Ellenbogenverrenkung (Ellenbogenluxation)
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Ellenbogenverrenkung (Ellenbogenluxation) ist mit ca. 5000 Fällen pro Jahr nach der Schulterverrenkung die zweithäufigste Verrenkungsart in Deutschland, weshalb ein genauer Blick auf die richtigen Verhaltensweisen im Falle des Falles nicht schaden kann.
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Was ist Ellenbogenverrenkung (Ellenbogenluxation)?
Bei einer Ellenbogenverrenkung, in der Medizin als Ellenbogenluxation bezeichnet, verschieben sich die beiden Unterarmknochen Elle und Speiche und der Oberarmknochen so gegeneinander, dass das dazwischen liegende Ellenbogengelenk vollkommen ausgerenkt wird.
Das bedeutet, dass die beiden gelenkbildenden Knochenenden im Ellenbogen den Kontakt zueinander verlieren. Eine unvollständige Ellenbogenverrenkung liegt dann vor, wenn noch etwas Kontakt zwischen den Knochenenden vorhanden ist und wird Subluxation genannt.
Ursachen
In über 90 Prozent der Fälle wird die Verrenkung durch einen überstreckten Ellenbogen ausgelöst. Dabei hebelt der Ellenhaken den Oberarmknochen aus, der dem Druck nicht standhalten kann und nach vorne ausrenkt. Weitaus seltener sind Ellenbogenverrenkungen nach innen.
Bei manchen Menschen kann zudem eine angeborene Erkrankung des Bindegewebes dafür verantwortlich sein, dass die Gelenke zu beweglich sind, was die Anfälligkeit für eine Ellenbogenverrenkung deutlich erhöht.
Wann zum Arzt?
Bei dem Verdacht auf eine Ellenbogenverrenkung sollte ein Arzt konsultiert werden. Medizinischer Rat ist vor allem dann gefragt, wenn die Verrenkung zu Schmerzen oder Begleitsymptomen wie Fehlstellungen oder Lähmungserscheinungen führt.
Kommt es zu Taubheitsgefühlen des Unterarms und der Haut oder zu einer Bewegungsunfähigkeit des Ellenbogens, ist medizinischer Rat gefragt. Auch bei bleibenden Beschwerden, die sich über mehrere Woche oder gar Monate hinziehen, empfiehlt sich ein Arztbesuch.
Dies gilt insbesondere dann, wenn es durch die Ellenbogenverrenkung zu starken Fehlstellungen kommt. Bleiben die Beschwerden dann unbehandelt, kann es zum Gelenkverschleiß und mitunter auch zu chronischen Schmerzen kommen. Eine akute Verrenkung nach einem Sturz oder Unfall muss umgehend im Krankenhaus abgeklärt werden.
Bei offenen Wunden oder Brüchen im Bereich des Ellenbogens sollte in jedem Fall ein Notarzt eingeschaltet werden. Wer unter einer Vorerkrankung der Gelenke oder Knochen leidet, sollte mit einem verrenkten Ellenbogen umgehend zum zuständigen Arzt gehen. Weitere Ansprechpartner sind der Orthopäde oder ein Sportmediziner.
Symptome und Verlauf
Die eindeutigsten und praktisch immer auftretenden Symptome einer Ellenbogenverrenkung sind starke Schmerzen, die nach einem mehr oder weniger lange anhaltenden Moment des Schocks über die Verletzung eintreten, sowie die Unfähigkeit den verletzen Ellenbogen zu bewegen. Ein weiteres, deutlich sichtbares Symptom ist die Fehlstellung des Ellenbogens. Dieser steht deutlicher als normal hervor und der Unterarm zeigt bewegungsunfähig in eine Richtung.
Weitere Symptome hängen von den Verletzungen ab, die der Arm als Folge der Verrenkung erleidet. So wird häufig auch der sich in der Nähe der Elle befindende Unterarmnerv geschädigt, was Lähmungserscheinungen und vorübergehenden Gefühlsverlust in der Hand des betroffenen Arms zur Folge haben kann. Des Weiteren werden im Zuge einer Ellenbogenverrenkung sehr oft auch Bänder und Kapseln verletzt, was sowohl die Schmerzen verstärkt als auch die Bewegung des gesamten Arms noch weiter einschränkt.
Wird die Ellenbogenverrenkung nicht so schnell wie möglich behandelt droht im schlimmsten Fall eine Versteifung des Gelenks, die eine dauerhaft eingeschränkte Beweglichkeit sowie anhaltende Lähmungserscheinungen und Gefühlsverlust nach sich ziehen kann. Darüber hinaus können auch Gefäße und Nerven durch eine zu spät oder überhaupt nicht behandelte Ellenbogenverrenkung nachhaltig geschädigt werden.
Diagnose
Der erste Schritt zu einer eindeutigen Diagnose einer Ellenbogenverrenkung ist in aller Regel eine Röntgenaufnahme des betroffenen Bereichs. Wenn danach weiter Unklarheit besteht, wird noch eine zusätzliche Computer- oder Kernspintomografie durchgeführt, die dann den endgültigen Aufschluss bringt. Neben der Feststellung der Ellenbogenverrenkung müssen zudem etwaige Folgeschädigungen wie Brüche oder Bänderrisse festgestellt bzw. ausgeschlossen werden, weshalb auch die Durchblutung, die korrekte Funktion der Unterarmmuskeln sowie das Hautgefühl überprüft werden müssen.
