Plasmapherese (Plasmaaustausch)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. November 2020
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei der Plasmapherese (Plasmaaustausch) handelt es sich um eine spezielle Therapiemethode. Dabei wird das Blut des Patienten von verschiedenen negativen (pathogenen) Bestandteilen getrennt und durch eine Substitutionslösung ersetzt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Plasmaapherese?

Bei der Plasmapherese (Plasmaaustausch) werden krankhafte Stoffe vom Blutplasma getrennt. ©Vadim Pipunyrov - shutterstock.com

Im Rahmen einer Plasmapherese kommt es zur Trennung von Blut und unerwünschten Bestandteilen aus therapeutischen Gründen. Zumeist sind diese Komponenten Antikörper, Immunglobuline oder Proteine. Auf diese Weise lässt sich eine Verbesserung der Fließeigenschaften des Blutes erzielen.

In der Medizin wird die Plasmapherese auch als Apherese bezeichnet. Das Verfahren eignet sich zur Behandlung von Störungen des Fettstoffwechsels, der Durchblutung, einer altersbedingten Makuladegeneration oder einem Hörsturz.

Mit dem griechischen Begriff Pherese ist das Entfernen von Bestandteilen des Ganzen gemeint. Bei einer therapeutischen Plasmapherese ersetzen die Mediziner den ausgewählten Blutplasmaanteil durch eine andere Volumenflüssigkeit. Meist handelt es sich dabei um eine Ringerlösung oder physiologische Kochsalzlösung. Ärzte sprechen dann auch von einem therapeutischen Plasmaaustausch.

Eine andere Form stellt die präparative Plasmapherese dar. Bei dieser Methode dient das Blutplasma zur Blutspende. Ein therapeutischer Plasmaersatz ist zu diesem Zweck nicht erforderlich. So werden pro Sitzung 600 Milliliter Plasma entnommen, was eine relativ geringe Belastung für den Spender bedeutet.

Wann ist eine Plasmapherese sinnvoll?

Eine therapeutische Plasmapherese kann sinnvoll sein, wenn bei einem Menschen die Konzentration spezifischer Fette wie LDL-Cholesterin bzw. von Blutgerinnungsfaktoren innerhalb des Blutes erhöht ist. So besteht dadurch das Risiko an einem Schlaganfall oder Herzinfarkt zu erkranken. Grund dafür ist eine Verdickung des Blutes sowie eine Verlangsamung seines Flusses wegen einer Arteriosklerose (Arterienverkalkung). Infolgedessen verringert sich der Sauerstoff im Gewebe.

Durch das Plasmaphereseprinzip können die Stoffe, die dafür verantwortlich sind, aus dem Blut entfernt werden. Dies führt wiederum zu einem verbesserten Fluss des Blutes in den Blutgefäßen. Veränderungen an den zellulären Blutbestandteilen wie Leukozyten (weiße Blutkörperchen), Erythrozyten (rote Blutkörperchen) und Thrombozyten (Blutplättchen) finden im Rahmen der Plasmapherese nicht statt.

Als häufigste Anwendungsgebiete der Plasmapherese gelten die rheumatoide Arthritis, die familiäre Hypercholesterinämie, eine akute Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis), ein Hörsturz sowie eine altersbedingte Makuladegeneration.

Anwendungsgebiete

Welche Apherese-Methoden gibt es?

Von der Erkrankung hängt es ab, welche Apherese-Methode zum Einsatz gelangt. So unterscheiden Mediziner zwischen der LDL-Apherese und der Rheopherese.

LDL-Apherese

Die LDL-Apherese, auch Lipidapherese genannt, gilt als hilfreich zur Therapie von Fettstoffwechselstörungen. Sowohl LDL-Cholesterin als auch Lipoproteine (an Fette gebundene Eiweiße) werden bei diesem Verfahren aus dem Blut entfernt, wodurch es bessere Fließeigenschaften erhält.

HELP-Apherese

Eine Unterform der LDL-Apherese stellt die HELP-Apherese dar, bei der das Blut von LDL-Cholesterin und Fibrinogen gereinigt wird, das wichtig für die Blutgerinnung ist. Nach diesem Vorgang gelangt das Blut wieder zurück in den Organismus. Durchgeführt wird die HELP-Apherese bei einer akuten Entzündung der Bauchspeicheldrüse oder nach einem Hörsturz.

Doppelfiltrations-Plasmapherese

Eine andere Variante bildet die Doppelfiltrations-Plasmapherese, bei der weniger Gerinnungsfaktoren abgezogen werden als bei einer HELP-Apherese. Zur Entfernung von bestimmten Antikörpern dient die Immunapherese. Sie kommt zur Therapie von Autoimmunkrankheiten wie einer rheumatoiden Arthritis zur Anwendung.

