Entropium (Einwärtskehrung des Augenlids)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Ein Entropium (Einwärtskehrung des Augenlids) ist für viele Menschen ein Fremdwort, Grund genug also etwas mehr über dieses lästige und besonders bei älteren Menschen relativ häufig auftretende Phänomen in Erfahrung zu bringen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Entropium?

Ein Entropium muss meist operativ behandelt werden, um eine vollständige Heilung zu erzielen.

Als Entropium wird eine Fehlstellung des Augenlids bezeichnet. Dabei kehrt sich das Lid nach innen in Richtung Auge, wodurch die Wimpern in direkten Kontakt mit der Hornhaut kommen und auf dieser hin und her reiben. In den meisten Fällen betrifft ein Entropium das untere Augenlid, in Ausnahmefällen kann aber auch das obere Lid betroffen sein.

Es existieren vier verschiedene Formen eines Entropiums und jede hat ihre ganz eigene Ursache. Ein spastisches Entropium wird durch eine Verkrampfung des Augenlids hervorgerufen, die wiederum Folge einer Augen OP, einer Entzündung oder Verletzung des Auges oder einer Lidschwellung sein kann.

Ursachen

Bei einem sogenannten Narbenentropium sind hingegen die Folgen von Verletzungen des Auges, etwa durch Verbrennungen oder Verätzungen, ursächlich für die Einwärtskehrung des Lids. Die dadurch entstehenden Narben sorgen nämlich dafür, dass das eigentlich elastische Lidbindegewebe verhärtet. Infolge dessen kann es schrumpfen und sich nach innen kehren.

In sehr seltenen Fällen ist ein Entropium bereits angeboren. Verantwortlich dafür ist in der Regel ein noch nicht richtig ausgereiftes Zusammenspiel zwischen Nerven und Lidmuskulatur. In den meisten Fällen verschwindet das angeborene Entropium aber bereits innerhalb des ersten Lebensjahres wieder.

Die häufigste Ursache für die Entstehung eines Entropiums ist allerdings das Alter. Ab dem 70. Lebensjahr steigt die Wahrscheinlichkeit für ein Entropium rapide, weil die Muskulatur der Lider immer schwächer wird und häufig ihren Dienst versagt und die Lider nicht mehr richtig halten kann.

Wann zum Arzt?

In der Regel ist eine Einwärtskehrung des Augenlids keine besonders gefährliche Krankheit und muss daher auch nicht in jedem Fall durch einen Arzt behandelt werden. Allerdings kann die Einwärtskehrung des Augenlids zu unangenehmen Beschwerden und zu Schmerzen in den Augen führen. Sollte es daher zu Beschwerden kommen, die die Lebensqualität des Betroffenen verringern, so muss auf jeden Fall eine Behandlung erfolgen. Eine Untersuchung durch einen Arzt sollte auch dann erfolgen, wenn die Krankheit nicht angeboren ist, sondern im Laufe des Lebens erworben wurde.

Dabei kann es sich um eine weitere Grunderkrankung handeln, die ebenfalls behandelt werden muss. In der Regel kann dabei ein Augenarzt aufgesucht werden. Der Besuch beim Augenarzt sollte dann erfolgen, wenn es zu einem Fremdkörpergefühl im Auge kommt, obwohl kein Fremdkörper vorhanden ist. Auch gerötete und tränende Augen sind typische Symptome der Einwärtskehrung des Augenlids und sollten untersucht werden.

Symptome und Verlauf

Die Symptome bei einem Entropium werden vor allem durch die auf der Hornhaut reibenden Wimpern verursacht. So kommt es häufig zu einem Fremdkörpergefühl im Auge, welches in der Fachsprache als Trichiasis bezeichnet und von den Betroffenen in der Regel als äußerst störend empfunden wird. Des Weiteren kann es zu Rötungen des Auges sowie zu einem verstärkten Tränenfluss kommen, der häufig von starken Juckreizen begleitet wird.

