Morbus Meniere

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Morbus Menière, für welche der französische Arzt Prosper Menière Pate stand, ist eine Erkrankung des Innenohrs, welche für Betroffenen durch die, für die Erkrankung typischen, heftigen Schwindelattacken sehr lebenseinschränkend sein kann.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Morbus Menière?

Bei der Morbus Menière, handelt es sich um eine Erkrankung des Innenohrs, die durch heftige Attacken von Drehschwindel, Verlust des Hörvermögens und Tinnitus gekennzeichnet ist.

Erst wenn das, der Erkrankung zugrundeliegende Hauptsymptom, der Drehschwindel, mindestens zweimal für mindestens 20 Minuten aufgetreten ist, kann von Morbus Menière ausgegangen werden. Im weiteren Verlauf der Erkrankung kommt es häufig zu starken psychischen Belastungen, deren Ursache oft auch in der Angst vor weiteren Anfällen zu finden ist.

Ursachen

Die genauen Ursachen des Morbus Menière sind bis heute noch nicht abschließend geklärt. Man geht jedoch davon aus, dass die Schwindelattacken ausgelöst werden durch einen Riss in der Reissner-Membran, der wiederum ausgelöst wird durch einen sogenannten Hydrops, einem Überdruck in der Gehörschnecke des Innenohrs.

Im menschlichen Innenohr befinden sich zwei Arten von Innenohrflüssigkeit, die Endolymphe, gekennzeichnet durch einen hohen Kalium- und einem geringen Natriumgehalt, welche von natriumreichen Perilymphe durch eine dünne Zellmembran, der Reissner-Membran, getrennt ist.

Durch den Riss kommt es zum Vermischen der beiden Flüssigkeiten, was schließlich die heftigen Schwindelattacken des Morbus Menière auslöst. Erst wenn der Körper durch seine Selbstheilungsfunktion den Riss wieder geschlossen hat, lassen die Schwindelattacken nach, da sich der Elektrolytgehalt der beiden Innenohrflüssigkeiten wieder normalisiert.

Symptome

Typische Symptome der Morbus Meniere:

Das Hauptsymptom des Morbus Menière, der anfallartige Drehschwindel, kündigt sich oftmals durch ein Druckgefühl im Ohr und durch einen verstärkten Tinnitus an. Die Art des Schwindels wird von den Betroffenen oft sehr unterschiedlich beschrieben. Üblicherweise geht der Schwindel einher mit einer starker Übelkeit, die häufig zu Erbrechen führt.

Es wird vermutet, dass die Risse in der Reissner-Membran und die Heilung derselben zu einer Vernarbung der Membran führen, was schließlich verantwortlich ist für die Abnahme des Hörvermögens auf dem betroffenen Ohr. Häufige Schwindelattacken können infolge dessen auch zu einem kompletten Hörverlust auf dem betroffenen Ohr führen.

Auch der, beim Morbus Menière in erster Linie niederfrequente, Tinnitus verstärkt sich durch den schleichenden Hörverlust. In den meisten Fällen beschränkt sich die Problematik nur auf ein Ohr. Allerdings kann es im Laufe des Lebens zu einer Ausweitung des Morbus Menière auf das andere Ohr kommen, was bei einer eventuellen Operation zu berücksichtigen ist.

Diagnose und Verlauf

Bei der Diagnostik des Morbus Menière findet zunächst eine eingehende Anamnese, das heißt eine Befragung des Patienten statt, da die Beschreibung der Symptome bei der Diagnosefindung der Erkrankung eine wichtige Rolle spielen. Als diagnostische Verfahren stehen dem Hals-Nasen-Ohren-Arzt einige Hörprüfungen zur Verfügung.

Beim Glyceroltest wird dem Patienten eine Flüssigkeit verabreicht, die zu einer Verminderung des Überdrucks im Gehör führt. Fällt ein anschließender Hörtest positiv aus, erhärtet dieses den Verdacht auf die Erkrankung. Die sogenannte BERA ist ein Hörprüfungsverfahren, das die Reizweiterleitung des Schalls vom Ohr zum Gehirn untersucht. Für die Untersuchung werden dem Patienten Elektroden am Kopf angebracht, welche die Hirnströme während des Test messen.

