Schilddrüsenvergrößerung (Struma, Kropf)
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Bei einer Schilddrüsenvergrößerung, die auch als Struma oder Kropf bezeichnet wird, liegt eine Ausweitung der unterhalb des Kehlkopfes befindlichen Schilddrüse vor. Die schmetterlingsförmige Schilddrüse dient der Herstellung bestimmter Hormone.
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Was ist Schilddrüsenvergrößerung?
Meistens ist bei Schilddrüsenvergrößerung (Struma, Kropf) die Hormonproduktion trotz der äußerlichen Veränderung des Organs unverändert (euthyreote Struma). Eine zu geringe Hormonherstellung wird als Hypothyreose und eine erhöhte Hormonausschüttung als Hyperthyreose bezeichnet. Liegen Wucherungen der Schilddrüse vor, lässt sich das Organ oft nicht abgrenzen (Struma diffusa). Häufiger sind allerdings Knotenbildungen (Struma nodosa).
Je nach Stärke der Schilddrüsenvergrößerung erfolgt eine Zuordnung in Schweregrade. Grad 0 bezeichnet eine nur durch Sonografie (Ultraschalluntersuchung) erkennbare Schilddrüsenvergrößerung, die aber ansonsten nicht sichtbar und nicht zu ertasten ist. Bei Grad I liegen tastbare, aber nicht sichtbare Veränderungen vor. Grad II bezeichnet die zu ertastende und sichtbare Schilddrüsenvergrößerung.
Ursachen
Eine Schilddrüsenvergrößerung kann aber auch auf einer Entzündung des Organs gründen, die in vielen Fällen zu einer Überfunktion der Schilddrüse führt. Zu den entzündlichen Formen einer Schilddrüsenvergrößerung gehört die sog. basedowsche Krankheit, bei der sich eine Struma aufgrund einer Fehlsteuerung des Immunsystems bildet.
Auch eine Krebserkrankung kann eine Schilddrüsenvergrößerung bewirken. Die zumeist gutartigen Schilddrüsen-Tumore können „kalte Knoten“ beinhalten, die keine Hormone ausschütten und somit die Schilddrüsenfunktion nicht beeinflussen, oder aber „heiße Knoten“ darstellen, die eigenständig Hormone herstellen und damit eine Überproduktion auslösen.
Symptome und Verlauf
Mögliche Symptome von Schilddrüsenvergrößerung:
Bei einer nur geringfügigen Schilddrüsenvergrößerung werden Symptome zumeist nicht wahrgenommen. Weitet sich die Schilddrüsenvergrößerung jedoch aus, entstehen ein Enge- und Druckgefühl besonders auch beim Tragen geschlossener Kleidung sowie Beschwerden beim Schlucken.
Je nach räumlicher Lage der Struma kann es ferner zu Atembeschwerden vor allem bei körperlicher Belastung kommen. Außerdem treten bei Struma-Patienten überdurchschnittlich oft Entzündungen der Bronchien auf. Eine stark vergrößerte Schilddrüse verdrängt oftmals benachbarte Organe wie Speise- oder Luftröhre sowie Halsgefäße und verstärkt dadurch eine (möglicherweise auch ohne körperliche Betätigung auftretende) Atemnot sowie vorhandene Schluckbeschwerden. Die Verdrängung der Atemwege bei Schilddrüsenvergrößerung verursacht hörbare, pfeifende oder zischende Geräusche beim Atmen (Stridor).
Bei der basedowschen Krankheit führt eine Schilddrüsenvergrößerung (Struma, Kropf) zusätzlich zu einer Erhöhung der Herzfrequenz (Tachykardie) und zu einem auffälligen Hervortreten der Augäpfel (Exophtalmus).
Diagnose
Um die Ursache einer Schilddrüsenvergrößerung diagnostizieren zu können, muss die Krankengeschichte sorgfältig erhoben werden. Dazu gehört auch die Bestimmung des Zeitpunktes, zu dem die Schilddrüsenvergrößerung erstmals bemerkt wurde. Kenntnisse über das Ernährungsverhalten können Aufschluss über einen eventuellen Jodmangel geben. Zudem muss geklärt werden, ob neben der Schilddrüsenvergrößerung weitere Gesundheitsbeschwerden oder Vorerkrankungen bestehen.
Durch Ertasten der Schilddrüse wird Größe, Beweglichkeit und Konsistenz des Organs geprüft. Auch das Vorliegen größerer Knoten kann bereits durch die Tastuntersuchung festgestellt werden. Mit einer Sonografie lassen sich die exakte Größe und eventuelle sonstige Veränderungen der Schilddrüse erkennen und mögliche Knoten näher untersuchen. Bei einer Szintigrafie, bei der dem Patienten ein schwach radioaktives Präparat injiziert wird, können unter Einsatz einer Gammakamera - bei Schilddrüsenvergrößerung festgestellte - kalte und heiße Knoten diagnostiziert werden.
Behandlung und Therapie
Die Behandlung erfolgt bei Schilddrüsenvergrößerung entsprechend der jeweiligen Grunderkrankung. Liegt eine Überfunktion der Schilddrüse vor, so werden Medikamente eingenommen, die die Hormonproduktion hemmen (Thyreostatika). Die hormonhemmende Wirkung macht sich nach ungefähr einer Woche bemerkbar, nachdem die noch vorhandenen, zu viel produzierten Hormone ausgeschüttet worden sind. Zwar kann es in Abhängigkeit von der Dosis der Thyreostatika zum Beispiel zu Hautreaktionen, zu einer Reduzierung der Blutplättchen-Anzahl oder zu Haarausfall kommen, doch lassen sich diese Nebenwirkungen rückgängig machen.
Liegt eine besonders große Schilddrüsenvergrößerung (Struma, Kropf) vor, die andere Organe verdrängt, muss die Schilddrüse möglicherweise ganz oder teilweise operativ entfernt werden.
Im Fall, dass sich eine Operation nicht durchführen lässt oder nur eine kleinere Schilddrüsenvergrößerung vorliegt, besteht die Möglichkeit einer Behandlung mittels radioaktivem Jod, das intravenös eingeführt wird und durch radioaktive Strahlung Gewebeteile der Schilddrüse zerstört.
Nicht erlaubt ist diese Radiotherapie allerdings bei schwangeren Frauen. Zudem stellt sich bei etlichen Patienten nach einer Radiojodtherapie eine Schilddrüsenunterfunktion ein, die wiederum medikamentös behandelt werden muss. Noch nicht erwachsenen Patienten wird dann Jodid verabreicht, während Erwachsene zusätzlich das Schilddrüsenhormon Levothyroxin erhalten.
Liegen heiße Knoten vor, dürfen Jodid und Schilddrüsenhormon jedoch keinesfalls eingenommen werden. Bei diesen Patienten besteht nur die Möglichkeit einer operativen Knotenentfernung. Bei einer auf Jodmangel beruhenden Schilddrüsenvergrößerung wird allerdings üblicherweise nur bei schwerwiegenden mechanischen Verdrängungen anderer Organe durch die Schilddrüse oder bei bösartigen Tumoren operiert.
Vorbeugung
Quellen
- Herold, G.: Innere Medizin, Gerd Herold, 1. Auflage, 2013
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Kleine, B. et al.: Hormone und Hormonsystem. Springer Medizin Verlag, Heidelberg 2010
- Usadel, K.-H., Wahl, P.: Diabetologie und Stoffwechsel. In: Bob, A. u. K.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2009
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
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