Anus praeter

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Anus praeter, häufiger Enterostoma oder Stoma, ist ein künstlicher Darmausgang. Dabei wird unterschieden zwischen der Stelle des Darms, der für die Anlage eines Anus praeter genutzt wird.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Anus praeter?

Als Anus praeter wird ein künstlicher Darmausgang bezeichnet. Bekannter ist er als Stoma, dabei wird unterschieden zwischen Colostoma und Ileostoma. Ersterer wird mit Dick- oder Blinddarm geformt, letzterer mit dem Dünndarm. Der Anus praeter wird zur Ausleitung von Ausscheidungen herbeigeführt, meistens bei Darmkrebspatienten nach Entfernung des Tumors.

Der Anus praeter erlaubt die Heilung des Darms, anschließend kann das Stoma zurückgebildet und der Darm neu zusammengefügt werden. Weitere Indikationen für den Anus praeter sind chronische Erkrankungen wie Morbus Crohn oder Divertikulitis, angeborene Organfehlbildungen oder Unfälle.

Der Anus praeter wird rund um die Uhr mit einer Stomaversorgung ausgestattet, die ein- oder zweiteilig ist und den künstlichen Darmausgang vor Infektionen schützt sowie Ausscheidungen auffängt. Diese sind mit einem Anus praeter nicht mehr kontrollierbar. Unter anderem deswegen können Stomaträger als Schwerbehinderte gelten und erhalten den Schwerbehindertenausweis.

Ein künstlicher Darmausgang dient dazu, die Ausscheidung bei vorübergehenden oder dauerhaften Schädigungen des Darms zu entlasten. Um die Platte mit der Austrittsstelle des Darms wird ein Stomabeutel gelegt, der die Ausscheidungen sammelt.

Anwendung und Funktion

Am häufigsten wird der Anus praeter zur Schonung des Darms nach operativer Tumorentfernung gesetzt. Dadurch kann der Darm über mehrere Monate abheilen, das Stoma kann anschließend rückverlegt werden. Patienten mit chronischer Darmentzündung (Morbus Crohn) profitieren dauerhaft von einem Anus praeter, da dadurch die komplizierte natürliche Ausscheidung für sie vereinfacht wird.

Ebenfalls notwendig werden kann der Anus praeter bei Krankheitsbildern wie Divertikulitis oder Familiäre Adenomatöse Polyposis (FAP). Seltenere Indikationen für den Anus praeter sind Unfälle und Verletzungen, die den Darm so stark in Mitleidenschaft gezogen haben, dass er zur Heilung Zeit und Schonung braucht.

Bei der Schaffung eines Anus praeter geht es immer um die zeitweise oder dauerhafte Entlastung eines Darmabschnittes zu Heilungs- oder Behandlungszwecken.

Methoden und Verfahren

Die Art der Anlage eines Anus praeter hängt davon ab, welche Stelle des Darms betroffen ist und ob eine Rückverlegung geplant ist. Diese kann grundsätzlich erst 6 Monate nach Anlage des Anus praeter durchgeführt werden. Ein endständiges Stoma kommt bei Betroffenheit von Dick- und Mastdarm in Frage, dabei wird das verbleibende Ende des Darms fest verschlossen und der Anus praeter ist meist dauerhaft.

Beim doppelläufigen Stoma sind zwei Darmausgänge zu erkennen, einer kommt vom Magen und der andere bildet den Rest des Darms in Richtung After. Hierbei ist meist der Dünndarm betroffen und die Rückverlegung des Anus praeter ist geplant. Er schützt einen abheilenden Darmabschnitt oder schont besonders heikle Nähte, daher kann das doppelläufige Stoma oft nach wenigen Wochen rückverlegt werden.

Weiterhin wird zwischen permanentem und temporärem Anus praeter unterschieden, unabhängig von der Darmstelle.

Was muss der Patient beachten?

