Verschleppte Blasenentzündung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 21. Oktober 2018
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Blasenentzündungen sind ein weit verbreitetes Leiden, von dem Frauen besonders häufig betroffen sind. In aller Regel heilt eine Blasenentzündung schnell wieder aus. Leichte Formen können sogar mit einfachen Hausmitteln behandelt werden. Wird die Krankheit aber nicht richtig therapiert oder nicht vollständig auskuriert und es kommt zu einer verschleppten Blasenentzündung, kann es zu schwereren Komplikationen kommen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Verschleppte Blasenentzündung?

Die die akute Zystitis (Harnblasenetnzündung) ist in der Regel auf eine bakterielle Infektion durch die Harnröhre zurückzuführen. Da die Harnröhre bei Männern mit 20 bis 25 Zentimetern deutlich länger ist, als bei Frauen (2,5 bis 5 cm), erkranken erstere deutlich seltener an einer Zystitis.

Allerdings kann ein Blasenkatheter auch bei Männern das Infektionsrisiko deutlich steigern. Blasenentzündungen bei Frauen sind meist von kurzer Dauer und klingen ohne Spätfolgen wieder ab. Gelegentlich kann es aber zu Komplikationen wie zum Beispiel einer Entzündung der Nieren kommen. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn die Krankheit verschleppt wird. Verschleppung ist die umgangssprachliche Bezeichnung für eine nicht fachgerecht behandelte oder nicht vollständig austherapierte Erkrankung.

Ursachen

  Eine Blasenentzündung kann neben Bakterien auch auf andere Erreger, zum Beispiel Viren, Pilze und Würmer zurückzuführen sein. Bakterielle Infektionen sind aber die bei weitem häufigste Ursache für eine Entzündung der unteren Harnwege. Dabei stammen die Bakterien meist aus der Darmflora und steigen über die Harnröhre in die Blase auf. Die häufigsten Erreger stammen aus der Familie der Escherichia Coli. Andere Keime, wie zum Beispiel Proteus und Pseudomonas aeruginosa, zwei Bakterienarten, die sich häufig antibiotikaresistent zeigen, treten deutlich seltener auf.

Meist führt eine Schmierinfektion zur Zystitis. Bei Schmierinfektionen gelangen die Bakterien, häufig durch falsches Reinigungsverhalten während des Stuhlgangs, vom After in die Harnröhre. Auch beim Geschlechtsverkehr kommt es regelmäßig zur Kontaminierung des Harntrakts mit Darmbakterien. Sexuell aktive Frauen leiden deshalb häufiger an Blasenentzündungen als andere Personengruppen. Dieses Phänomen wird im englischsprachigen Raum auch als "Honeymoon-Zystitis" bezeichnet

Nach Reisen in tropische und subtropische Gebiete kann es zur Bilharziose kommen. Die durch Saugwürmer verursachte Erkrankung zieht auch oftmals eine spezielle Form der chronischen Blasenentzündung nach sich.

Häufig ist eine nicht auskurierte bakterielle Infektion an der Blasenschleimhaut der Grund für eine "verschleppte" Blasenentzündung.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome einer verschleppten Blasenentzündung:

  • getrübter Urin

Typische Symptome für eine akute Zystitis sind brennende Schmerzen beim Wasserlassen und ständiger Harndrang, wobei jedoch bei der Blasenentleerung oftmals nur geringe Mengen Urin abgeben werden. Betroffene haben beim Urinieren häufig das Gefühl, gegen einen Widerstand anzupressen, was darauf zurückzuführen ist, dass sich die Harnblase aufgrund der Entzündung beim Wasserlassen krampfartig zusammenzieht. Darüber hinaus kommt es oftmals zu Rückenschmerzen oder zu Unterbauchschmerzen während des Wasserlassens. Der Urin ist meist getrübt und sondert einen auffallenden Geruch ab. Bei Frauen erfasst die Infektion auch häufig die Vagina, was zu vermehrtem Ausfluss führen kann, der meist farblich verändert ist und einen unangenehmen Geruch absondert.

Wann zum Arzt?

Betroffenen Männer sollten bei einer Blasenentzündung stets einen Arzt aufsuchen, um die Ursachen abklären zu lassen. Gleiches gilt für Frauen, wenn eine Blasenentzündung nicht nach wenigen Tagen auskuriert ist oder es in kurzen Abständen immer wieder zu Infektionen kommt.

Darüber hinaus ist ein Arztbesuch geboten, wenn zu den typischen Symptomen einer Blasenentzündung Blut im Urin, Fieber oder Schmerzen im Nierenbereich hinzutreten. Auch Schwangere sowie Personen die an Diabetes mellitus oder einer Blasenfunktionsstörung leiden, sollten stets einen Arzt konsultieren. Bei erkrankten Kindern sollte vorsichtshalber stets ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden.

Diagnose

Im ersten Schritt erhebt der behandelnde Arzt die Krankengeschichte der Patientin oder des Patienten. Dabei werden insbesondere die Symptome des akuten Leidens erfragt sowie potentielle Risikofaktoren identifiziert. Sofern alles auf eine einfache Blasenentzündung hindeutet und keine Risikofaktoren vorliegen, wird eine Zytitis meist allein anhand der beschriebenen Symptome diagnostiziert. Gehört der Betroffene einer Risikogruppe an oder besteht der Verdacht auf Komplikationen, wird in der Regel eine Urinuntersuchung durchgeführt.

