Herzrasen vor dem Einschlafen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 29. Oktober 2018
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Fast jedem hat das Herz schon einmal bis zum Hals geschlagen, gerade nachts im Bett, wenn wir den Tag Revue passieren lassen. Herzklopfen kennen wir als wiederkehrende Alltagserfahrung in freudigen oder brenzligen Situationen. Spätestens ab einem Puls von 150 Schlägen pro Minute gibt es für dieses Phänomen aber einen medizinischen Fachbegriff. Dann wird von einer Tachykardie gesprochen, die oftmals harmlos ist und schnell wieder verschwindet, manchmal verbirgt sich hinter diesem Symptom aber auch eine ernsthafte Krankheit.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Herzrasen (Tachykardie)?

Herzrasen (Tachykardie) im Ruhezustand ist meist ein zeitlich begrenztes Symptom und in der Regel völlig harmlos. Treten weitere Symptome, wie Brustschmerzen oder Atemnot auf, dann kann dies auf eine ernste Grunderkrankung hindeuten.

Als Herzrasen wird umgangssprachlich ein zu schneller Herzschlag (Tachykardie), gelegentlich auch in Verbindung mit einer kräftigeren Herzkontraktion, bezeichnet. Nicht selten tritt dieses Phänomen nachts oder vor dem Einschlafen auf, viele Patienten sind sogar nur dann von der Störung betroffen. Herzrasen kann ein Anzeichen einer schweren Krankheit sein, sehr häufig ist ein beschleunigter Herzschlag aber harmloser Natur.

Die unterschiedlichen Typen des Herzrasens werden gemäß ihrem Entstehungsort unterteilt. Von supraventrikulären Tachykardien wird gesprochen, wenn die Störung in den Herzvorhöfen entsteht. Die meisten Anfälle von Herzrasen fallen in dies Kategorie. Geht das Herzrasen dagegen von der Herzkammer aus, handelt es sich um eine ventrikuläre Tachykardie. Diese sind eher selten und stellen einen medizinischen Notfall dar.

Ursachen

Die Ursachen für Herzrasen sind sehr unterschiedlicher Natur. Ein häufiger Grund ist Stress, der nicht nur seelisch belastend ist, sondern auch direkt am Herzen wirkt, was auf die erhöhte Adrenalinausschüttung zurückzuführen ist. Das Herzrasen tritt dabei häufig erst zeitlich verzögert, bevorzugt nachts oder vor dem Einschlafen auf, wenn der Betroffenen zu Ruhe kommt und beginnt, das stressauslösende Geschehen zu reflektieren.

Ein weiterer Grund für Herzrasen kann übermäßiger Alkoholkonsum sein, der, meist einige Stunden später und besonders häufig Nachts oder beim Einschlafen, ein Vorhofflimmern auslöst. Hiervon sind überwiegend junge Menschen betroffen, die gerne oft und ausgiebig feiern. Im englischsprachigen Raum hat sich für dieses Phänomen die Bezeichnung Holiday-Heart-Syndrom durchgesetzt.

Herzrasen vor dem Einschlafen kann außerdem die Folge einer Schwangerschaft sein. Bei einer Schwangerschaft kann es im Liegen zu einer Kompression von Gefäßen im Bauchraum oder im Beckenbereich kommen, wodurch weniger Blut zum Herzen zurückfließt. Um den Blutdruck dennoch stabil zu halten, muss das Herz härter arbeiten, also schneller schlagen, was als Herzrasen wahrgenommen werden kann.

Neben Schweißausbrüchen, Hitzewallungen und Schlafstörungen gehört Herzrasen zu den typischen Begleiterscheinungen während der Wechseljahre der Frau. Das Herzrasen tritt dann allerdings auch oftmals tagsüber auf. Ein weiterer Grund für Herzrasen beim Einschlafen kann eine Störung der Schilddrüse sein. Die Schilddrüse produziert unter anderem die Hormone Trijodthyronin und Thyroxin, die den Blutdruck und die Herzfrequenz stimulieren. Kommt es aufgrund einer Überfunktion der Schilddrüse zu einer zu hohen Ausschüttung dieser Hormone, kann dies eine Reihe von Symptomen bedingen, eines davon ist nächtliches Herzrasen. Des Weiteren können niedriger Blutdruck sowie die Umverteilung des Blutes bei der Einnahme einer liegenden Position zu vorübergehendem Herzrasen führen.

Alle bisher aufgeführten Ursachen wurzeln nicht in einer Erkrankung oder einer Funktionsstörung des Herzens selbst, wobei aber auch solche Störungen mit Herzrasen einhergehen können. Zum Beispiel bei der AV-Knoten-Reentry-Tachykardie (AVNRT), bei der es zu einer Impulsschleife zwischen den Herzvorhöfen und der Herzkammern kommt, was die Herzfrequenz auf mehr als 200 Schläge pro Minute steigern kann. Darüber hinaus können Tachykardien auch durch Erkrankungen des Herzmuskels oder der Herzklappen ausgelöst werden.

Krankheiten

Wann zum Arzt?

Tritt das Herzrasen beim Einschlafen nur gelegentlich und in zeitlichen Zusammenhang mit Stresssituationen oder Alkoholkonsum auf, ist die Störung in der Regel harmlos. Der Alkoholkonsum sollte aber überdacht werden. Auch gelegentliches Herzrasen während der Wechseljahre ist nicht besorgniserregend. Ein Arzt sollte immer dann aufgesucht werden, wenn das Herzrasen noch mit anderen Symptomen einhergeht. Insbesondere ein drückender Schmerz oder stumpfe Schmerzen in der Brust, die in andere Körperteile ausstrahlen, sollten zeitnah von einem Arzt untersucht werden. Herzrasen in Verbindung mit Atemnot oder Brustschmerzen, die in den linken Arm ausstrahlen, sind sehr oft ein Anzeichen für einen Herzinfarkt. In diesem Fall sollte sofort der Notarzt gerufen werden.

