Hämangiom (Blutschwamm)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Ein Hämangiom, Blutschwamm bzw. Blutschwämmchen ist ein gutartiger Tumor der Blutgefäße, der meist innerhalb der ersten Lebenswochen an Kopf oder Hals auftritt. Eine Behandlung ist in den wenigsten Fällen notwendig, da Hämangiome sich üblicher Weise bis zur Pubertät wieder zurückbilden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Hämangiom (Blutschwamm)?

Bei einem Hämangiom handelt es sich um einen embryonalen Tumor. Bei Geburt ist der Blutschwamm zwar noch sehr klein, kann aber im ersten Lebensjahr schnell größer werden.

Ein Hämangiom - auch Blutschwämmchen oder Erdbeerfleck genannt - ist ein gutartiger Tumor der Blutgefäße. Man unterscheidet verschiedene Hämangiom-Formen – zu den häufigsten gehören das kapilläre Hämangiom und das kavernöse Hämangiom.

Meist äußert sich ein Hämangiom in Form eines hellen roten Flecks oder eines bläulich-rötlichen Knotens zusätzlicher Blutgefäße in der Haut. Das Hämangiom wächst innerhalb des ersten Lebensjahres und wird mit der Zeit wieder kleiner. Ein Hämangiom ist in der Regel gutartig und nicht verbunden mit medizinischen Komplikationen. In den meisten Fällen benötigt ein Hämangiom keine Behandlung. Bis zum 10. Lebensjahr sind die größten Spuren des Muttermals meist verschwunden.

Ursachen

Die Ursachen für Hämangiome sind immer noch unbekannt. Mehrere Studien haben jedoch die Vermutung bekräftigt, dass die Vermehrung und Vergrößerung des Blutschwamms in Verbindung mit dem Hormon Östrogen steht.

Die Verbindung des weichen Gewebes mit der vermehrten Zirkulation von Östrogen kamen auch auf in einer Studie des Forschungszentrum Standford für Kinderchirurgie. Eine weitere Theorie von Forschern der Harvard Universität besagt, dass die mütterliche Plazenta während der Schwangerschaft bestimmte Regionen des Hautgewebes von der Blutzufuhr abschneidet und damit die Ausbildung des Hämangiom bewirkt.

Andere Ergebnisse wiederum gehen von einem genetischen Umstand in der DNA der Mutter aus, die zum Muttermal führt. Es sind weitere Forschungen nötig, um das plötzliche Auftreten und schnelle Wachstum der Hämangiome zu erklären. Nur so sind auch verbesserte Methoden zu erreichen, um die komplizierte Erscheinung der Blutschwämmchen zu behandeln.

Wann zum Arzt?

Hämangiome bei Neugeborenen oder Kindern bilden sich in der Regel zurück. Spätestens nach dem neunten Lebensjahr sind diese wieder verschwunden, daher ist kein Arztbesuch notwendig. Ausgesprochen große, sehr flächige Ausprägungen können jedoch Anlass zu einer Behandlung geben, da sie die Pumpleistung des Herzens negativ beeinflussen. Allgemein stellen kleine Blutschwämmchen keine ernsthafte Bedrohung für die Gesundheit des Menschen dar, sofern sie nur oberflächlich auf der Haut auftreten. Eine ambulante Operation zur Entfernung ist jedoch unter bestimmten Voraussetzungen gegeben.

Befinden die Hämangiome sich an ungünstigen Stellen, können sie durch mechanische Reizung im Alltag Verletzungen davontragen. Blutschwämmchen bilden im Nachhinein keine schützende Hautschicht aus, sondern lediglich eine Blutkruste. Ist die Wunde zu groß, bilden sich regelrechte Pfropfen, die über Wochen unvermindert weiter wachsen. Patienten sollten in dem Fall einen Hautarzt aufsuchen. Kleine Hämangiome bedeuten für viele Betroffene vor allem im Gesicht primär eine ästhetische Beeinträchtigung. Bei Vorliegen einer Hämangiomatose, dem massenhaften Auftreten der roten Knoten, ist der psychische Leidensdruck von Patienten zudem stark erhöht.

