Milchzähne

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Milchzähne sind die Vorstufe der bleibenden Zähne eines erwachsenen Menschen. Die ersten Milchzähne brechen um den sechsten Lebensmonat durch das Zahnfleisch des Kindes und fallen ab dem Grundschulalter nacheinander aus, um durch die bleibenden Zähne ersetzt zu werden.

Inhaltsverzeichnis

Definition

Das aus Milchzähnen bestehende menschliche "Milchgebiss" besteht aus nur 20 Zähnen. Es handelt sich um Schneide- und Eckzähne sowie einige wenige Backenzähne. Die Milchzähne sind wesentlich kleiner als die späteren bleibenden Zähne und haben nur sehr kleine Wurzeln, da die bleibenden Zähne im Mund von Babys und Kindern gar keinen Platz hätten.

Milchzähne sind etwa im 3. Lebensjahr des Kindes vollständig durchgebrochen, der Durchbruch des ersten Schneidezahns (meistens im Unterkiefer) kann schon ab dem sechsten Monat passieren.

Während dann die Milchzähne in die "Nutzungsphase" übergehen, also die Funktion eines fast vollständigen Gebisses übernehmen, entwickeln sich im Zahnfleisch darunter die Wurzeln der bleibenden Zähne. Sind diese abschließend ausgereift, kommt es zum Ausfall der Milchzähne, die durch die bleibenden Zähne ersetzt werden.

Schneide-, Eck- und Mahlzähne bilden das Milchgebiss. Milchzähne sind Platzhalter für bleibende Zähne.

Anatomie

Die Milchzähne unterscheiden sich zunächst in ihrer Farbe von den Zähnen erwachsener Menschen: während Letztere eher gelblich-weiß sind, sind Milchzähne leicht bläulich-weiß gefärbt. Der Aufbau eines Milchzahns unterscheidet sich je nach Entwicklungsstufe des Milchgebisses stark. Ansonsten sind sie zunächst ähnlich aufgebaut wie ein gewöhnlicher bleibender Zahn.

Sie besitzen außen harten Zahnschmelz, die Schicht ist jedoch viel dünner als bei bleibenden Zähnen. Das Zahnmark von Milchzähnen ist dagegen größer. Sie besitzen außerdem je nach Position im Gebiss eine oder bis zu drei sehr dünne, oft fein verwobene Wurzeln. Die Wurzel eines Milchzahns ist so dünn, da er durch den bleibenden Zahn zuerst aufgelöst ("resorbiert") werden muss, bevor dieser durchbrechen kann.

Ein Milchzahn verfügt wie ein bleibender Zahn über so genannte Dentinkanäle im Zahnbein, die bei Milchzähnen größer sind als bei bleibenden Zähnen. Damit haben Milchzähne ein erhöhtes Risiko, an bakteriellen Infektionen zu erkranken - dieses Risiko erhöht sich auch durch die vergleichsweise dünne Schmelzschicht, die kaum lange Schutz gegen Bakterien bieten kann.

Ist der Milchzahn schließlich bereit zum Ausfallen, löst sich zunächst durch die Entwicklung des bleibenden Zahns unter ihm seine dünne Wurzel auf. Er sitzt dadurch locker und fällt entweder von allein oder durch Herumspielen mit der Zunge heraus, um sofort oder binnen weniger Tage vom durchbrechenden Zahn darunter ersetzt zu werden.

Funktion

Milchzähne erfüllen drei wichtige Aufgaben in der Entwicklung des menschlichen Gebisses: Platzhalter für bleibende Zähne vorläufiges, passendes Gebiss für den Kindermund Ermöglichung von Essen und Sprechen

Zunächst dienen die Milchzähne als Platzhalter für die bleibenden Zähne. Sie formen das Zahnfleisch derartig aus, dass der bleibende Zahn später leichter durchbrechen und seinen vorgesehenen Platz im Gebiss finden kann. Die Milchzähne bringen das Gebiss gewissermaßen in Form, sodass die bleibenden Zähne eine ideale Situation vorfinden.

