Herzrhythmusstörungen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Herzrhythmusstörungen (Arrhythmien) bezeichnet man die ungeordnete Abfolge von Herzschlägen. Viele Menschen nehmen diese unregelmäßigen Herzschläge als Herzrasen, Herzstolperer oder Herzklopfen wahr. Dieser ungewohnte Herztakt kommt bei gesunden Menschen vor, kann aber auch Folge einer krankhaften Störung am Herzen sein.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Herzrhythmusstörungen?

Bei Herzrhythmusstörungen (Arrhythmien) handelt es sich meist um unbedenkliche Unregelmäßigkeiten des Herzschlags.

Grundsätzlich handelt es sich bei Herzrhythmusstörungen nicht um ein Krankheitsbild, sondern vielmehr um einen Symptomkomplex mit vielen verschiedenen möglichen Ausprägungen.

Herzrhythmusstörungen lassen sich in langsame (weniger als 60 Herzschläge/ min.) und schnelle (mehr als 100 Herzschläge/ min.) Herzschlagfolgen unterscheiden.

Gefährlich wird eine Herzrhythmusstörung, wenn der Herzschlag bedrohlich langsam wird, sodass nicht mehr genug Blut gepumpt werden kann um den restlichen Körper, insbesondere das Gehirn, mit Sauerstoff zu versorgen.

Auffällig wird das, wenn der Betroffene aus heiterem Himmel in Ohnmacht fällt und meist sofort wieder zu sich kommt. Solche Formen der Herzrhytmusstörung sind in jedem Fall abklärungsbedürftig, für die meisten Ursachen stehen der Medizin gute Therapiemöglichkeiten zur Verfügung.

Anatomie des menschlichen Herzens

Ursachen

Grundsätzlich kommen für Herzrhythmusstörungen eine Vielzahl von Ursachen in Frage. Zunächst abzuklären - weil am gefährlichsten - ist eine Pathologie des Herzmuskels, beispielsweise ein Herzinfarkt oder eine Herzmuskelentzündung.

Des Weiteren kommen auch sogenannte hämodynamische Ursachen in Frage, also Störungen der Pumpfunktion des Herzens. Beispiele wären angeborene Herzfehler oder eine Druckbelastung des Herzens durch Bluthochdruck oder verkalkte Herzklappen.

Darüber hinaus gibt es eine unüberschaubare und oftmals auch im Einzelfall nicht näher differenzierbare Anzahl an Ursachen jenseits des Herzens: Psychologische Faktoren können eine große Rolle spielen, oftmals steckt auch schlecht verarbeiteter psychischer Stress hinter dem langfristigen Auftauchen von spürbaren Herzrhythmusstörungen.

Elektrolytstörungen des Kaliumhaushaltes oder Calciumhaushaltes kommen ebenso in Frage wie Intoxikationen mit Alkohol, Koffein oder anderen Drogen. Eine Schilddrüsenüberfunktion sollte ärztlicherseits abgeklärt werden, insbesondere wenn vermehrtes Schwitzen, ständiges Unter-Strom-Stehen, Gewichtsverlust und Hervortreten der Augäpfel als weitere Symptome zu den Herzrhythmusstörungen hinzutreten.

Die dauerhafte Einnahme von Medikamenten (insbesondere sogenannte Antiarrhythmika, also Herzmedikamente, oder Antidepressiva) kann immer auch für Herzrhythmusstörungen sorgen und sollte gegebenenfalls von einem Kardiologen überprüft werden. Auch Hyperreagibilitäten im Bereich des Herz-Kreislauf-Systems kommen als Ursache von Herzrhythmusstörungen in Frage.

Wann zum Arzt?

Vorhofflimmern und andere Herzrhythmusstörungen müssen nicht immer fachärztlich behandelt werden. Die Diagnose muss aufgrund der möglichen Komplikationen allerdings in jedem Fall von einem Arzt gestellt werden. Außerdem sollte ein Fachmann konsultiert werden, wenn die Störungen bereits seit längerer Zeit bestehen oder es begleitend zu Schmerzen, Kurzatmigkeit und anderweitigen Symptomen kommt.

Generell sollten auffällige Veränderungen im Pulsschlag abgeklärt werden, da möglicherweise ein schweres Grundleiden vorliegt, welches einer Behandlung bedarf. Da Störungen des Herzrhythmus selbst nur schwer einzuschätzen sind, sollte bei allen Auffälligkeiten ein Kardiologe hinzugezogen werden. Dieser kann feststellen, ob es sich bei den Herzrhythmusstörungen um harmlose Ungleichmäßigkeiten oder um ein ernstes Warnzeichen handelt.

