Vorsorgeuntersuchungen für Kinder und Jugendliche

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. August 2018
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Vorsorgeuntersuchungen bei Kindern und Jugendlichen finden vom Baby- bis ins Teenageralter statt und sind ein Angebot an Familien zur frühzeitigen Erkennung von Entwicklungsstörungen.

Inhaltsverzeichnis

Warum gibt es Vorsorgeuntersuchungen?

Vorsorgeuntersuchungen im Baby- und Kleinkindalter sind wichtig, um frühzeitig Entwicklungsstörungen zu erkennen.

Vom Baby- bis ins Teenageralter werden Kinder in ihrer Entwicklung engmaschig durch die Vorsorgeuntersuchungen überwacht. Im Baby- und Kleinkindalter finden sie noch recht häufig statt, da gerade jetzt Entwicklungsstörungen beginnen können und auch kleine Abweichungen von der altersgerechten Entwicklung dem Kinderarzt bekannt sein sollten.

Später im Kindes- und Teenageralter überwacht der Kinderarzt den Fortschritt der körperlichen und geistigen Entwicklung und steht auch zur Verfügung, wenn Mädchen und Jungen die Geschlechtsreife erreichen. Die Vorsorgeuntersuchungen sind eine freiwillige, aber sehr sinnvolle und empfehlenswerte Maßnahme, um die gesunde Entwicklung von Kindern und Jugendlichen zu gewährleisten.

Nicht nur ernste Entwicklungsstörungen lassen sich auf diese Weise erkennen. Auch bieten sie für die Eltern und später für das Kind selbst eine Gelegenheit, um mit dem Arzt Fragen über die körperliche und geistige Entwicklung zu sprechen. Bestenfalls werden sie vom gleichen Kinderarzt durchgeführt, der seinen kleinen Patienten schon von Kindesbeinen auf kennt - ein Muss ist das jedoch nicht, denn die Resultate werden dokumentiert und so lässt sich nachvollziehen, wie sich Kinder von einer Vorsorgeuntersuchung zur nächsten entwickelt haben.

Wann stehen welche Vorsorgeuntersuchungen an?

Die Vorsorgeuntersuchungen bei Kindern werden in die U- und J-Untersuchungen unterteilt. Die U-Untersuchungen sind die ersten Gesundheitschecks im Leben des Kindes, die ersten werden meist noch im Krankenhaus durchgeführt. Sie unterteilen sich in die Untersuchungen für Babys, Klein- und Schulkinder während der Grundschuljahre. Die J-Untersuchungen werden für Teenager angeboten und begleiten sie durch die Zeit der Geschlechtsreife. Die Vorsorgeuntersuchungen gruppieren sich wie folgt:

  • Baby: U1-U6
  • Kleinkind: U7-U9
  • Schulkind: U10-U11
  • Teenager: J1-J2

Vorsorgeuntersuchungen Baby: U1-U6

Im ersten Lebensjahr des Kindes finden kurz nacheinander die ersten Untersuchungen statt: die U1 bis zur U6. Gerade jetzt macht es Sinn, nach jeder Vorsorgeuntersuchung beim Kinderarzt gleich den nächsten Termin zu vereinbaren, denn die Kosten werden nur dann von der Krankenkasse übernommen, wenn sich die Eltern an das vorgegebene Zeitfenster für die Untersuchung halten. Um die U1 bis zur U3 brauchen sich die Eltern dabei die wenigsten Gedanken zu machen. Die U1 findet sofort nach der Geburt statt, die U2 am dritten bis zehnten Lebenstag und meist noch im Krankenhaus. In der vierten bis fünften Lebenswoche folgt die U3. Die U4 findet im dritten bis vierten Monat, die U5 im fünften bis siebten und die U6 zwischen dem zehnten und dem zwölften Lebensmonat des Babys statt.

Vorsorgeuntersuchungen Kleinkind: U7-U9

Darauf folgen die Vorsorgeuntersuchungen für Kleinkinder. Der früheste Termin für die U7 sind 1 Jahr und 9 Monate, bis zum zweiten Lebensjahr bleibt für sie Zeit. Die U8 findet statt, wenn das Kind zwischen 3 Jahren und 10 Monaten und 4 Jahren alt ist. Abschließend findet die U9 statt, bis zu 4 Monate nach dem 5. Geburtstag des Kindes bleibt für sie Zeit.

Vorsorgeuntersuchungen Schulkind: U10-U11

Zwischen dem siebten und dem zehnten Lebensjahr erfolgt die U10 und die U11 bildet zwischen dem neunten und elften Lebensjahr die letzte U-Untersuchung beim Kind. Jetzt ist die Entwicklung im Kindesalter weitestgehend abgeschlossen und die Phase der J-Untersuchungen für Teenager beginnt.

Vorsorgeuntersuchungen Teenager: J1-J2

Die J1 findet zwischen dem zwölften und vierzehnten Lebensjahr statt. Dass dieser Zeitraum so lang ist, ist für Eltern und Teenager nur gut. Es bietet sich an, den Termin so zu legen, dass Mädchen kurz nach der ersten Menstruationsblutung und Jungen nach dem ersten Samenerguss dem Arzt vorgestellt werden. Sicherlich haben sie viele Fragen, die sie gerne loswerden wollen - und das nicht unbedingt vor den eigenen Eltern. Genauso macht es Sinn, den Termin wahrzunehmen, wenn bis zum vierzehnten Lebensjahr noch gar nichts passiert ist. Auch dann kann der Kinderarzt kontrollieren, ob alles in Ordnung ist.