Treten Blutschwämmchen jedoch im Körperinneren auf, können sich dadurch gesundheitliche Komplikationen entwickeln. Überraschende Abnahme der Sehkraft durch ein Blutschwämmchen im Auge bedürfen eines ärztlichen Eingriffes. Ein Befall der Leber bleibt häufig ohne weitere Symptome. Überschreitet der Durchmesser 5 cm, können diese unerklärliche Anfälle wie Oberbauchbeschwerden, Blutungen und allgemeine Schwäche auslösen. Prinzipiell bleibt bei diesen Symptomen eine Konsultation des Arztes ratsam, um die genauen Umstände der Erkrankung abzuklären. Wegen der unspezifischen Symptome je nach Lokalisation, stellt das Hämangiom an Organen nach Ausschluss anderer Ursachen meist einen Zufallsbefund dar.

Symptome und Verlauf

Hämangiome sind verbunden mit dem Blutkreislauf. Das Aussehen ist abhängig vom Ort des Auftretens. Wenn sie auf der Hautoberfläche auftreten, haben sie Ähnlichkeit mit einer reifen Erdbeere. Wenn sie sich unter der Oberfläche ausbreiten, treten sie nur als bläuliche Schwellung in Erscheinung. Selten wachsen Hämangiome auch auf innere Organe, z.B. auf der Leber oder auf dem Kehlkopf. In den meisten Fällen bildet sich ein Hämangiom wieder zurück. Seltener bilden sie sich bereits während der Schwangerschaft. Die meisten wachsen innerhalb der ersten Lebenswochen. Zu Beginn wird ein Hämangiom häufig mit einer Schwellung oder einem blauen Fleck (Hämatom) verwechselt. Doch die korrekte Diagnose wird offensichtlicher, wenn das Hämangiom weiter anwächst.

Diagnose

Zur Diagnose eines Hämangioms wird der Arzt nach der Krankengeschichte des Kindes fragen und eine körperliche Untersuchung vornehmen. Die meisten Fälle von oberflächlichen Hämangiome sind offensichtlich und schnell zu erkennen. Falls jedoch Zweifel besteht, was die eindeutige Diagnose anbelangt - besonders bei tiefer liegenden Hämangiomen - werden weitere Diagnoseverfahren angewandt. Dazu können zählen: Computertomographie: Diese Methode nimmt Bilder vom Inneren des Körpers auf, um das Hämangiom und das umliegende Gewebe besser analysieren zu können. Magnetresonanztomographie (MRT): Auch mit diesem Verfahren - mit starken elektronischen Magneten - können detailliertere Analysen des Körperinneren gemacht werden. Angiografie: Hierbei wird ein Kontrastmittel in die Venen gespritzt, um sich über Röntgenaufnahmen ein besseres Bild der umliegenden Gefäße machen zu können.

Komplikationen

Ob es durch ein Hämangiom zu Komplikationen kommt, richtet sich nach seinem Ausmaß und wie rasch es wächst. Schreitet sein Wachstum rasant voran, erhöht sich die Gefahr von Folgeerscheinungen. Eine wichtige Rolle spielt zudem die Körperposition des Blutschwamms. Erfolgt das Wachstum eines größeren Hämangioms in Augennähe, ist es möglich, dass der Blutschwamm Druck auf den Augapfel ausübt. Infolgedessen kann es zu Verformungen und Kurzsichtigkeit kommen. Verdrängt das Hämangiom den Augapfel aus dessen Ursprungsposition, hat dies das Schielen des betroffenen Kindes zur Folge. Weil das Gehirn die störenden Bilder unterdrückt, entwickeln sich die für das Sehen zuständigen Körperstrukturen nicht korrekt. In solchen Fällen droht eine einseitige funktionelle Erblindung, die auch dann anhält, wenn sich der Blutschwamm wieder zurückbildet.