Wegen der permanenten Reizung des Auges ist dieses besonders anfällig für Entzündungen und Infektionen, die mitunter schwerwiegende Folgen wie z.B. eine Minderung der Sehkraft haben können. Durch das permanente Reiben der Wimpern auf der Hornhaut kann es zu kleinen Rissen kommen, in die sich Bakterien einnisten und Hornhautgeschwüre verursachen können. Die dadurch entstehenden Narben können das Sehen erschweren und machen ein unbehandeltes Entropium dadurch zu einer großen Gefahr.

Diagnose

Da ein Entropium bereits mit bloßem Auge leicht zu erkennen ist, sollte auch eine Diagnose für einen geschulten Augenarzt oder Allgemeinmediziner kein allzu großes Problem darstellen. Komplizierter wird es erst, wenn es an die Ursachenforschung geht. Mit Spaltlampe und Mikoskop kann der Augenarzt einen genauen Blick auf die Hornhaut und das Bindegewebe werfen, um dort nach den möglichen Auslösern für das Entropium zu suchen.

Behandlung und Therapie

Die Behandlung eines Entropiums richtet sich nach dessen Ursache, allerdings ist zur vollständigen Heilung fast immer ein operativer Eingriff vonnöten. Im Falle eines altersbedingten sowie eines spastischen Entropiums gibt es viele verschiedene Ansätze für eine operative Korrektur der Fehlstellung des Augenlids.

Eine sehr häufig angewandte ist dabei die Einsetzung von mehreren Zugnähten am betroffenen Lid, wodurch dieses sich langsam wieder nach außen wendet. Eine weitere beliebte Methode ist die horizontale Spaltung des nach innen gekehrten Augenlids. Durch die entstehende Spalte werden dann Fäden gezogen, die das Lid wieder nach außen kehren.

Besonders bei älteren Patienten kann auch nach erfolgreicher OP das Entropium nach einiger Zeit wieder auftreten. In diesem Fall wird ein weiterer Eingriff notwendig. Bei einem Narbenentropium wird zusätzlich zu der OP die Ursache für die Entstehung des Narbengewebes behandelt.

Die bei der OP eingesetzten Fäden werden ca. 10 Tage nach der Behandlung wieder gezogen. Bis dahin wird die Wunde zunächst für 24 Stunden mit einem Verband geschützt und anschließend mit einer Augensalbe versorgt.

Wenn eine OP von dem Betroffenen nicht erwünscht oder vorübergehend nicht durchführbar ist, können konservative Behandlungsmethoden zumindest eine vorübergehende Verbesserung bewirken. So können beispielsweise Kontaktlinsen das Auge vor der Reibung der Wimpern schützen oder das Augenlid mithilfe eines Heftpflasters, welches die Lidkante strafft, nach vorne gezogen werden. Da diese Maßnahmen das Entropium aber nicht beseitigen, sondern lediglich dessen Symptome lindern, ist eine vollständige Genesung nur durch eine OP möglich.


Vorbeugung

Da man dem Alter und dessen Begleiterscheinungen leider nicht vorbeugen kann, kann auch einem altersbedingten Entropium nicht vorgebeugt werden, einem durch Narbengewebe ausgelösten hingegen aber schon. So sollte man schon bei kleineren Verletzungen des Auges vorsorglich einen Augenarzt aufsuchen, um einer Vernarbung des Lidbindegewebes und folglich auch einem Entropium frühzeitig entgegenzuwirken.

Ein Entropium ist sehr unangenehm, doch glücklicherweise fast immer auch heilbar. Eine frühzeitige Erkennung ist sehr wichtig, um bleibende negative Auswirkungen auf die Sehkraft zu vermeiden.

Quellen

  • Grehn F.: Augenheilkunde. Springer Verlag. 30. Auflage 2008
  • Lang, G.: Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2014
  • Wutta, H.P., Brucker, K.: Theorie und Praxis der Augen-Akupunktur. Hippokrates Verlag, Stuttgart 2014
  • Faller, A. et al.: Der Körper des Menschen. Thieme, Stuttgart 2012

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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