Medikamentenpumpen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 2. März 2019
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Medikamentenpumpen sind medizinische Hilfsmittel zur kontinuierlichen Gabe von Medikamenten über einen längeren Zeitraum. Sie werden am oder im Körper getragen und ermöglichen die durch den Arzt oder auch durch den Patienten selbst dosierte Gabe von Medikamenten.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Medikamentenpumpen?

Eine Insulinpumpe erleichtert das Leben vieler Patienten vor allem mit Typ-1-Diabetes.

Eine Medikamentenpumpe wird eingesetzt, wenn der Patient über einen längeren Zeitraum regelmäßig ein Medikament erhalten muss. Zum Einsatz kommt sie hauptsächlich in der Schmerzbehandlung, aber auch bei bestimmten Erkrankungen wie Diabetes mellitus. Medikamentenpumpen nehmen dem Patienten nicht nur die Arbeit ab, sich das Medikament im Bedarfsfall selbst zu verabreichen, sie umgehen auch den First-pass-Effekt.

Oral eingenommene Medikamente passieren zunächst die Leber und werden dort teilweise abgebaut, was bei einer Medikamentenpumpe nicht passiert, da diese den Wirkstoff direkt in die Vene oder die Hirnflüssigkeit abgibt. Man unterscheidet dabei zwischen Infusionspumpen, die das Medikament mittels kurzfristiger Infusion in die Vene befördern, sowie zwischen tragbaren und implantierbaren Medikamentenpumpen, mit denen der Patient die Klinik auch verlassen kann.

Anwendungsgebiete

Medikamentenpumpen werden eingesetzt, um dem Organismus des Patienten kontinuierlich nach Bedarf einen Wirkstoff zuzuführen, den er sich andernfalls regelmäßig selbst verabreichen müsste oder der bei oraler Einnahme von der Leber abgebaut würde, wodurch er weniger wirksam wäre.

Dabei kann eine Medikamentenpumpe kurzfristig in Form einer Infusionsnadel realisiert werden, oder aber sie wird als tragbares System oder Implantat dem Patienten mit nach Hause gegeben. Der Patient erhält entweder durch die Medikamentenpumpe eine vom Arzt vorgegebene Menge des Medikaments in eingestellten zeitlichen Abständen, oder aber er dosiert sein Medikament innerhalb gewisser Grenzen selbst.

Die patientengesteuerte Handhabung der Medikamentenpumpe ist im Rahmen der Schmerztherapie üblich. Bei systemischen Erkrankungen wie Diabetes mellitus, die regelmäßige Gaben der gleichen Dosierung eines Medikaments wie Insulin erfordern, leisten die eingesetzten Medikamentenpumpen das von alleine ohne Eingriff des Patienten und gewährleisten dadurch Kontinuität und Schutz vor dem Vergessen einer Dosis.

Was muss der Patient beachten?

Jede Form der Medikamentenpumpe stellt einen Eingriff in das alltägliche Leben eines Patienten dar. Am einfachsten ist noch die Medikamentenpumpe in Form einer Infusion, da der Patient für diese im Krankenhaus verbleiben sollte und bei der Gabe des Medikaments entweder sitzt oder liegt. Danach wird der Zugang entfernt und der Patient kann nach Hause gehen.

Tragbare Medikamentenpumpen können im Alltag eine große Erleichterung gegenüber der ständigen Gabe und Einnahme von Medikamenten darstellen, erfordern jedoch meist die operative Anlage eines Zugangs sowie das ständige Mitführen medizinischer Geräte. Bei manchen Krebserkrankungen werden tragbare Medikamentenpumpen dem Patienten kurzzeitig zur Verabreichung eines Medikaments über mehrere Tage mitgegeben, die Geräte fallen dann noch relativ klein und praktisch aus.

Implantierte Medikamentenpumpen sind besonders dann praktisch, wenn der Patient über einen langen Zeitraum hinweg regelmäßig medikamentös behandelt werden muss. Ähnlich wie jedes Implantat bergen sie zwar Risiken und Komplikationsgefahren, über die der Patient jedoch vorher aufgeklärt wird. Je nach Medikament, das über die Medikamentenpumpe verabreicht wird, kann es auch durch den Wirkstoff zu Nebenwirkungen kommen, über die der Patient ebenfalls rechtzeitig aufgeklärt wird.

