Herzschmerzen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Herzschmerzen können als Symptom einer Herzerkrankung auftreten. Doch nicht immer werden die als Herzschmerzen empfundenen Beschwerden tatsächlich vom Herzen ausgelöst. Häufig haben Schmerzen im Brustbereich (Brustschmerzen) ganz andere Ursachen.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Herzschmerzen?

Anatomie des menschlichen Herzens

Typische Herzschmerzen äußern sich zunächst als drückender Schmerz unter dem Brustbein, der von einem Engegefühl begleitet wird. Manchmal ist ein Brennen wahrzunehmen, das entweder nur im Brustkorb zu spüren ist oder bis in den linken oder rechten Arm hineinzieht.

Ein Anfall von Herzschmerzen kann Sekunden aber auch Minuten dauern und ist oft von Atembeschwerden, Herzstolpern oder Herzrasen begleitet.

Herzschmerzen müssen keineswegs vom Herzen ausgehen. Oft liegen andere Gründe vor, wie beispielsweise Magen- oder Darmprobleme oder auch muskuläre Verspannungen im Rücken, welche schmerzhaft ausstrahlen. Starke emotionale und körperliche Belastung oder beruflicher Stress können Herzschmerzen verursachen, obwohl das Herz als Organ dabei völlig gesund ist.

Deshalb ist es wichtig, bei Herzschmerzen einen Arzt zu konsultieren, um feststellen zu lassen, wodurch die Herzschmerzen ausgelöst werden und ob tatsächlich eine Herzerkrankung vorliegt.

Ursachen

Eine der häufigsten Ursachen für Herzschmerzen ist die Angina pectoris (Herzenge), die durch Durchblutungsstörungen am Herzen ausgelöst wird. Hierbei liegt eine Arteriosklerose (Verkalkung) der Herzkranzgefäße vor, was zu einer vorübergehenden verminderten Durchblutung des Herzmuskels führt und damit zu einer Unterversorgung mit Sauerstoff und Herzschmerzen. Angina pectoris ist die Vorstufe zum Herzinfarkt.

Bei einem Herzinfarkt ist die Unterversorgung nicht nur vorübergehend verschlechtert, sondern es hat sich ein Gefäß ganz verschlossen und ein Teil des Herzens wird überhaupt nicht mehr mit Sauerstoff versorgt.

Wird dieser Gefäßverschluss nicht innerhalb kürzester Zeit behoben, kann das betroffene Gewebe absterben, was dazu führt, dass das Herz dauerhaft in seiner Leistung eingeschränkt ist, im schlimmsten Fall kann es seine Aufgabe überhaupt nicht mehr erfüllen. Daher ist bei einem Herzinfarkt schnellste Hilfe nötig.

Weitere Erkrankungen, die mit Herzschmerzen einhergehen, sind Entzündungen des Herzmuskels (Myokarditis), des Herzbeutels (Perikarditis) oder der Herzinnenhaut (Endokarditis) sowie Herzschwäche (Herzinsuffizienz), Herzklappenfehler oder Herzrhythmusstörungen.

Häufig können auch harmlose Muskelverspannungen, die als Schmerz in der Brustregion wahrgenommen werden, der Grund für die vermeintlichen Herzschmerzen sein.

Auch Erkrankungen der Speiseröhre Speiseröhrenentzündung, der Galle (Gallenkolik)), des Magen-Darm-Traktes, der Lunge (Lungenentzündung, Bronchitis) oder des Brustfells (Brustfellentzündung) können Symptome in Form von Brust- oder Herzschmerzen hervorrufen.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Wann zum Arzt?

Herzschmerzen - Die Symptome einer Angina Pectoris können in Bauchregion, Rücken, Nacken, Schultern oder Hals- und Kieferregion ausstrahlen.

Leiden Betroffene unter Herzschmerzen, können ernst zunehmende Erkrankungen dahinterstecken. In dem Fall ist anzuraten, einen Mediziner zu kontaktieren. Insbesondere dann, wenn die Schmerzen stetig wiederkehren. Ebenso ist der Besuch beim Facharzt empfehlenswert, wenn die Herzschmerzen zum ersten Mal auftreten (z. B. in Ruhe oder bei Belastung).