Wächst das Hämangiom in Mundnähe, sind Verformungen der Lippen denkbar. Dies erschwert dem betroffenen Kind das Trinken. Zusätzlich können Anomalien an der Stellung der Zähne sowie am Unterkiefer auftreten. In manchen Fällen führt ein Hämangiom in Nähe der Nase zu Atembehinderungen. Durch das verdrängende Wachstum ist eine Zerstörung des Nasenknorpels möglich. Bei kleineren Säuglingen treten durch umfangreiche Blutschwämme mitunter Kreislaufprobleme auf. Nicht selten führen Hämangiome auch zu psychischen Belastungen, die nicht nur das Kind, sondern auch dessen Eltern betreffen. Weiterhin sind Aufschürfungen im Bereich der Windeln möglich, was Infektionen, Blutungen oder die Entstehung von Narben begünstigt.

Behandlung und Therapie

In den meisten Fällen benötigen Hämangiome keinerlei medizinische Behandlung. Zudem ist die Behandlung von einem Hämangiom umstritten. Viele Eltern befürchten eine äußerliche Entstellung des Kindes und psychologische Probleme, die damit einhergehen.

Ärzte jedoch sehen in den meisten Fällen davon ab, ein Hämangiom zu behandeln, da es vermutlich von selbst zurückgehen wird und weil eine Behandlung unerwünschte Nebenwirkungen haben kann. Wenn das Hämangiom die Sehkraft des Kindes beeinträchtigt oder andere gesundheitliche Auswirkungen hat, können folgende Behandlungsmethoden in Erwägung gezogen werden: Laseroperation: Laser können das Wachstum des Hämangioms stoppen.

In manchen Fällen können Laser ein Hämangiom vollständig entfernen oder Wunden auf einem Hämangiom behandeln, die nicht abheilen. Die Risiken dieser Behandlung sind jedoch schwerwiegend und beinhalten Schmerzen, Infektion, Blutungen, Narbenbildung und Verfärbungen der Haut. Medikamente: Kortikosteroid kann injiziert oder oral eingenommen werden. Diese Behandlung ist am effektivsten während der Wachstumsphase des Hämangioms.

Das Medikament kann das Wachstum des Blutschwamms stoppen und in einigen Fällen rückgängig machen. Eventuell ist eine längere und wiederholte Anwendung nötig. Auch hier sind die Risiken schwerwiegend und können bestehen aus: verminderten Wachstum, hohem Blutzucker, hohem Blutdruck, und Verschlechterung der Sehkraft.

Vor- und Nachteile einer Behandlung sollten genau abgewogen und mit dem Arzt abgesprochen werden. Zudem sollte bedacht werden, dass sich das Hämangiom selbstständig wieder zurückbilden kann.


Vorbeugung

Es existiert keine gezielte Vorbeugung, um ein Hämangiom zu vermeiden. Allerdings ist das Risiko für das Auftreten eines Hämangiom sehr viel höher bei Frühgeburten. Um das Risiko einer Frühgeburt und eines Hämangioms bei einem Neugeborenen zu reduzieren, sollten die Anweisungen des Arztes während der Schwangerschaft befolgt werden.

Quellen

  • Furter, S., Jasch, K.C.: Crashkurs Dermatologie. Urban & Fischer, München 2007
  • Dirschka, T., Hartwig, R., Oster-Schmidt, C. (Hrsg.): Klinikleitfaden Dermatologie. Urban & Fischer, München 2010
  • Rassner, G.: Dermatologie – Lehrbuch und Atlas. Urban & Fischer, München 2009
  • Abeck, D.: Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin: Klinik, Diagnose, Therapie, Springer Verlag, 2. Auflage, 2011
  • Abeck, D. & Cremer, H.: Häufige Hautkrankheiten im Kindesalter: Klinik - Diagnose - Therapie, Springer Verlag, 3. Auflage, 2006

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021

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