Durchführung und Funktionsweise

Infusion

Eine Medikamentenpumpe in Form einer Infusion ist einfach zu handhaben. Der Patient erhält nach vorherigem Beratungs- und Aufklärungsgespräch an einer geeigneten Stelle einen Zugang, beispielsweise an der Hand. Die Kanüle verbleibt in der Vene, bis das Medikament im Körper des Patienten ist. Krebspatienten tragen für regelmäßige Infusionen einen so genannten Port. Dieser wirt fortan für Infusionen genutzt.

Tragbare Medikamentenpumpe

Bei einer tragbaren Medikamentenpumpe ist ein kleiner Eingriff nötig, da der Patient die eigentliche Medikamentenpumpe an ein Kathetersystem anschließen wird, das das Medikament an die benötigte Stelle führt. Dieses Kathetersystem mit einem dauerhaften externen Anschlusskatheter wird operativ gelegt.

Implantierbare Medikamentenpumpe

Auch die implantierbare Medikamentenpumpe erfordert einen Eingriff, da nicht nur die Medikamentenpumpe selbst im Körper des Patienten verankert werden muss, sondern es muss auch eine Möglichkeit für den Patienten geben, die Pumpe mit dem zu verabreichenden Arzneimittel zu versorgen. Implantierte Medikamentenpumpen müssen außerdem nach einigen Jahren immer wieder ausgetauscht werden, sodass dann jeweils ein erneuter operativer Eingriff erforderlich wird. Je aufwendiger das Einsetzen der Medikamentenpumpe und je komplexer die Handhabung im Alltag, desto mehr Beratung und Aufklärung wird der Patient vorher auch erhalten müssen.


Wer übernimmt die Kosten?

Medikamentenpumpen werden ohne medizinische Indikation nicht gegeben und werden daher von der gesetzlichen Krankenkasse meist voll übernommen. Dies gilt vor allem für Infusionen, wobei es hier auch Sonderleistungen gibt. Bei Krebspatienten kann etwa eine regelmäßige Eiseninfusion der Müdigkeit durch die Belastung des Blutbilds vorbeugen, diese ist aber eine Eigenleistung.

Tragbare und implantierte Medikamentenpumpen dagegen werden übernommen. Ausnahmen hiervon sind höchstens experimentelle Verfahren, die in Deutschland noch nicht üblich sind und die die Forschung natürlich jederzeit hervorbringen kann. In der Schmerztherapie chronischer Erkrankungen, bei Diabetes mellitus sowie zur Verabreichung einer Chemotherapie über Stunden oder Tage werden Medikamentenpumpen in der benötigten Form dagegen von der Krankenkasse übernommen.

Risiken, Gefahren und Nebenwirkungen

Bei einer Medikamentenpumpe in Form einer Infusion besteht das Risiko, dass die Vene nicht getroffen wird und das Medikament in den Zwischenraum läuft. Es kommt schnell zu einer Schwellung, sodass in der Regel rechtzeitig reagiert werden kann. Ports in der Chemotherapie schließen dieses Risiko aus.

Bei implantierten oder tragbaren Medikamentenpumpen besteht das Risiko einer Entzündung von Ein- und Austrittsstellen, ebenso wie nach einer Infusion. Im Körper implantierte Medikamentenpumpen können durch Thromben (geronnenes Blut) verstopft werden oder vorzeitig ausfallen, zudem kann es rund um die implantierte Medikamentenpumpe zu vermehrtem Bindegewebswachstum kommen.

Da eine implantierte Medikamentenpumpe in Jahresabständen ausgetauscht werden muss, kommen auf den Patienten lebenslänglich Operationen mit allen dazugehörigen Risiken des Eingriffs selbst und der Narkose zu, sobald der nächste Austausch fällig ist.

Quellen

  • Aktories, K. et al.: Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie, 12. Auflage, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017
  • E. Burgis: Allgemeine und spezielle Pharmakologie. 3. Auflage, Elsevier GmbH, München 2005
  • Lüllmann, H. et al.: Pharmakologie und Toxikologie: Arzneimittelwirkungen verstehen - Medikamente gezielt einsetzen. 18. Auflage, Thieme Verlag, Stuttgart 2016

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 2. März 2019

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