Die J2 findet zwischen dem sechzehnten und siebzehnten Lebensjahr statt und dient bereits mehr dem jungen Patienten als den Eltern. Spätestens jetzt ist die Geschlechtsreife erreicht und mit ihr auch das Interesse an sexuellen Aktivitäten sowie die fortschreitende körperliche Entwicklung zu einem jungen Mann oder einer jungen Frau. Das ist spannend, aufregend, verwirrend und wirft noch weitere Fragen aus. Zur J2 darf der junge Patient sogar ganz alleine gehen, wenn ihm oder ihr das lieber ist, um alle Fragen loszuwerden und mit gutem Gefühl nach Hause zu gehen. Die Eltern sind aber natürlich trotzdem noch im Warte- oder Behandlungszimmer willkommen.

Im gelben Kinder-Untersuchungsheft werden alle U-Untersuchungsergebnisse dokumentiert.

Warum sollten die Zeiten der U- und J-Untersuchungen eingehalten werden?

Die Einhaltung der Zeitfenster für die Vorsorgeuntersuchungen sind aus mehreren Gründen wichtig. Zunächst hat sich die BZGA etwas bei diesen Zeitfenstern gedacht. Wenn sich Entwicklungsstörungen oder Beratungsbedarf auftun, dann ist es jetzt. Je rechtzeitiger eine Störung oder Fehlentwicklung erkannt wird, desto besser kann auf sie reagiert werden und mit der richtigen Behandlung lassen sich Folgeschäden der Gesundheit verhindern. Es geht dabei noch nicht einmal nur um die schweren Entwicklungsstörungen.

Auch kleinere Probleme wie eine ungünstige Stellung der Zehen, spät einsetzende Sprache oder soziale Störungen können sich bei den U-Untersuchungen bei Kindern herauskristallisieren. Sie können vorkommen und lassen sich gut behandeln, müssen dazu aber natürlich erst erkannt werden. Umso einfacher und schneller kann die Behandlung Erfolge zeigen.

Weiterhin werden die Kosten von der Krankenkasse oder Krankenversicherung auch nur dann übernommen, wenn sich die Eltern an die Zeitfenster für die Untersuchung halten. Andernfalls müssen die Kosten aus eigener Tasche gezahlt werden. Nicht zuletzt wird die Einhaltung der Vorsorgeuntersuchungen als Maßstab herangezogen, wie gut sich die Eltern um ihr Kind kümmern, sollte das einmal in Frage gestellt werden.

Heutzutage gibt es für Kinder das Untersuchungsheft, in dem die Ergebnisse der Vorsorgeuntersuchungen eingetragen werden. Das dient als Nachweis, dass sie wahrgenommen wurden. Sollte jemals in Frage gestellt werden, ob es dem Kind bei seinen Eltern oder dem erziehenden Elternteil gut geht, dann wird mitunter das Untersuchungsheft herangezogen und überprüft, bei welchen Vorsorgeuntersuchungen das Kind vorgestellt wurde und ob die Zeitfenster eingehalten wurden.

Eigenleistung oder Krankenkasse - wer übernimmt die Kosten?

Die U- und J-Untersuchungen bei Kindern und Jugendlichen werden von den gesetzlichen Krankenkassen voll übernommen. Sie sollen ein Angebot für alle Familien sein, unabhängig vom Einkommen. Kinder unter 18 Jahren und ihre Eltern zahlen somit für die Vorsorgeuntersuchungen nichts. Die meisten privaten Krankenversicherungen tragen diese Kosten für mitversicherte Kinder ebenfalls. Ausnahmen von dieser Regel bestehen allerdings dann, wenn die Eltern nach dem empfohlenen Zeitfenster für die jeweilige Vorsorgeuntersuchung zum Kinderarzt gehen. In diesem Fall zahlen sie für die fällige Untersuchung den vollen Betrag aus eigener Tasche, denn sie gilt dann als individuelle Gesundheitsleistung (iGeL). Umso wichtiger ist es, die Vorsorgeuntersuchungen in dem jeweiligen Zeitfenster wahrzunehmen, in welchem sie empfohlen werden.


Risiken, Gefahren und Komplikationen

Risiken oder Gefahren bergen die Vorsorgeuntersuchungen nicht. Unangenehm kann es höchstens werden, wenn dem kleinen Patienten Blut abgenommen werden muss, was aber gar nicht bei jeder Untersuchung erforderlich ist. Nach einer Blutabnahme kann es sein, dass sich an der Einstichstelle ein kleiner blauer Fleck bildet, der aber in der Regel schnell wieder verschwunden ist und keine weiteren Probleme verursacht.

Am besten wird den kleinen Patienten offen gesagt, dass es zur Vorsorgeuntersuchung geht und dass dabei nichts Schlimmes passieren wird. Dadurch gehen die Kinder selbst entspannter damit um und empfinden den Arztbesuch nicht als etwas Unangenehmes. Bei der J1 und J2 sollte dem Teenager zusätzlich angeboten werden, dass auch er oder sie dem Arzt Fragen stellen soll, denn dazu ist die Untersuchung da - umso entspannter gehen auch Teenager den Arzttermin an.

Quellen

  • Deutsche Gesellschaft für pädiatrische Infektiologie: DGPI Handbuch: Infektionen bei Kindern und Jugendlichen, 6. Auflage, Georg Thieme Verlag, 2013
  • Schellenberg, I. et al.: Kinderkrankheiten von A-Z: Wo Naturheilverfahren wirken - wann Schulmedizin nötig ist, 2. Auflage, TRIAS, 2012
  • Stauber, M., Weyerstahl, T.: Duale Reihe Gynäkologie und Geburtshilfe. Thieme, Stuttgart 2013
  • Herold, G: Innere Medizin. Eigenverlag, Köln 2014
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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