Dentalphobie (Angst vorm Zahnarzt)
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Unter dem Begriff Dentalphobie beschreibt der Mediziner die Angst vor dem Zahnarzt. Für betroffene Personen stellt jeder Besuch beim Zahnarzt ein Horrorszenario dar. Wer unter Dentalphobie leidet kann - sprichwörtlich - nur die Zähne zusammenbeißen.
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Was ist eine Dentalphobie?
Niemand geht gerne zum Zahnarzt. Spätestens wenn die Abneigung gegen den Zahnarzt aber krankhaft wird, spricht man von einer Zahnbehandlungsphobie - oder auch von der Dentalphobie bzw. Oralophobie. Vor allem in der Umgangssprache verwenden Patienten immer wieder das Wort "Zahnarztangst", das sehr wohl die Dentalphobie darstellt.
Fakt ist jedoch, dass die Angst vorm Zahnarzt auch in diesem Ausspruch nicht stimmt. Denn der Patient hat keine Angst vor dem Zahnarzt, sondern vor der Behandlung und der damit verbundenen Eingriffe. Patienten, die unter Dentalphobie leiden, haben etwa Angst, dass sie dem Arzt unterlegen sind, haben Angst vor den Schmerzen sowie der Behandlung an sich.
Ursachen
Es müssen aber nicht immer schmerzhafte Behandlungen sein, die die Dentalphobie auslösen oder verstärken. Selbst der Zahnarzt kann durch ein psychologisches Fehlverhalten die Dentalphobie verstärken. So verharmlosen viele Zahnärzte eine entsprechende Angst vor der Behandlung, haben nur ein geringes Einfühlvermögen oder behandeln den Patienten auf Grund seiner Angst abwertend. Selbst unangenehm geschilderte Erlebnisse von anderen Personen - wie etwa Freunden - verstärkt die Dentalphobie.
Die klassischen Horrorgeschichten beim Zahnarzt sind mitunter ein Grund, warum die Dentalphobie zwar nicht auftritt, jedoch bei einer gewissen Angst vor dem Zahnarzt, deutlich verstärkt wird. Weitere Ursachen für eine Dentalphobie sind aber nicht nur die zahnärztliche Behandlung, sondern anderweitige Faktoren. So lösen auch Operationen, Unfälle sowie auch Gewalterfahrungen wie auch sexueller Missbrauch eine Dentalphobie aus.
Die Ursache der Dentalphobie ist oftmals auf ein traumatisches Erlebnis in Jugendjahren zurückzuführen. Vor allem Kinder leiden oftmals tausend Tode beim Zahnarzt und werden früh mit der Dentalphobie geschult. Aus diesem Grund ist es ratsam, dass - wenn die Eltern die Dentalphobie bei ihrem Kind verhindern möchten - einen sympathischen Kinderzahnarzt zu wählen.
Wann zum Arzt?
Eine Dentalphobie muss nicht zwingend fachärztlich behandelt werden. Entscheidend ist dabei der Umgang der Betroffenen mit ihrer Krankheit im Alltag. Solange notwendige zahnärztliche Behandlungen auch trotz Angst vorm Zahnarzt durchgeführt werden können, hat eine Dentalphobie keinen wirklichen Krankheitswert, sondern ist mehr als Charaktereigenschaft anzusehen.
Droht aber das tägliche Leben um die Dentalphobie zu kreisen, ist professionelle psychologische Unterstützung zur Bewältigung dieser seelischen Störung ratsam. Wenn jeder Gedanke an potentielle oder dringend notwendige Behandlungen in einer Zahnarztpraxis psychosomatische Probleme auslöst, droht die Phobie den Alltag zu sehr einzuengen. Um sich hier nicht auf solche Gedanken zu fixieren und weiter in die Störung abzugleiten, ist fachärztliche Hilfe angezeigt.
Dies gilt umso mehr, wenn Betroffene eigentlich dringend zahnärztliche Behandlungen durchführen lassen müssten, dies aber wegen ihrer Dentalphobie verweigern. In diesem Fall leidet nicht nur die Seele. Nicht behandelte Erkrankungen rund um Zähne, Zahnfleisch und Kiefer können schwere körperliche Erkrankungen wie eine Sepsis auslösen. Wichtig ist deswegen, bei klaren Anzeichen einer Dentalphobie und beim Gefühl keine Zahnarztpraxis mehr ohne starke Ängste betreten zu können, einen Facharzt aufzusuchen.
