Sexsucht

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Sexsucht - medizinisch Hypersexualität - beschreibt das deutlich gesteigerte Verlangen nach Geschlechtsverkehr oder auch nach sexuellen Handlungen. In den letzten Jahren befassten sich immer mehr Psychologen und Mediziner mit diesem außergewöhnlichen Krankheitsbild.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Sexsucht?

Bislang gibt es keine wissenschaftliche Definition für die Sexsucht. Anerkannt ist lediglich die sexuelle Störung, die sich mitunter durch das gesteigerte Verlangen nach sexuellen Handlungen äußert. Ob eine Hypersexualität vorliegt oder nicht, muss im Regelfall der Betroffene selbst definieren. Denn bislang gibt es keine Vorgabe, welche klar besagt, ab wann das Verlangen nach Sex zur "Krankheit" wird. Patienten geben immer wieder an, dass der extreme Drang nach sexuellen Handlungen das Leben einschränkt. Der Betroffene denkt permanent an Geschlechtsverkehr, ist ständig auf der Suche nach Sexpartnern und klagt in weiterer Folge selbst über eine eingeschränkte Bindungsfähigkeit mit dem anderen Geschlecht sowie auch über Schwierigkeiten einen Orgasmus zu erleben.

Ursachen

Bislang gibt es keine genauen Ursachen, die mitunter der Grund sein könnten, warum eine Sexsucht ausgelöst wird. Fakt ist, dass es verschiedene Faktoren gibt, die eine Hypersexualität begünstigen. Nur in den wenigsten Fällen sorgen körperliche Ursachen für eine Sexsucht; ein Beispiel des gesteigerten Verlangens ist ein Tumor, der sich direkt an der Nebennierenrinde befindet. Häufig sind es jedoch psychische Erkrankungen.

Auf Grund der Tatsache, dass die Sexualität im Laufe des Lebens erlernt wird, können mitunter auch familiäre Rollen für die Entstehung der Sexsucht verantwortlich sein. Betroffene kommen häufig aus Familien, in denen Abhängigkeiten zu Suchtmitteln dokumentiert wurden. Im Laufe der Zeit wurde erwiesen, dass das Suchtverhalten durchaus eine genetische Disposition aufweist.

Während des Geschlechtsverkehrs schüttet der Körper Botenstoffe aus. Diese sorgen für eine positive Stimmung. Bei Betroffenen handelt es sich um eine "körpereigene Droge", die durch etwaige Angst sowie das Risiko und auch dem Verlangen nach anderen Partnern, gesteigert wird. Eine weitere Ursache, die mitunter für eine Sexsucht verantwortlich sein kann, ist ein Missbrauch im Kindesalter. Viele Betroffene haben daher gelernt, dass sie ihre Probleme mittels Sex lösen können, nehmen im Rahmen des Geschlechtsverkehrs aber keine Bedürfnisse ihres Sexpartners wahr.

Mitunter können auch sehr positive und überwältigende Erfahrungen dafür sorgen, dass der Betroffene das Gefühl, das er nur während des Geschlechtsverkehrs kennengelernt hat, permanent wiederholen möchte.

Symptome und Verlauf

Klassische Symptome und Anzeichen äußern sich in der Weise, dass der Patient ständig an Sex denkt. In weiterer Folge wird der Geschlechtsakt häufiger praktiziert; bei längerer Nichtdurchführung des Geschlechtsakts entsteht beim Patienten eine innere Leere sowie Angst. Des Weiteren können Probleme in der Partnerschaft auftreten. Der Betroffene möchte immer mehr Sex, der Partner hingegen nicht.

Ein weiteres Anzeichen ist der Kontrollverlust des Verhaltens. Der Betroffene versucht seine sexuellen Aktivitäten auszuweiten, bemerkt jedoch, dass er keine Befriedigung findet und klagt über Schwierigkeiten einen Orgasmus zu erfahren. Betroffene versuchen auch immer wieder in schwierigen Situationen (beispielsweise, wenn sie Konflikte erleben oder "traurig" sind) diese mit Sex zu lösen.

Zu Beginn der "Krankheit" fühlt sich der Betroffene nach dem Geschlechtsverkehr besser; im Laufe der Zeit treten Schuldgefühle auf. Im weiteren Krankheitsverlauf bestimmt die Sexualität das gesamte Leben des Betroffenen. Andere Pflichten und Aufgaben werden vernachlässigt.

Diagnose

Eine klassische Diagnose gibt es nicht. Im Rahmen des Patientengesprächs äußert der Mediziner den Verdacht einer Hypersexualität; um etwaige körperliche Ursachen auszuschließen, erfolgt eine körperliche Routineuntersuchung. Dies deshalb, weil die Hypersexualität ein Anzeichen eines Nierenrindentumors sein könnte.

Behandlung und Therapie

Nur wenn der Betroffene selbst die Ausweglosigkeit seiner Lage erkannt hat und dagegen vorgehen will, kann eine Therapie tatsächlich helfen. Im Regelfall wird eine sogenannte kognitive Verhaltenstherapie angestrebt. Dem Betroffenen wird vor Augen geführt, wie die Sexsucht entstanden ist, kann die Ursachen erkennen und versucht - in weiterer Folge der Therapie - seine Verhaltensweisen zu verändern. Neben der Verhaltenstherapie können auch Psychopharmaka eingesetzt werden.

Das Problem an der Verwendung von Medikamenten ist, dass bislang nur sehr wenige Erfahrungen - im Rahmen der medikamentösen Behandlung - gemacht wurden. Denn oftmals muss nicht nur die Sexsucht als Symptom, sondern auch die psychische Erkrankung, welche die Hypersexualität ausgelöst hat, behandelt werden.

Während der Therapie wird das Ziel verfolgt, dass der Patient in weiterer Folge das sexuelle Verlangen reduzieren kann bzw. dass der Sex nicht mehr sein ganzes Leben bestimmt. Aus diesem Grund wird - vorwiegend zu Beginn der Therapie - eine sexuelle Enthaltsamkeit angestrebt. Das bedeutet, dass weder sexuelle Handlungen mit sich oder mit Partnern erlaubt sind. Somit muss sich der Patient seinen negativen Gefühlen stellen, diese aufarbeiten und sodann dagegen ankämpfen.


Vorbeugung

Eine Vorbeugung ist prinzipiell nicht möglich. Wichtig ist, dass - liegen bereits erste Anzeichen vor - das sexuelle Verhalten selbst hinterfragt wird. Mitunter kann der Partner einen Aufschluss darüber geben, ob sich das Verhalten des Betroffenen verändert hat.

Quellen

  • Gasser, T.: Basiswissen Urologie. Springer, Berlin 2015
  • Hof H, Dörries R. Duale Reihe: Medizinische Mikrobiologie. Thieme Verlag. 4. Auflage(2009)
  • Hofmann, R., (Hrsg.): Endoskopische Urologie. Springer, Berlin 2009
  • Jocham, D. & Miller, K.: Praxis der Urologie, Georg Thieme Verlag, 2007

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021

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