Leydig-Zwischenzellen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Leydig-Zwischenzellen werden Zellen bezeichnet, die im Interstitium des Hodens zu finden sind. Sie stellen das männliche Geschlechtshormon Testosteron her. So gewährleisten sie die Sexualfunktionen des Mannes sowie die Ausprägung seiner sekundären Geschlechtsmerkmale.

Inhaltsverzeichnis

Definition

Die Leydig-Zwischenzellen, die sich im Hoden befinden, bilden Testosteron. Alle Sexualhormone haben Androstan (19-Kohlenstoffatome) als Grundgerüst.

Die Leydig-Zwischenzellen bilden einen speziellen Zellentyp, der im Zwischenraum (Interstitium) des männlichen Hodens vorkommt. Die Zellen werden auch als Leydig-Zellen oder Leydig-Interstititalzellen bezeichnet. Als Namensgeber diente der deutsche Anatom und Zoologe Franz von Leydig (1821-1908), der die Zellen entdeckte.

Bei den Leydig-Zwischenzellen handelt es sich um die bedeutendsten Interstitialzellen im Hoden. An seiner Organmasse haben sie einen Anteil zwischen 10 und 20 Prozent. Sie sind wichtig, da von ihnen das männliche Sexualhormon Testosteron produziert wird.

Anatomie

Die Leydig-Zwischenzellen sind eine umfangreiche Zellart und gehören den azidophilen Zellen an. Ausgestattet sind sie mit einem runden hellen Zellkern. Des Weiteren verfügen sie über eine Vielzahl an Mitochondrien. In Gruppen befinden sich die Leydig-Zellen im Bindegewebe des Hodens zwischen den Tubuli seminiferi contorti (Samenkanälchen).

Die meisten von ihnen liegen in Kapillarennähe. Des Weiteren sind die Zellen mit einer größeren Menge an endoplasmatischem Retikulum sowie Lipidtröpfchen ausgestattet. Diese Eigenschaft gilt als Hinweis für die Herstellung von Steroidhormonen. Abgesehen von dem männlichen Sexualhormon Testosteron entstehen in diesem Bereich auch Östradiol, DHEA (Dihydroepiandrosteron) und DHT (Dihydrotestosteron).

Im Zytoplasma kommen zudem die Reinke-Kristalle vor, die sich aus kristallinen Proteinablagerungen bilden. Welche Aufgaben die Kristalle ausüben, ließ sich bislang noch nicht klären. Es wird angenommen, dass sie als Abfallprodukt entstehen.

Die Herstellung der Spermien, die durch das Testosteron stimuliert wird, erfolgt innerhalb der Hodenkanälchen. Für ihre Trennung sorgt das Hodenbindegewebe, in dem die Leydig-Zellen vorhanden sind. Ihren Schutz übernehmen die Sertolizellen.

Ab der 8. Schwangerschaftswoche kommt es zur Anregung der Leydig-Zwischenzellen zur Testosteronherstellung durch Choriongonadotropin, ein Schwangerschaftshormon. Bei diesem Prozess werden die männlichen Geschlechtsmerkmale ausgeprägt. Ab dem 6. Schwangerschaftsmonat erfolgt eine Unterbrechung der Testosteronproduktion. Erst ab der Pubertät findet eine weitere Hormonproduktionsphase statt.

Funktion

Die Leydig-Zwischenzellen haben die Aufgabe, Testosteron zu bilden. In geringfügigem Ausmaß stellen sie auch weitere Sexualhormone her. Als Ausgangsstoff für die hormonelle Synthese dient Cholesterin. Geschlechtsorgane, Prostata und Haut lassen sich durch das Blut vom Testosteron erreichen. Anschließend kommt es zur Umwandlung des Hormons in Dihydrotestosteron. Außerdem findet in der Leber sowie im Fettgewebe die Produktion von Östradiol statt, welches zu den weiblichen Geschlechtshormonen zählt.

Testosteron ist überaus wichtig, um das Reifen der männlichen Spermien anzuregen. Außerdem hat es großen Anteil an der Entstehung der männlichen Geschlechtsorgane. Ebenso werden von ihm Körperbau, Wachstum, die Talgdrüsenaktivität, Kehlkopfgröße und Behaarung gefördert. So hängen Libido und sexuelle Manneskraft entscheidend von dem Hormon ab. Aus diesem Grund kommt Testosteron im Sport nicht selten als verbotenes leistungssteigerndes Mittel zur Anwendung. Außerdem führt Testosteron zu gewissen aggressiven Verhaltensweisen, die jedoch als männliches Merkmal gelten.

Für die Kontrolle der Testosteronherstellung innerhalb der Leydig-Zwischenzellen sind Hypophyse (Hirnanhangsdrüse) und Hypothalamus verantwortlich. Besteht im Körper ein erhöhter Testosteronbedarf, sorgt der Hypothalamus für die Herstellung des Hormons GnRH (Gonadotropin-releasing Hormon). Vom GnRH wird der Hypophysenvorderlappen zum Herstellen der Hormone LH (Luteinisierendes Hormon) und FSH (Folikelstimulierndes Hormon) stimuliert.

Das Hormon LH hat die Aufgabe, die Leydig-Zellen zur Testosteronherstellung anzuregen. Gemeinsam sorgen FSH und Testosteron für das Fördern der Spermienentwicklung. Verfügt der Organismus über ausreichend Testosteron, kommt es zum Produktionsstopp der Hormone LH, FSH und GnRH. Anschließend schränken die Leydig-Zwischenzellen die Herstellung des Testosterons ein.


Erkrankungen

An den Leydig-Zwischenzellen sind Störungen der Testosteronbildung durchaus möglich. In erster Linie tritt dabei eine Unterproduktion auf. Mediziner sprechen dann von Hypogonadismus, wobei es zwischen einem primären und einem sekundären Hypogonadismus zu unterscheiden gilt. Liegt ein primärer Hypogonadismus vor, können die Leydig-Zellen aufgrund der pathologischen Veränderungen nicht mehr ausreichend Testosteron herstellen. Sogar ein kompletter Produktionsausfall ist denkbar.

Negativ wirken sich auch unterschiedliche Faktoren auf die Funktionen der Leydig-Zwischenzellen aus. Dabei kann es sich um Unfälle, Entzündungen, Tumorerkrankungen, Strahleneinflüsse, die Einnahme von bestimmten Arzneimitteln oder operative Eingriffe handeln, die den Hoden Schaden zufügen. Ferner ist eine vollständige Zerstörung der Hoden im Bereich des Möglichen.

Mitunter wird der Hypogonadismus auch durch genetisch bedingte Krankheiten ausgelöst. Dazu gehört insbesondere das Klinefelter-Syndrom, bei dem es ein X-Chromosom zuviel gibt. Sekundärer Hypogonadismus entsteht wiederum durch Krankheiten innerhalb der Hirnanhangsdrüse oder des Hypothalamus.

Die Testosteron-Synthese durch die Leydig-Zwischenzellen wird mitunter auch durch Produktionsstörungen der Hormone GnRH, FSH und LH in Mitleidenschaft gezogen. Bemerkbar macht sich der daraus ergebene Testosteronmangel u. a. durch das Fernbleiben der männlichen Geschlechtshormone oder Impotenz.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2011
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
  • Arastéh, K., et al.: Duale Reihe. Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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