Höhenkrankheit

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Höhenkrankheit werden die unangenehmen bis bedrohlichen Symptome bezeichnet, die bei den meisten Menschen beim Aufenthalt in Höhe oberhalb von etwa 2400 Metern über dem Meeresspiegel entstehen. Diese Symptome sind eine Reaktion des Körpers auf den in dieser Höhe herrschenden niedrigen Luftdruck.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Höhenkrankheit?

Eine Reise in eine Stadt, die auf einer Höhe über 2400 Meter liegt, kann für manchen Menschen zum Problem werden. Eine Höhenkrankheit führt zu Übelkeit, Kreislaufbeschwerden und Kopfschmerzen.

Die Höhenkrankheit ist nicht nur für Bergsteiger ein Problem. Auch für Bewohner hoher Regionen Südamerikas ist das Leiden - Soroche genannt - ständig präsent. Tibeter dagegen sind durch eine von Natur aus erhöhte Atemfrequenz gegen Höhenkrankheit geschützt.

Der Komplex unspezifischer, aber in großen Höhen eindeutig auf die Höhenkrankheit hinweisender Symptome umfasst Kopfschmerzen, gastrointestinale Symptome, Atemnot, körperliche Schwäche und Bewusstseinsstörungen. In extremen Höhen kann die Höhenkrankheit mit lebensbedrohlichen Flüssigkeitsansammlungen in Lunge und Gehirn (Höhenhirnödem und Höhenlungenödem) einhergehen.

Ursachen

Die Höhenkrankheit wird durch eine druckbedingte Störung des Gasaustausches in der Lunge verursacht. Der Austausch von Sauerstoff, Kohlendioxid und Wasserdampf an der Grenze zwischen Blut und Atemluft in den Lungenbläschen ist fein abgestimmt auf die Luftdruckverhältnisse, die in den Höhen herrschen, in denen sich Menschen normalerweise aufhalten. Gleiches gilt für die normalen Konzentrationen von Sauerstoff und Kohlendioxid in Blut und im Gewebe.

Der schnelle Wechsel zu anderen Druckverhältnissen - seien es extreme Höhen oder auch ein erhöhter Druck beim Tauchen - bringt dieses Gleichgewicht durcheinander und verursacht Krankheitssymptome. Bei der Höhenkrankheit bewirkt der gemeinsam mit dem allgemeinen Luftdruck verringerte Sauerstoff-Partialdruck, dass nicht genügend Sauerstoff über die Lunge aufgenommen werden kann. Auf den Sauerstoffmangel reagiert der Körper mit einer erhöhtem Atemfrequemz sowie Gefäßverengungen zur Blutdruckerhöhung.

Gleichzeitig hat der ebenfalls erniedrigte Kohlendioxid-Partialdruck in der Außenluft zufolge, dass verstärkt Kohlendioxid über die Lunge abgegeben wird und es zu einer Verringerung der Kohlendioxidkonzentration im Blut kommt. Weiterhin ist die Höhenkrankheit oft durch Dehydrierung gekennzeichnet, die durch das ebenfalls durch den niedrigen Luftdruck bedingte verstärkte Abatmen von Wasserdampf verursacht wird.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome der Höhenkrankheit:

Das Gros der Symptome der Höhenkrankheit wird durch die Sauerstoffunterversorgung und die damit einhergehende Herabsetzung der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit bewirkt. Sauerstoffmangel verursacht erhöhten Blutdruck, beschleunigten Puls, Atemnot, Kopfschmerzen, Leistungsabfall sowie Appetitlosigkeit und Übelkeit.

Die Erniedrigung des Kohlendioxidgehalts des Blutes bringt eine sogenannte respiratorische Alkalose, eine Erhöhung des pH-Werts des Blutes, mit sich. Daraus können Muskelkrämpfe und Bewusstseinstrübungen resultieren. Auch die Dehydrierung trägt zur Verminderung der Leistungsfähigkeit bei und führt außerdem zu einer Einschränkung der Nierenfunktion, deren Aufrechterhaltung gerade für die Regulation der Alkalose wichtig wäre.

Ein weiteres Zeichen der Höhenkrankheit ist eine gewisse Aufschwemmung, die durch Ödeme - Wasseransammlungen unter der Haut - hervorgerufen wird. Ursache ist hier wahrscheinlich der erhöhte Blutdruck. Schlimmstenfalls können sich Ödeme auch im Gehirn und in der Lunge ausprägen.

Konstante, starke Kopfschmerzen, schwere Übelkeit, starker Leistungsabfall, trockener Husten, Atemnot im Ruhezustand, Herzrasen, reduzierter Harndrang, Bewusstseinstrübungen, Schwindel und Schlaflosigkeit sind Warnsignale einer bedrohlichen Höhenkrankheit.