Diagnose und Verlauf

Tritt das Herzrasen beim Einschlafen ohne erkennbaren Grund öfters auf, sollte ein Kardiologe zugezogen werden. Dieser erfragt in der Regel zunächst die Krankengeschichte und erkundigt sich nach eventuellen Vorerkrankungen. Im nächsten Schritt wird dann der Blutdruck gemessen, eine Blutprobe entnommen sowie ein Elektrokardiogramm (EKG) erstellt. Sofern erforderlich kann es zu weiteren Untersuchungsschritten kommen. Eventuell sind Ultraschall- oder Röntgenaufnahmen erforderlich.

Der weitere Verlauf der Krankheit hängt von den Ursachen ab. Sind diese seelischer oder psychosomatischer Natur, klingt die Störung in der Regel wieder ab, sobald der Patient sich nicht mehr gestresst fühlt. Hat das Herzrasen körperliche Ursachen, ist ohne adäquate Behandlung meist mit einer kontinuierlich fortschreitenden Verschlechterung zu rechnen.

Komplikationen

Ist das Herzrasen durch eine momentane Stresssituation bedingt oder auf einen übermäßigen Alkoholkonsum zurückzuführen, ist normalerweise nicht mit Komplikationen zu rechnen. Auch Herzrasen während der Wechseljahre klingt nach dem Eintritt der Menopause von selbst wieder ab. Herzrasen, insbesondere wenn es während der Ruhephasen und vor dem Einschlafen auftritt, kann aber die Lebensqualität beeinträchtigen.

Permanente Schlafstörungen können dann zu Folgeerkrankungen führen. Auch wenn der Patient auf das Herzrasen mit Angst oder gar Panik reagiert und sich das Problem dadurch noch verschärft, kann der Krankheitsverlauf kompliziertere Formen annehmen. Mit schweren Komplikationen ist aber in aller Regel nur dann zu rechnen, wenn das Herzrasen auf eine Erkrankung oder eine Funktionsstörung des Herzens zurückzuführen ist.

Behandlung und Therapie

Die Therapie der Tachykardie richtet sich nach den Ursachen und dem Grad der Symptome. Bei schweren Beschwerden oder körperlichen Ursachen erfolgt in der Regel zunächst eine medikamentöse Behandlung mit Antiarrhythmika wie etwa Betablockern, Calcium-Kanal-Blockern oder Natriumkanalblockern. Diese Medikamente setzen die Herzfrequenz herab und Verhindern so das Herzrasen.

Bei organischen Ursachen kann aber auch ein operativer Eingriff notwendig werden. Ist das Problem auf zusätzliche Leitungsbahnen zurückzuführen, wie etwa beim "Wolff-Parkinson-White-Syndrom", kann versucht werden, diese mit Strom zu veröden. Sehr häufig wird aber ein Herzschrittmacher nötig.

Ist das Herzrasen psychischer Natur, wird den Betroffenen meist ein mildes Beruhigungsmittel verordnet. In der Regel wird auch das Erlernen von Entspannungstechniken empfohlen. Bei schweren seelischen Belastungen kann eine Psychotherapie erforderlich sein, um die Tachykardie ursächlich zu behandeln.


Aussicht und Prognose

Bei körperlich verursachten Tachykardien, die letztlich auf ein Flimmern des Herzvorhofs zurückzuführen sind, ist die Prognose günstig, da die Herzfrequenz in diesen Fällen mit Betablockern oder ähnlichen Medikamenten reguliert werden kann. Ein erhöhtes Thromboserisiko kann durch die Verordnung von Blutgerinnungshemmern reduziert werden.

Deutlich schlechter stehen die Prognosen für Patienten, wenn Kammerflimmern für das Herzrasen ursächlich ist. Hier liegt ein medizinischer Notfall vor, der zeitnahe Erste-Hilfe-Maßnahmen erforderlich macht. Insbesondere muss durch den Einsatz eines Defilibrators oder kräftiger Schläge auf den Brustkorb der Herzschlag wieder normalisierte werden. Das zugrundeliegende Herzleiden kann meist nur operativ behandelt werden.

Bei psychischen Problemen hängen die Aussichten des Patienten von deren Schweregrad ab. Ist temporärer Stress, zum Beispiel vor einer wichtigen Prüfung, der Auslöser für das Herzrasen, verschwindet dieses in aller Regel spätestens nach Überwindung der Stresssituation. Eine schwere psychische Störung, die mit einer Tachykardie einhergeht, kann dagegen eine jahrelange Therapie erforderlich werden lassen. Das Symptom Herzrasen kann aber meist sofort medikamentös gelindert werden.

Vorbeugung

Eine gesunde Lebensweise, die neben fettarmer und vitaminreicher Ernährung auch ausreichend Schlaf und regelmäßige körperliche Bewegung beinhaltet, steigert das körperliche und seelische Wohlbefinden und tut auch der Herzgesundheit gut. Bei nervösen Patienten kann zudem die Einnahme milder pflanzlicher Beruhigungsmittel wie Baldrian vorbeugend wirken.

Quellen

  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Roskamm, H., et al.: Herzkrankheiten. Springer, Heidelberg 2004
  • Bieber, C. et al.: Duale Reihe Innere Medizin, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2012

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 29. Oktober 2018

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