Milchzuckerunverträglichkeit

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Milchzuckerunverträglichkeit oder auch Laktoseintoleranz ist eine Unverträglichkeit von Milchzucker, die sich durch diverse Magen-Darm-Probleme äußert. Sie ist heutzutage gut behandelbar. Vorbeugen lässt sich ihr jedoch nicht.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Milchzuckerunverträglichkeit?

Bei der Milchzucker-Unverträglichkeit (Laktoseintoleranz) reagieren Betroffene auf viele Milchprodukte mit Magen-Darm-Beschwerden.

Unter einer Milchzuckerunverträglichkeit versteht man die Unverträglich von Milchzucker. Der Dünndarm ist nicht in der Lage, den Stoff zu verwerten, wodurch dieser in den Dickdarm gelangt. Dort greifen die Bakterien auf den Milchzucker zu, was die Verdauung in Schwierigkeiten bringt. Neben Bauchschmerzen kommt es vor allem zu Flatulenz, Übelkeit und einem starken Unwohlsein.

Ursachen

Milchzuckerunverträglichkeit entsteht grundsätzlich durch einen Mangel des Enzyms Laktase. Dieser Mangel kann jedoch unterschiedliche Ursachen haben. Je nachdem, welche Ursache zugrunde liegt, kann die Erkrankung stärker oder schwächer ausgeprägt sein. Bei einer primären Milchzuckerunverträglichkeit treten die ersten Beschwerden im Kindes- und Jugendalter auf.

Die Betroffenen können den Milchzucker nicht verdauen, da die Dünndarmschleimhautzellen zu wenig oder überhaupt keine Laktase produzieren. Das hat zur Folge, dass der Milchzucker unverdaut in den Dickdarm gelangt. Die dort befindlichen Bakterien greifen die Laktose an und lösen die üblichen Beschwerden aus. Insbesondere durch die Gärprozesse, welche zur Entstehung verschiedener Gase führen, sind problematisch. Sie blähen den Bauch auf und führen überdies zu Flatulenz und anderen Magen-Darm-Problemen.

Wann zum Arzt?

Eine Milchzuckerunverträglichkeit verläuft, wie viele andere Unverträglichkeiten und Erkrankungen, bei jedem Betroffenen individuell. Oft sind die Symptome gering und werden im Alltag nicht bewusst wahrgenommen – oft sogar mit anderen Erkrankungen oder Beschwerden verwechselt. Problematisch wird es erst, wenn die Laktoseintoleranz die Betroffenen im Alltag einschränkt oder gar quält.

Hier sollte schnellstmöglich ärztliche Hilfe, im besten Fall direkt von einem Spezialisten (Gastroenterologe), in Anspruch genommen werden. Es gibt eine Reihe von Hilfsmaßnahmen, welche der behandelnde Arzt bei Milchzuckerunverträglichkeit individuell an die Beschwerden anpassen kann. Ist die Diagnose noch nicht bestätigt, werden vorher diverse Untersuchungen, meist Atemtests, erfolgen.

Bei bestehender Erkrankung wird der Patient über die verschiedenen Therapiemöglichkeiten beraten. Häufig ist es schon hilfreich, vor jeder laktosehaltigen Kost sogenannte Laktaseenzyme in Form von Kapseln oder kleinen Tabletten aus einem Spender zu sich zu nehmen. Der behandelnde Arzt kann hier jedoch nur Empfehlungen aussprechen – zahlen muss der Patient die Enzyme selbst, da sie nicht der Heilmittelverordnung angehören. Auch wird der Arzt zusammen mit dem Patienten thematisieren, ob eine Ernährung durch laktosefreie Kost, welche in großer Vielfältigkeit in Supermärkten zu erwerben ist, eine Ergänzung oder Ersatz zu Laktaseenzymen darstellt.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome einer Milchzuckerunverträglichkeit:

Milchzuckerunverträglichkeit geht mit einer Reihe von eindeutigen Symptomen einher. Diese betreffen überwiegend den Magen-Darm-Trakt, können jedoch sehr unterschiedlich ausfallen. Typische Symptome einer Laktoseintoleranz sind erwähnte Darmwinde sowie damit einhergehende Darmgeräusche. Auch Bauchschmerzen und ein starkes Völlegefühl sind bekannte Symptome. Ebenso der so genannte Blähbauch, welcher durch eine Vergrößerung des Bauches zu erkennen ist.

Betroffene leiden zudem unter Übelkeit und in einigen Fällen auch unter Erbrechen. Aufgrund der wasserbindenden Wirkung der Laktose kommt es zu Durchfall und generell zu einer Reizung des Magen-Darm-Traktes. Die Symptome sind also vielfältig, können jedoch auch die Folge anderer Erkrankungen und Nahrungsmittelunverträglichkeiten sein. Oft treten sie auch ohne erkennbaren Grund auf und verschwinden nach einiger Zeit wieder. Deshalb ist es schwierig, die Begleiterscheinungen mit einer Milchzuckerunverträglichkeit in Verbindung zu bringen.

