Sitzunruhe (Akathisie)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Sitzunruhe (Akathisie) bezeichnet eine extrapyramidale Hyperkinesie. Betroffene leiden unter einer motorischen Unruhe. Diese kann sich derart ausprägen, dass sie zur Unfähigkeit führt, still sitzen zu können.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Sitzunruhe (Akathisie)?

Die Sitzunruhe (Akathisie) zählt zu den Dyskinesien. Sie bezeichnet einen häufig durch Medikamente, insbesondere Neuroleptika, oder die Parkinson-Krankheit ausgelösten Drang, der zu periodischen Bewegungen und einer allgemeinen motorischen Unruhe führt. Der tschechische Neuropsychiater Ladislav Haškovec prägte den Begriff 1901. Oftmals besteht die Unfähigkeit in einer Körperhaltung zu verharren.

Bei der Akathisie wird zwischen einer akuten, chronischen und tardiven Form unterschieden. Eine sogenannte Pseudoakathisie liegt dann vor, wenn ein Patient keine Beschwerden verspürt, aber eine entsprechende Symptomatik aufweist. Die Übergänge zu anderen motorischen Störungen, etwa dem Restless Legs Syndrom, sind allein ausgehend von den Symptomen oft nicht trennscharf zu bestimmen. Die Akathisie tritt häufig in Folge einer Neuroleptika-Therapie verursacht und kann sich in motorischer Unruhe des Gesichtes oder von Armen und Beinen äußern.

Ursachen

Auslöser für die Sitzunruhe sind besonders Medikamente wie Neuroleptika, Antiemetika und Dopaminagonisten. Sie kann jedoch auch auf eine Parkinsonerkrankung zurückzuführen sein. Werden keine Medikamente eingenommen, sollte daher auf jeden Fall dieser Möglichkeit auf den Grund gegangen werden. Generell sind die Ursachen der Sitzunruhe im motorischen Teil des Zentralen Nervensystems zu verordnen. Medikamente wie Neuroleptika greifen beabsichtigt ins dopaminerge System des Zentralen Nervensystems ein – eine Sitzunruhe kann entsprechend auf eine zu hohe Hauptwirkung zurückzuführen sein.

Antiemetika, die etwa zur Unterdrückung von Übelkeit und Erbrechen die Dopamin-Rezeptoren im Zentralen Nervensystem erreichen, können unbeabsichtigt eine Akathisie auslösen. Sie wirken unspezifisch. Ausgelöste Dyskinesien und Akathisien sind somit mögliche Nebenwirkungen von Antiemtika.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome der Sitzunruhe (Akathisie):

  • Bewegungsdrang

Typische Symptome der Akathisie sind innere Unruhe und ein ständiger Bewegungsdrang. Dieser wird auffällig, wenn das Bewegungsbedürfnis nicht bezwungen werden kann. Betroffene können keine Körperhaltung für längere Zeit beibehalten. Die Akathisie ist subjektiv innerlich quälend. Entgegen der Bezeichnung als „Sitzunruhe“ ist nicht nur das Sitzen, sondern auch still stehen, liegen oder schlafen betroffen. Dies kann in einem fortgeschrittenen Stadium dazu führen, dass schlafen unmöglich wird.

Die Akathisie besitzt oft fließende Übergänge zu anderen Dys- oder Hyperkinesien, die sich in einem Übermaß an Bewegung und Bewegungsdrang äußern. Trotz Ähnlichkeiten zum Restless-Legs-Sydrom, das einen übermäßigen Bewegungsdrang der Beine bezeichnet, sind dennoch Unterschiede festzustellen. Etwa bestehen beim Restless-Legs-Syndrom in der Regel Missempfindungen in den Beinen, die zu einem ständigen Bewegungsdrang führen. Ein derartiges Missempfinden besteht bei der Akathisie normalerweise nicht.

Von der Akathisie Betroffene führen unbewusste oder durch ihren Willen nicht verhinderbare regelmäßige und sich wiederholende Bewegungen mit ihren Körperextremitäten oder etwa der Gesichtsmuskulatur aus. Der Bewegungsdrang wird dadurch aber nur sehr kurz befriedigt. Es kommt daher häufig zu Entlastungshandlungen, die möglicherweise nicht gleich als unbedingt auffällig erkannt werden. Dazu zählen häufiges Umherlaufen, abwechselndes Beinekreuzen oder ständige Gewichtsverlagerungen.

Diagnose

Entsprechend der möglichen Ursachen ist vor allem der Nachvollzug und die Überprüfung der Medikamentengeschichte des Betroffenen von Bedeutungen – die Medikamentenanamese. Es muss also geprüft werden, ob eine mögliche unbeabsichtige Haupt- oder Nebenwirkung von Neuroleptika oder Antiemtika vorliegt. Nimmt der Betroffene keines der Medikamente ein, so muss nach weiteren neurologischen Symptomen und Krankheitsbildern gesucht werden.

Die Diagnose der Akathisie kann nur rein äußerlich und anhand der Umstände gestellt werden. Es ist daher hilfreich, sich ausführlich die eigenen Symptome und Empfindungen zu notieren und diese dem Arzt mitzuteilen.

Behandlung und Therapie

Dadurch, dass die Sitzunruhe häufig als eine der frühen Nebenwirkungen einer Therapie mit Neuroleptika oder Aniemetika auftritt, kann diese bei entsprechend rechtzeitiger Erkennung in diesen Fällen durch ein Absetzen des Medikamentes erfolgreich beendet werden. Die Sitzunruhe ist in diesem frühen Stadium oft ungefährlich. Die Absetzung des Medikamentes oder auch eine entsprechende Neudosierung sind entsprechend die wirksamste Behandlung.

Gefährlicher sind spät auftretende Dyskinesien, die Wochen oder Monate nach der Einnahme des Medikamentes auftreten und oft irreversibel sind. In akuten Fällen kann die Behandlung einer Akathisie mit Betablockern erfolgen, die zu einer Beruhigung des gesamten Körpers führen können. Zusätzlich wird häufig ein Anticholinergikum eingesetzt.

Die tardive Form der Sitzunruhe ist nur sehr schwer therapierbar. Bei dieser sogenannten Spätdyskinesie werden Unruhe-Beschwerden oftmals stärker. Sie treten zudem oft erst Jahre nach der ersten Medikamenteneinnahme auf. Diese kommt heute nicht mehr ganz zu häufig vor wie früher, da die Neuroleptika im Vergleich zu früher weiterentwickelt wurden.


Vorbeugung

Da die Akathisie oftmals als Folge von Medikamenten auftritt, kann eine entsprechende Vorbeugung nicht erfolgen – abgesehen von einer sorgfältigen Planung und Kontrolle des Medikamentenkonsums . Wichtig für eine rechtzeitige Diagnose und Behandlung ist es, gerade bei der Einnahme von Neuroleptika und Antiemetika, auf entsprechende Symptome zu achten, diese zu protokollieren und umgehend einen Arzt zu informieren.

Quellen

  • Masuhr K., Masuhr, F., Neumann, M.: Duale Reihe Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Mattle, H., Mumenthaler, M.: Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Payk, T., Brüne, M.: Checkliste Psychiatrie und Psychotherapie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Bewermeyer, H.: Neurologische Differenzialdiagnostik, Schattauer Verlag, 2011

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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