Bei der Elektrokochleographie testet man die Haarzellen des Innenohrs, um Herauszufinden, ob diese noch voll funktionstüchtig sind, da man davon ausgeht, dass die Vermischung der beiden Innenohrflüssigkeiten bei der Morbus Menière ebenjene Haarzellen schädigt. Es gibt noch einige weitere Test, wie beispielsweise den Weber-Test, die Audiometrie, die Untersuchung des Gehörtraktes auf eventuelle Infektionen, die Messung von otoakustischen Emissionen und auch bildgebende Verfahren, wie die Magnetresonanztomographie oder die Computertomographie.

Behandlung und Therapie

Zunächst zielt die Therapie bei der Morbus Menière darauf ab, den Leidensdruck der Erkrankten während der starken Schwindelattacken zu lindern. Hierbei kommen Medikamente zum Einsatz, welche die Übelkeit mindern oder sogar ganz ausschalten und Medikamente, die in der Lage sind, den Schwindel im Akutfall zumindest zu reduzieren.

Zur Behandlung des erhöhten Innenohrdrucks, werden Medikamente eingesetzt, die allerdings kontrovers diskutiert werden. Einige Testreihen und medikamentöse Studien werden inzwischen sogar ganz in Frage gestellt. Auch die Verbesserung der Durchblutung im Innenohrbereich durch Medikamente bringt häufig nicht den gewünschten Erfolg.

In schweren Fällen kann der Versuch sinnvoll sein, den Gleichgewichtssinn medikamentös komplett auszuschalten. Dies kommt jedoch nur in Betracht, wenn die Belastung des Patienten so stark ist, dass ein normales Leben nicht mehr möglich ist, denn mit der so durchgeführten Ausschaltung des Gleichgewichtssinns, kommt es auch zu einer vollständigen Taubheit auf dem betreffenden Ohr. Sollte es im späteren Verlauf der Erkrankung zu einer Ausweitung auf das andere Ohr kommen, besteht das Risiko einer vollständigen Taubheit.

Eine weitere Form der Therapie ist die sogenannte Labyrinth-Anästhesie. Bei diesem Eingriff wird durch einen kleinen Schnitt im Trommelfell ein Lokalanästhetikum ins Mittelohr eingebracht und betäubt das Gleichgewichtsorgan. Unter Umständen lassen sich die Schwindelattacken mit dieser Maßnahme ganz ausschalten oder in der Anfallshäufigkeit zumindest reduzieren.

Falls es trotz vieler Versuche nicht möglich sein sollte, das Krankheitsbild des Morbus Menière zu verbessern und wenn das Leben des Patienten zu stark beeinträchtigt ist, steht als chirurgische Maßnahme die Durchtrennung der Hörnerven zur Verfügung, was zum Verlust des Gleichgewichtssinns und damit auch zur Ausschaltung der Schwindelattacken führt, gleichzeitig allerdings auch den kompletten Hörverlust auf dem betreffenden Ohr bedeutet. Abgesehen davon gibt es auch operative Drainagemaßnahmen, um den Innenohrbereich zu entlasten und den Druck in diesem Bereich zu mäßigen.


Vorbeugung

Zur Vorbeugung von Morbus Menière werden oftmals Gleichgewichtsübungen verordnet, da es unter Umständen im Verlauf des Morbus Menière zu einer Gangunsicherheit kommen kann.

Auch sportliche Aktivitäten können den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen und für eine bessere Durchblutung und somit auch dafür sorgen, dass die Schwindelattacken weniger häufig auftreten.

Alle anderen Maßnahmen, wie autogenes Training, Yoga oder Qi Gong, sind in erster Linie ganzheitlicher Art und zielen darauf ab, den Menschen in seiner Mitte zu stärken und zu entspannen und ihm vor allem auch die Angst vor den Schwindelattacken des Morbus Menière zu nehmen.

Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass auf jeden Fall sinnvoll ist, auf Alkohol und Tabak zu verzichten und jede Form von Stress weitestgehend zu vermeiden.

Quellen

  • Zenner, H.P.: Praktische Therapie von Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten, Schattauer Verlag, 2008 3
  • Groß, U.: Kurzlehrbuch Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2013
  • Suttorp, N. et al.: Infektionskrankheiten: verstehen, erkennen, behandeln, Georg Thieme Verlag, 1. Auflage, 2003
  • Probst, R.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2008
  • Trautmann, A.: Allergologie in Klinik und Praxis. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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