Oberschenkelhalsbruch (Schenkelhalsfraktur)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Ein Oberschenkelhalsbruch (Schenkelhalsfraktur) ist eine Verletzung des Oberschenkels. Aufgrund der geringeren Bruchfestigkeit der Knochen wird diese Verletzung meistens bei älteren Menschen diagnostiziert. Osteoporose (Knochenschwund) und Unfälle (Stürze) zählen zu den häufigsten Ursachen für einen Oberschenkelhalsbruch.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Oberschenkelhalsbruch (Schenkelhalsfraktur)?

Oberschenkelhalsbruch

Unter einem Oberschenkelhalsbruch versteht man den Bruch zwischen dem Oberschenkelknochen und dem Schenkelhals. Der Schenkelhals ist ein Teil des gesamten Oberschenkelknochens. Er liegt zwischen dem oberen Ende des Knochens (dem Hüftkopf), und dem Mittelstück (Knochenschaft). Der Oberschenkelhalsbruch ist somit ein Bruch in der Nähe des Hüftgelenks.

In der Fachsprache wird deshalb der Oberschenkelhalsbruch auch als Schenkelhalsfraktur bezeichnet. Aufgrund der geringeren Knochendichte sind vor allem ältere Menschen, insbesondere Frauen, von einer Schenkelhalsfraktur betroffen.

Ursachen

Ein Oberschenkelhalsbruch entsteht meistens aus zwei Gründen. Bei älteren Menschen ist er oftmals die Folge eines Sturzes. Besonders ab dem 60. Lebensjahr sind viele Senioren davon betroffen. Oftmals leiden sie unter Knochenschwund (Osteoporose). Dadurch sind die Knochen schon angegriffen und brüchig.

Häufig leiden Frauen nach der Menopause an Osteoporose. Diese Krankheit wird durch die hormonellen Umstellungen nach den Wechseljahren begünstigt. So genügt schon eine kleine Krafteinwirkung um einen Oberschenkelhalsbruch zu verursachen.

Jüngere Menschen dagegen erleiden diesen Bruch nur durch extreme Gewalteinwirkung. Ein krankhafter Bruch (die sogenannte pathologische Fraktur), kann auch durch eine Krebserkrankung entstehen.

Besonders bei Knochenkrebs kann ein Bruch des Oberschenkels leicht entstehen. Das bösartige Tumorgewebe zersetzt das Knochengewebe. Die Knochendichte nimmt immer mehr ab. So können die Knochen schon bei einer geringen Belastung brechen.

Auch Magersucht in Verbindung mit extremen Untergewicht ist ein weiteres Beispiel für die geringe Knochendichte. Einseitige Ernährung (viel Fleisch, wenig Gemüse und Obst), begünstigt auch einen Oberschenkelhalsbruch. Weitere Ursachen können sein: Die Entzündung des Darms (Morbus Crohn), oder eine Überfunktion der Schilddrüse (Hyperthyreose). Weiterhin begünstigt auch ein starker Kalziummangel das Eintreten eines Oberschenkelhalsbruchs.

Symptome und Verlauf

Bei einem Oberschenkelhalsbruch gibt es verschiedene Symptome. Zum Einen klagen die Betroffenen über starke Schmerzen in der Hüfte, dem Oberschenkel und dem Becken. Diese Schmerzen sind konstant und nicht von einer Bewegung abhängig.

Weiterhin ist das Laufen durch die Schmerzen stark eingeschränkt oder kann gar nicht mehr erfolgen. Oft verschieben sich bei einem Oberschenkelhalsbruch auch die Bruchenden. Bei diesem Vorfall ist das betroffene Bein verkürzt und nach außen gedreht. Es kann dann kaum noch gehoben oder belastet werden.

Bei einem Oberschenkelhalsbruch kommt es außerdem zu Schwellungen und Blutergüssen. Die Schmerzen und der Blutverlust führen oftmals zu Kreislaufbeschwerden. Im schlimmsten Fall kann ein Oberschenkelhalsbruch deshalb auch zum Kreislaufkollaps führen.

Diagnose

Bei der Diagnose eines Oberschenkelhalsbruches wird Folgendes beachtet: Zunächst muss ein Oberschenkel- oder Beckenbruch ausgeschlossen werden. Beide haben ähnliche Symptome wie die Oberschenkelhalsfraktur. Schon die oben genannten, sichtbaren Symptome können eine definitive Diagnose erlauben. Zusätzlich wird das Becken und die betroffene Hüftregion geröntgt. Eine Computertomografie kann auch vorgenommen werden. Hier werden mithilfe von Röntgenstrahlen Schichtaufnahmen von der betroffenen Bruchstelle gemacht.

