Ovarialfollikel

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Ovarialfollikel wird die Einheit aus weiblicher Eizelle (Oocyte), Follikelepithelzellen und zwei Bindegewebsschichten bezeichnet. Die Reifung des Ovarialfollikels erfolgt im Eierstock der Frau. Ist der Follikel vollständig ausgereift, kommt es zum Eisprung, zur Ovulation. Gesteuert wird der Reifungsprozess vor allem durch das Follikelstimulierende Hormon (FSH).

Inhaltsverzeichnis

Definition

Während des Follikelzyklus durchläuft ein Follikel mehrere Stadien, damit es zum Eisprung kommen kann.

Der Ovarialfollikel wird auch als Eibläschen bezeichnet. Wichtigster Bestandteil des Ovarialfollikels ist die Eizelle. Die Eizelle ist die weibliche Keimzelle und enthält alle weiblichen genetischen Anlagen. Diese Eizelle ist im Ovarialfollikel von sogenannten Follikelepithelzellen, auch Granulosazellen genannt, umgeben.

Sie schützen die Eizelle und helfen ihr bei der Reifung. Aufgrund ihrer Funktion werden die Follikelepithelzellen auch als Hilfszellen bezeichnet. Eizelle und Hilfszellen werden von zwei Bindegewebsschichten, der inneren Theca interna und der äußeren Theca externa, geschützt.

Anatomie und Funktion

Der Ovarialfollikel dient genau einem Zweck, der Fortpflanzung. Damit es zum dafür nötigen Eisprung kommt, durchläuft der Follikel verschiedene Stadien und sorgt für die ausreichende Reifung der Eizelle.

Schon vor der Geburt teilen sich die Eianlagen (Oogonien) des weiblichen Ungeborenen zu primären Ooozyten. Diese Oozyten sind zwar bereits in die erste Reifeteilung, die [[Meiose], eingetreten, vollenden aber diese Teilung nicht. Die primären Oozyten umgeben sich nun schon mit Follikelepithelzellen. Ab diesem Zeitpunkt spricht man vom Primordialfollikel.

Zum Zeitpunkt der Geburt enthält jeder Eierstock etwa 400.000 dieser Primordialfollikel. In diesem Zwischenstadium verbleiben die Follikel viele Jahre. Erst mit Beginn der Pubertät differenzieren sich die Follikel in einem monatlichen Zyklus weiter. Diese Differenzierung wird durch das aus der Hypophyse ausgeschüttete Follikelstimulierende Hormon (FSH) gesteuert.

In jedem Zyklus reifen etwa zehn bis zwanzig Primordialfollikel zu Primärfollikeln heran. Bei den Primärfollikeln ist das Epithel deutlicher ausgeprägt als bei den Vorgängerfollikeln. Die Eizelle in dem Follikel beginnt zu wachsen. Das Follikelepithel wird mehrschichtig und die Bindegewebeschichten bilden sich aus.

In diesem Stadium wird der Ovarialfollikel auch als Sekundärfollikel bezeichnet. In der nächsten Stufe bildet sich eine Follikelhöhle. Diese ist mit Flüssigkeit gefüllt. Die Eizelle ist nun in einen Haufen aus Granulosazellen gebettet. Diesen Hügel nennt man auch Eihügel. Zu diesem Zeitpunkt findet auch eine Differenzierung in äußere und innere Bindegewebsschicht statt. Dies ist die Stufe des Tertiärfollikels. In der Bindegewebsschicht der Ovarialfollikel werden Androgene gebildet.

Diese werden in den Granulosazellen zu Östrogen umgewandelt. Unter dem hormonellen Einfluss wächst der Ovarialfollikel und wird zum Graafschen Follikel. Dieser Follikel ist sprungreif. Zum Eisprung kommt es, wenn die Bindegewebszellen des Follikels sehr viel Östrogen produzieren.

Durch diesen Östrogenanstieg wird in der Hypophyse die Ausschüttung des Luteinisierenden Hormons (LH) ausgelöst. Dieses versursacht wiederum den Eisprung. Beim Eisprung wird die reife Eizelle aus dem Ovarialfollikel gestoßen und direkt vom Eileiter aufgenommen.

Nach dem Eisprung wird aus dem verbliebenen Rest des Follikels der Gelbkörper gebildet. Dieser produziert Progesteron. Durch Progesteron wird verhindert, dass sich Gebärmutterschleimhaut abbaut und es zur Menstruation kommt. Wird die Eizelle befruchtet so produziert sie das Hormon HCG. Dieses stimuliert den Gelbkörper weiterhin, sodass sich die befruchtete Eizelle in der Gebärmutterschleimhaut einnisten kann.

Kommt es nicht zu einer Befruchtung, so baut sich der Gelbkörper nach etwa zehn Tagen ab. Die Progesteronproduktion endet und die Gebärmutterschleimhaut wird abgebaut. Es kommt zur Menstruation.


Erkrankungen

  • Follikelatrasie
  • Polyzystisches Ovarialsyndrom
  • Follikelzysten

Den Untergang oder die Rückbildung von Ovarialfollikeln bezeichnet man als Follikelatrasie. Bei solchen Follikeln ist kein Eisprung mehr möglich. Die Follikelatrasie kann in jedem Follikelstadium auftreten und ist in gewissem Maße ein normaler Vorgang. Von den 400.000 angelegten Follikeln entwickeln sich nur etwa 300 bis 500 Follikel bis zur Befruchtungsfähigkeit weiter.

Beim PCO-Syndrom, dem Polyzystischen Ovar-Syndrom, besteht aber eine verstärkte Neigung zur Follikelatresie. Patientinnen mit PCO-Syndrom leiden unter einer vermehrten Produktion von Luteinisierendem Hormon (LH). Dies verursacht ein Absterben der Granulosazellen, was wiederum dazu führt, dass weniger Androgene, also männliche Geschlechtshormone in Östrogene umgewandelt werden können.

Bei PCO-Patientinnen sind die männlichen Hormone im Blut oft erhöht. Das Polyzystische Ovarialsyndrom ist eine der häufigsten Ursachen für Zyklusstörungen und Unfruchtbarkeit bei Frauen.

Durch gestörte hormonelle Regulationsmechanismen kann es im Eierstock zur Bildung von Follikelzysten kommen. Sie entstehen, wenn der Follikel beim Eisprung nicht aufgeht und die Eizelle freigibt, sondern verschlossen bleibt. Mit der Zeit wird diese Follikelzyste immer größer.

Dabei bilden die Zellen des Follikels weiterhin Östrogen. Dies führt bei den betroffenen Patientinnen zu Zyklusstörungen und eventuell auch zu Veränderungen der Gebärmutterschleimhaut. Teilweise treten einseitige leichte Unterbauchschmerzen auf. Patientinnen mit Follikelzysten können aber auch komplett beschwerdefrei sein.

Bei allen Zysten besteht die Gefahr einer Ruptur oder einer Stieldrehung. Beide Komplikationen haben akute und heftige Unterbauchschmerzen zur Folge. Oft ist dann eine chirurgische Entfernung des kompletten Eierstocks erforderlich.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Ludwig, M.: Gynäkologische Endokrinologie. Ein Handbuch für die Praxis, 2.Auflage, optimist Fachbuchverlag, 2011
  • Weyerstahl, T., Stauber, M. (Hrsg.): Gynäkologie und Geburtshilfe. Thieme, Stuttgart 2013
  • Kirschbaum, M., et al.: Checkliste Gynäkologie und Geburtshilfe. Thieme, Stuttgart 2005

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021

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