Prostatahypertrophie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Prostatahypertrophie wird fälschlicher Weise häufig als gutartige Vergrößerung der Prostata bezeichnet. Medizinisch korrekt handelt es sich hier jedoch um eine benigne Prostatahyperplasie, die zu Blasenentleerungsstörungen mit häufigem Harndrang führt. Mit zunehmendem Alter steigt die Anzahl der Betroffenen stetig an, bis ab dem 70. Lebensjahr 9 von 10 Männern betroffen sind.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Prostatahyperplasie?

Gesunde Prostata und benigne Prostatahyperplasie. Häufiger Harndrang und Schmerzen sind typische Symptome einer Prostatahyperplasie.

Die benigne Prostatahyperplasie ist die gutartige Vergrößerung der Prostata, einer Geschlechtsdrüse des Mannes, die einen Teil der Samenflüssigkeit produziert. Im Normalfall ist die Prostata etwa kastaniengroß, bei einer Prostatahyperplasie kann sie in ihrer Größe jedoch um das 5fache zunehmen.

Die Prostatahyperplasie ist eine Erkrankung des älteren Mannes, bei den über 60-Jährigen sind bereits 70% betroffen, bei den über 70-Jährigen sogar 90%. Somit wird die Prostatahypertrophie auch als Volkskrankheit bezeichnet.

Ursachen

Die Ursachen der Prostatahyperplasie sind im Einzelnen nicht vollständig geklärt. Allerdings ist bekannt, dass das Wachstum der Prostata als männliche Geschlechtsdrüse vor allem von den männlichen Geschlechtshormonen bestimmt wird.

Dabei kommt dem Dihydrotestosteron, das zehnmal aktiver als das Testosteron ist, eine besondere Bedeutung zu. Vermutlich wird es hauptsächlich in der Prostata gebildet. Die Produktion des Dihydrotestosterons nimmt wahrscheinlich im Alter zu, weshalb die Prostatahyperplasie eine Erkrankung des älteren Mannes ist.

Die Prostata sitzt unterhalb der Harnblase und umgibt die Harnröhre. In diesem Bereich verläuft auch der Samenstrang und mündet schließlich in die Harnröhre, über die dann auch das Ejakulat abgegeben wird. Bei der Prostatahyperplasie wird der Teil der Harnröhre, der von der Prostata umgeben ist, zusammengedrückt und damit verengt. Erst daraus ergeben sich die Beschwerden der Betroffenen.

Gesunde Prostata und Prostatavergrößerung.

Symptome und Verlauf

Die Prostatahypertrophie ist ein andauernder Prozess, weshalb die Symptome schleichend beginnen und allmählich zunehmen. Anfänglich können Patienten mit einer Prostatahyperplasie noch beschwerdefrei sein, mit zunehmender Vergrößerung der Prostata und damit einhergehender Verengung der Harnröhre entwickeln sich aber die typischen Beschwerden.

Klassischerweise äußern Betroffene einen vermehrten Harndrang, wobei jedes Mal nur kleine Mengen Urin ausgeschieden werden (Pollakisurie). Hinzu kommt mehrmaliger nächtlicher Harndrang (Nykturie).

Typisch sind auch Startschwierigkeiten bei der Blasenentleerung, eine Abschwächung des Urinstrahls und Nachtröpfeln am Ende der Blasenentleerung. Nach der Blasenentleerung befindet sich bei einer fortgeschrittenen Prostatahypertrophie noch Restharn in der Blase. Dieser fungiert als Nährboden für Bakterien und kann so zu Blasenentzündungen führen. Bei noch weiter fortschreitender Prostatahyperplasie kann es zum völligen Harnverhalt und zum Aufstau des Harns bis in die Nieren kommen. Dann drohen als Komplikationen Nierenbeckenentzündungen und sogar Nierenversagen.

Diagnose

Wegweisend für die Diagnose sind die typischen Beschwerden einer Prostatahyperplasie. Es ist jedoch wichtig, die Prostatahypertrophie als gutartige Vergrößerung von der bösartigen Prostataveränderung, dem Prostatakarzinom, abzugrenzen. Zur weiteren Diagnostik erfolgt zunächst die rektale Tastuntersuchung der Prostata. Dabei können Größe und Form bereits abgeschätzt werden.

Weiterhin wird eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt, bei der sowohl die Prostata als auch Harnblase und Nieren mit eventuellem Restharn beurteilt werden können. Die Störungen bei der Blasenentleerung können objektiv in Zahlen durch die Uroflowmetrie erfasst werden. Dabei werden Blasenvolumen, ausgeschiedene Urinmenge und Flussgeschwindigkeit des Urinstrahls bestimmt. Außerdem wird eine Blutuntersuchung durchgeführt, bei der das sog. PSA (Prostata-spezifisches Antigen) bestimmt wird. Dieser Wert steigt bei Veränderungen der Prostata, so auch der Prostatahyperplasie, an.

Behandlung und Therapie

Die Behandlung einer Prostatahyperplasie richtet sich nach der Stärke der Beschwerden. Bei beginnenden, leichtgradigen Symptomen kann eine Änderung der Trinkgewohnheiten Abhilfe schaffen. Dabei sollte auf Kaffee und Alkohol verzichtet werden, da diese zusätzlich stark harntreibend wirken, und vor dem Schlafengehen nichts mehr getrunken werden. Außerdem ist viel Bewegung wichtig.

Zusätzlich können pflanzliche Präparate des Kürbis oder Sägepalmextrakte zum Einsatz kommen. Sollte dadurch keine ausreichende Linderung erreicht werden, wird die Therapie mit verschiedenen Medikamenten ergänzt. Dabei kommen Präparate zum Einsatz, die die Restharnmenge senken (z.B. Tamsolusin), oder die Produktion von Dihydrotestosteron und damit die weitere Vergrößerung hemmen (z.B. Finasterid).

Kommt es zu einer größeren Menge Restharn, zu einem Harnverhalt oder zu einer Nierenschädigung, so ist eine Operation angezeigt. Dabei wird die Prostata fast vollständig entfernt, sodass die Verengung der Harnröhre und damit die Ursache der Beschwerden beseitigt werden.

Die Operation kann entweder über die Harnröhre (transurethral) oder offen über einen Schnitt am Bauch erfolgen. Als Komplikationen der Operation kann es zu Inkontinenz, Erektionsstörungen, Ejakulationsstörungen und erschwerter Blasenentleerung kommen.


Vorbeugung

Da die Ursachen der Prostatahyperplasie nicht genau bekannt bzw. nicht zu beeinflussen sind, kann der Prostatahyperplasie an sich nicht vorgebeugt werden. Durch regelmäßige urologische Kontrolle, frühzeitige Diagnose und optimale Behandlung kann jedoch den Komplikationen vorgebeugt werden. Auch wegen der wichtigen Unterscheidung zum Prostatakarzinom wird Männern ab dem 55. Lebensjahr der regelmäßige Besuch beim Urologen empfohlen.

Quellen

  • Gasser, T.: Basiswissen Urologie. Springer, Berlin 2015
  • Hof H, Dörries R. Duale Reihe: Medizinische Mikrobiologie. Thieme Verlag. 4. Auflage(2009)
  • Hofmann, R., (Hrsg.): Endoskopische Urologie. Springer, Berlin 2009
  • Schmelz, H.-U. et al.: Facharztwissen Urologie, Springer Verlag, 2014
  • Jocham, D. & Miller, K.: Praxis der Urologie, Georg Thieme Verlag, 2007

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021

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