Gefühlsstörungen am ganzen Körper

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 23. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Gefühlsstörungen am ganzen Körper können auf physische und psychische Ursachen zurückzuführen sein. Insbesondere ist die Möglichkeit neurologischer Schäden in Betracht zu ziehen. Das gilt verstärkt, wenn es zu Taubheitsgefühlen und Kribbeln an den Gliedmaßen kommt. Wie die Empfindungsstörungen am Körper behandelt werden, richtet sich nach der identifizierten Ursache. Es steht jedoch ein breites Therapiespektrum zur Verfügung, das von konservativen Mitteln bis hin zu operativen Maßnahmen reicht.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Gefühlsstörungen am ganzen Körper?

Nerven durchziehen den ganzen Körper. Kommt es zu Gefühlsstörungen am ganzen Körper, liegt häufig eine Nervenerkrankung vor.

Gefühlsstörungen am ganzen Körper kommen meist durch einzelne Empfindungsstörungen an den Gliedmaßen sowie anderen Stellen des Körpers zum Ausdruck. Der Körper in seiner Gesamtheit ist nur höchst selten betroffen. Die Gefühls- bzw. Empfindungsstörungen werden von den Betroffenen vorrangig als unangenehmes Kribbeln wahrgenommen. In einigen Fällen kann das auch schmerzhaft sein. Da Empfindungsstörungen subjektiv sind, ist die Intensität der Empfindungen nicht immer gleich. Gefühlsstörungen können sich auch durch einen völligen Verlust der Gefühlsfähigkeit äußern.

Solche Taubheitsgefühle entstehen vorwiegend an den äußeren Extremitäten (Gliedmaßen wie [[Finger, Füße etc.). Dann drängt sich der Verdacht neurologisch bedingter Fehlfunktionen besonders aus. Unabhängig davon, an welcher Körperstelle die Störungen auftreten, können sie auf äußere Umstände (z. B. einer Verletzung des Körpers) oder psychische Katalysatoren zurückzuführen sein. In der Mehrheit der Fälle stellen sich die Gefühlsstörungen aber als Parästhesie heraus. Eine Parästhesie liegt vor, wenn eine bestimmte Wahrnehmung verspürt wird (z. B. Wärme, Kälte, Kribbeln), die nicht auf eine adäquate Verursachung zurückgeführt werden kann. Parästhesien sind ein weiteres Indiz für neurologisch bedingte Gefühlsstörungen.

Ursachen

Gefühlsstörungen am Körper können zahlreiche Ursachen haben. Eine Verursachung kann psychisch oder physisch bedingt sein. Zwar kommen ganz allgemein Erkrankungen der Nervenbahnen, Störungen des peripheren Nervensystems, hormonelle Umstellungen, Durchblutungsstörungen oder psychische Erkrankungen in Betracht. Dennoch ist es wichtig, zwischen den jeweiligen Körperstellen, an denen die Störungen wahrgenommen werden, zu unterscheiden. Denn die Körperstellen können wichtige Hinweise auf die möglicherweise zugrundeliegenden Erkrankungen liefern.

Empfindungsstörungen an Fingern und Händen können etwa durch ein Ulnartunnelsyndrom verursacht werden. Hierbei handelt es sich um eine Abknickung des Nervens im Bereich der Handgelenke oder der Finger. Häufig ist es auf eine Fehlhaltung beim Radfahren zurückzuführen, weswegen es auch Radfahrerlähmung genannt wird. Zu den Folgen zählen Taubheitsgefühle und kribbelnde Finger. Gelegentlich kommt es auch zu Gefühlsstörungen im Ellenbogen.

Auch ein Karpaltunnelsyndrom ist in Betracht zu ziehen. Hier liegt eine Schädigung des Nervus medianus vor. Dieser befindet sich im Kapalkanal und wird deshalb auch Mittelnerv genannt. Die Schädigung kann zu Taubheitsgefühlen, Schmerzen und einem Kribbeln führen. Oft sind auch Polyneuropathien die Ursache der Missempfindungen. Polyneuropathien sind durch Diabetes hervorgerufene Störungen des peripheren Nervensystems, die auch bei chronischem Alkoholmissbrauch auftreten.

Beschwerden sind Taubheitsgefühle und besonders starkes, unangenehmes Kribbeln der Extremitäten. Insbesondere nach Unfällen liegt die Ursache aber bei einem Schleudertrauma der Halswirbelsäule. Denn Verletzungen der Halswirbelsäule können sowohl die Durchblutung als auch die Nervenfunktionen beeinträchtigen, was Empfindungsstörungen am ganzen Körper verursachen kann. Aus denselben Gründen kann auch eine Muskelverspannung eine Ursache sein. Darüber hinaus sind auch Hormonumstellungen und Vitamin-B12-Mangel eine potenzielle Ursache.

