Geruchsstörung (Riechstörung)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Geruchsstörung (Riechstörung) führt zu einer Beeinträchtigung der Riechwahrnehmung. In den meisten Fällen ist diese Beeinträchtigung vorübergehend und muss nicht behandelt werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Geruchsstörung (Riechstörung)?

Eine Geruchsstörung kann unterschiedliche Symptome auslösen. Der Geruchssinn kann abnehmen oder es werden nicht vorhandene Gerüche empfunden. Ebenso können Gerüche anders oder als unangenehm, teilweise reizend, wahrgenommen werden.

Bei einer Geruchsstörung (Riechstörung) ist die olfaktorische Wahrnehmung, also die Riechwahrnehmung, beeinträchtigt. Die Störung kann sich auf verschiedene Arten äußern. Grundsätzlich wird zwischen Anosmie, Hyperosmie und Hyposmie unterschieden.

Die Anosmie bezeichnet den vollständigen Verlust des Geruchssinnes. Bei der Hyperosmie liegt eine Überempfindlichkeit der Riechwahrnehmung vor. Die Hyposmie geht mit einer relativen Unempfindlichkeit gegenüber Geruchreizen einher.

Obwohl Geruchsstörungen in der Allgemeinbevölkerung wenig bekannt sind, treten diese keineswegs selten auf. So wird angenommen, dass etwa 5% der Bevölkerung an Anosmie leiden.

Ursachen

Da der Geruchssinn sehr komplex ist, gibt es verschiedenste Ursachen, die zu einer Geruchsstörung (Riechstörung) führen können. Die grundsätzliche Unterteilung erfolgt in nicht-sinunasale und sinunasale Riechstörungen. Bei einer sinunasalen Riechstörung liegt die Ursache für die Beschwerden in der Nase selbst oder in den Nasennebenhöhlen. Mögliche Ursachen einer nicht-sinunasalen Riechstörung sind Kopfverletzungen, Kontakt mit reizenden Substanzen oder die Einnahme von Medikamenten, die sich auf die Geruchswahrnehmung auswirken.

Nicht-sinunasale Geruchsstörungen können ihre Ursache unter anderem in Allergien haben. Auch Polypen, also gutartige Wucherungen der Schleimhaut in der Nase können zu einer Riechstörung führen. In seltenen Fällen verursacht eine Fehlstellung der Nase, etwa eine schiefe Nasenscheidewand, eine Verminderung des Riechvermögens. Nur in Ausnahmefällen wird eine Geruchsstörung durch eine schwere Erkrankung wie einen Tumor im Gehirn verursacht. Menschen, die an Morbus Alzheimer erkrankt sind, leiden zu einem Großteil unter Störungen der Geruchswahrnehmung.

Eine Geruchsstörung ist bei schwangeren Frauen keine Seltenheit; diese vergeht jedoch nach der Geburt des Kindes in den meisten Fällen von selbst. Auch Rauchen kann zu einer Abnahme des Riechvermögens und zu einer ausgeprägten Geruchsstörung führen.

Wann zum Arzt?

Sobald der Betroffene Veränderungen seiner Geruchswahrnehmung feststellt, sollte er einen Arzt konsultieren. Dies gilt insbesondere dann, wenn die Änderungen über mehrere Woche anhalten und es sich um eine deutlich andere Wahrnehmung als die der Mitmenschen handelt. Durch die Geruchsstörung können im Alltag Warnsignale nicht mehr in der natürlichen Form wahrgenommen werden. Aus diesem Grund benötigt der Betroffene eine umfassende Untersuchung sowie ärztliche Aufklärung über die Konsequenzen und mögliche Komplikationen seiner Erkrankung. Auch wenn es im Alltag mit einer Geruchsstörung in den meisten Fällen zu keiner Beeinträchtigung der allgemeinen Lebensführung kommt, wird in besonderen Situationen ein Arzt benötigt.

