Dekubitus (Druckgeschwür)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 2. Oktober 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Mit unserer überalternden Bevölkerung und der Zunahme von pflegebedürftigen Menschen, fällt immer wieder das Wort Dekubitus (Druckgeschwür). Der Großteil der Bevölkerung hat zwar eine Vorstellung davon, was man darunter versteht. Wie ein solches Druckgeschwür jedoch sachgemäß behandelt wird oder wie es verhindert werden kann, ist oft nicht bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Dekubitus (Druckgeschwür)?

Ein Dekubitus ist ein Druckgeschwür, das vorrangig bei bettlägerigen oder ihrer Mobilität eingeschränkten Personen vorkommt. Es entsteht, wenn über einen längeren Zeitraum Druck auf eine beliebige Stelle des Körpers ausgeübt wird, bis eine Unterversorgung des Gewebes mit Blut entsteht.

Bei bettlägerigen Personen treten Dekubitalgeschwüre vor allem am Gesäß, aber auch an den Schultern oder den Fersen auf, also überall da, wo es zu zentralen Auflagepunkten der Gelenke oder anderer Knochen kommt.

Ursachen

Ursachen für solche Dekubiti (Druckgeschwüre) sind neben der Bettlägerigkeit jede Form von Mobilitätseinschränkungen, zum Beispiel bei Personen, die durch Lähmungen oder Gehschwächen an einen Rollstuhl gebunden sind und lange Sitzen müssen.

Untergewicht, aber auch starkes Übergewicht können Dekubitalulzera fördern, aber auch Faktoren wie Eiweißmangel können eine Rolle spielen. Personen mit Wundheilungsstörungen oder einem reduzierten Immunsystem sind ebenfalls gefährdet. Kommt es bei dieser Risikogruppe zu längerem Druck auf eine bestimmte Körperstelle, kann es zum Dekubitus kommen.

Aber auch der gesunde Erwachsene kann genau genommen an einem Dekubitus erkranken, denn eine Blase an der Ferse, die von einem zu engen Schuh kommt, ist ein kleiner Dekubitus.

Wann zum Arzt?

Dekubitis entwickelt sich meist bei bettlägerigen Patienten und Pflegebedürftigen, die mitunter selbst nicht mehr in der Lage sind, sich mitzuteilen und auf Schmerzen hinzuweisen. Daher ist es notwendig, dass pflegende Angehörige gefährdete Druckstellen korrekt deuten können.

Zur frühzeitigen Erkennung ist der Fingertest sehr hilfreich. Hält die Rötung bei Druck auf die betreffende Stelle an und wird nicht blasser, ist bereits ein Geschwür ersten Grades vorhanden. Es muss schleunigst ärztlicher Rat eingeholt werden, da der Behandlungserfolg im Anfangsstadium deutlich besser greift als in späteren Phasen. Lässt die Rötung nach kurzer Zeit nach, handelt es sich entweder um einen Hautdefekt harmloser Art oder den Beginn einer Dekubitis. In diesem Fall helfen Salben und Medikamente. Die betreffende Stelle muss allerdings ständig beobachtet werden, um schnellstmöglichst Veränderungen feststellen zu können.

Mitunter kommt es vor, dass der Patient schon nach kurzer Liegezeit ein Druckgeschwür in Form einer offenen Wunde aufweist. Stellen sich bei dem Betroffenen gleichzeitig allgemeines Unwohlsein, Erbrechen oder Bewusstseinsstörungen ein, handelt es sich hierbei um Indizien für eine Infektion durch Bakterien und Viren. Es droht akute Lebensgefahr durch eine Blutvergiftung (Sepsis)! Der Notarzt muss sofort alarmiert werden!

Aufgrund des schnellen Fortschreitens der Erkrankung gehört die Dekubitis generell schon im Anfangsstadium in die Hand eines Arztes. Nur der Mediziner kann durch eine frühzeitige Behandlung die Wundheilung stoppen und Spätfolgen verhindern.

Diagnose und Verlauf

Auch wenn die Diagnose der Arzt stellt, kann und muss geschultes Pflegepersonal einen Dekubitus in allen bekannten Stadien erkennen. Der Dekubitus wird in vier Stadien eingeteilt:

1. Stadium: leichte Rötung, reversibel bei Druckentlastung

2. Stadium: nicht reversible Rötung, Blasenbildung

3. Stadium: Verlust aller Hautschichten, Gewebe stirbt ab (Nekrose)

4. Stadium: Verlust aller Hautschichten, Gewebe stirbt ab, es kommt zur "Taschenbildung"

Wird ein Dekubitus bereits im ersten Stadium erkannt, kann eine Druckentlastung das Druckgeschwür wirkungsvoll verhindern. Wird weiterhin über viele Stunden Druck ausgeübt (zum Beispiel nachts im Liegen, wenn die Person sich nicht selbst drehen kann), kann bereits eine massive Hautschädigung stattfinden. Schwere Dekubitalulzera entstehen nicht in wenigen Stunden. Meist kommt es aber zu keiner Besserung eines frühen Stadiums, weil die Person sich in einem schlechten Allgemein- und Ernährungszustand befindet und weiterhin in ihrer eingeschränkten Beweglichkeit an den Rollstuhl oder das Bett gebunden ist. Selbst geschultes Pflegepersonal kann einen Dekubitus nicht immer verhindern oder wirkungsvoll behandeln.

Komplikationen

Bei einem Dekubitus Druckgeschwür, welches häufig bei bettlägerigen und schwerkranken Menschen entsteht, kann es häufig sogar ernst zu nehmende Komplikationen geben. Ein Dekubitus ist nicht nur eine stark schmerzende Wunde, sondern diese kann sich im Ernstfall sogar entzünden und weitere gesundheitliche Probleme verursachen.