Ferner sollten Herzschmerzen medizinisch abgeklärt werden, wenn sich diese in Ruhe nicht verbessern oder zusätzlich weitere Symptome wie Atemnot, Kreislaufbeschwerden oder Angstzustände hinzukommen. Ein Arzt ist ebenfalls zu konsultieren, wenn Betroffene geschwollene Füße bemerken. Menschen, die bereits an einer Angina Pectoris erkrankt sind, sollten sofort einen Facharzt kontaktieren, wenn sich die Herzschmerzen verschlimmern. Das Gleiche gilt, wenn die Schmerzen mehrfach auftreten oder sich bei geringer Belastung einstellen.

Betroffene sollten einen Mediziner zurate ziehen, wenn Herzschmerzen während des Schlafens auftreten. Lassen sich diese nicht durch Nitroglyzerin deutlich lindern, ist sofort ein Notarzt zu kontaktieren. Ein Notarzt muss ebenfalls gerufen werden, wenn bei Herzschmerzen der Verdacht auf einen Herzinfarkt vorliegt. Hierbei gilt: Unverzüglich den Notarzt rufen, wenn die Schmerzen von Angst, Unruhe, Atemnot und Übelkeit sowie von Schweißausbrüchen begleitet werden.

Diagnose und Verlauf

Um beim Auftreten von Herzschmerzen eine genaue Diagnose stellen zu können, wird der Arzt verschiedene Untersuchungen durchführen, sowie die genaue Krankheitsgeschichte der Herzschmerzen erfragen. Es ist wichtig wie oft die Herzschmerzen vorkommen, wie lange und in welcher Ausprägung. Der Arzt wird mit dem Stethoskop den Brustkorb abhören und ein EKG (Elektrokardiogramm = die Aufzeichnung der Herzströme) durchführen. Weiterhin bringen spezielle Blutuntersuchungen Aufschluss über eventuell vorhandene Unregelmäßigkeiten im Herzen.

Mit dem Ultraschallgerät als bildgebenden Untersuchung kann der Arzt Veränderungen in der Struktur des Herzens erkennen. Meist wird zusätzlich zum normalen EKG noch ein Belastungs- und Langzeit-EKG angeordnet, da man hierbei sehen kann, wie sich das Herz unter Anstrengung und über die Dauer von 24 bis 48 Stunden verhält und in welchen Situationen die Herzschmerzen auftreten.

Komplikationen

Herzschmerzen können nicht nur körperliche sondern auch psychische Ursachen zu Grunde liegen und können demnach zu unterschiedlichen Komplikationen führen. Haben die Herzschmerzen eine seelische Ursache, kann dies bei unbehandelten Patienten im späteren verlauf zu Angststörungen führen. Daraus ergeben sich wiederrum einschneidende soziale Folgen für den Betroffenen. Eine mögliche körperliche Komplikation ist die sogenannte Herzinsuffizienz. Diese geht mit einer starken Minderung der Leistungsfähigkeit einher.

Typische körperliche Komplikationen von Herzschmerzen betreffen das Krankheitsbild der Koronaren Herzkrankheit. So ist eine mögliche Ursache von Herzschmerz gleichzeitig dessen Folge. Hierfür charakteristisch ist die sogenannte Angina Pectoris, auch Brustenge genannt. Eine mögliche Komplikation in diesem Zusammenhang ist der Herzinfarkt. Tritt dieser Fall ein, kommen neben den Herzschmerzen noch weitere Komplikationen wie Herzrhythmusstörungen hinzu. Dies kann zu lebensbedrohlichen daraus resultierenden Folgen wie einem Schlaganfall oder einem Herztod führen. Ebenso vielschichtig sind die weiteren Folgen die aufgrund von Entzündungen des Herzmuskels entstehen. Rechtzeitig behandelt sind keine weiteren Komplikationen denkbar. Unbehandelt können Herzschmerzen mit dieser zugrundeliegenden Ursache bis zu einem Herzstillstand führen und tödlichen Ausgang nehmen.

Behandlung und Therapie

Je nach Ursache der Herzschmerzen wird eine Therapie gewählt, die sich speziell an der zugrundeliegenden Erkrankung orientiert. Bei Herzschmerzen im Rahmen einer Angina pectoris aufgrund von Koronarer Herzkrankheit (KHK) verschafft Nitroglycerin in Form von Spray oder Kapseln zum Zerbeißen Erleichterung. Die Gefäße erweitern sich durch das Medikament in Sekundenschnelle und die Herzschmerzen lassen rasch nach. Hierbei ist wichtig, dass Betroffene die verschriebenen Nitropräparate stets bei sich führen.