Bei Beschwerden wie Schwindel, Übelkeit oder Erbrechen, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Plötzliche Atemnot oder Aussetzer der Atmung müssen schnellstmöglich von einem Arzt behandelt werden. In akuten Fällen ist ein Notarzt zu rufen oder ein Krankenhaus aufzusuchen. Bei Erstickungserscheinungen wird eine sofortige ärztliche Versorgung benötigt, um keine bleibenden Schäden zu verursachen.

Kopfschmerzen, tränende Augen oder ein Juckreiz in der Nase sollten ärztlich abgeklärt werden, wenn sie wiederholt auftreten oder über mehrere Tage anhalten. Ein brennendes Gefühl in der Nase, Blutungen aus der Nase oder eine verstopfte Nase sind von einem Arzt untersuchen und behandeln zu lassen.

Symptome und Verlauf

Es gibt eine Vielzahl verschiedener Geruchsstörungen (Riechstörungen), die mit unterschiedlichen Symptomen einhergehen. Der Schweregrad ist von der Art der Riechstörung und der zugrunde liegenden Ursache abhängig. Allgemein kann zwischen quantitativen und qualitativen Geruchsstörungen unterschieden werden.

Bei den quantitativen Geruchsstörungen kommt es entweder zu einem Verlust der olfaktorischen Wahrnehmung (Anosmie) oder zu einer Verringerung (Hyposmie) bzw. zu einer Überempfindlichkeit (Hyperosmie) der Geruchswahrnehmung. Die Symptome der qualitativen Geruchsstörungen zeichnen sich durch eine Veränderung der Wahrnehmung von Gerüchen aus.

Bei einer Phantosomie nehmen Betroffene zum Beispiel Gerüche wahr, die nicht vorhanden sind. Leidet jemand an Kakosmie, nimmt diese Person unangenehme Gerüche als wohlriechend wahr. Der Verlauf einer Geruchsstörung ist in den meisten Fällen als positiv einzuschätzen, da die Mehrheit der Riechstörungen von selbst innerhalb von einigen Tagen verschwindet.

Diagnose

Die Diagnosestellung einer Geruchsstörung (Riechstörung) ist manchmal etwas kompliziert, da verschiedenste Ursachen in Betracht gezogen werden müssen. Zu Beginn erhebt der behandelnde Arzt eine ausführliche Anamnese. Dabei fragt er nach den genauen Symptomen und eruiert, ob auch Geschmackstörungen vorliegen. Außerdem erkundigt sich der Arzt nach bereits bestehenden Grunderkrankungen, die möglicherweise die Ursache für die Geruchsstörung sind.

Nach dem Gespräch folgt die körperliche Untersuchung, bei der die Nase sowie der Rachenraum untersucht werden. Ist die Ursache danach immer noch unklar, besteht die Möglichkeit, einen Riechtest durchzuführen. Dabei wird bestimmt, welche Duftstoffe und in welcher Intensität wahrgenommen werden können. In manchen Fällen ist eine weitere Untersuchung mit bildgebenden Verfahren wie eine Magnetresonanztomographie notwendig, um neurologische Ursachen abzuklären.

Komplikationen

Zu den gefährlichsten Komplikationen einer Geruchsstörung gehört das Nichterkennen von Gift- und Gefahrenstoffen. Diese können sich in der Luft befinden und arglos eingeatmet werden. Im Alltag können Gase in allen Räumlichkeiten oder in der Öffentlichkeit austreten und unerkannt bleiben. Durch die nichterkannte Gefahr besteht das Risiko, dass die Atemwege, die Schleimhäute und die Lunge beschädigt werden.

Das Einatmen von Toxinen führt zum Geschmacksverlust, kann Atemnot auslösen und die Stimmbänder reizen oder beschädigen. In schweren Fällen kommt es zu Schwellungen der Schleimhäute und die Atmung ist gestört. Die Angst vor dem Ersticken steigt durch Atemaussetzer oder eine erschwerte Atmung deutlich an.

