Neuroborreliose

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Jährlich erkranken in Deutschland etwa 80.000 Menschen an einer Borreliose. Nach dem Stich einer infizierten Zecke tritt an der Einstichstelle eine ringförmige Hautrötung auf. Befallen die Bakterien außerdem das Nervensystem, dann wird in der Medizin von einer so genannten Neuroborreliose gesprochen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Neuroborreliose?

Eine kreisrunde, ringförmige Rötung (Wanderröte) ist ein typisches Symptom für Borreliose. Wird der Stich nicht rechtzeitig bemerkt, dann können sich die Borrelien weiter aufs Nervensystem ausbreiten.

Die Neuroborreliose tritt im Rahmen einer Borreliose auf, wenn diese auch auf das Nervensystem übergeht. Meist sind die Anzeichen einer Neuroborreliose auch die ersten Zeichen für eine Infektion mit Borrelien.

Wird der Zeckenstich oder die darauf folgende Wanderröte nicht bemerkt oder ist die Wanderröte gar nicht aufgetreten, dann zeigen sich die ersten Anzeichen einer Borrelieninfektion anhand der Symptome der Neuroborreliose. Etwa 10 Prozent aller Infektionen mit Borrelien haben eine Neuroborreliose zur Folge.

Ursachen

Die Neuroborreliose entsteht aufgrund einer Infektion mit Borrelien, die in der Regel durch den Stich einer infizierten Zecke übertragen werden können. Grundlegend wird die Borreliose durch die Bakterien des Stammes „Borrelia burgdorferi“ verursacht.

Hauptüberträger für das Bakterium ist in diesem Zusammenhang die so genannte Schildzecke (Holzbock). Nur selten können Borrelien auch durch Stiche anderer Insekten auf den Menschen übertragen werden.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome der Neuroborreliose:

Die Neuroborreliose zeigt sich meist erst im zweiten Stadium der eigentlichen Borreliose – bei deinem typischen Verlauf der Erkrankung also erst einige Wochen bis Monate nach dem Biss durch die Zecke.

Die Patienten klagen dann in der Regel über brennende Schmerzen im Bereich der Nervenwurzeln sowie entlang der Nervenverläufe in Armen oder Beinen. Unter Umständen kann es auch zu Lähmungen oder Gefühlsstörungen kommen.

Meist treten diese Erscheinungen zuerst im Bereich um den Zeckenbiss herum auf, generell können sie aber auch an anderen Stellen des Körpers auftreten. Kommt es infolge der Neuroborreliose zu einer Meningitis (Reizung der Gehirnhäute), dann kann es zu Begleiterscheinungen wie Kopfschmerzen und Nackensteifigkeit kommen.

Wenn direkt auch Hirnnerven betroffen sind, dann kann es zu Ausfällen wie Gesichtslähmung (ein- oder auch beidseitig) kommen. Schreitet die Neuroborreliose unbehandelt weiter fort, dann kommt es in der Regel zu einem Befall des Gehirns und in dessen Folge auch zu Lähmungen.

Die Entzündungen selbst werden zwar nicht durch den Erreger verursacht, aber durch so genannte autoimmunologische Mechanismen. Hierbei werden Antikörper gebildet, die aufgrund der Borrelien gegen die körpereigenen Zellen gebildet werden.

Zunächst entsteht im Anfangsstadium der eigentlichen Borreliose-Erkrankung die so genannte Wanderröte auf. Tritt diese nicht auf oder wird übersehen (z. B. an schwer einsehbaren Körperstellen) kann das Anfangsstadium oft symptomlos durchschritten werden, denn in der Regel ist ein Zeckenstich nicht schmerzhaft. Die Krankheit kann somit weiter voranschreiten und dann auch das zentrale und periphere Nervensystem befallen. Es kann sich also schon im frühen disseminierten Stadium eine Neuroborreliose entwickeln. Der weitere Krankheitsverlauf hängt in der Regel von der Therapie ab.

