Narzissmus

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Narzissmus bzw. die narzisstische Persönlichkeitsstörung ist eine psychische Störung bzw. Erkrankung. Vor allem leiden Personen, welche von jener Störung betroffen sind, unter einer sehr stark ausgeprägten Persönlichkeit, welche jedoch nicht anpassungsfähig ist. Ein Narzisst ist selbstverliebt, hat jedoch ein nur geringes Selbstbewusstsein. Des Weiteren sucht der Narzisst immer wieder Anerkennung. Der Narzissmus ist nicht heilbar; es können höchstens die Symptome gelindert werden, sodass ein fast beschwerdefreies Leben möglich ist.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Narzissmus?

Betroffene der narzisstischen Persönlichkeitsstörung wirken auf andere arrogant, selbstverliebt und angeberisch. Im Inneren mangelt es den Betroffenen jedoch an Selbstwertgefühl.

Es war die Sage des Narciss, welche grundlegend für die Namensgebung der psychischen Störung verantwortlich ist. Die Sage erzählt von Narciss, der nur in sein Spiegelbild verliebt war. Aus diesem Grund erkannte er nicht, dass die Nymphe Echo ihn liebte, sodass er diese Liebe auch nicht erwidern konnte. Narciss starb an der Verzweiflung, dass er die einzige Person, die er liebte - also sein Spiegelbild - nicht erreichen konnte.

Die Sage lässt zwar den Schluss zu, dass jeder Narzisst selbstverliebt ist, dennoch kann dies - in dieser Art und Weise - nicht für alle Betroffenen gesagt werden. Denn der Narzisst leidet unter einer sehr komplexen Störung seiner Persönlichkeit, sodass mehrere Symptome auftreten können. Viele Personen leiden etwa der Tatsache, dass sie ihre eigene Person nicht wollen und ein sehr geringes Selbstbewusstsein haben. Jedoch ist dieser Prozess nur nach innen gekehrt. Nach außen wirkt der Betroffene übertrieben selbstbewusst und arrogant. Der Betroffene vermittelt das Gefühl, dass nur er wichtig ist.

Ursachen

Der Narzissmus ist eine klassische Störung der Persönlichkeit. In vielen Teilen ist der Narzissmus mit der sogenannten Borderline-Krankheit vergleichbar. Jedoch unterscheidet sich der Narzissmus in wesentlichen Punkten zu Borderline. Der Narzisst weist eine gute Impulskontrolle auf und leidet nur in wenigen Fällen unter einer selbstzerstörerischen Verhaltens- wie Lebensweise. Die Ähnlichkeit liegt vielmehr in der Ursache der Erkrankung. Denn - wie bei Borderline - entsteht die Störung bereits im frühkindlichen Stadium.

Vor allem auf Grund der Tatsache, dass die elterliche Zuwendung entweder übertrieben oder unzureichend ist. Vorwiegend werden jene Erlebnisse, die mitunter traumatisch für das Kind sind, erst im Erwachsenenalter verarbeitet. Der Betroffene sucht daher Anerkennung, welche mit einem enormen Leistungszwang verbunden ist. Viele Betroffene sind sich ihrer Art und ihrem Vorgehen jedoch nicht bewusst. Von einer absichtlichen Handlung des Betroffenen kann daher nicht gesprochen werden.

Wann zum Arzt?

Narzissmus ist eine Persönlichkeitsstörung, die graduell verläuft. Ist die Symptomatik stärker ausgeprägt, ist es ratsam, einen Psychotherapeuten aufzusuchen. Kennzeichnend für Narzissmus ist eine verminderte Empathiefähigkeit, die es Betroffenen schwer macht, sich in andere Menschen hineinzuversetzen und in deren emotionale Bedürfnisse wahrzunehmen. Dadurch ist es für Narzissten sehr schwer, authentische Beziehungen zum Partner oder zu den eigenen Kindern und zu Freunden aufzubauen. Einsamkeitsgefühle können zunehmen und die Lebensqualität des Betroffenen immer weiter einschränken, was zu einer Verschlimmerung der Störung führen kann, den Leidensdruck erhöht und das Aufsuchen eines Psychotherapeuten anzuraten ist.

Ein weiteres Kriterium ist die Unfähigkeit, bedingungslose Liebe zu empfinden. Liebe ist immer an Bedingungen geknüpft und daran, ob der Partner, die Kinder oder Freunde für den Betroffenen einen Nutzen haben oder nicht. Sie werden nicht um ihrer selbst willen geliebt, wodurch sich dysfunktionale und toxische soziale Beziehungen ausbilden.

