Wärmetherapie (Wärmebehandlung)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. September 2018
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Schon seit Jahrhunderten wird die Wärmetherapie für ihre heilende Wirkung in der Naturheilkunde geschätzt. Auch bei der Selbstbehandlung kommt Wärme bei unterschiedlichen Beschwerden zum Einsatz, denn Wärme hat eine wohltuende, entspannende und krampflösende Wirkung. Dadurch wird die Versorgung der Zellen mit Sauerstoff verbessert und der Stoffwechsel angeregt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Wärmetherapie?

Wärmetherapie: Die Tiefenwärme einer Rotlichtlampe lindert die Beschwerden bei Erkältungsbeschwerden (Nasennebenhöhlenentzündung).

Bei der Wärmetherapie handelt es sich um ein Verfahren der Thermotherapie, die der Gruppe der physikalischen Therapien zugeordnet wird. Es wird sich dabei die Reaktion von Haut, Unterhaut und tieferen Geweben auf die Einwirkung von Wärme zunutze gemacht. Die äußerliche Anwendung der Wärme erfolgt dabei durch Leitung, Konvektion oder auch Strahlung über bestimmte Wärmeträger.

Funktion und Wirkung

Zunächst dient die Wärmetherapie der Schmerzlinderung. Sie verbessert allerdings auch die Durchblutung und kann so den Stoffwechsel anregen. Der Sauerstofftransport im erwärmten Gewebe wird erhöht, die Nährstoffaufnahme wird verbessert und der Abbau von Schlacken und Giften wird gesteigert. Die Immunabwehr lässt sich durch den Anstieg der Temperatur im Gewebe positiv beeinflussen.

Die Anwendung der Wärmetherapie erfolgt immer nur an bestimmten Stellen, also mit lokaler Begrenzung (z. B. auf bestimmten Muskeln und Muskelgruppen, an Gelenken oder auch auf Organen). Es kommt zu einer Erweiterung der Gefäße. Muskeln können sich besser entspannen und durch die Nerven wird die Wärme ins Schmerzzentrum geleitet, wo bestimmte chemische Prozesse das Schmerzempfinden reduzieren.

Wann führt man eine Wärmetherapie durch?

Die Wärmetherapie wird vom Arzt meist bei chronischen Erkrankungen des Bewegungs- und Stützapparates – meist in Kombination mit Massagen – verordnet.

Auch Arthrosen der Gelenke sowie der Wirkbelsäure und muskuläre Verspannungen, chronische Entzündungen der Gelenke, die entzündlich-rheumatische Wirbelsäulenerkrankung Morbus Bechterew sind klasse Anwendungsbereiche.

Weitere Indikationen für die Anwendung einer Wärmebehandlung sind allgemeine Erregbarkeit, Bluthochdruck, degenerative Prozesse, Verkürzungen der Muskeln, postakute Zustände nach Operationen oder auch Traumata des Bewegungsapparates, Reizzustände im Bereich des Magen-Darm-Trakts oder des Urogenitaltrakts (z.B. Harnwegs- oder Blasenentzündungen, Unterleibsschmerzen während der Menstruation) oder auch die allgemeine Schmerzlinderung.

Auch bei der Wundheilung kann Wärme hilfreich sein. Ebenso ist Wärme angezeigt bei chronischen Entzündungen der Atemwege und bei fieberhaften Infekten.

In der Krebstherapie kommt die Hyperthermie (Erwärmung des gesamten Körpers) unter ärztlicher Kontrolle zum Einsatz, wo sie die Wirkung von Bestrahlung und Chemotherapie verstärken und die Prognose der jeweiligen Krebserkrankung unter Umständen auch verbessern kann.

Beschwerden & Krankheiten

  • Muskelbeschwerden

Welche Formen der Wärmetherapie gibt es?

Ein warmes oder auch heißes Bad in Form von Teil- oder Vollbädern sowie Wickel, Umschläge und Wärmflaschen sind die wohl häufigsten Anwendungsformen der Wärmetherapie. Auch die so genannte „heiße Rolle“ (Baumwollhandtuch in heißes Wasser getränkt und mit Frottiertüchern umwickelt) ist eine übliche und vor allem für die Selbstbehandlung gängige Möglichkeit der Wärmezufuhr.

So genannte Peloide aus organischen oder mineralischen Substanzen (z. B. Heilerde, Lehm, Moor, Schlamm, Fango) können die Wärmewirkung noch verbessern. Die Wärme wird so länger gehalten und dem Körper optimal angepasst. Auch heiße Körnerkissen, Zwiebel- und Kartoffelwickel sowie Heublumensäcken sind gute Wärmeleiter. Auch das Paraffinbad, welches für die Hände geeignet ist, kommt als Behandlungsmethode in Frage.

Weitere Möglichkeiten der Wärmezufuhr sind die Verwendung von Heißluft oder heißem Dampf (Sauna), Wärmestrahler, Heizkissen und die Nutzung von Warmluft. Die Entfaltung der Wirkweise ist sehr ähnlich, es kommt zu einer Überwärmung des Gewebes und einer Erweiterung der Blutgefäße mit anschließender Entspannung.