Diagnose

Eine Neuroborreliose kann durch den Arzt recht einfach diagnostiziert werden, wenn er die beschriebenen Krankheitszeichen hinzuzieht und weiß, dass diesen ein Zeckenstich vorausgegangen ist. Um die Diagnose jedoch sichern zu können, ist es wichtig eine so genannte Lumbalpunktion sowie eine Untersuchung des Nervenwassers (Liquors) durchzuführen. Auch eine Blutuntersuchung ist hier ratsam.

Eine Neuroborreliose äußert sich in der Regel durch eine Vermehrung der weißen Blutkörperchen im Nervenwasser. Sowohl im Liquor als auch im Blut müssen Borrelien-Antikörper nachgewiesen werden können, damit die Diagnose letztendlich komplett gesichert ist. Liegt eine Neuroborreliose vor, ist die Konzentration der Borrelien-Antiköper im Nervenwasser höher als im Blut.

Wichtig bei der Diagnose ist, dass auch so genannte seronegative Formen der Borreliose möglich sind. In diesem Fall fehlen im Blut die Antikörper, weshalb bei einem Verdacht auf Neuroborreliose definitiv immer eine Lumbalpunktion durchgeführt werden sollte. Mit der PCR, eine spezielle Untersuchung, kann in den Körperflüssigkeiten direkt Borrelien-DNS nachgewiesen werden. Durch eine Kernspintomographie kann außerdem der Nachweis über Entzündungsherde im Gehirn erfolgen.

Behandlung und Therapie

Ist die Diagnose Neuroborreliose gesichert, werden zur Behandlung Antibiotika über einen Zeitraum von mindestens 14 Tagen verordnet. Auch in den Wochen danach müssen noch Antibiotika eingenommen werden. In den meisten Fällen werden Cephalosporine eingesetzt, liegt eine Allergie dagegen vor, kommen Tetrazykline zum Einsatz. Ob die Therapie Erfolg zeigt, kann durch eine Kontrolle der Antikörper beurteilt werden. Die Behandlung muss solange wiederholt werden, bis es zu einem Absinken der Antikörper kommt.

Wird die Behandlung der Neuroborreliose rechtzeitig begonnen, kann diese vollständig und ohne Folgen ausheilen. Kommt es zu einer Entzündung von Gehirn und Rückenmark mit Lähmungserscheinungen im Spätstadium, können Schäden zurückbleiben. Generell gilt: Nach einer durchgemachten Borreliose besteht keine Immunität.


Vorbeugung

Die vorbeugenden Maßnahmen einer Neuroborreliose sind mit denen der Borreliose gleichzusetzen, da die Neuroborreliose eine Folgeerkrankung ist. So sollten generell Zeckenstiche vermieden werden.

Dies ist möglich, indem der Körper möglichst komplett mit Kleidung bedeckt ist (z. B. langärmelige Hemden, lange Hosen). Dies gilt vor allem dann, wenn man in Wäldern, Gestrüpp oder auch hohem Gras unterwegs ist.

Auch Insektenabwehrmittel können in einem gewissen Umfang vor Zecken schützen. Eine wichtige vorbeugende Maßnahme ist vor allem eine sorgfältige Untersuchung des Körpers nach dem Aufenthalt in Gebieten mit hohem Zeckenvorkommen.

Ist es trotz Vorsichtsmaßnahmen zu einem Zeckenstich gekommen, sollte die Zecke sofort ohne Drehbewegung aus der Haut gezogen und die Wunde desinfiziert werden. Sinnvoll ist für die Entfernung eine Zeckenzange, der Körper der Zecke darf nicht gequetscht werden, da ansonsten der borrelienhaltige Speichel definitiv in die Haut gelangt.

Quellen

  • Masuhr K., Masuhr, F., Neumann, M.: Duale Reihe Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Mattle, H., Mumenthaler, M.: Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Bewermeyer, H.: Neurologische Differenzialdiagnostik, Schattauer Verlag, 2011

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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