Zwangsstörung

Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Zwangsstörungen gehören zu den Störungen der Psyche. Betroffene leiden unter einem inneren Drang, bestimmte Dinge immer wieder zu tun oder zu denken. Dieser innere Zwang kann nicht mit dem Willen beeinflusst werden. Durch aufwändige psychotherapeutische oder verhaltenstherapeutische Unterstützung kann eine Besserung der Symptome erreicht werden.
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Was sind Zwangsstörungen?
Eine Zwangserkrankung gehört zu den psychischen Störungen, die allgemein nur wenig bekannt ist. Deshalb wird sie auch erst sehr spät erkannt und es kann bis zu 10 Jahre dauern, ehe sie passend psychologisch behandelt wird. Nach Schätzungen leiden etwa 2 Prozent der deutschen Bevölkerung an Zwängen. Zwangshandlungen sind bestimmte Abläufe, die von dem Betroffenen immer wieder wiederholt werden müssen.
Je nach Ausprägung und Stärke der Zwangserkrankung kann es zu wenigen Wiederholungen bis zu Stunden andauernden Wiederholungen der gleichen Handlungsabläufe kommen. Zwangsgedanken unterliegen dem gleichen Wiederholungsprinzip. Oft haben Zwangsgedanken einen für den Betroffenen besonders belastenden Inhalt, sind mit Gedanken an Selbstverletzungen, Befürchtungen und starken Ängsten verknüpft.
Ursachen
Das gilt auch für extreme Kindheitserlebnisse, die im späteren Erwachsenenalter ihren Ausdruck in einer Zwangsstörung finden, da sie nicht ausreichend verarbeitet werden konnten.
Eine Zwangsstörung tritt oft nicht isoliert auf, sondern in Kombination mit anderen psychischen Störungen. Sehr häufig ist die Depression eine begleitende psychische Erkrankung. Es kann sich jedoch auch um eine Persönlichkeitsstörung handeln. Zwanghafte Patienten haben in einer bestimmten Gehirnregion ein erhöhtes Aktivitätsmuster. Es kommt in ihrem Gehirn zu Störungen in der Übertragung verschiedener Wahrnehmungen. Als Ursache wird unter anderem ein Mangel an Serotonin vermutet.
Symptome und Verlauf
Zwänge entstehen zunächst durch bestimmte Gedankenfolgen, die nicht mehr verarbeitet werden können. Die Gedanken werden vom Betroffenen überakzentuiert wahrgenommen, als wenn sie sich verselbstständigen würden und eine bestimmte Macht ausüben. Diese beunruhigenden Gedanken bringen Betroffene dazu, Gegenmaßnahmen einzuleiten. Daraus entstehen dann oft Zwangshandlungen, wie das ständige Waschen der Hände, das Kontrollieren bestimmter Dinge, das Zählen von ausgewählten Objekten oder das zwanghafte Berühren von Sachen in einer bestimmten Reihenfolge.
Die Überforderung durch diese Gedankenabläufe und das ständige Wiederholen bestimmter Handlungsweisen wächst. Der Betroffene ist dem Zwang zumeist relativ hilflos ausgeliefert. Er funktioniert in seinem Zwang wie mechanisch programmiert und kann sein Verhalten nicht stoppen. Unbehandelt können Zwangsstörungen immer heftiger verlaufen und die Arbeitsfähigkeit des Betroffenen zerstören. Die Zwangsabläufe nehmen einen immer größeren Raum im Alltag ein und irgendwann ist der Betroffene nicht mehr befähigt, seine einfachsten Alltagsbelange zu bewältigen.
Eine Zwangsstörung ist jedoch individuell sehr verschieden ausgeprägt. Während ein Zwangserkrankter noch allen alltäglichen Verpflichtungen gut gerecht werden kann, ist ein anderer Zwangserkrankter mit einem schweren Verlauf zunehmend überfordert vom Alltag. Eine Zwangsstörung schränkt die Lebensqualität des Betroffenen erheblich ein und kann zu suizidalen Gedanken und Handlungsweisen führen.
Diagnose
Die Diagnose einer Zwangserkrankung bezieht sich zunächst auf das Vorhandensein von Zwangsgedanken oder Zwangshandlungen. Zumeist besteht ein Zusammenhang und die Zwangshandlungen werden nicht ohne vorherige oder begleitende zwanghafte Gedanken ausgeführt. Diese Gedanken sollten jedoch auch als eigene Gedanken erkannt werden. Empfindet sie ein Betroffener als von außen aufgezwungen, so kann es sich eher um eine Schizophrenie handeln.
Um eine Zwangsstörung zweifelsfrei diagnostizieren zu können, sollten die Handlungsweisen oder Gedankenabläufe mindestens 2 Wochen lang an fast jedem Tag auftreten. Ein weiterer Anhaltspunkt besteht darin, dass der Betroffene sich nicht gegen diese Abläufe wehren kann, sie nicht stoppen kann. Die Gedanken und Handlungen werden vom Patienten als sinnlos oder übertrieben empfunden. Weiterhin entsteht Leidensdruck, weil die Symptome den Betroffenen in seiner Leistungsfähigkeit mindern.
Behandlung und Therapie
Wichtig bei einer Zwangsstörung ist der schnelle Beginn einer Behandlung. Je länger eine Zwangsstörung unbehandelt bleibt, desto hartnäckiger werden die Symptome und desto schlechter lässt sie sich therapieren. Ansprechpartner ist zunächst der Hausarzt und im weiteren Schritt ein Psychiater beziehungsweise Psychotherapeut. Medikamentös lässt sich eine Zwangsstörung behandeln, es gibt jedoch nicht das eine psychopharmazeutische Medikament.
Der Umgang mit Angstsituationen wird geübt und gemeinsam erlernt, wie belastende Lebensereignisse verarbeitet werden können. Im Umfeld des Patienten werden weiterhin Konfrontationsbehandlungen durchgeführt. Die soziale Kompetenz des Betroffenen wird gestärkt und er arbeitet mit dem Therapeuten an den Auslösern der Zwangsstörung. Es wird nicht nur der Zwang im engeren Sinn behandelt. Auch werden die Möglichkeiten des Patienten vielfältig erweitert, mit seiner Lebenssituation besser und angepasster umgehen zu können.
Vorbeugung
Eine Zwangsstörung entsteht für den Betroffenen relativ unerwartet. Es besteht keine direkte Möglichkeit, ihr vorzubeugen.
Quellen
- Payk, T.: Checkliste Psychiatrie und Psychotherapie. Thieme, Stuttgart 2013
- Dilling, H. & Freyberger, H.J.: Taschenführer zur ICD-10-Klassifikation psychischer Störungen, Huber Verlag, 6. Auflage 2012
- Tölle, R., Windgassen, K.: Psychiatrie. Springer, Berlin 2014

Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
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