Durch eine frühzeitige Behandlung können weitere Begleiterscheinungen fast immer abgewendet werden. Patienten, die unter einer Herzerkrankung leiden oder generell gesundheitlich angeschlagen sind, sollten ebenfalls einen Arzt hinzuziehen.

Selbiges gilt, wenn die Beschwerden ohne erkennbaren Grund auftreten oder Beschwerden wie Ängste oder Depressionen mit sich bringen. Herzrhythmusstörungen nach dem Sport oder nach der Einnahme von Medikamenten, deuten ebenfalls auf ein behandlungsbedürftiges Leiden hin. Herzrhythmusstörungen bei Kindern und Senioren bedürfen generell der Abklärung durch einen Kardiologen.

Symptome und Verlauf

Typische Herzrhythmusstörungen und Begleitsymptome:

Typische Symptome von Herzrhythmusstörungen sind Herzrasen, bei dem der Puls teilweise sehr schnell, regelmäßig sowie unregelmäßig sein kann. Zugleich kann ein Herzstolpern durch ein Stolpern sowie dumpfes Pochen vernommen werden.

Ein weiteres Symptom kann Schwindel oder generelle Leistungsschwäche sein, da man durch die Herzrhythmusstörungen weniger belastbar ist. Leistungsschwäche: Betroffene sind weniger belastbar, weil das Herz nicht mehr richtig arbeitet.

Auch Angst kann eine Begleiterscheinung von Herzrhythmusstörungen sein, da die leidenden Menschen Herzrhythmusstörungen als bedrohlich wahrnehmen. Sogar Bewusstlosigkeit kann bei einem zu schnellen Herzschlag auftreten, was einem Kreislaufstillstand gleichkommt und ohne fremde Hilfe lebensgefährlich ist.

Brustschmerzen sowie Luftnot können in diesem Zusammenhang ein Zeichen für ein Angina pectoris Anfall sein. Sehstörungen treten auf, wenn das Herz in Folge eines Blutdruckabfalls nicht mehr effektiv schlägt.

Diagnose

In der Mehrzahl der Fälle sind Herzrhythmusstörungen zwar harmlos, allerdings kann nur eine Abklärung durch einen Arzt ernste Erkrankungen ausschließen, und so zur Beruhigung des Patienten beitragen.

In einem Gespräch macht sich der Arzt zunächst ein genaues Bild von den Symptomen und vorherigen Erkrankungen des Patienten. Im Anschluss folgt die Puls- und Blutdruckmessung sowie das sorgfältige Abhören mittels Stethoskop. Die Elektrokardiografie (Langzeit- und Belastungs-EKG) ist eine gängige Methode die Aktivität des Herzens zu analysieren.

Komplikationen

Herzrhythmusstörungen können zeitlebens unbemerkt bleiben, jedoch auch mit vielen Problemen einhergehen. Ist das Herz durch andere Erkrankungen bereits geschädigt, ist das Risiko von Komplikationen erhöht. Bei länger andauernden Störungen der Herzaktion können Schwindel und Bewusstlosigkeit auftreten. Dies ist sowohl bei zu schnellem als auch bei zu langsamen Herzschlag möglich. Als Folge kann es zu unkontrollierten Stürzen und Verletzungen kommen. Weiterhin ist bei Herzrhythmusstörungen die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Kammerflimmern und plötzlichem Herztod deutlich erhöht.

Außerdem können sich bei manchen Rhythmusstörungen kleine Gerinnsel im Herzen bilden, welche in den Blutkreislauf gelangen und dort Gefäße verschließen können. Am häufigsten geschieht dies in Lunge (Embolie), Gehirn (Schlaganfall) oder Darm (Mesenterialinfarkt). Ein dauerhaft erhöhter Puls durch Herzrhythmusstörungen kann zu einer Schwäche des Herzmuskels, der sogenannten Herzinsuffizienz, führen. Vor allem beim Vorhofflimmern, der häufigsten Herzrhythmusstörung, kann es geschehen, dass der Puls sehr schnelle Frequenzen bis zu 160 Schlägen pro Minute annimmt (Tachyarrhythmia absoluta). Unbehandelt kann dies zum Tod führen.

Minimalinvasive Katheterablation bei Herzrhythmusstörungen - Die Verödungen von Gewebe an der Herzinnenseite sollen die fehlerhafte Impulsübertragung (Vorhofflimmern) verhindern.

Behandlung und Therapie

Grundsätzlich ist die Therapie abhängig von Ausmaß und Ursache der Herzrhythmusstörungen.