Da mit Narzissmus ebenfalls an Mangel an Selbstreflexion einhergeht, ist es ratsam, sich an einen Therapeuten zu wenden, wenn Betroffene von ihrem Umfeld auf Empathiemangel und dysfunktionale Beziehungs- und Familienstrukturen hingewiesen werden. Ein erfahrener Psychotherapeut überprüft, in wiefern die Symptomatik dem Spektrum der narzisstischen Persönlichkeitsstörung zuzurechnen ist, und bespricht mit dem Betroffenen mögliche therapeutische Maßnahmen.

Symptome und Verlauf

Das klassische Symptom ist die Persönlichkeitsstörung. Es gibt äußere sowie innere Symptome, welche auf den Narzissmus hinweisen. Bei den äußerlichen Symptomen tritt vorwiegend die Selbstüberschätzung des Betroffenen in den Vordergrund. Ebenfalls ist der Patient selbstverliebt, wirkt arrogant und angeberisch und gesteht keine Fehler ein.

Innerlich leidet der Betroffene jedoch unter einem mangelnden Selbstbewusstsein und hat die ständige Angst, dass er kritisiert wird. Mitunter leidet der Patient unter einem Minderwertigkeitskomplex und verfügt über eine mangelnde Sozialkompetenz. Der Narzissmus ist nicht heilbar; es ist aber möglich, dass der Betroffene ein symptomfreies Leben führen kann.

Diagnose

Die Diagnose Narzissmus wird im Rahmen eines Erhebungsmusters gestellt, welche für alle psychischen Störungen gilt. Vorwiegend stellen Ärzte in psychiatrischen Kliniken jene Diagnose. Es gibt jedoch auch Selbsttests, welche im Internet zur Verfügung stehen. Jene Tests müssen aber mit Vorsicht genossen werden. Vorwiegend decken jene Selbstverfahren nur wenige Symptome und Facetten ab. Schlussendlich kann eine ausführliche Untersuchung, ob tatsächlich eine psychische Störung im Rahmen eines Narzissmus vorliegt, mehrere Stunden dauern.

Mitunter folgen persönliche Gespräche, in denen der Therapeut entscheiden muss, ob der Betroffene ein Narzisst ist oder nicht. Im Endeffekt müssen vom Mediziner mehrere Fragebögen ausgefüllt werden, damit dieser eine spezifische Diagnose stellen kann. Dazu zählen etwa die Berücksichtigung der Symptomatik sowie auch eine Beschreibung des Störungsbildes. Nur wenn alle individuellen Faktoren geklärt sind, kann eine Therapie begonnen werden.

Behandlung und Therapie

Vorwiegend beginnt die Behandlung mit psychotherapeutischen Maßnahmen. Der Mediziner achtet vor dem Beginn der Therapie, welcher Schweregrad vorliegt bzw. wie ausgeprägt etwaige Symptome des Betroffenen sind. Des Weiteren werden auch andere Symptome behandelt. Personen, welche unter Narzissmus leiden, haben oftmals auch Depressionen sowie Drogenprobleme bzw. sind drogensüchtig. Der Patient kann - gemeinsam mit dem Mediziner entscheiden - welche Therapie wohl effektiv wirkt.

Dazu ist es wichtig, dass der Patient selbst entscheidet, ob er eine ambulante oder stationäre Therapie bevorzugt. Des Weiteren entscheiden beide Personen im Einvernehmen, ob eine psychoanalytische, tiefenpsychologische oder behavioristische Therapie eingeleitet wird. Eine wesentliche Entscheidungsrolle spielt vor allem die Einschätzung der Therapiebedürftigkeit sowie auch die Stärke der Symptome.

Stellt der Mediziner fest, dass eine stationäre Therapie - auf Grund der Stärke der Symptome - zielführend ist, bringt eine ambulante Behandlung (im Regelfall) sehr wenig bis gar keine positive Veränderung mit sich. Die Suche nach einem geeigneten Mediziner bzw. Therapeuten erweist sich für viele Patienten als äußerst schwer. Vor allem, weil viele Therapeuten mit sehr schweren Persönlichkeitsstörungen überfordert sind und die Betroffenen im Vorfeld abweisen.


Vorbeugung

Eine Vorbeugung ist nicht möglich. Da die Persönlichkeitsstörung bereits im frühkindlichen Alter ausgelöst wird, können nur Eltern darauf achten, dass sie ihr Kind nicht übertrieben lieben bzw. ablehnen, sodass keine dementsprechenden traumatischen Erlebnisse entstehen, die mitunter zu einer Persönlichkeitsstörung führen.

Quellen

  • Payk, T.: Checkliste Psychiatrie und Psychotherapie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Dilling, H. & Freyberger, H.J.: Taschenführer zur ICD-10-Klassifikation psychischer Störungen, Huber Verlag, 6. Auflage 2012
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2012
  • Tölle, R., Windgassen, K.: Psychiatrie. Springer, Berlin 2014

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021

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