im eigentlichen Sinne geheilt werden. Die angebotenen Therapieformen zielen deshalb darauf ab, die persönliche Entwicklung der Betroffenen zu unterstützen und ihnen die Eingliederung in die Gesellschaft zu erleichtern.

Im Verlaufe einer Verhaltenstherapie lernen die Betroffenen vor allem die Verhaltensweisen anderer Menschen zu interpretieren und üben selbst soziale und kommunikative Fertigkeiten ein. Auch Musik- und Kunsttherapien sowie Therapieformen mit Tieren können die Entwicklung der sozialen Fähigkeiten unterstützen. Bei ausgeprägten motorischen Schwierigkeiten kann eine Ergotherapie sinnvoll sein.

Die Gabe von Medikamenten ist nur dann angezeigt, wenn Ko-Erkrankungen wie Depressionen oder Schlafstörungen auftreten. Die meisten der am Asperger-Syndrom erkrankten Personen sind aber auch ohne gezielte Therapie als Erwachsene in der Lage einem Beruf nachzugehen und ein eigenständiges Leben zu führen. Nur in sehr seltenen Fällen ist eine Unterbringung in einer entsprechenden Einrichtung notwendig.


Vorbeugung

Dadurch, dass das Asperger-Syndrom angeboren ist, gibt es bisher keine Möglichkeiten, dem Syndrom vorzubeugen. Lediglich können die Symptome durch diverse Therapieformen behanderlt werden.

Quellen

  • Payk, T.: Checkliste Psychiatrie und Psychotherapie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Dilling, H. & Freyberger, H.J.: Taschenführer zur ICD-10-Klassifikation psychischer Störungen, Huber Verlag, 6. Auflage 2012
  • Tölle, R., Windgassen, K.: Psychiatrie. Springer, Berlin 2014

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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