Gefühlsstörungen der Arme und Schultern werden vor allem durch Schulterzerrungen, Verspannungen oder Verletzungen, Karpaltunnelsyndrom und tiefe Blutergüsse verursacht. Insbesondere letztere können Druck auf Gefäße oder Nerven ausüben, was vor allem die Arme und Schultern beeinflusst. An diesen Körperstellen kommt es zudem häufig zu Gefühlsstörungen, die durch eine beginnende Migräneattacke hervorgerufen werden. Gefühlsstörungen an Kopf, Nacken, Gesicht und Mund treten häufig in Zusammenhang mit Durchblutungsstörungen im Gehirn, Verbrennungen und Erfrierungen, Allergien und Migräne auf.

Empfindungsstörungen an Beinen, Füßen und Zehen werden in der medizinischen Literatur hingegen häufig mit Durchblutungsstörungen und Gefäßverschlüssen in Verbindung gebracht. Der gestörte Blutfluss führt zu einer Unterversorgung der Nerven, was sich in Taubheitsgefühlen, Kribbeln oder einem vollständigen Verlust der Empfindungsfähigkeit ausdrücken kann. Häufig sind Diabetes und Nikotinabhängigkeit die Gründe der Durchblutungsstörungen. Aber auch das sogenannte Restless Legs Syndrom kann zu Empfindungsstörungen führen. Häufig sind diese nicht genau zu lokalisieren. Zudem verursachen chronische Schmerzkrankheiten wie das Fibromyalgiesyndrom als Begleiterscheinung Missempfindungen in den Beinen.

Aber auch Substanzmissbrauch ist eine mögliche Ursache. Insbesondere langjähriger Alkoholkonsum führt zu dauerhaften Schäden der Nerven- und Gefäße, was zu Gefühlsstörungen am ganzen Körper führt. Aber auch Erkrankungen des Zentralnervensystems können Missempfindungen verursachen. Zu diesen Erkrankungen gehören u. a. Multiple Sklerose und Epilepsien. Unabhängig von der konkreten Körperstelle können auch Verbrennungen und Medikamente zu Gefühlsstörungen führen. Bei halbseitigen Lähmungen der gesamten Körperhälfte besteht der Verdacht eines Schlaganfalls. Psychische Erkrankungen können ebenfalls Gefühlsstörungen am ganzen Körper verursachen, die nicht nur typisch an einer Stelle auftreten.

Krankheiten

  • ZNS-Erkrankungen

Wann zum Arzt?

Plötzlich und ohne einen ersichtlichen Grund auftretende Gefühlsstörungen am ganzen Körper sind unverzüglich einem Arzt vorzustellen. Treten weitere Beschwerden wie Sprachprobleme, Bewusstseinstrübungen oder Herz-Rhythmus-Störungen auf, besteht die Gefahr, dass es sich um einen Schlaganfall handelt. Da dies ein lebensbedrohlicher Zustand ist, muss ein Notarzt gerufen werden.

Die Gefühlsstörungen können sich aufgrund eines niedrigen Blutdrucks einstellen. Ohne eine ärztliche Betreuung kann der Betroffene selbständig koffeinhaltige Substanzen zu sich nehmen oder durch Bewegung seinen Blutdruck anregen. Reichen diese Maßnahmen nicht aus, ist ein Arzt zu konsultieren. Treten weitere Beschwerden wie Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen auf, sind diese von einem Arzt abzuklären. Dahinter verbergen sich in den meisten Fällen weitere Erkrankungen, die untersucht werden müssen.

Gefühlsstörungen am ganzen Körper treten bei Menschen in stark emotional belastenden Phasen auf. Stress, Schicksalsschläge, Trauer oder Lebensveränderungen sind die Auslöser. Sobald der Betroffene das Gefühl hat, die Situationen nicht allein bewältigen zu können, ist ein Arzt um Rat und Hilfe zu bitten. In den meisten Fällen verschwinden die Beschwerden nach der Überwindung der Situation. Bleiben die Gefühlsstörungen bestehen, ist ein Arzt zu konsultieren. Vor der Einnahme von Medikamenten ist in jedem Fall eine Rücksprache mit einem Arzt zu halten. Nebenwirkungen und die Abklärung weiterer Ursachen muss erfolgen.

Diagnose und Verlauf

Gefühlsstörungen am Körper werden meist durch einen Hausarzt diagnostiziert. Dieser versucht durch eine gezielte Befragung herauszufinden, ob die Empfindungsstörungen auf adäquate Verursacher zurückzuführen sind oder sich als Parästhesie darstellen. Vor allem bei Verdacht auf Nervenschädigungen wird an einen Neurologen verwiesen. Stehen Schädigungen der Gelenke oder des Gewebes im Raum (z. B. Quetschungen, Zerrungen), wird an einen Orthopäden verwiesen. Im Einzelfall kann auch der Hautarzt kontaktiert werden. Die exakte Diagnose erfolgt in der Regel durch technische Hilfsmittel wie CT, MRT oder Röntgenbilder. Psychische Erkrankungen werden von Psychiatern, Psychologen oder Psychotherapeuten diagnostiziert und behandelt.

