Schweinebandwurm

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei der Schweinebandwurm-Infektion handelt es sich um eine Infektion mit einem Bandwurm, der sich im Darm ansiedelt. Häufig kommt es zu einer Infektion durch das Essen von rohem Schweinefleisch oder ungenügend erhitztem Schweinefleisch, das die Larven des Bandwurmes enthält.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Schweinebandwurm?

Bandwurm im menschlichen Darm.

Bandwürmer gehören zu der Gruppe der Parasiten. Der Schweinebandwurm bzw. Schweinefinnenbandwurm zählt zu der Gruppe der Plattwürmer. Dabei leben die Würmer im Darm ihrer Endwirte und können dort wenige Millimeter sowie auch bis zu mehreren Meter lang werden.

Die Namensgebung bezieht sich auf den Wirt des Wurmes. Während seines Lebens durchläuft der Schweinebandwurm einen Entwicklungszyklus, wobei er den Wirt wechselt. So ist der Zwischenwirt des Wurmes das Schwein und der Endwirt ist der Mensch.

Der Schweinebandwurm ist zwar weltweit verbreitet, jedoch kommt er vor allem in Südamerika, Südostasien (Indonesien, Neuguinea) und Afrika vor. Aufgrund obligatorischer Veterinärkontrollen (Fleischbeschau) sind die Fälle von Schweinebandwurm-Infektionen in Deutschland nur sehr selten.

Ursachen

Der Erreger einer Schweinebandwurm-Infektion ist der Wurm Taenia solium, der ungefähr 1,5 Zentimeter breit ist und eine Länge von 2 bis 7 Metern erreichen kann.

Der Mensch infiziert sich dann, wenn er die Larven des Schweinebandwurmes durch den Verzehr von besiedeltem Fleisch aufnimmt. Im Darm reifen dann diese Larven zu Bandwürmern aus und heften sich mit ihrem Kopf an die Darmwand. Hierzu tragen die Würmer am Kopf vier Saugnäpfe sowie zwei Hakenkränze. Alsdann schließen sich die Bandwurmglieder an.

Da Bandwürmer Zwitter sind, enthalten die Bandwurmglieder männliche und weibliche Keimdrüsen, sodass die Eier nach der Befruchtung im Wurm heranwachsen. Wenn Bandwurmglieder reife Eier enthalten, lösen sich diese ab und werden mit dem Kot ausgeschieden. Im Darm entwickeln sich also die Larven zu geschlechtsreifen Würmern und der Entwicklungszyklus beginnt von vorne.

Ein geschlechtsreifer Schweinebandwurm kann eine Lebensdauer von bis zu 20 Jahren haben. Die Inkubationszeit beträgt einige Wochen. Dabei dauert die Entwicklung der Larven zum Schweinebandwurm ungefähr 3 bis 4 Monate und erst dann sind die Eier des Bandwurmes im Kot nachweisbar.

Wann zum Arzt?

Wenn Magenkrämpfe, Kopfschmerzen oder Herz-Kreislauf-Probleme auftreten, empfiehlt sich ein Arztbesuch. Der Schweinebandwurm ist selten lebensbedrohlich, kann langfristig jedoch zu gesundheitlichen Problemen führen. Besteht ein konkreter Verdacht, etwa wenn die Beschwerden nach dem Kontakt mit Schweinen oder dem Verzehr von schlecht gegartem Schweinefleisch auftreten, sollte ein Arzt konsultiert werden.

Spätestens bei äußerlichen Anzeichen wie Gewichtsabnahme oder Blutungen ist ärztlicher Rat gefragt. Der richtige Ansprechpartner ist der Hausarzt oder ein Gastroenterologe. Je nach Symptombild können die Patienten außerdem den Urologen oder Kardiologen einschalten. Sollte es bereits zu einem merklichen Gewichtsverlust gekommen sein, empfiehlt sich eine Beratung beim Ernährungsmediziner.

Der Schweinebandwurm kann medikamentös entfernt werden, ohne dass größere Komplikationen zu erwarten sind. Muskel- oder Nervenbeschwerden deuten darauf hin, dass sich eine sogenannte Zystizerkose entwickelt hat, bei der die Wurmvorstufen ins Gewebe vordringen. Dann muss eine Fachklinik aufgesucht werden, die eine entsprechende Therapie anbietet. Bei Neben- und Wechselwirkungen oder ungewöhnlichen Symptomen während der Behandlung sollte man ebenfalls den Arzt informieren.