Lassen die Beschwerden trotz Gabe von Medikamenten nicht nach oder sind sie begleitet von weiteren Symptomen (z.B. Atemnot), sollte unverzüglich ein Arzt aufgesucht werden.

Häufig sind Herzschmerzen das Symptom einer zugrundeliegenden Herzerkrankung. Um Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie die koronare Herzkrankheit zu vermeiden oder einzudämmen, ist es notwendig, die Risikofaktoren mit einer gesunden Lebensweise zu minimieren.

Je nach Fall bedeutet das eine Gewichtsabnahme, gesündere Ernährung, mehr Bewegung, Rauchentwöhnung oder eine Verminderung von übermäßigem Alkoholgenuss.

Sind die Gefäße bereits zu sehr verstopft, ist eine Operation unvermeidlich. Hierbei wird durch einen chirurgischen Eingriff ein Bypass (Umgehungskanal) eingesetzt. Nach einer Bypass-Operation ist das Herz wieder leistungsfähig und es treten keine Herzschmerzen mehr auf.

Bei Herzschmerzen aufgrund von Nervenirritationen, Muskelverspannungen oder Wirbelsäulenproblemen können spezielle Übungen zur Entspannung der Muskulatur (Massage) oder Physiotherapie helfen. Hinter Herzschmerzen können sich lebensbedrohliche Erkrankungen verbergen. Deshalb sollte bei entsprechenden Beschwerden unbedingt eine ärztliche Diagnose und ggf. fachärztliche Behandlung erfolgen.


Aussicht und Prognose

Die Prognose für Herzschmerzen ist von den vorliegenden Ursachen abhängig. Daher kann es zu ganz unterschiedlichen Krankheitsverläufen kommen. Gefäßverengungen im Brustkorb und Beschädigungen des Herzmuskels oder des Herzens können nur durch einen operativen Eingriff zu einer dauerhaften Linderung der Beschwerden führen. Eine vergleichbare Prognose gibt es bei angeborenen Störungen des Herzens. Das Einsetzen eines Herzschrittmachers kann bei Störungen des Herzrhythmus ebenfalls zu einem guten Krankheitsverlauf sowie einer positiven Prognose führen.

Werden die Herzschmerzen durch Keime wie Bakterien oder Viren ausgelöst, helfen medikamentöse Therapien bei dem Heilungsprozess. In den meisten Fällen tritt eine vollständige Genesung innerhalb einiger Wochen ein. Bei emotional ausgelösten Herzschmerzen ist eine Linderung der Beschwerden im Zusammenhang mit dem stattfindenden Bewältigungsprozess des auslösenden Ereignisses zu betrachten. Je nach Ursache kann es zu einer Konstanz oder Zunahme der Schmerzen über mehrere Jahre kommen. Der Verlust eines geliebten Menschen wird individuell verarbeitet und kann entsprechend auch dauerhafte Beschwerden nach sich ziehen.

Psychische Ursachen werden in Psychotherapien mit guten Aussichten behandelt. Für eine Angst- oder Panikstörung gibt es positive sowie langanhaltend erfolgreiche Therapieansätze, die zu einer Linderung der Schmerzen führen. Durch eine nachhaltige Verhaltensänderung im Umgang mit den Ängsten treten Begleitsymptome wie Herzschmerzen nicht mehr auf.

Vorbeugung

Als Vorbeugung gegen Herzschmerzen empfiehlt sich eine gesunde Lebensweise. Gegen Alkohol in Maßen ist nichts einzuwenden, doch das Rauchen sollte ganz unterbleiben. Eine gesunde Ernährung unterstützt das Herz und verhindert übermäßige Gewichtszunahme. Regelmäßige Bewegung wirkt sich positiv auf Herz und Kreislauf aus, hält den ganzen Organismus gesund und trägt dazu bei, dass der Patient nicht mehr unter Herzschmerzen leidet.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin, Gerd Herold, 1. Auflage, 2013
  • Roskamm, H., et al.: Herzkrankheiten. Springer, Heidelberg 2004
  • Kindermann, W., et al.: Sportkardiologie. Steinkopff, Darmstadt 2007
  • Bieber, C. et al.: Duale Reihe Innere Medizin, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2012
  • Böhm M, Hallek M, Schmiegel W (Hrsg): Innere Medizin, begr. von Classen M, Diehl V, Kochsiek K, 6. Auflage, München Elsevier Urban & Fischer Verlag 2009

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 14. November 2021

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