Symptome und Verlauf
Typische Symptome einer Dentalphobie:
In erster Linie klagt der Patient von Dentalphobie über körperliche Symptome. Das sind vorwiegend Herzrasen, Zittern und Schwitzen. Des Weiteren hat der Patient deutliche Angst vor der Zahnbehandlung sowie auch vor den möglichen Schmerzen. Typische Anzeichen für eine Dentalphobie ist das kurzzeitige Absagen von Zahnarztterminen. Das bedeutet: Der Kontrolltermin wird festgelegt - einen Tag vorher sagt der Patient den Termin ab. Oftmals gibt es sogar plausible Gründe dafür.
Sehr wohl liegt es aber daran, dass der Patient die Gründe fast zwanghaft sucht, warum er nicht zum Zahnarzt geht. Dadurch entsteht ein Teufelskreis, da der Patient erst dann den Zahnarzt kontaktiert, wenn dieser bereits unter starken Zahnschmerzen leidet. Das bedeutet andererseits eine komplizierte Behandlung, die mitunter auch schmerzhaft ist. Somit wird der Patient mit der Dentalphobie in seiner Angst bestärkt und die Angst gefüttert.
Diagnose
Ein Patient, der an Dentalphobie leidet, weiß, dass er diese Phobie hat. Ihm ist die Situation bewusst - dennoch schiebt er notwendige Behandlungen auf. Zahnärzte diagnostizieren die Dentalphobie oftmals auf Grund der Art und Weise, wie sich der Patient verhält. Viele Patienten kommen mit sehr schlechten Zähnen und starken Zahnschmerzen zum Zahnarzt - es bedeutet pure Überwindung für den Patient. Hier weiß der Zahnarzt, dass es sich um einen Patienten mit Angst handelt.
Komplikationen
Die Zahnarztphobie führt oft dazu, dass Betroffene den Zahnarzt meiden. Sie suchen ihn entweder nicht auf oder nur bei massiven Beschwerden wie starken Zahnschmerzen. Durch die Verzögerung können sich ernsthafte Komplikationen bilden, bis die Zahnerkrankung schließlich behandelt wird. Dies gilt auch für Probleme, die bei rechtzeitiger Behandlung in der Regel keine Schwierigkeiten verursachen.
Einige Zahnerkrankungen rufen nicht sofort Schmerzen hervor. Karies ruft beispielsweise oft erst dann spürbare Beschwerden hervor, wenn sich die Zahnfäule bereits fortgeschritten ist. Dann ist ein Teil des betroffenen Zahns oft schon verloren und der Zahn kann möglicherweise insgesamt nicht mehr erhalten werden. Doch nicht alle Personen, die vor Angst vor dem Zahnarzt haben, vernachlässigen ihre tägliche Zahnhygiene (v. a. Zähneputzen).
Dentalphobiker leiden oft nicht nur unter den zahnmedizinischen Folgen ihrer Zahnarztangst und der damit verbundenen Vermeidung, sondern auch unter den psychischen Auswirkungen. Bei einigen Betroffenen ist die Zahnarztphobie so stark ausgeprägt, dass bereits die Erwähnung des Wortes „Zahnarzt“ eine Angstattacke auslösen kann.
Eine Ausweitung (Generalisierung) der Angst ist möglich: Der Betroffene reagiert bei der Generalisierung auf andere Auslöser, die zuvor neutral waren, ebenfalls mit Angst. Die Dentalphobie repräsentiert eine spezifische Phobie und kann gemeinsam mit anderen spezifischen Phobien (z. B. Spinnenphobie, Angst vor Fahrstühlen etc.) auftreten. Auch eine andere Angststörung ist als Begleiterkrankung möglich.
Behandlung und Therapie
Viele Zahnärzte suchen das Gespräch mit dem Patienten - andere Patienten hingegen suchen vorweg ein Gespräch mit einem Psychologen oder Psychiater. Auch Psychologen und Psychiater stellen - je nach dem Verhalten des Patienten - die Diagnose Dentalphobie.
Viele Patienten liegen bereits am Zahnarztstuhl und stehen plötzlich - nachdem sie den Arzt sehen - auf und verschwinden. Somit ist das Vertrauen nicht da und die Angst überkommt die Patienten. Es gibt auch weitere Möglichkeiten: So bieten viele Zahnärzte Behandlungen im Dämmerschlaf an - auch Hypnose hilft gegen die Dentalphobie.
Vorbeugung
Quellen
- Masuhr K., Masuhr, F., Neumann, M.: Duale Reihe Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
- Mattle, H., Mumenthaler, M.: Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
- Payk, T., Brüne, M.: Checkliste Psychiatrie und Psychotherapie. Thieme, Stuttgart 2013
- Bewermeyer, H.: Neurologische Differenzialdiagnostik, Schattauer Verlag, 2011
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
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