Insbesondere bei Dekubiti im Bereich des Gesäßes besteht immer die Gefahr, dass durch Stuhl und Urin Bakterien einwandern und eine Infektion verursachen. Eine Infektion stellt für die zumeist schon schwerkranken Menschen ein weiteres Risiko dar. So kann es zum Beispiel auch passieren, dass eventuell sogar ein chirurgischer Eingriff nötig wird. Oft müssen dann nekrotische Stellen, d.h. abgestorbenes Gewebe und Hautschichten abgetragen werden. Besonders kompliziert wird es dann, wenn der Dekubitus ein höheres Stadium erreicht hat. Liegen z.B. bereits Knochen wie das Steißbein frei, besteht auch hier die Gefahr einer Knochenhautentzündung.

Darüber hinaus hat ein Dekubitus auch eine rechtliche Seite. In den meisten Fällen ist diese Komplikation ein Pflegefehler bzw. sie entsteht durch unsachgemäße Pflege und Lagerung eines Patienten. Unter Umständen kann ein Patient mit Dekubitus oder dessen Angehörige sogar rechtliche Schritte gegen Krankenhaus, Pflegepersonal und Ärzte einleiten und Schadensersatz bzw. Schmerzensgeld einklagen.

Behandlung und Therapie

Die Behandlung des Dekubitus richtet sich grundsätzlich nach den Gegebenheiten und den Grunderkrankungen des Patienten. Die erste Maßnahme wird immer die Druckentlastung sein. Bei Bettlägerigen bedeutet dies das regelmäßige Umlagern. Bei Rollstuhlfahrern, die lange Sitzen müssen, können spezielle Sitzkissen einen Dekubitus lindern, ähnlich wie es auch Wechseldruckmatratzen für Bettlägerige gibt.

Spezielle Wundauflagen sind enorm wichtig, ein normaler, trockener Wundverband (ähnlich einem Pflaster) reicht meist nicht aus. Spezielle multifunktionale Wundauflagen polstern die Stelle ab, verkleben die Wunde nicht, absorbieren Wundsekret und geben Stoffe ab, die die Heilung beschleunigen.

Wundauflagen mit Silberbeschichtung erzielen je nach Wunde überzeugende Ergebnisse. Abhängig von der Wunde kann es sogar sein, dass dieser Verband nicht täglich gewechselt werden muss, da die Wundauflage "arbeitet". Selbstverständlich spielen hier die hygienischen Gegebenheiten eine wesentliche Rolle, befindet sich der Dekubitus am Steiß eines inkontinenten Bettlägerigen, muss der Verband natürlich öfter gewechselt werden.


Aussicht und Prognose

Die Prognose bei einem Dekubitus richtet sich nach dem Grad desselben. So sind Druckgeschwüre der Grade 1, 2 und oftmals 3 durch eine konservative Therapie - also das regelmäßige Umlagern des Betroffenen sowie eine entsprechende Kost und gegebenenfalls eine Wundbehandlung - zumeist reversibel.

Die Heilungsfähigkeit eines Druckgeschwüres hängt dabei von vielen Faktoren ab. Übergewicht, starkes Untergewicht, mangelnde Bewegungsfähigkeit und eine Mangelernährung verlangsamen die Wundheilung. Umgekehrt sorgt eine ausreichende Hydration in Kombination mit Bewegung und einer reichhaltigen Ernährung für einen besseren Heilungsverlauf. Im Allgemeinen sollte das Liegen auf der Druckstelle möglichst verhindert werden, um eine positive Prognose zu stellen.

Die Lokalisation des Dekubitus hat zudem auch einen erheblichen Anteil an der Heilungsrate. Desto mehr Unterhautfettgewebe oder Muskelmasse vorhanden ist, desto oberflächlicher fällt die Gewebeschädigung aus.

Ein Druckgeschwür vierten Grades wird hingegen kaum durch die Selbstheilungsmaßnahmen des Körpers wieder abheilen können. Ein chirurgischer Eingriff ist fast immer erforderlich und birgt - je nach Lokalisation - kaum Risiken.

Ein Dekubitus kann immer wieder neu entstehen und unterschiedliche Körperstellen betreffen. Gerade querschnittsgelähmte und bettlägrige Patienten sind besonders gefährdet.

Leichte Druckgeschwüre ersten Grades lassen sich allerdings bei frühzeitiger Erkennung effektiv eindämmen.

Vorbeugung

Eine Vorbeugung kann bei Über- oder Untergewicht durch eine Ernährungsumstellung oder die Gabe von Nahrungsergänzungsmitteln sinnvoll sein. Ist eine Person sehr mager und hat deshalb einen Dekubitus erlitten, können spezielle Zugaben in der Nahrung (Eiweiß) den Heilungsprozess der Wunde unterstützen. Auch eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr dient dem Heilungsprozess. Heute gibt es auch Wundmanager, die gerade bei Pflegebedürftigen die Wunde überwachen und zwischen Pflegepersonal, Angehörigen und behandelnden Ärzten koordiniert.

Quellen

  • Furter, S., Jasch, K.C.: Crashkurs Dermatologie. Urban & Fischer, München 2007
  • Dirschka, T., Hartwig, R., Oster-Schmidt, C. (Hrsg.): Klinikleitfaden Dermatologie. Urban & Fischer, München 2010
  • Rassner, G.: Dermatologie – Lehrbuch und Atlas. Urban & Fischer, München 2009
  • Abeck, D.: Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin: Klinik, Diagnose, Therapie, Springer Verlag, 2. Auflage, 2011

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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