Der Verlauf der Laktoseintoleranz hängt von der Form ab. Die natürliche Form besteht für das gesamte Leben ab dem Eintritt der Erkrankung und birgt meist keine gesundheitlichen Risiken. Bei einer starken Ausprägung müssen Lebensmittel, die Milchzucker enthalten, gemieden werden. Konsumieren Betroffene weiterhin entsprechende Lebensmittel, kann dies auf Dauer schädlich sein.

Insbesondere durch andauernden Durchfall verliert der Körper Flüssigkeit und Minerale, wodurch die Lebensqualität erheblich beeinträchtigt wird. Die Galaktosämie ist wesentlich schwerwiegender. Dieser Form der Milchzuckerunverträglichkeit kann nur eine Diät entgegengehalten werden. Andernfalls hat sie ebenfalls starke gesundheitliche Schädigungen zur Folge. Tödlich verlaufen beide Formen jedoch selten.

Diagnose

Die Diagnose einer Milchzuckerunverträglichkeit kann von vielen Betroffenen selbst gestellt werden. Diese geschieht durch dauerhafte Probleme nach dem Konsum von Milchprodukten. Dennoch sollte ein Arzt aufgesucht werden, damit andere Erkrankungen ausgeschlossen werden können. Der Mediziner führt einen so genannten H2-Atemtest durch. Dabei wird eine Testlösung verabreicht, welche Laktose enthält. Anschließend pustet der Patient mehrmals in ein Atem-Messgerät, welches den Wasserstoff-Gehalt in der Atemluft misst.

Dadurch kann festgestellt werden, ob eine Milchzuckerunverträglichkeit vorliegt oder nicht. Da die Ausprägung der Unverträglichkeit sehr unterschiedlich ausfallen kann, müssen noch weitere Untersuchungen durchgeführt werden, um Sicherheit zu erhalten. So etwa ein Blutzucker-Test, ein Gentest und in sehr seltenen Fällen auch eine Biopsie. Zuletzt führt der Arzt ein ausführliches Gespräch mit dem Patienten durch, in dem die Symptome genau erläutert und mögliche Behandlungsansätze diskutiert werden.

Behandlung und Therapie

Milchzuckerunverträglichkeit wird in erster Linie durch den Verzicht auf laktosehaltige Speisen und Getränke behandelt. In den ersten drei bis vier Wochen nach der Diagnose ist ein kompletter Verzicht auf entsprechende Lebensmittel angeraten. Dadurch wird der Darm entlastet und vorhandene Laktose kann ausgeschieden werden. Nach dieser so genannten Karenzzeit kann der Verzehr von Laktose langsam wieder gesteigert werden. Dennoch muss der Magen-Darm-Trakt weiterhin geschont werden, was in der Regel durch eine Schonkost geschieht.

Betroffene können im Anschluss an die Schonzeit oftmals wieder kleine Mengen an Laktose verzehren, wobei dies immer auch von der Ausprägung der Unverträglichkeit abhängt. Hier steht der Selbsttest an erster Stelle. Neben diesem Verzicht gibt es heutzutage auch die Möglichkeit, das fehlende Enzym in Tablettenform einzunehmen. Laktase ist auch in Pulverform oder als Getränk erhältlich und ermöglicht Betroffenen eine normale Ernährung. Entsprechende Präparate sind jedoch sehr kostenintensiv und werden von der gesetzlichen Krankenkasse nicht bezahlt. Da viele Patienten gleichzeitig auch an einer Fructosemalabsorption leiden, sollte die Einnahme von Tabletten oder Pillen erst nach Absprache mit dem Arzt erfolgen.


Vorbeugung

Grundsätzlich ist es nicht möglich, einer Milchzuckerunverträglichkeit vorzubeugen. Der Laktasemangel ist angeboren und tritt deshalb zwingend auf, wenn die Anlagen dafür vorhanden sind. Allerdings können eventuelle Begleiterscheinungen und damit einhergehende Einschränkungen der Lebensqualität vermieden werden. Dazu ist es notwendig, die Unverträglichkeit frühzeitig zu erkennen und entsprechende Maßnahmen zu treffen.

Neben dem Verzicht auf Laktose ist bei einer Milchzuckerunverträglichkeit auch die Schonung des Magen-Darm-Traktes wichtig. Bei der Wahl der Ernährung ist es vor allem wichtig, versteckte Laktose zu erkennen. Speziell in Fertiggerichten ist der Milchzucker häufig enthalten und kann zu Problemen führen, daher wird eine ausgewogene, gesunde Ernährung angeraten.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Groß, U.: Kurzlehrbuch Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2013
  • Probst, R.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2008
  • Trautmann, A.: Allergologie in Klinik und Praxis. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
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