Im Rahmen der Urindiagnostik wird der Urin auf Keime und Blutbeimengungen untersucht. Dabei kommen verschiedenen Verfahren zum Einsatz. Mit Hilfe eines Urinteststreifens kann der Arzt auf einfache Weise die Bakterienkonzentration grob abgeschätzt und zudem eine etwaige Blutbeimengung feststellen. Reicht das nicht aus, erlaubt die mikroskopische Urinuntersuchung eine exaktere Diagnose. Manchmal ist es zudem erforderlich, dass eine Urinkultur angelegt wird. Dabei werden die gefundenen Keime auf einem speziellen Nährboden herangezüchtet und anschließend genau analysiert. Bei Verdacht auf eine Nierenentzündung oder andere Komplikationen kann außerdem eine Ultraschalluntersuchung oder eine Blasenspiegelung angezeigt sein.

Komplikationen

Bei chronischen Blasenentzündungen mit schwerem Verlauf kann Blasengewebe absterben und die Blase schrumpfen. Eine chronische Harnröhrenentzündung (Urethritis) führt häufig zur Verengung des Organs. Steigt die Harnwegsinfektion bis zu den Nieren auf, kann es zu einer Nierenentzündung kommen, außerdem können sich Nierenabszesse bilden. Darüber hinaus besteht das Risiko, dass die Entzündung auch auf andere Organe übergreift. Bei Frauen sind dabei sehr häufig die Geschlechtsorgane betroffen. Breitet sich der Infekt aus und gelangen die Erreger in die Blutbahn, besteht die Gefahr einer Sepsis (Blutvergiftung), die regelmäßig mit hohem Fieber, in schweren Fällen mit Blutgerinnungsstörungen und lebensbedrohlichem Organversagen einhergeht.

Behandlung und Therapie

Bei leichten Fällen reicht es in der Regel, wenn der Patient viel trinkt und die Blase regelmäßig entleert, damit die Krankheitserreger zügig ausgespült werden. Für diesen Zweck werden in der Apotheke spezielle Blasentees angeboten. Darüber hinaus können Wärmflaschen, die auf den Unterbauch aufgelegt werden oder warme Sitzbäder mit Kamillentee für Linderung sorgen.

Bei schwererem Verlauf ist im Falle einer bakteriellen Infektion eine Behandlung mit Antibiotika erforderlich. Welche Medikamente der Arzt verordnet, hängt von der Art des Erregers ab. Häufig verordnete Wirkstoffe sind Fosfomycin, Cotrimoxazol oder Nitrofurantoin . Bei schweren Schmerzen werden zusätzlich krampflösende Mittel verabreicht, um die Blasenmuskulatur zu entspannen. Die Medikamente müssen in der Regel sieben bis zehn Tage eingenommen werden. Eine Antibiotikatherapie sollte keinesfalls vorzeitig unterbrochen werden. Auch dann nicht, wenn die Symptome scheinbar vollständig abgeklungen sind.


Aussicht und Prognose

Wird eine Blasenentzündung rechtzeitig fachgerecht behandelt, kling sie in aller Regel nach wenigen Tagen wieder ab. Bei schwereren Fällen kann eine wiederholte Therapie mit Antibiotika angezeigt sein. Selbst dann ist die Infektion aber spätestens nach einigen Wochen austherapiert. Die akuten Symptome, wie brennende Schmerzen beim Wasserlassen und ständiger Harndrang, bilden sich meist schon nach zwei bis drei Tagen zurück.

Im Falle einer Verschleppung kann die Infektion chronisch werden oder auf andere Organe übergreifen. Besonders häufig werden die Nieren befallen. Gelangen die Krankheitserreger über befallen Organe in die Blutbahn, droht eine lebensbedrohliche Sepsis. Bei einem chronischen Verlauf kann die Lebensqualität beeinträchtigt werden, da der Patient beständig Vorsichtsmaßnahmen treffen muss und die Symptome einer akuten Entzündung oftmals in sehr kurzen Intervallen auftreten.

Vorbeugung

Unterkühlung, insbesondere das Sitzen auf kaltem Untergrund oder nasse und kalte Füße, sind oftmals der Auslöser für eine akute Blasenentzündung. Wer empfindlich ist, sollte solche Situationen meiden. Beim Picknicken oder im Fußballstadion kann ein Thermositzkissen einer Unterkühlung vorbeugen. Darüber hinaus hilft es, in der nassen und kalten Jahreszeit ein paar trockene Schuhe im Büro zu deponieren, in die bei Bedarf gewechselt werden kann.

Besonders wichtig ist außerdem die richtige Hygiene beim Stuhlgang. Die Reinigung sollte immer von vorne nach hinten, also von der Vagina in Richtung After, erfolgen. Darüber hinaus ist es hilfreich, viel zu trinken, damit Krankheitserreger zügig ausgespült werden können. In der Naturheilkunde werden außerdem Produkte auf Basis von Kürbis oder Cranberry eingesetzt, die es Krankheitserregern erschweren sollen, sich in der Blase einzunisten.

Quellen

  • Gasser, T.: Basiswissen Urologie. Springer, Berlin 2015
  • Hof H, Dörries R. Duale Reihe: Medizinische Mikrobiologie. Thieme Verlag. 4. Auflage(2009)
  • Hofmann, R., (Hrsg.): Endoskopische Urologie. Springer, Berlin 2009
  • Schmelz, H.-U. et al.: Facharztwissen Urologie, Springer Verlag, 2014
  • Jocham, D. & Miller, K.: Praxis der Urologie, Georg Thieme Verlag, 2007

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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