Zeugungsfähigkeit - Ein Spermiogramm gibt Aufschluss
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 21. November 2020Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Wenn ein Paar trotz regelmäßigem Geschlechtsverkehrs ungewollt kinderlos bleibt, kann es u. a. an einer eingeschränkten Zeugungsfähigkeit des Mannes liegen. Ein Spermiogramm kann Aufschluss über die Spermaqualität eines Mannes geben.
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Was ist ein Spermiogramm?
Als Spermiogramm wird die Auswertung einer Untersuchung des männlichen Ejakulats nach einem Samenerguss bezeichnet. Es gibt Aufschluss über die Spermaqualität und Zeugungsfähigkeit eines Mannes. Der Arzt untersucht dabei das zuvor durch Masturbation gewonnene Ejakulat nach einem standardisierten Verfahren durch Inaugenscheinnahme und anschließend unter dem Mikroskop und prüft dabei, ob ausreichend Spermien vorhanden sind und ob sie richtig geformt und gut beweglich sind.
Ist dies nicht der Fall, ist die Zeugungsfähigkeit beim Mann eingeschränkt. Nach den Richtlinien der WHO (World Health Organisation) sollte ein Spermiogramm mindestens 15 Mio. Spermien pro ml aufweisen, auch wenn letztlich nur eine Samenzelle zur Befruchtung benötigt wird.
Wann wird ein Spermiogramm durchgeführt?
Es ist zudem die einzige Methode, die Antikörper im Ejakulat nachweisen kann, die die Zeugungsfähigkeit einschränken können.
Darüber hinaus dient ein Spermiogramm auch der Erfolgskontrolle einer Vasektomie. Nur, wenn im Ejakulat keine Spermien mehr vorhanden sind, war sie erfolgreich und es ist ein Empfängnisschutz gewährleistet. Sind noch Spermien vorhanden, bleibt der Mann auch nach einer Vasektomie mit Einschränkungen zeugungsfähig.
Untersuchungsmethoden
Zur Erstellung eines Spermiogramms wird das männliche Sperma vom Urologen zunächst mit bloßem Auge begutachtet nach Volumen, Farbe und Geruch. Das Volumen des Ejakulats nach einem Samenerguss sollte 2 bis 7 ml nicht unterschreiten. Bei einer zu geringen Ejakulatmenge kann das Samenblasensekret fehlen, aus dem das Sperma normalerweise zu 2/3 besteht.
Anschließend folgt eine mikroskopische Untersuchung, bei der die Anzahl, Konzentration, Vitalität und Beweglichkeit der Spermien begutachtet wird und geprüft wird, in welcher Zeit sich das Ejakulat verflüssigt. Wichtig für die Beurteilung des Spermiogramms ist auch das Aussehen der Spermien. Die Kopfform sollte oval sein und sie sollten ein Mittelstück und einen Schwanz haben. Eine veränderte Form kann auf Krankheiten hinweisen.
Was muss der Patient beachten?
Um für die Untersuchung eine gute Spermaqualität zu erreichen, wird dem Mann empfohlen, vor der Untersuchung zwischen 3 und 5 Tagen keinen Geschlechtsverkehr zu haben, weil die Qualität des Spermas mit der Häufigkeit eines Samenergusses nachlässt und das Ergebnis verfälschen kann. Für die Untersuchung sollte das Sperma frisch sein. Deshalb wird es in der Regel durch Masturbation in einer ärztlichen Praxis oder gewonnen und im Anschluss direkt untersucht.
Ist die Spermagewinnung in der Praxis dem Mann zu unangenehm ist und verursacht Blockaden, dann hat er auch die Möglichkeit, eine Probe kurze Zeit nach dem Samenerguss zu Hause in einem sterilen Gefäß in der Praxis abzugeben, das er vorher von der Praxis ausgehändigt bekommt.
Sollte das Spermiogramm Auffälligkeiten zeigen, kann nach mindestens 7 Tagen Wartezeit ein weiteres Spermiogramm durchgeführt werden. Denn Stress, Alkoholkonsum oder Rauchen können vorübergehend die Qualität der Spermien einschränken, ohne dass ein Mann zeugungsunfähig ist.
Durchführung - Wie läuft die Untersuchung ab?
Für die Durchführung der Spermienuntersuchung kommt der Mann in der Regel in die Arztpraxis und wird dort in einen ruhigen, abgeschirmten Raum geführt, um durch Masturbation einen Samenerguss herbeizuführen. Die Untersuchung des Ejakulats erfolgt kurz nach der Abgabe der Spermaprobe. Vielen Männern ist diese Prozedur in einer Praxis unangenehm und sie bevorzugen sie zu Hause. Auch das ist möglich, wenn die Probe danach schnell in der Praxis abgegeben werden kann und zwischendurch angemessen aufbewahrt wird.
Bei der Untersuchung des Ejakulats wird zunächst die Beschaffenheit und Farbe des Spermas in Augenschein genommen und der Geruch geprüft. Es sollte milchig-weiß aussehen und einen kastanienblütenartigen Geruch haben. Der ph-Wert sollte zwischen 7,2 und 7,8 liegen. Unter dem Mikroskop wird anschließend genauer untersucht, ob die Spermien richtig geformt sind und in ausreichender Menge, Konzentration und Beweglichkeit vorhanden sind. Alle diese Faktoren haben einen Einfluss auf die Zeugungsfähigkeit.
Gibt es in verschiedenen Bereichen Einschränkungen,dann liegt ein OAT-Syndrom vor, eine eingeschränkte Zeugungsfähigkeit. Der Ablauf einer Spermiogramm-Untersuchung ist von der WHO standardmäßig festgelegt. Mit einem erweiterten Spermiogramm kann zusätzlich geprüft werden, ob das Ejakulat Zink enthält. Dieses wird aber nur bei Bedarf durchgeführt.
Eigenleistung oder Krankenkasse - Wer übernimmt die Kosten?
Wer einen Kinderwunsch hat und deshalb das Sperma untersuchen lassen möchte, sollte sich die medizinische Notwendigkeit vom Arzt bescheinigen lassen, um sie bei der Krankenkasse glaubhaft nachzuweisen. Dann werden in der Regel auch die Kosten übernommen.
Risiken und Komplikationen
Ein Spermiogramm ist eine Untersuchungsmethode ohne Risiken und Nebenwirkungen. Das einzig Unangenehme für die meisten Männer ist, dass sie in einer Arztpraxis masturbieren müssen, um eine Spermaprobe abgeben zu können. Hier kann es hilfreich sein, sich klar zu machen, dass Ärzte und Praxispersonal tagtäglich mit diesen Untersuchungen zu tun haben und entsprechend sensibel damit umgehen. Die Auswertung eines Spermiogramms kann zu psychischen Problemen führen, wenn der Mann erfährt, dass die Ursache für den unerfüllten Kinderwunsch bei ihm liegt. Sollten keine Maßnahmen zur Verbesserung der Spermaqualität helfen, kann ein Spermiogramm den Ausgangspunkt für eine künstliche Befruchtung bilden.
Quellen
- Gasser, T.: Basiswissen Urologie. Springer, Berlin 2015
- Hofmann, R., (Hrsg.): Endoskopische Urologie. Springer, Berlin 2009
- Schmelz, H.-U. et al.: Facharztwissen Urologie, Springer Verlag, 2014
- Jocham, D. & Miller, K.: Praxis der Urologie, Georg Thieme Verlag, 2007
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 21. November 2020
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