Komplikationen

Bei Gefühlsstörungen am ganzen Körper können Schädigungen der Nerven vorliegen. Diese breiten sich häufig über die Nervenfasern aus und können zu einem Absterben einzelner Nervenbahnen führen. Die Gefühlsstörungen bewirken ein Taubheitsgefühl auf der Haut oder eine Überempfindlichkeit. Beides zieht Komplikationen im zwischenmenschlichen Umgang nach sich. Innerhalb von Partnerschaften oder dem Erleben von zärtlichen Berührungen kommt es zu Differenzen und Unsicherheiten zwischen dem Betroffenen und seinem Partner.

Verletzungen und Verbrennungen werden bei Gefühlsstörungen am ganzen Körper erst spät erkannt. Das Schmerz- und Temperaturempfinden ist sichert das Überleben. Es ist jedoch durch die Beschwerden gestört und dient nicht mehr als wichtiges Alarmsystem. Daher drohen irreparable Schäden der Haut, der Knochen und Gelenke. Weitere Gefäße, wie Nerven, Muskeln oder Blutbahnen können ebenfalls betroffen sein. Darüber hinaus führen unbemerkte Risse der Haut zu Infektionen und Entzündungen.

Bei einer Überempfindlichkeit der Haut, kommt es zu Schmerzen und Unwohlsein. Häufig treten ein Kribbeln, Juckreiz oder ein brennendes Hautgefühl auf. Die Irritationen lösen im Alltag Probleme aus. Das Liegen oder Sitzen kann für den Betroffenen zu einem nicht aushaltbaren Zustand werden. Die Gefühlsstörungen am ganzen Körper verhindern die Wahrnehmung von taktilen Reizen. Dehnung, Druck oder Vibration können nicht wahrgenommen werden.

Behandlung und Therapie

Die Behandlungsform der Gefühlsstörungen richtet sich nach der ausgemachten Ursache. Vor allem solche Störungen, die psychisch bedingt sind, können selbständig wieder verschwinden. Neurologische Ursachen sind nur schwer zu behandeln. Eingeklemmte Nerven können zwar operativ befreit werden. Abgerissene Nerven erreichen allerdings in der überwältigen Mehrheit der Fälle nie wieder ihre vollständige Funktionsfähigkeit.

Ein früher Therapiestart ist für neurologische Ursachen damit sehr ratsam. Bei traumatischen Ursachen (z. B. Quetschungen, Zerrungen, Verspannungen) können Massagen, Physiotherapie und Akupunktur heilsam sein. Auch Medikamente können verschrieben werden.


Aussicht und Prognose

Gefühlsstörungen am ganzen Körper, die durch Aufregung oder Emotionen wie Verliebtheit ausgelöst werden, verschwinden innerhalb kurzer Zeit wieder. Nach der Bewältigung des Ereignisses oder durch die stattfindende Anpassung an die Situation, tritt eine Gewöhnung ein und die Gefühlsstörungen lassen automatisch nach. Im Laufe des Lebens treten vergleichbare Ereignisse ein, sodass die Störungen erneut ausgelöst werden und ebenso schnell wieder verschwinden.

Bestehen Durchblutungsstörungen, nehmen die Missempfindungen langsam zu. Ohne eine medizinische Untersuchung mit anschließender Behandlung kommt es zu einem progressiven Krankheitsverlauf. Die Gefühlsstörungen breiten sich aus und werden intensiver. Wird keine ärztliche Versorgung eingeleitet, besteht ein lebensgefährlicher Zustand. Mit einer medizinischen Behandlung kann die Ursache gefunden und behoben werden. Anschließend gilt der Betroffene im Normalfall als geheilt.

Bei entzündlichen Prozessen tritt ebenfalls anfänglich eine Zunahme der Beschwerden auf. Erfolgt eine Behandlung, nehmen die Gefühlsstörungen meist in wenigen Tagen ab und innerhalb einiger Wochen tritt eine vollständige Genesung ein. Temperaturunterschiede können im Alltag schnell ausgeglichen werden. Hier kann es bei leichten Unterkühlungen zu Spontanheilungen kommen, wenn dem Körper ausreichend Wärme zugeführt wurde. Es erfolgt innerhalb kürzester Zeit eine Beschwerdefreiheit. Bei starken Unterkühlungen bedarf es einer ärztlichen Versorgung. Die Prognose richtet sich hier nach der Stärke der Unterkühlung und wird individuell bewertet.

Vorbeugung

Gefühlsstörungen können teilweise vorgebeugt werden, indem ein gesunder Lebensstil gepflegt und auf schädigende Substanzen (z. B. Alkohol oder Nikotin) weitestgehend verzichtet wird.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Masuhr K., Masuhr, F., Neumann, M.: Duale Reihe Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Payk, T., Brüne, M.: Checkliste Psychiatrie und Psychotherapie. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 23. Februar 2024

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