Nebennierenmark

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das Nebennierenmark gehört zum sympathischen Nervensystem und bildet gemeinsam mit der Nebennierenrinde die Nebenniere. Die Zellen des Nebennierenmarks produzieren Adrenalin und Noradrenalin.

Inhaltsverzeichnis

Definition

Die Nebenniere sitzt den Nieren beidseits auf und wiegt zwischen 5 und 15 Gramm. Der überwiegende Teil der Nebenniere wird von der Nebennierenrinde gebildet. Die Nebennierenrinde umgibt das Nebennierenmark.

Im Gegensatz zur Nebennierenrinde ist das Nebennierenmark vielmehr ein Teil des Nervensystems als eine Hormondrüse. Im Nebennierenmark werden Adrenalin und Noradrenalin gebildet und bei Bedarf an das Blut abgegeben.

Anatomie

Im Gegensatz zur Nebennierenrinde ist das Nebennierenmark keine Hormondrüse im eigentlichen Sinne. Entwicklungsgeschichtlich betrachtet ist das Nebennierenmark Teil des Nervensystems. Genauer gesagt handelt es sich bei den Zellen des Marks um Zellen, die während der Embryonalentwicklung aus der sogenannten Neuralleiste ausgewandert sind.

Die Zellen des Nebennierenmarks sind modifizierte Nervenzellen, sodass man diesen Teil der Nebenniere auch als Teil des Sympathikus ansehen kann. Der Sympathikus wiederum ist Teil des vegetativen Nervensystems. Er ist auch als Kampf- und Fluchtnerv bekannt, da er vor allem in Stresssituationen aktiv wird und unter anderem für eine Steigerung der Herzfrequenz sorgt und durch den Abbau von Zucker und Fett Energiereserven mobilisiert.

Bei den Nervenzellen des Nebennierenmarks handelt es sich um chromaffine Zellen. Das bedeutet, dass sich diese Art von Nervenzellen leicht mit Chrom anfärben lässt. Die chromaffinen Zellen vom Typ 1 produzieren Adrenalin. Etwa 80 % aller Nervenzellen des Nebennierenmarks sind chromaffine Zellen vom Typ 1 bzw. Typ A. Die chromaffinen Zellen vom Typ 2 enthalten hingegen Noradrenalin.

Beide Zellarten können Adrenalin bzw. Noradrenalin nicht nur produzieren, sondern auch speichern. So können sie bei Bedarf auch größere Mengen der benötigten Substanz ins Blut abgeben. Zwischen den chromaffinen Zellen befinden sich zudem Bindegewebszellen, Blutgefäße und weitere Nervenfasern.

Anatomie der Niere. Die Nebenniere liegt auf der Niere auf und produziert Steroide. Sie besteht aus Nebennierenrinde (3/4) und Nebennierenmark.

Funktion

Das in der Nebenniere gebildete Adrenalin gehört zu den Stresshormonen. Durch nervale Reize, Hormone oder durch Medikamente kann die Bildung und Ausschüttung von Adrenalin angeregt werden. Adrenalin sorgt in gefährlichen und stressigen Situationen für die Bereitstellung von Energiereserven.

Hauptsächlich entfaltet das Hormon aber seine Wirkung im Herz-Kreislauf-System. Es sorgt durch eine Zusammenziehung der kleinen Blutgefäße für eine Zentralisierung des Blutes. Zentrale und muskelversorgende Blutgefäße werden hingegen weit gestellt. So steht dem Gehirn und der Skelettmuskulatur mehr Blut zur Verfügung. In einer lebensbedrohlichen Situation kann dies das Überleben sichern, da nur durch eine gut durchblutete Muskulatur Kampf und Flucht möglich sind.

Adrenalin aktiviert zudem spezielle Rezeptoren am Herzen und regt so das Herz an. Die Herzfrequenz erhöht sich und Reize im Reizleitungssystem des Herzens werden schneller weitergeleitet. Zudem wird die Reizschwelle der Herzzellen gesenkt. Man spricht hier von einer positiv dromotropen, einer positiv inotropen und einer positiv bathmotropen Wirkung. Durch diese Effekte wird die Herzleistung verbessert und der Blutdruck erhöht.

Während das Herz-Kreislauf-System eher aktiviert wird, stellt Adrenalin den Magen-Darm-Trakt ruhig. Durch die Steigerung des Fettabbaus (Lipolyse) und durch die Freisetzung und Neubildung von Glukose kommt es zu einem Anstieg des Blutzuckerspiegels. Im Muskel führt Adrenalin zu einer vermehrten Glukoseaufnahme. Ziel ist es, dem Körper Energie bereitzustellen und die Energie genau dort hinzuschleusen, wo sie am dringendsten benötigt wird.

Das Noradrenalin ist dem Adrenalin verwandt, zeigt aber zum Teil andere Wirkungen. Zudem fungiert es nicht nur als Hormon, sondern auch als Neurotransmitter. Neurotransmitter sind chemische Botenstoffe, die Erregungen von einer Nervenzelle auf die nächste Nervenzelle übertragen können.


Erkrankungen

  • Phäochromozytom
  • Ganglioneurom

Unterfunktionen des Nebennierenmarks sind eher selten. Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Porphyrie, Amyloidose oder Alkoholabusus können die Produktion von Adrenalin und Noradrenalin im Nebennierenmark negativ beeinflussen. Bei einem Mangel kommt es zu Kopfschmerzen und Störungen in der Blutdruckregulation. Die Betroffenen leiden unter Schwindel und fallen leicht in Ohnmacht.

Überfunktionen des Nebennierenmarks sind in der Regel durch Tumore verursacht. Das Phäochromozytom ist der häufigste Tumor der hormonproduzierenden Zellen des Nebennierenmarks. Der Tumor produziert Katecholamine, also Noradrenalin, Adrenalin und Metanephrin. Leitsymptom des Phäochromozytoms ist anfallsartig auftretender Bluthochdruck.

Auch eine dauerhafte Erhöhung des Blutdrucks ist möglich. Vor allem beim anfallsartigen Bluthochdruck leiden die Betroffenen unter starken Kopfschmerzen, Schwindel, Schwitzen, Angstzuständen und Herzrasen. Es kommt zudem zu einer Erhöhung des Blutzuckers und auf Dauer auch zu Gewichtsverlust. Die Patienten erscheinen blass und müde.

Auch Ganglioneurome, gutartige Tumore des Nebennierenmarks, können Bluthochdruck verursachen. Zusätzliche Symptome des Ganglioneuroms sind Bauchschmerzen, Husten oder bei Frauen auch eine Vermännlichung. In vielen Fällen bereitet das Ganglioneurom allerdings keine Beschwerden und ist eher ein Zufallsbefund.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2011
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
  • Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
  • Arastéh, K., et al.: Duale Reihe. Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021

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