Komplikationen
Eine Ellenbogenverrenkung kann mit einem starken Schmerzerleben verbunden sein. Die Bewegungsmöglichkeiten sind stark eingeschränkt. Unwohlsein, Stimmungsschwankungen und eine Beeinträchtigung der alltäglichen Abläufe sind gegeben.
In schweren Fällen können Knochenbeschädigungen auftreten, die mit lebenslangen Einschränkungen oder Beschwerden verbunden sein können. Bei einer dauerhaften Bewegungsunfähigkeit des Armes sind emotionale und seelische Probleme möglich, die therapiert werden müssen. In vielen Fällen kommt es zu Beschädigungen der Nerven, der Kapseln oder des Gelenkes.
Werden Nervenfasern beschädigt, droht eine Ausbreitung der Beschädigung entlang der Nervenfasern. Es besteht das Risiko, dass der betroffene Nerv irreparable Schäden erleidet. Taubheitsgefühle und Störungen des Wahrnehmungserlebens sind möglich. Dauerhafte Knorpelschäden des Gelenkes können durch eine Ellenbogenverrenkung eintreten. Diese können im weiteren Verlauf zu chronischen Erkrankungen führen.
Neben dem Ellenbogen werden bei einer Verrenkung auch die Funktionsfähigkeiten des Unterarmes sowie der Hände und Finger eingeschränkt. Die Taubheitsgefühle können sich bis in die Finger ausbreiten. Darüber hinaus sind Lähmungserscheinungen und ein Verlust der gewohnten Kraftmobilisierung möglich.
In schweren Fällen kann es zu Durchblutungsstörungen kommen. Werden durch verrenkte Knochen die Blutgefäße beschädigt oder eingeklemmt, findet keine ausreichende Durchblutung des Unterarms und der Hand statt. Bei langanhaltenden Störungen drohen ein Herzinfarkt, Schlaganfall oder der Verlust des Unterarmes sowie der Hand.
Behandlung und Therapie
Der erste und mit Abstand wichtigste Schritt bei der Behandlung einer Ellenbogenverrenkung ist die schnellstmögliche Reposition, also Wiedereinrenkung des verletzten Ellenbogens. Diese sollte innerhalb von sechs Stunden erfolgen, da sonst bleibende Schädigungen der Nerven und Gefäße auftreten können.
Um die Reposition zu erleichtern wird der Betroffene häufig unter kurze Vollnarkose gesetzt. Das Wiedereinrenken geht dann sehr zügig durch einen beherzten Zug am Unterarm. Nach erfolgreicher Reposition muss entschieden werden, ob eine Operation vonnöten ist. Diese wird erst dann notwendig, wenn Gefäße verletzt, Nerven geschädigt, oder ein Splitterbruch diagnostiziert wurde.
Ist keine OP erforderlich, wird der Arm für einen kurzen Zeitraum mithilfe einer Gipsschiene ruhiggestellt, sodass er keinen weiteren Belastungen ausgesetzt ist. Allerdings darf die Schiene nicht zu lange getragen werden, da sonst die Gefahr einer Versteifung des Ellenbogengelenks besteht. Nach Entfernung der Gipsschiene folgt in der Regel eine physiotherapeutische Behandlung, die in den meisten Fällen die Folgen der Ellenbogenverrenkung gänzlich beheben und die komplette Mobilität des Ellenbogens wiederherstellen kann.
Vorbeugung
Um einer Ellenbogenverrenkung effektiv vorzubeugen, sollte man, wenn möglich, auf die Ausübung von Sportarten verzichten, bei denen es häufig zu Stürzen oder zu Gewalteinwirkung auf die Ellenbogengelenke kommt. Dazu zählen z.B. Kampfsportarten wie Kickboxen oder Ringen, aber auch Fußball oder Basketball. Beim Radfahren oder auf Inlinern sollte man zudem darauf achten stets Protektoren an den Ellenbogen zu tragen, um bei eventuellen Stürzen keine Ellenbogenverrenkung zu erleiden.
Im Falle einer Ellenbogenverrenkung hat das unmittelbare Aufsuchen eines Arztes oder von anderem medizinischen Fachpersonal absolute Priorität, da das verletzte Gelenk so schnell wie möglich professionell wieder eingerrenkt werden muss, da sonst ernsthafte gesundheitliche Konsequenzen drohen.
Quellen
- Rüther, W. & Lohmann, C.H.: Orthopädie und Unfallchirurgie, Urban & Fischer, 20. Auflage, 2014
- Heisel, J.: Physikalische Medizin - Praxiswissen Halte- und Bewegungsorgane, Georg Thieme Verlag, 1.Auflage, 2005
- Wülker N. Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme Verlag. 2. Auflage 2010.
- Mayer, C. et Siems, W.: 100 Krankheitsbilder in der Physiotherapie, Springer Medizin Verlag, 1.Auflage, 2011
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
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