Komplikationen

Ein Oberschenkelhalsbruch kann auch bei fachgerechter Versorgung zu Komplikationen neigen. Dies geschieht besonders oft bei bettlägerigen Patienten und bei älteren Patienten, die eine Begleiterkrankung haben. Folgende Erkrankungen zählen zu den häufigsten Komplikationen:

  • Blutgerinnsel in der Vene (Thrombose)
  • Lungenembolie (hervorgerufen durch die Thrombose)
  • Lungenentzündung (sog. Pneumonie)
  • Hautdruckstellen mit Defektflächen, die sich nur schwer behandeln lassen (Dekubital-Ulzera)

Wird der Oberschenkelhalsbruch nicht operativ versorgt, kann es zum Verschieben der Bruchstücke kommen. Die Hüftkopfnekrose (Absterben des Hüftkopfes) tritt auch mit Operation als Komplikation auf, wenn die chirurgische Versorgung den Hüftkopf erhalten soll. Das Risiko einer Versteifung vom Hüftgelenk aufgrund des Knochen-Knorpel-Verlustes ist möglich.

Komplikationen und Risiken, die mit und ohne Operation auftreten können, sind u. a.:

  • unterschiedlich lange Beine
  • Bluttransfusionen aufgrund von Blutverlust
  • Infektionen der Wunden
  • Blutergüsse

Lockerungen der eingebrachten Implantate sind als Früh- und Spätfolge bekannt und müssen operativ versorgt werden. Bei einem künstlichen Hüftgelenk kann der Hüftkopf aus der Hüftpfanne springen. Dies passiert z.B., wenn die Muskeln noch nicht ausreichend genug aufgebaut sind und der Hüftkopf eine zu hohe Fehlbelastung erfährt (Beine übereinanderschlagen). Zu Funktionseinschränkungen kommt es, wenn die hüftgelenksnahen Weichteile verknöchern (Paraosteoarthropathien).

Behandlung und Therapie

Bei einem Oberschenkelhalsbruch gibt es zwei Therapie-Arten. Die konservative Methode beinhaltet eine Schmerz- und Physiotherapie. Sie wird nur bei einer stabilen Oberschenkelhalsfraktur angewandt. Das Bein darf zunächst nicht belastet werden. Solange die Bettlägerigkeit besteht erfolgt eine Atemgymnastik.

Zudem wird täglich der Blutgerinnungshemmer Heparin injiziert. Dieser gerinnungshemmende Wirkstoff soll einem venösen Blutgerinnsel (Thrombose) vorbeugen. Wenn der akute Schmerz abgeklungen ist, sollte nach dem dritten Tag mit den ersten Mobilisationsübungen begonnen werden. Zwischen den Übungen werden regelmäßige Röntgenaufnahmen der Bruchstelle gemacht. Diese Therapie wird drei Monate lang angewandt.

Sollten während dieser Therapie plötzlich Schmerzen auftreten, können sich die Bruchenden verschoben haben. Dies wird wieder mithilfe einer Röntgenaufnahme ermittelt. Ist dieser Fall eingetreten, muss in der Regel eine Operation erfolgen. Zwei OP-Arten sind hier vorrangig:

1. Erhaltung des Hüftkopfes

Die Knochenbruchstücke werden in ihre ursprüngliche Lage gebracht. Danach fixiert sie der Chirurg mit Schrauben. So kann der Hüftkopf erhalten werden.

2. Ersatz des Hüftgelenks

Bei dieser Operation wird eine Hüftkopfprothese eingesetzt. Somit wird die Beweglichkeit des Hüftgelenks wieder erreicht. Nach dieser Operation muss das Bein für mindestens vier bis sechs Wochen entlastet werden. Der Patient bekommt dazu Unterarmgehstützen.

Eine Operation ist auch immer vom Alter des Betroffenen und dem Frakturtyp abhängig. Auch die Beweglichkeit und zusätzliche Erkrankungen spielen eine Rolle.

Bei jüngeren Patienten wird eine Operation des Oberschenkels meist als Noteingriff vorgenommen. Hier soll die Durchblutung des Hüftgelenkkopfes erhalten bleiben. Bei älteren Menschen ist die Operation bei einem Oberschenkelhalsbruch eine geplante Maßnahme. Hier wird meistens ein neues Hüftgelenk eingesetzt.


Vorbeugung

Einem Oberschenkelhalsbruch kann vorgebeugt werden. Ein regelmäßiges Körpertraining sollte von der Jugend bis zum Alter durchgeführt werden. Eine ausgewogene, kalziumreiche Ernährung stärkt die Knochen. Entfernung von Stolperfallen in der Wohnung (rutschige Teppiche, Läufer), verhindern Stürze. Damit wird das Risiko eines Oberschenkelhalsbruches vermindert.

Quellen

  • Rüther, W. & Lohmann, C.H.: Orthopädie und Unfallchirurgie, Urban & Fischer, 20. Auflage, 2014
  • Heisel, J.: Physikalische Medizin - Praxiswissen Halte- und Bewegungsorgane, Georg Thieme Verlag, 1.Auflage, 2005
  • Wülker N. Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme Verlag. 2. Auflage 2010.

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021

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