Ist Stress als Ausschlussdiagnose der Grund für langfristig immer wieder auftretende Anfälle von Herzstolpern oder Herzrasen, sollten Möglichkeiten gefunden werden, Stresshormone abzubauen. Hierbei kann Ausdauersport in Maßen sehr hilfreich sein.

Findet sich eine ernsthafte Ursache für die Rhythmusstörungen, muss diese natürlich behandelt werden. Diverse Medikamente, sogenannte Antiarrhythmika, stehen zur Verfügung, um das Herz je nach individuellem Problem zu bremsen, zu beschleunigen, oder wirksam Extraschläge zu verhindern.

Gegebenenfalls ist auch eine elektrische Ablation einzelner Pathologien im Herzmuskel möglich - hier wird mittels eines kleinen Katheters über die Leistenarterie eine Elektrode unter Röntgenkontrolle bis in die Herzhöhle vorgeschoben, mit welcher dann das überaktive Zentrum der Rhythmusstörungen verödet werden kann. Auf diesem Wege ist also in bestimmten Fällen auch eine definitive Heilung möglich.

In solchen Fällen, wo das Herz dauerhaft zu langsam schlägt oder lebensgefährliche Pausen entstehen, stellt oftmals ein Herzschrittmacher die endgültige Lösung des Problems dar.


Aussicht und Prognose

Unbehandelt kommt es bei Herzrhythmusstörungen zu einer Zunahme der Beschwerden. Diese können durch einen schleichenden und kontinuierlichen Verlauf über mehrere Wochen sowie Monate gekennzeichnet sein oder plötzlich auftreten. Eine unerwartete Verschlechterung des Gesundheitszustandes entsteht häufig durch einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall. Werden diese akuten Erkrankungen nicht sofort fachmännisch von einem Arzt behandelt, droht ein lebensgefährdender Zustand.

Bei vielen Betroffenen bleiben anschließend dennoch lebenslange Beeinträchtigungen bestehen. Zu den Beschwerden gehören Lähmungen, Taubheitsgefühle, kognitive Einschränkungen oder Funktionsstörungen einzelner Organe. Der Prozess der Regeneration nach einem Anfall dauert mehrere Monate und ist meist mit einer vollständigen Änderung der Lebensführung sowie dauerhafter medizinischer Versorgung verbunden.

Bei einer schleichenden Zunahme der Herzrhythmusstörungen treten Schlafstörungen, Herzrasen, Bluthochdruck und Bewusstseinsstörungen auf. Kopfschmerzen, innere Unruhe, psychische Probleme und höhere Anfälligkeiten für Infekte oder andere Erkrankungen sind ebenfalls über einen längeren Zeitraum gegeben. Eine Behandlung der Herzrhythmusstörungen kann in einigen Fällen zu einer vollständigen Heilung führen. Je nach Ursache gibt es Möglichkeiten der Genesung. Meist werden die Störungen jedoch durch eine vorliegende Krankheit ausgelöst, die nicht geheilt, sondern langfristig gut behandelbar oder therapierbar ist. Auf diesem Weg kann mit ärztlicher und medizinischer Unterstützung eine gute Lebensführung mit den Herzrhythmusstörungen stattfinden. Dennoch ist mit Nebenwirkungen der Medikamente zu rechnen.

Vorbeugung

Das Risiko von Herzrhythmusstörungen lässt sich durch verschiedene Maßnahmen zwar nicht völlig ausschließen, aber immerhin reduzieren.

Nicht krankhaft bedingte Herzrhythmusstörungen können durch ein stressfreies Leben mit viel Bewegung und Sport an der frischen Luft, ausgewogener Ernährung, Entspannungsübungen sowie einer generell gesunden Lebensweise vorgebeugt werden.

Grundsätzlich schadet es nicht, jegliche Form und Symptome von Rhythmusstörungen von einem Kardiologen abklären zu lassen, um einfach sicherzugehen, dass keine ernsthafte Grunderkrankung dahintersteckt.

Ein einfaches EKG kann hier oft schon ausreichen, um eine symptomatische oder kausale Behandlung einzuleiten.

Quellen

  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Roskamm, H., et al.: Herzkrankheiten. Springer, Heidelberg 2004
  • Kindermann, W., et al.: Sportkardiologie. Steinkopff, Darmstadt 2007
  • Bieber, C. et al.: Duale Reihe Innere Medizin, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2012
  • Böhm M, Hallek M, Schmiegel W (Hrsg): Innere Medizin, begr. von Classen M, Diehl V, Kochsiek K, 6. Auflage, München Elsevier Urban & Fischer Verlag 2009

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 14. November 2021

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