Dank des Milchgebisses haben Kinder außerdem überhaupt schon ein Gebiss und sind zu wichtigen Funktionen des alltäglichen Lebens wie Essen oder Sprechen in der Lage. Je weniger Milchzähne ein Kind hat, desto unverständlicher sind seine Lautäußerungen. Die Zähne nehmen in jeder menschlichen Sprache eine andere, aber gleichermaßen wichtige Stellung im Sprechvorgang ein und ermöglichen überhaupt erst die klare Ausformulierung von Lauten.

Ebenso wichtig ist die Funktion der Milchzähne beim Essen. Die ersten Milchzähne brechen zwar noch dann durch, wenn sich das Baby ausschließlich von Milch ernährt. Jedoch interessieren sich manche Babys schon ab dem sechsten Lebensmonat vermehrt für das Essen ihrer Eltern und dürfen es auch probieren, wenn sie es ansatzweise kauen können.

Für sehr fein pürierte Breie reicht zunächst das Gebiss, dauerhaft aber sollte die Nahrung zunehmend fester werden. Da erst ab dem sechsten Lebensjahr die ersten dauerhaften Zähne durchbrechen können, erfüllen die Milchzähne vor allem in diesen Jahren eine essenzielle Funktion und ermöglichen die normale Nahrungsaufnahme.


Erkrankungen

  • Karies bei Milchzähnen
  • Zahnfleischentzündung bei Kindern
  • Vorzeitiger Milchzahnverlust
  • Zähneknirschen bei Kindern

Aufgrund ihrer Anatomie sind Milchzähne leider sehr anfällig für Bakterienbefall aufgrund mangelnder Mundhygiene. Von alleine bekommen die wenigsten Kinder Probleme mit Karies. Eine sehr zuckerhaltige Nahrung sowie zu seltenes Zähneputzen mit einer für Kinder geeignete Zahnpasta sollten vermieden werden.

Morgendliches und abendliches Zähneputzen sowie zumindest der Verzicht auf Süßigkeiten vor der Schlafenszeit sollten das Mindestmaß an Zahnpflege darstellen, um bakterielle Infektionen zu verhindern. Schlimmstenfalls kann es durch Karies zum vorzeitigen Ausfall der Milchzähne kommen, da sie keinen Halt mehr im Zahnfleisch haben oder bereits teilweise abgebrochen sind.

Da die Milchzähne neben wichtigen Funktionen fürs Essen oder Sprechen auch als Platzhalter für nachwachsende bleibende Zähne dienen, ist ihr verfrühtes Ausfallen unbedingt zu verhindern. Schlimmstenfalls brauchen schon die Milchzähne eine Zahnfüllung zur Behandlung von Karies. Bei Kariesbefall der Milchzähne besteht außerdem ein Risiko der Erkrankung der bleibenden Zähne in jungen Jahren.

Neben dem Karies-Risiko kann es zudem vorkommen, dass Milchzähne zu fest sitzen und daher nicht rechtzeitig ausfallen. Auch dann stellen sie ein Risiko für bleibende Zähne dar, die in ihrer Position gestört werden könnten. In diesen Fällen müssen Milchzähne beim Zahnarzt gezogen werden.

Quellen

  • Gängler P. et al.: Konservierende Zahnheilkunde und Parodontologie. Thieme Verlag. 3. Auflage 2010
  • Gängler, P., et al.: Konservierende Zahnheilkunde und Parodontologie. Thieme, Stuttgart 2010
  • Hellwege, K.D.: Die Praxis der zahnmedizinischen Prophylaxe, Georg Thieme Verlag, 6. Auflage, 2003
  • Kramer E. Prophylaxefibel, Grundlagen der Zahngesundheit; Deutscher Zahnärzte Verlag (2009)

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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