Die Geruchsstörung kann zu einer Lebensmittelvergiftung führen. Können verdorbene Nahrungsmittel durch Defekte des Riechorgans nicht mehr erkannt werden, steigt das Risiko, dass sie dennoch verzehrt werden. Übelkeit, Durchfall, Magenschmerzen und Erbrechen treten in harmlosen Fällen auf. Eine Blutvergiftung und damit ein lebensbedrohlicher Zustand sind in schweren Fällen möglich, da durch den Verzehr die Giftstoffe ungehindert in den Organismus gelangen können.

Die Beeinträchtigung des Geruchs führt grundsätzlich zu einer Änderung der Geschmacksempfindung. Da der Geruch evolutionär bedingt einen Einfluss auf die Partnerwahl hat, kann es zu Veränderungen innerhalb der Familie oder der Partnerwahl sowie Vermehrung kommen.

Behandlung und Therapie

Die Behandlung einer Geruchsstörung (Riechstörung) richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache und den Symptomen. Ohne genaue Diagnose kann keine Behandlung erfolgen, da diese von der Art der Riechstörung abhängig ist. Sinunasale Geruchsstörungen können in den meisten Fällen gut behandelt werden. Liegt zum Beispiel eine Nasennebenhöhlenentzündung vor, verschreibt der behandelnde Arzt ein Antibiotikum. In den meisten Fällen verschwindet durch die Behandlung der Entzündung auch die Geruchsstörung.

Bei einer schiefen Nasenscheidewand kann eine Operation notwendig werden, welche die Fehlstellung korrigiert. Sind Polypen der Nasenschleimhaut für die Riechstörung verantwortlich, müssen diese entfernt werden. Leidet der Betroffene unter einer Allergie, welche die olfaktorische Wahrnehmung beeinträchtigen, erfolgt die Behandlung der Riechstörung durch die Behandlung der Allergie. In den meisten Fällen klingt die Riechstörung ab, sobald die Allergie behandelt wird.

Sind Medikamente für die Riechstörung verantwortlich, sollten diese wenn möglich ersetzt werden. Tritt eine Geruchsstörung während der Schwangerschaft auf, ist diese hormonell bedingt und bedarf keinerlei Behandlung. Ist der Konsum von Tabak für die Beschwerden verantwortlich, besteht die Therapie in einer Unterstützung bei der Raucherentwöhnung, die durch Medikamente erleichtert werden kann. Allerdings ist es möglich, dass die Geruchsstörung auch nach der Raucherentwöhnung bestehen bleibt.


Vorbeugung

Eine gezielte Vorbeugung ist bei Geruchsstörungen (Riechstörungen) nicht möglich, da die Ursachen zu komplex sind und nicht mit einfachen Maßnahmen verhindert werden können. Nichtsdestotrotz gibt es einige prophylaktische Maßnahmen, welche die Entstehung von Riechstörungen weniger wahrscheinlich machen. So empfiehlt es sich, mit dem Rauchen aufzuhören, weil dadurch das Riechvermögen herabgesetzt wird.

Bei der Einnahme von Medikamenten sollte darauf geachtet werden, ob sich diese negativ auf den Geruchssinn auswirken. Ist dies der Fall, sollte über Alternativen nachgedacht werden. Darüber hinaus sollte beim ersten Auftreten einer Geruchsstörung möglichst schnell ein Arzt aufgesucht werden, um eine dauerhafte Störung zu vermeiden.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Groß, U.: Kurzlehrbuch Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2013
  • Suttorp, N. et al.: Infektionskrankheiten: verstehen, erkennen, behandeln, Georg Thieme Verlag, 1. Auflage, 2003
  • Probst, R.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2008
  • Trautmann, A.: Allergologie in Klinik und Praxis. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021

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