Nozizeptoren

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Nozizeptoren werden Schmerzrezeptoren bezeichnet. Dabei handelt es sich um freie sensorische Nervenendungen, von denen Gewebeschäden in elektrische Signale umgewandelt werden.

Inhaltsverzeichnis

Definition

Nozizeptoren sind Schmerzsensoren. Sie haben die Aufgabe, Schäden am Gewebe als Schmerzreiz an das Gehirn weiterzugeben. Sie tragen auch die Bezeichnung Nozisensoren. Der Name Nozizeptor entstammt dem lateinischen Begriff Nocere und bedeutet übersetzt „Schaden“. So handelt es sich bei der Nozizeption um das Signalisieren von Gewebeschäden in Form von Schmerzen.

Die Nozizeptoren sind freie Nervenendungen des Rückenmarks und in sämtlichen Körpergeweben angesiedelt, die schmerzempfindlich reagieren. Abgesehen vom Mesenchym der Leber, der Lunge und des Gehirns, befinden sich die Nozisensoren im gesamten Gewebe. Auch auf der Haut kommt eine spezielle Anhäufung vor.

Anatomie

Die Nozizeptoren lassen sich in drei unterschiedliche Gruppen einteilen. Dies sind die A-Mechanonozizeptoren, die A-polymodalen Nozizeptoren sowie die C-polymodalen Nozizeptoren. A-Mechanonozizeptoren reagieren in erster Linie auf spitze Reize, während dies bei A-polymodalen Nozizeptoren bei ausgeprägten chemischen Reizen und Hitze der Fall ist. C-polymodale Nozisensoren haben die Eigenschaft, Reaktionen auf alle drei Reize zeigen zu können.

Nozizeptoren gehören den Mechanorezeptoren an. Im Unterschied zu den anderen Mechanorezeptoren sind die Nervenenden der Nozisensoren nicht mit Sensorköpfen ausgestattet. Stattdessen stellen sie freie Nervenenden dar, bei denen eine Verzweigung in Richtung Peripherie besteht. Die drei unterschiedlichen Nozizeptorengruppen unterscheiden zwischen Verletzungen oder drohenden Verletzungen, die auf chemische, thermische oder mechanische Weise ausgelöst werden.

Ob sich die Position der Schmerzempfindungen gut bestimmen lässt, richtet sich nach der Lage und der Form der Nozisensoren. Auf der Haut ist eine sehr gute Bestimmung möglich, was sich auf die dichte Verteilung der Nozizeptoren zurückführen lässt. Im Bindegewebe, den Muskeln und den Knochen befinden sich die Schmerzrezeptoren jedoch weiter im Inneren der Körperstrukturen.

Dadurch kann die Position der Schmerzen nicht genau festgestellt werden. Außerdem wird der Schmerz als dumpf verspürt. Diese Schmerzform bezeichnen Mediziner als Tiefenschmerz. Schmerzen, die leicht zu bestimmen sind, tragen die Bezeichnung Oberflächenschmerz.

Zusammengesetzt werden die Nozizeptoren aus afferenten Nervenfasern, deren Aufbau unterschiedlich ist. Unterschiede bestehen in der Reizerzeugung und der Reizweiterleitung. So reagieren die A-Deltafasern auf mechanische Reize, zu denen Ziehen, Stechen, Druck und Schläge gehören.

Sie werden von einer dünnen Schicht aus Myelin umhüllt und weisen ein Reizübertragungstempo von 15 m/sec auf. Schwächere mechanische Reize stellen die Nozisensoren des taktilen Systems fest, während die Thermo-Nozizeptoren auf Temperaturreize wie Kälte und Hitze reagieren. Ihre Übertragungsgeschwindigkeit fällt deutlich langsamer aus.

Funktion

Die Funktion der Nozizeptoren besteht in der Übermittlung von Schmerzreizen. Dabei kommt es häufig zu einer Überlappung mit dem haptischen und taktilen Sensorsystem. Diese Systeme sind mit ähnlichen sensorischen Eigenschaften ausgestattet. Die Nozizeptoren sollen jedoch außerdem dazu beitragen, zukünftige Schäden zu vermeiden. Aus diesem Grund geben sie chemische, thermische oder mechanische Reize, die schon einmal eine Verletzung hervorriefen, als sensorischen quantitativen Reiz an das Zentralnervensystem (ZNS) weiter.

Nach dem Zusammenfassen sämtlicher Daten wird der jeweilige Schmerzreiz vom zentralen Nervensystem gesetzt. Des Weiteren erfolgt das Abspeichern der sensorischen Faktoren, die die Verletzung auslösten, im Schmerzgedächtnis. Durch die Sensibilisierung der Nozisensoren ist es möglich, Situationen entgegenzuwirken, die den Schmerz hervorrufen.

Die Schmerzempfindung entsteht nicht unmittelbar durch die Nozizeptoren. Vielmehr ist sie das Resultat eines Verarbeitungsvorganges innerhalb des Zentralnervensystems. Dieser kann neben den Schmerzen auch motorische Reaktionen wie Reflexe, Änderungen von Herzfrequenz und Blutdruck, Auswirkungen auf die Mimik sowie Veränderungen der Darmperistaltik umfassen. Durch ihre Warnfunktion dienen die Nozizeptoren dem Schutz des Körpers vor Verletzungen.


Erkrankungen

  • Neuropathische Schmerzen
  • Schmerzunempfindlichkeit (Analgesie)
  • Weichteilrheuma
  • Hyperalgesie

An den Nozizeptoren sind allgemeine Funktionsstörungen möglich. Darüber hinaus kann die Fähigkeit ihrer Wahrnehmung von Schmerzen beeinträchtigt werden. Dabei wird die Ansprechschwelle der Schmerzrezeptoren entweder gesteigert oder reduziert. Zu den häufigsten Beeinträchtigungen, die die Nozisensoren betreffen, gehören Störungen beim Weiterverarbeiten von nozizeptiven Aktionspotentialen.

Der Schmerz wird dann von den Betroffenen nicht mehr wie üblich, sondern neuropathisch empfunden. Diese Schmerzform nimmt oftmals einen chronischen Verlauf und lässt sich selbst dann noch verspüren, wenn die Schmerzursache bereits nicht mehr vorhanden ist.

Die Ursachen neuropathischer Schmerzen konnten bislang noch nicht vollständig aufgedeckt werden. Nicht selten ist dabei die Reizschwelle für Schmerzen niedriger, wodurch der Schmerz leichter ausgelöst wird. Ebenso kann eine verminderte Empfindung der Schmerzen auftreten. Sogar eine Schmerzunempfindlichkeit (Analgesie) ist möglich.

Im Falle einer diabetischen Neuropathie kommt es nicht selten zu einem parallelen Verlauf von positiven und negativen Schmerzsymptomen. So ruft die diabetische Neuropathie Schäden an den Nerven hervor, die die Aufgabe haben, Schmerzen zu melden. Neuropathische Schmerzempfindungsbeeinträchtigungen können zudem im Rahmen von Weichteilrheuma oder einer Fibromyalgie vorkommen. Die meisten Betroffenen leiden dabei unter einer Hyperalgesie.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Masuhr K., Masuhr, F., Neumann, M.: Duale Reihe Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Mattle, H., Mumenthaler, M.: Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Bewermeyer, H.: Neurologische Differenzialdiagnostik, Schattauer Verlag, 2011

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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