Rheopherese

Eine Rheopherese wird zur Behandlung von Durchblutungsstörungen eingesetzt. Die Methode trägt auch die Bezeichnung Rheofiltration und verbessert die Mikrozirkulation. Gemeint ist damit der Austausch von Blut zwischen Gewebe und Blutgefäßen. Das Verfahren gilt als sinnvoll zur Therapie einer altersbedingten Makuladegeneration, weil sie die Durchblutung der Netzhaut verbessert. Aber auch ein Hörsturz, Tinnitus oder ein diabetischer Fuß lassen sich auf diese Weise behandeln.

Therapieindikationen

Es sind sowohl gesicherte medizinisch-wissenschaftliche Kriterien als auch Therapieindikationen vorhanden, die als fragwürdig gelten:

Gesicherte medizinisch-wissenschaftliche Kriterien

Gesichert ist die Anwendung der Plasmapherese bei der thrombozytopenischen Purpura sowie beim hämolytisch-urämischen Syndrom, um dem Patienten zu mehr Lebensqualität zu verhelfen.

Vermutlich sinnvolle Indikationen

Als vermutlich sinnvolle Indikationen für eine Plasmapherese gelten systemischer Lupus erythematodes, Glomerulopathien sowie bestimmte Erkrankungen der Nieren. Die chronischen Leiden zählen zu den Autoimmunkrankheiten, bei denen sich Antikörper gegen Bestandteile des eigenen Organismus richten.

Fragwürdige Therapieindikatoren

Weitere fragliche Indikationen sind Multiple Sklerose sowie die Hautkrankheit Pemphigus vulgaris.

Was muss der Patient beachten?

Im Vorfeld der Plasmapherese muss der Patient keine besonderen Vorkehrungen treffen. Zu bedenken ist allerdings, dass bei dieser Behandlungsmethode auch Komponenten aus dem Blutplasma unabsichtlich entfernt werden können, bei denen dies nicht erwünscht ist. In welchem Ausmaß und Zeitabstand die Plasmapherese durchgeführt wird, richtet sich nach den jeweiligen Beschwerden.

Ablauf und Durchführung

Bei der Durchführung der Plasmapherese erfolgt in der Regel die Punktierung einer Armvene. Mithilfe von Infusionsschläuchen gelangt das Blut des Patienten in ein Plasmapheresegerät, wo es extrakorporal aufbereitet wird. Je nach Gerätetyp findet die Extraktion des Blutplasmas mit einem Filter oder einer Zentrifuge im Rahmen der Blutentnahme statt. Nach dem Trennen der nicht-zellulären Blutbestandteile kann das gereinigte Blut wieder zurück in den Organismus fließen.

In ein Krankenhaus muss sich der Patient während der Plasmapherese nicht begeben. So wird sie normalerweise stets ambulant durchgeführt. Als Basistherapie dienen meist vier Termine, die jeden zweiten Tag erfolgen. Handelt es sich um schwerere Erkrankungen, kann eine Nachbehandlung notwendig sein. Deren Umfang fällt individuell unterschiedlich aus. Während bei einigen Patienten eine einzige Basisbehandlung ausreicht, müssen sich andere Erkrankte ein Mal im Monat oder mehrmals im Jahr behandeln lassen.


Krankenkasse oder Eigenleistung - wer trägt die Kosten?

Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für eine Plasmapherese in der Regel nicht. Zusammen mit den Materialkosten betragen die Therapiekosten pro Sitzung etwa 500 Euro.

Riskiken und Nebenwirkungen

Die Plasmapherese wird als allgemein gut verträglich eingestuft. Allerdings können bei manchen Patienten unerwünschte Nebenwirkungen auftreten. Dazu gehören blaue Flecken oder Infektionen an der Einstichstelle, Verletzungen der Nerven oder eine Entzündung des punktierten Blutgefäßes.

Weiterhin kann es zu einer Citratreaktion kommen. Das Citrat wird während der Plasmapherese beigemischt, damit das Blut bis zur Rückkehr in den Organismus nicht gerinnen kann.

Mitunter löst das Citrat, das normalerweise rasch wieder abgebaut wird, einen akuten Kalziummangel aus. Dieser macht sich durch Kribbeln an Zunge, Fingern und Fußzehen sowie Frösteln bemerkbar, was dem Arzt umgehend mitzuteilen ist, damit er zusätzliches Kalzium verabreichen kann. Daraufhin gehen die Nebenwirkungen wieder zurück. Im schlimmsten Fall ruft der Kalziummangel auch Herzrhythmusstörungen hervor.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin, Gerd Herold, 1. Auflage, 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Böhm M, Hallek M, Schmiegel W (Hrsg): Innere Medizin, begr. von Classen M, Diehl V, Kochsiek K, 6. Auflage, München Elsevier Urban & Fischer Verlag 2009

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 14. November 2020

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