Diagnose

Die Höhenkrankheit wird anhand ihrer Symptome im Zusammenhang mit dem Aufenthalt in großen Höhen ohne Weiteres erkannt. Eine aufwendige Diagnose ist nicht nötig. Je nach Ausprägung der Symptome muss sofort in geeigneter Weise reagiert werden.

Komplikationen

Die Höhenkrankheit kann eine Reihe von Komplikationen hervorrufen. Zunächst führt der Sauerstoffmangel zur Hyperventilation, die mit Kopfschmerzen, Verwirrung und Bewusstseinsstörungen einhergeht. Außerdem kommt es zur Dehydration und in der Folge zu einer eingeschränkten Nierenleistung. Im Extremfall kommt es zum Nierenversagen – Bluthochdruck, Ödeme, Magen-Darm-Beschwerden und Krämpfe sind die Folge. In schweren Fällen kann die Höhenkrankheit ausgeprägte Atemstörungen wie die Cheyne-Stokes-Atmung auslösen.

Abhängig von der Höhe kann es zum vollständigen Aussetzen der Atemtätigkeit kommen. Bleibt die Höhenkrankheit unbehandelt, besteht für den Betroffenen akute Erstickungsgefahr. Mitunter entstehen lebensbedrohliche Ödeme, welche mit schwerwiegenden Komplikationen verbunden sind. Viele Betroffene leiden in der Folge der Höhenkrankheit unter schweren Hirnschädigungen, die in der Regel dauerhaft bestehen bleiben.

Die Behandlung der Höhenkrankheit birgt ebenfalls Risiken. Die üblicherweise verabreichten Arzneimittel können eine Vielzahl von Neben- und Wechselwirken mit sich bringen. Typisch sind etwa Schwindel, Tinnitus, Juckreiz und Blutdruckabfall (durch blutdrucksenkende Mittel wie Azetazolamid) sowie Asthma oder Magenschleimhautschädigungen (durch entzündungshemmende Schmerzmittel wie Arthotec oder Vimovo). Auch Gegenmittel aus der Natur wie die Blätter des Cocastrauchs oder Buttertee können Nebenwirkungen hervorrufen.

Behandlung und Therapie

Bei leichten bis moderaten Symptomen der Höhenkrankheit genügt eine Unterbrechung des Aufstiegs und eine längere Ruhepause. Kopfschmerzen können mit Ibuprofen behandelt werden. Ein Mittel gegen Übelkeit sowie Medikamente zur Blutdrucksenkung können die Anpassung des Körpers an die ungewohnten Höhenverhältnisse erleichtern. Zu den Medikamenten sollte jedoch zuvor ein Arzt konsultiert, eventuell auch ihre Verträglichkeit vorab getestet werden.

Sind die Symptome nach einem Tag nicht vollkommen abgeklungen, sollte in geringere Höhen abgestiegen werden. Sofortiger Abstieg, möglichst in Begleitung, ist bei schweren Symptomen angezeigt. Bei akut bedrohlichen Symptomen wie Dauerhusten, rasselndem, schwerem Atem, bläulichen Lippen und Verwirrtheit ist der sofortige Abtransport auf möglichst geringe Höhen lebenswichtig. In diesem Fall sollte sofort die Bergwacht alarmiert werden.

Ärztliche Überwachung, eine zusätzliche Versorgung mit Sauerstoff sowie Medikamente wie Dexamethason zur Behandlung der Ödeme sind jetzt unbedingt notwendig. Ist der Abstieg nicht schnell genug möglich, kann der Aufenthalt in einer tragbaren hyperbarischen Kammer bei akuter Höhenkrankheit helfen.


Vorbeugung

Zur Vorbeugung der Höhenkrankheit ist Zeit der Goldstandard. Aufstiege sollten, wenn irgend möglich, zu Fuss und nicht mit der Seilbahn oder per Flug bewältigt werden. Längere vorbereitende Aufenthalte auf Höhen zwischen 2000 und 3000 Metern geben dem Körper Gelegenheit, sich durch Bildung von mehr roten Blutzellen an die neuen, sauerstoffärmeren Verhältnisse anzupassen. Darüber hinaus sollte der tägliche Höhengewinn idealerweise 500 Meter nicht überschreiten.

Um der Dehydrierung vorzubeugen, sollte ausreichend, aber nicht überreichlich getrunken werden. Weiterhin ist auch die vorbeugende Gabe blutdrucksenkender Medikamente (Azetazolamid oder Nifedipin) üblich, unter Umständen auch Dexamethason zur Vorbeugung von Ödemen. Von den indigenen Völkern Südamerikas werden traditionell Cocablätter gegen die Höhenkrankheit angewandt.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin, Gerd Herold, 1. Auflage, 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Roskamm, H., et al.: Herzkrankheiten. Springer, Heidelberg 2004
  • Kindermann, W., et al.: Sportkardiologie. Steinkopff, Darmstadt 2007
  • Bieber, C. et al.: Duale Reihe Innere Medizin, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2012

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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