Mekoniumaspiration

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei Mekoniumaspiration handelt es sich um ein Syndrom, das nur bei Neugeborenen auftritt. Wenn Fäkalien ins Fruchtwasser gelangen, können sie sich bei den ersten eigenen Atemzügen des Kindes in seiner Lunge festsetzen. Die Krankheit bringt zahlreiche Komplikationen mit sich und bedarf einer zügigen Behandlung.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Mekoniumaspiration?

Mekonium, auch Kindspech genannt, ist ein fachwissenschaftlicher Begriff für den Darminhalt des Fötus sowie den Kot des Neugeborenen. Er bezieht sich lediglich auf die ersten Tage außerhalb des Mutterleibs. Mekonium kann unter Umständen vor oder während der Geburt in die Lunge des Kindes geraten, insofern es zuvor ins Fruchtwasser getreten ist.

Das Mekonium in dem Fruchtwasser enthalten ist, ist kein seltener Zustand. Ungefähr bei dreizehn Prozent der Schwangerschaften kommt es zu dem benannten Vorfall. Eine Mekoniumaspiration entwickeln fünf bis zwölf Prozent aller Betroffenen.

Ursachen

Für eine Mekoniumaspiration verantwortlich ist somit der eigene Stuhlgang des Kindes. Die Partikel gelangen oftmals ab der sechzehnten Schwangerschaftswoche in das Fruchtwasser. Dies geschieht wahrscheinlich während Stresssituationen des Kindes. Bisher ist jedoch noch nicht vollkommen erforscht, warum genau es zu diesem Geschehen kommt.

Es wird vermutet, dass auch der physiologische Stress der Mutter während der Wehen zur Entstehung des Syndroms beiträgt. Hypoxie durch die Nabelschnur sowie Plazentainsuffizienz durch Infektionen führen ebenfalls dazu, dass der Fötus vor oder während der Geburt Mekonium ins Fruchtwasser abgibt. Das Mekonium mischt sich mit dem Fruchtwasser und wird eingeatmet. Es liegt auf der Hand, dass dieser Vorgang schwere Komplikationen verursachen kann.

Symptome und Verlauf

Eine Mekoniumaspiration kann durch mehrere Faktoren identifiziert werden. Äußerlich wird sie durch grünlich verfärbtes Fruchtwasser erkannt. Fingernägel und Nabelschnur können ebenfalls einen grünen Farbton angenommen haben. Die Haut ist durch Mekonium verschmiert. Das Kind weist kurz nach der Geburt keine normalen Lebensreaktionen auf, sondern wirkt schlaff und schwach.

Manche Kinder kommen bewusstlos zur Welt. Ihre ersten Laute sind keine Schreie, sondern klingen eher wie ein Wimmern. Sobald das Mekonium das Fruchtwasser verunreinigt hat und eingeatmet wurde, dringt es in die Lunge ein. Die Bronchien können durch das Mekonium komplett verschlossen werden, es kommt zu Atelektasen. Bei einem teilweisen Verschluss kann die eingeatmete Luft eingeschlossen werden, wodurch es zu einer Überblähung der Lunge kommt.

Weitere auftretende Komplikationen sind eine unspezifische Zyokinausschüttung, das Verrutschen von Atemwegen, pulmonale Lecks sowie eine dauerhafte pulmonale Hypertonie. Der Verschluss der Bronchien kann eine Lungenentzündung hervorrufen, welche wiederrum eventuell zum Versagen des Organs beiträgt.

Diagnose

Kommt das Kind mit einer mekoniumverschmierten Haut zur Welt und wirkt seine Atmung gleichzeitig schwer und rasselnd, sind dies die ersten Indizien, welche das Krankenhauspersonal darauf aufmerksam machen, dass eine eventuelle Diagnose ansteht. Diese soll durch die Thoraxaufnahme bestätigt oder falsifiziert werden. Die Thoraxaufnahme gibt Aufschluss darüber, ob das Zwerchfall abgeflacht und die Lunge überbläht ist. In der Lunge befindliche Flüssigkeits- sowie Luftanteile können sichtbar gemacht werden. Zudem werden Blutkulturen angelegt, um auszuschließen, dass eine andere Erkrankung für die vorliegenden Symptome verantwortlich ist.

Behandlung und Therapie

Säuglinge, die unter einer Mekoniumaspiration leiden, haben eine leicht erhöhte Sterblichkeitsrate. Dennoch ist die Heilungsprognose gut. Im späteren Lebensverlauf ist es auffällig, dass jene Kinder öfter zu Asthma neigen. Wurde eine Mekoniumaspiration erkannt, ist das schnelle Handeln der Ärzte gefragt. Je nach dem Grad der Mekoniumaspiration unterscheidet sich die Behandlung. Abhängig gemacht wird die Schwere von Menge und Dicke des Mekoniums, der Länge der Zeit in der das Kind ihr ausgesetzt war sowie dem Maß der Atemnot nach der Geburt.

Bei einem weniger schweren Vorliegen kann das Absaugen der oberen Atemwege, also der Nase, des Mundes und des Rachens ausreichend sein. Schwere Verläufe erfordern das Absaugen der unteren Atemwege. Hier wird die Mekoniumflüssigkeit über Mund oder Nase aus der Lunge abgesaugt. Dies erfolgt über einen zirka 3,5 bis 4,0 Millimeter starken Tubus, der endotracheal eingeführt wird. Zusätzlich bekommt das neugeborene Kind Sauerstoff über eine Gesichtsmaske oder ein Beatmungsgerät verabreicht. Bei fortbestehender Atemnot kommt eine mechanische Beatmung durch positives Beatmungsdrücken zum Einsatz.

Wichtig ist hier die spezielle Beobachtung des Kindes, kann die Druckbelastung dazu führen, dass in der Lunge Lecks entstehen. Indiz für ein Leck ist ein abfallender Blutdruck sowie eine plötzliche Verschlechterung der Sauerstoffsättigung. Besteht trotz aller Verfahren weiterhin ein Sauerstoffmangel, hilft eine ECMO-Therapie dabei, das Blut künstlich mit Sauerstoff anzureichern. Dies geschieht über eine imitierte Lunge außerhalb des Körpers. Generell ist es empfehlenswert, das Kind in die Intensivstation zu verlegen, um bei weiteren Komplikationen möglichst schnell eintreten zu können.


Vorbeugung

Eine Mekoniumaspiration lässt sich nicht aktiv vorbeugen. In 13 Prozent aller Geburten liegt eine Vermischung des Fruchtwassers mit Mekonium vor, was jedoch nicht automatisch bedeutet, dass es zur Aspiration kommt. Entdecken Ärzte Mekonium im Fruchtwasser oder wird eine Frühgeburt erwartet, steht die Unterstützung der Lunge des Kindes im Fokus. Diese wird durch spezielle Präparate in ihrer Reifung gefördert. Weitere Maßnahmen, die Aspiration zu verhindern, ist eine sanfte Einleitung der Geburt.

Quellen

  • Deutsche Gesellschaft für pädiatrische Infektiologie: DGPI Handbuch: Infektionen bei Kindern und Jugendlichen, 6. Auflage, Georg Thieme Verlag, 2013
  • Schellenberg, I. et al.: Kinderkrankheiten von A-Z: Wo Naturheilverfahren wirken - wann Schulmedizin nötig ist, 2. Auflage, TRIAS, 2012
  • Stauber, M., Weyerstahl, T.: Duale Reihe Gynäkologie und Geburtshilfe. Thieme, Stuttgart 2013
  • Herold, G: Innere Medizin. Eigenverlag, Köln 2014

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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