Ein Anus praeter bedeutet für den Patienten eine einschneidende Umstellung. Am besten wird er deswegen schon Wochen vor dem Eingriff durch eine Stomafachkraft beraten. Im Anschluss an die OP muss der Umgang mit der Stomaversorgung erlernt werden, die ein- und zweiteilig vorkommt.

Dabei gibt es eine schützende Platte für den Anus praeter, die direkt auf dem Bauch aufliegt, sowie einen Beutel, der entweder fest an der Schutzplatte angebracht ist und mit ihr gewechselt wird oder von ihr abgetrennt werden kann.

Duschen und baden kann der Stomapatient grundsätzlich ohne Stomaversorgung. Da der Patient den Anus praeter sehen kann, kann die Nachsorge in der ersten Zeit belastend für ihn sein. Umso wichtiger ist eine ausreichende Betreuung des Patienten, die ihm die hygienische Versorgung des Anus praeter aufzeigt.

Ablauf und Durchführung

Die Anlage eines Anus praeter geschieht operativ und unter Vollnarkose. Da er meist als Maßnahme im Zuge der Krebsbehandlung angelegt wird, wird bei der Operation gleichzeitig der Tumor so weit wie möglich entfernt.

Vorab wird mit dem Patienten gemeinsam die richtige Lage des Anus praeter bestimmt: der Beutel darf später nicht zu hoch und nicht zu tief hängen, das Stoma darf auch nicht in einer Körperfalte sitzen. Die Auswirkungen auf den Alltag des Patienten wären sonst zu einschränkend.

Abhängig von betroffenem Darmabschnitt und Rückverlegung wird der Anus praeter entweder so angelegt, dass er wieder rückverlegt werden kann, oder aber er ist permanent und das übrige Darmende zum After wird fest verschlossen.

Eigenleistung oder Krankenkasse - wer trägt die Kosten?

Die Anlage eines Anus praeter geschieht zur Behandlung ernster Erkrankungen, deswegen wird die Operation von der Krankenkasse vollständig übernommen. Auch die grundlegende Stomaversorgung wird von der Krankenkasse auf Rezept des Arztes hin übernommen. Sollte der Patient eine andere, teurere oder mehr Stomaversorgungsprodukte brauchen, muss das medizinisch begründbar sein, andernfalls trägt er die Mehrkosten für die Stomaversorgung selbst.

Weiterhin gibt es Hilfsmittel für den Wechsel der Stomaversorgung, die nicht von jeder Krankenkasse getragen werden. Dies sind beispielsweise Mullbinden zur Reinigung, Hautschutzprodukte oder Kleberlösungsmittel für die Schutzplatte am Bauch.


Risiken, Gefahren und Komplikationen

Bei der Anlage des Anus praeter besteht das Risiko der Verletzung der umliegenden Organe. Später undicht werdende Nähte am Darm können auch nach der Anlage des Anus praeter einreißen und zu Komplikationen führen. Das Risiko wird erheblich dadurch minimiert, dass der Patient nicht mehr als 10 kg trägt, auch Hernien an der Austrittstelle des Darms lassen sich so vermeiden.

Der aus der Bauchdecke ragende Darm kann sich in den Bauchraum zurückziehen (Retraktion) oder zu weit hervorragen (Prolaps), sodass eine Neupositionierung notwendig wird. Gefährlich ist die Stenose, bei der Stoffwechselprodukte nicht mehr ausgeschieden werden können; häufig leidet der Anus praeter-Patient nur an Bauchschmerzen und erkennt die Stenose zu spät.

Ernsthafte Blutungen des Anus praeter können auf eine Nekrose hindeuten, die zu den selteneren Komplikationen gehört. Vorsicht ist in der Umgebung des Anus praeter mit Rasierern und scharfen Gegenständen geboten, da das Stoma nicht schmerzempfindlich ist und Verletzungen nicht bemerkt würden.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Siewert, J., Rothmund, M., Schumpelick, V.: Praxis der Viszeralchirurgie: Gastroenterologische Chirurgie. Springer, Berlin 2011

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021

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