Misteltherapie
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. November 2020Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Bei der Misteltherapie handelt es sich um eine komplementäre, das heißt also nicht ersetzende, sondern ergänzende Therapieform gegen alle möglichen Formen von Krebs. Sie wurde von dem österreichischen Anthroposophen Rudolf Steiner um das Jahr 1920 formuliert und von der Ärztin Ita Wegman weiterentwickelt und eingesetzt. Ihre Forderungen bestanden darin, chirurgische Eingriffe auf ein Minimum zu reduzieren und alternative Behandlungsmethoden aufzuzeigen. Bis heute konnte die Misteltherapie die Wissenschaft nicht zur Gänze überzeugen. Dennoch erfreut sie sich bei einigen Onkologen und deren Patienten großer Beliebtheit.
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Was ist eine Misteltherapie?
Unter dem Begriff werden alle Maßnahmen verstanden, die den Extrakt der weißbeerigen Mistel, die als Schmarotzerpflanze auf Nadel- oder Laubbäumen wächst, in der Therapie gegen maligne (bösartige) Tumore nutzen. Der Extrakt wird von Ärzten oder den Patienten regelmäßig subkutan oder direkt in das Tumorgewebe gespritzt. Bestimmten Inhaltsstoffen der Mistelpflanze wird nachgesagt, dass sie toxisch auf das Krebsgewebe wirken beziehungsweise sein Wachstum hemmen können. Außerdem unterstützen Mistelextrakte das psychische Wohlbefinden der Patienten und die Verträglichkeit von Chemotherapien.
Funktion und Anwendung
Die Mistel ist eine der ältesten und am weitesten verbreiteten Heilpflanzen. Seit urdenklicher Zeit wurden ihre magische Wirkung auf Körper und Seele, ja sogar das Schicksal nachgesagt. Keltische Druiden nutzen sie für ihre Zeremonien genauso wie moderne Heilpraktiker. Auch im Aberglauben vieler Völker ist die Mistel fest verankert.
Das Besondere an der Pflanze ist, dass sie nicht im Boden wurzelt und daraus ihre Nährstoffe bezieht, sondern sich in der Krone einer Wirtspflanze festsetzt und sie parasitär nutzt. Aus diesem Grund ist die Zusammensetzung der Wirkstoffe in jeder Mistelpflanze gemäß der Art der Wirtspflanze anders. Weiters wächst eine Mistel nicht wie andere Pflanzen der Sonne entgegen, sondern in alle Himmelsrichtungen und das ganze Jahr über. Aus diesem Grund ist sie auch im Winter als Büschel an Baumkronen leicht zu erkennen und zu ernten.
Die Mistelzweige werden zu allen Jahreszeiten geerntet und extrahiert, wodurch eine wässrige Lösung gewonnen wird. Zunächst wird das Präparat aufgrund möglicher Allergien nur vorsichtig dosiert und unter ärztlicher Aufsicht verabreicht. Nachdem der Arzt grünes Licht gegeben hat, können sich die Patienten den Mistelextrakt selber spritzen.
Durch Injektion dieses Lektins beginnt das Immunsystem des Körpers vermehrt aktiv zu werden und den Tumor zu bekämpfen. Außerdem besitzt die Mistel sogenannte Viscotoxine, die das weitere Wachstum des Tumors verhindern.
Andere, die Psyche beeinflussende Inhaltsstoffe konnten bislang nicht nachgewiesen werden, viele Patienten heben diese jedoch als besonders hilfreich hervor.
Überlegungen im Vorfeld
Bei den ersten Einsätzen in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts war das Ziel noch die Vermeidung von operativen Maßnahmen. Das heißt, die Misteltherapie galt als alternative Behandlungsmethode. Heute ist bekannt, dass ein Großteil der Überlebenschancen bei Krebs von einer gelungenen operativen Entfernung des Tumors abhängt, weshalb die Misteltherapie heute als komplementäre Therapie gesehen wird.