Wird die Wärmetherapie als ganzheitliche Erwärmung des Körpers vorgenommen (z. B. in der Sauna, in einer Schwitzhütte oder in einem Überwärmungsbad), wird durch den Anstieg der Körpertemperatur das Immunsystem stark aktiviert und Krankheitskeime können besser abgetötet werden.

Doch auch moderne Wärmeanwendungen wie Ultraschall- oder Hochfrequenztherapie sind möglich. Bei beiden Verfahren werden ganz gezielt bestimmte Körpergewebe erwärmt. Die Ganzkörperbestrahlung in der Rotlichtkabine ist ebenfalls eine Option, welche vor allem zur Linderung von Muskel- und Gelenkschmerzen sowie zur Steigerung der Abwehrkräfte zum Einsatz kommt.

Wer übernimmt die Kosten?

Wird eine Behandlung mit Wärme als unterstützende Maßnahme im Rahmen einer physiotherapeutischen Behandlung von einem Arzt verordnet, dann werden die Kosten dafür von der gesetzlichen Krankenversicherung übernommen. Wer die Wärmebehandlung ohne direkte medizinische Indikation nutzen möchte, trägt die Kosten dafür selbst.


Risiken und Komplikationen

Die Wärmetherapie ist nicht gänzlich gefahrenlos. So kann es bei zu viel Wärme unter Umständen zu Verbrennungen kommen. Das kann vor allem dann passieren, wenn die Wärmequelle vor der Anwendung zu sehr aufgeheizt wird oder sich eine Wärmelampe sehr nah an der zu behandelnden Hautstelle befindet.

Erfolgt eine Infrarotbehandlung im Gesichtsbereich ohne Verwendung einer Schutzbrille, dann sind auch Verletzungen der Augen nicht ausgeschlossen. Das bloße Schließen der Augen ist hier nicht ausreichend, denn die Wärme dringt deutlich tiefer ein und die Augenlieder sind dafür nicht dick genug.

Kontraindiziert sind Wärmebehandlungen unter anderem bei akuten entzündlichen Vorgängen, bei Fieber, bei Infektionen, bei Dyspnoe (Atemnot, Kurzatmigkeit), bei akuten Entzündungen der Gelenke, bei einer Störung des Lymphabflusses, bei schweren arteriellen Störungen der Durchblutung, bei Herzinsuffizienz, bei Hypotonie (zu niedrigem Blutdruck) sowie bei Blutungen und Verletzungen im Allgemeinen. In diesen Fällen kann es zu einer Verstärkung der Symptome kommen. Auf die Anwendung von Wärme im Bereich der Beine sowie auf Saunagänge sollte zudem verzichtet werden, wenn Venenprobleme vorliegen.

Da vor allem bei Wärmebehandlungen des ganzen Körpers der Kreislauf überlastet werden kann, sollten bei den ersten Anzeichen von Unwohlsein kühlende Maßnahmen durchgeführt werden. Unter Umständen kann es bei dieser Form der Wärmetherapie zudem zu Unverträglichkeitsreaktionen wie Kopfschmerzen, Brechreiz und schlimmstenfalls auch Ohnmacht kommen.

Auch Diabetiker sollten die Wärmetherapie mit Vorsicht genießen. Durch die Erkrankung kann das Temperaturempfinden zeitweise eingeschränkt sein und eine übermäßige Wärmezufuhr kann unerwünschte Rötungen oder eben auch Verbrennungen mit sich bringen. Patienten mit Diabetes mellitus sollten deshalb vor einer Wärmetherapie mit ihrem Arzt sprechen.

Weiterhin sind einige Formen der Wärmetherapie für bestimmte Personenkreise ungeeignet und auch gesundheitsgefährdend. So sollten Patienten mit Implantaten aus Metall oder auch Herzschrittmachern von Anwendungen mit Ultraschall oder Hochfrequenz absehen. Auch in der Schwangerschaft sollten beide Wärmetherapie-Formen nicht zum Einsatz kommen. Nicht indiziert sind Wärmebehandlungen zudem bei Epileptikern sowie bei Tuberkulose-Patienten.

Zur Vermeidung möglicher Komplikationen durch die Wärmetherapie sollten dem behandelnden Hausarzt keine Vorerkrankungen verschwiegen werden.

Quellen

  • Heisel, J.: Physikalische Medizin - Praxiswissen Halte- und Bewegungsorgane, Georg Thieme Verlag, 1.Auflage, 2005
  • Wülker N. Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme Verlag. 2. Auflage 2010.
  • Mayer, C. et Siems, W.: 100 Krankheitsbilder in der Physiotherapie, Springer Medizin Verlag, 1.Auflage, 2011
  • Imhoff, A.B. et al.: Checkliste Orthopädie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2014

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 26. September 2018

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