Ulcus molle (weicher Schanker)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das Ulcus molle (weicher Schanker) ist eine in Deutschland nicht meldepflichtige Geschlechtskrankheit, welche durch bestimmte Bakterien verursacht wird. Die Übertragung erfolgt fast ausschließlich durch Geschlechtsverkehr, typisch für den Verlauf ist die Bildung von Geschwüren im Genitalbereich bei Frauen und Männern.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Ulcus molle (weicher Schanker)?

Der weiche Schanker, auch als Ulcus molle oder Chancroid bezeichnet, gehört zu den sexuell übertragbaren Krankheiten. Durch epidemiologische Studien konnte zweifelsfrei verifiziert werden, dass Männer etwa zehnmal häufiger daran erkranken, als Frauen. Männer sind auch häufiger als Frauen der Träger des Krankheitserregers. Ein Keimträger muss dabei nicht zwangsläufig auch selbst erkranken, ist also asymptomatisch, dennoch kann er die Krankheit jederzeit an seine Geschlechtspartnerin oder Geschlechtspartner übertragen. Weltweit verzeichnet die WHO pro Jahr mehr als 7 Millionen neuer Krankheitsfälle.

Ursachen

Als Ursache für das Ulcus molle konnte eindeutig das Bakterium Haemophilus ducreyi identifiziert werden. Diese Bakterienart findet ideale Bedingungen für Wachstum und Vermehrung besonders in den Tropen und Subtropen. Der weiche Schanker kommt daher in den tropischen Gegenden Lateinamerikas, Südostasiens und Afrikas besonders häufig vor. In Afrika ist Ulcus molle die häufigste Ursache für Geschwürsbildungen im männlichen Genitalbereich.

In Europa und in Deutschland ist der manifeste weiche Schanker selten, wird er dennoch diagnostiziert, dann meist bei Reisenden aus den Tropen, die ungeschützten Geschlechtsverkehr mit den dort Einheimischen praktiziert haben. Der Erreger des Ulcus molle gehört der Bakterienfamilie der Pasteurellaceae an, alle Vertreter dieser Gattung gelten als überaus empfindlich gegenüber äußeren Einwirkungen wie Kälte oder Austrocknung. Unter dem Lichtmikroskop zeigt sich Haemophilus ducreyi als stäbchenförmiges, sogenanntes gramnegatives Bakterium.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome des Ulcus molle (weicher Schanker):

Bei Symptomen und Verlauf der Infektionskrankheit müssen die Unterschiede von Männern und Frauen berücksichtigt werden. Die Inkubationszeit, also die Zeit zwischen der Infektion und dem Entstehen erster Symptome, ist beim Mann in der Regel 4 bis 10 Tage, bei Frauen kann es hingegen mehrere Wochen dauern, bis sich erste Symptome zeigen.

Zunächst entstehen beim Mann im Genitalbereich meist mehrere schmerzlose Knötchen, die sich jedoch im weiteren Verlauf zu äußerst schmerzhaften, daumennagelgroßen Geschwüren entwickeln. Das typische Erscheinungsbild der Geschwüre des weichen Schankers ist weich, unregelmäßig gezackt mit eitriger Oberfläche und einer scharfen Randbegrenzung.

Die Geschwüre sind beim Mann insbesondere auf der Eichel, am Penisschaft und an der Vorhaut zu sehen. Auch wenn der Mann Geschwüre durch eine Ulcus molle Infektion entwickelt, so kann die Frau dennoch symptomlos bleiben. Kommt es dennoch zu einer Geschwürsbildung bei der Frau, so sind typischerweise der Scheidenvorhof, die Schamlippen und die Scheide betroffen.

Breiten sich die Erreger im weiteren Verlauf weiter aus, dann kann es zudem in der Leistengegend zu entzündlichen und schmerzhaften Lymphknotenschwellungen kommen. Dieser Krankheitsverlauf ist bei Frauen besonders bei den Fällen zu beobachten, die nicht oder nicht rechtzeitig therapiert wurden. Außerdem können die befallenen Lymphknoten im weiteren Verlauf vereitern und sogar durch die intakte Haut nach außen durchbrechen. Todesfälle durch einen derart septischen Verlauf der Krankheit sind weltweit jedoch selten.

Diagnose

Eine erste Verdachtsdiagnose auf das Vorliegen eines Ulcus molle geschieht bereits anhand der typischen Geschwüre und deren bekannte Lokalisationen im Genitalbereich. Die Diagnose Ulcus molle wird bei Frauen zumeist beim Gynäkologen und bei Männern beim Urologen gestellt. Die Verdachtsdiagnose muss labormedizinisch erhärtet werden. Dazu ist es erforderlich, einen Nativabstrich von einem der Geschwüre zu entnehmen und im mikrobiologischen Labor untersuchen zu lassen. Nach Erregeranzucht und biochemischer Identifikation des Bakteriums Haemophilus ducreyi gilt die Diagnose als gesichert.

Behandlung und Therapie

Die Therapie des weichen Schankers kann kausal, also ursachenbezogen, erfolgen. Sehr wichtig ist vor allem eine rechtzeitige Therapie, um eine komplette Ausheilung erzielen zu können ohne die Gefahr einer Remission. Auch die Gefahr eines geschwürigen Zerfalls von Leistenlymphknoten kann durch die frühzeitige Gabe von Antibiotika verhindert werden. Als Mittel der Wahl gegen den Erreger des Ulcus molle stehen dem Arzt zwei hochwirksame Antibiotika, Erythromycin und Ciprofloxacin, zur Verfügung.

Beide können jeweils als Monopräparat oder in Kombination oral oder per Infusion gegeben werden und führen bereits nach wenigen Tagen zuverlässig zum Absterben des Erregers. Um den Erfolg der Behandlung zu garantieren, müssen die Patientinnen oder Patienten die Geschwüre regelmäßig säubern und trocken halten. Zu diesem Zweck kann der Arzt spezielle Spüllösungen verordnen. Bis zur vollständigen Ausheilung muss auf Geschlechtsverkehr verzichtet werden, auch wenn bereits mit Antibiotika anbehandelt wurde. Nur so kann eine erneute Ansteckung verhindert werden.



Vorbeugung

Zur Vorbeugung ist es wichtig, dass immer beide Geschlechtspartner mitbehandelt werden, also auch dann, wenn ein Geschlechtspartner keine Symptome zeigt. Denn die Gefahr einer Reinfektion gilt beim weichen Schanker als besonders hoch. Die Prophylaxe eines weichen Schankers ergibt sich aus Verhaltensregeln bezüglich des Übertragungsweges durch Geschlechtsverkehr.

Kondome schützen effektiv vor Ulcus molle als sexuell übertragbare Geschlechtskrankheit. Ein sicherer Schutz kann allerdings auch damit nicht garantiert werden. Eine Chemoprophylaxe, also die vorbeugende Gabe von Antibiotika, ist nicht angezeigt.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Ludwig, M.: Gynäkologische Endokrinologie. Ein Handbuch für die Praxis, 2.Auflage, optimist Fachbuchverlag, 2011
  • Weyerstahl, T., Stauber, M. (Hrsg.): Gynäkologie und Geburtshilfe. Thieme, Stuttgart 2013
  • Kirschbaum, M., et al.: Checkliste Gynäkologie und Geburtshilfe. Thieme, Stuttgart 2005

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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