Patienten müssen sich also darüber im Klaren sein, dass sie eine schwerwiegende Entscheidung treffen, sollten sie auf die Schulmedizin verzichten wollen und sich in die Hände reiner Heilpraktiker begeben. Ein verantwortungsvoller Onkologe wird den Wunsch der Patienten nach einer komplementären Misteltherapie jedoch respektieren und sie dahingehend gut beraten.
Ablauf und Durchführung
Eingehende Gespräche mit dem Facharzt des Vertrauens sind bei Beginn der Therapie mit Misteln nötig, um die Art des Extrakts und die Dauer der Therapie zu bestimmen. Diese kann sich von mehreren Monaten über Jahre hinziehen, jedoch immer mit dazwischen liegenden Therapiepausen, um den Körper nicht an die Wirkstoffe der Mistel zu gewöhnen.
Der Arzt injiziert den Extrakt der Mistel – eine bei niedrigen Temperaturen in Ampullen im Kühlschrank verwahrte Flüssigkeit - in die Haut der Patienten oder in den Tumor selbst. Dabei ist ihm ein ganz bestimmtes, erprobtes Therapieschema vorgegeben.
Verläuft der Beginn der Therapie komplikationslos, kann der Patient diese selber fortsetzen, indem er sich den Wirkstoff selber zwei- bis dreimal wöchentlich an wechselnden Stellen in den Bauch oder Oberschenkel (weitgehende Schmerzfreiheit) injiziert. Die Hautrötung an der Einstichstelle sollte 5 cm Durchmesser nicht überschreiten, andernfalls ist eine kleinere Dosierung anzuraten. Die Hautrötung ist erwünscht, da sie anzeigt, dass der Körper die Wirkstoffe der Mistel als Fremdstoffe erkennt und darauf reagiert.
Eine von vielen Patienten favorisierte Einnahme über das Verdauungssystem ist nicht sinnvoll, da die Wirkstoffe – vornehmlich Proteine – durch die Magensäure zerstört werden.
Kostenübernahme durch die Krankenkasse
Die einzelnen Bundesländer verhalten sich dabei unterschiedlich. Die Verordnungen der Krankenkassen verändern sich jedoch gerade im Bereich der Komplementärtherapien schnell, weshalb immer direkt nachgefragt werden sollte.
Ursache für diese Missstände ist hauptsächlich, dass nicht alle Studien die Kriterien der verlangten evidenzbasierten Studien erfüllen, auch wenn sie aufzeigen, dass die Misteltherapie große Erfolge erzielt.
Risiken und Komplikationen
Bei folgenden Krebsarten wurde die Misteltherapie erfolgreich eingesetzt und ihre Wirkung in namhaften Studien eingehend nachgewiesen: Brustkrebs, Lungenkrebs, Darmkrebs, Leukämie, Eierstockkrebs, Lymphom, Melanom und Bauchspeicheldrüsenkrebs.
In erster Linie unterstützt die Mistel die Patienten bei der Chemotherapie, indem sie diese verträglicher macht. Trotzdem besteht eine gewisse Gefahr darin, dass Patienten durch den positiven Effekt der Mistel auf ihre psychische Verfassung zu großen Enthusiasmus entwickeln und ihre Haupttherapie auf schulmedizinischer Basis vernachlässigen.
Einige Patienten entwickeln Allergien auf die Mistelextrakte. In diesem Fall kann das Präparat gewechselt werden oder das Therapieschema geändert. Für manche Patienten ist die Mistel aufgrund ihrer Allergieanfälligkeit nicht geeignet.
Quellen
- Hans Konrad Biesalski, Matthias Pirlich, Stephan C. Bischoff, Arved Weimann: Ernährungsmedizin. Thieme, 5. Auflage 2017.
- Bühring, U.: Praxis-Lehrbuch Heilpflanzenkunde. Thieme, 4., überarbeitete Auflage 2014
- Vukovic, L.: 1001 natürliche Hausmittel: für Haus und Garten, Gesundheit und Körperpflege. Dorling Kindersley Deutschland GmbH, 2017.
- Hademar (u.a.) Bankhofer: Das große Buch der Hausmittel. München, 2003.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 26. November 2020
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