Symptome und Verlauf

Eine Infektion mit dem Schweinebandwurm kann unbemerkt verlaufen oder unterschiedliche Symptome hervorrufen. So kommt es in einigen Fällen zu Übelkeit und Erbrechen, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust und Blutarmut.

Der Befall des Wurmes verursacht meist keine typischen Symptome. Wenn es allerdings durch mangelnde Hygiene zu einer Selbstinfektion kommt, d. h. wenn die Würmer aus dem Darmtrakt wieder über den Mund aufgenommen werden, kann dies ein schweres Krankheitsbild verursachen. Dies wird dann als Zystizerkose bezeichnet. Hier treten dann Symptome in Form von Krämpfen und neurologischen Störungen auf, da die Larven mit dem Blutkreislauf im gesamten Körper verteilt werden und sich im Bindegewebe, in der Muskulatur oder im Gehirn festsetzen können.

Normalerweise nimmt eine Infektion mit dem Schweinebandwurm einen unkomplizierten Verlauf, sodass die Prognose in der Regel gut ist, solange keine Larvenbildung im Körper stattfindet. Allerdings tritt dies nur in ungefähr 10 Prozent der Fälle auf, bei denen es dann zu Komplikationen kommen kann, wenn die Bandwurmzysten die Funktionen des Gehirns oder von Organen stören.

Diagnose

Besteht Verdacht auf eine Infektion mit einem Schweinebandwurm, wird empfohlen, einen Spezialisten für Gastroenterologie aufzusuchen. Dieser führt mit dem Patienten zunächst ein ausführliches Anamnesegespräch.

Im Rahmen der Diagnostik muss der Patient beim Arzt eine Stuhlprobe abgeben. Diese wird anschließend in einem Labor unter einem Mikroskop gründlich untersucht. Dabei lassen sich ausgeschiedene Eier des Schweinebandwurms nachweisen, die unter dem Mikroskop sichtbar werden. Darüber hinaus können im Rahmen der mikroskopischen Untersuchung auch sogenannte Proglottide festgestellt werden. Bei Proglottiden handelt es sich um einzelne Fortpflanzungsglieder des Bandwurms. Die Proglottide sind zumeist in großer Anzahl am Schweinebandwurm vorhanden. Allerdings kommt es innerhalb des Darms oft rasch zu ihrem Zerfall, was eine Diagnose schwieriger macht.

Weitere mögliche Untersuchungsverfahren stellen die ELISA-Methode (Enzyme Liked Immunosorbent Assay), bei der es sich um ein antikörperbasiertes Nachweisverfahren handelt, sowie eine Immunfluoreszenz dar. Mit diesen Methoden ist in einem Labor der Nachweis von Antigenen in Form von Wurmpartikeln möglich. Die Antigene führen bei einem Menschen zu einer Reaktion des Immunsystems. So werden als Folgeerscheinung auf die Bandwürmer Antikörper gebildet, die sich ebenfalls nachweisen lassen.

Um zwischen einem Schweinebandwurm und einem Rinderbandwurm unterscheiden zu können, findet mikroskopisch zudem eine morphologische Untersuchung statt. Indirekt lassen sich auch Hinweise auf einen Schweinebandwurmbefall durch Gewebeverkalkungen finden. Diese werden bei einer Röntgenuntersuchung festgestellt.

Behandlung und Therapie

Die Diagnose erfolgt mithilfe einer Stuhlprobe. Dabei sind die im Stuhl ausgeschiedenen Eier unter dem Mikroskop sichtbar.

Die Therapie zielt dann darauf ab, den Schweinebandwurm zu entfernen. Hierfür sind beispielsweise Praziquantel- oder Niclosamid-Tabletten geeignete Mittel. So töten diese Wirkstoffe die Würmer ab und können dann mit dem Stuhlgang abgehen. Durch das Abtöten der Würmer werden im Körper Schweinebandwurmantigene freigesetzt.

Dies sind Bestandteile, auf die das Immunsystem reagieren kann, was zu heftigen Nebenwirkungen sowie Überempfindlichkeitsreaktion führen kann. Aus diesem Grund wird zusätzlich noch Kortison gegeben, da hierdurch die Abwehrreaktion des Körpers gedämpft wird.


Vorbeugung

Eine Schweinebandwurm-Infektion lässt sich vorbeugen, indem auf den Verzehr von ungenügend erhitztem oder rohem Schweinefleisch verzichtet wird. Zudem besteht keine Ansteckungsgefahr, wenn das Schweinefleisch mindestens 10 Tage eingefroren wurde.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2011
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021

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