Estragon

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Estragon ist ein altes Küchenkraut und Heilmittel. Es stammt wahrscheinlich aus China, wo es schon im 2. vorchristlichen Jahrtausend angebaut wurde. Auch die alten Ägypter kannten es und verwendeten es als Parfüm und Duft-Öl. Die Pflanze kam offenbar mit den Kreuzrittern nach Europa. 1753 wurde sie von dem Botaniker Carl von Linné erstmals beschrieben. Heute wird das Kraut meist als Gewürz verwendet. Deutscher und französischer Estragon haben ein intensiveres Aroma als russischer.

Inhaltsverzeichnis

Definition und Vorkommen

Estragon wird als Heilpflanze u.a. bei Magen-Darm-Beschwerden oder Harnwegserkrankungen eingesetzt.

Estragon (Artemisia Dracunculus) gehört zur Familie der Korbblütler (Asteraceae) und wird auch Dragon, Schlangenkraut und Drachenkraut genannt. Es ist mit dem Beifuß und dem Wermut verwandt.

Der historische Name Drachenkraut deutet schon an, wofür das alte Heilmittel früher verwendet wurde: Es sollte Schlangenbisse kurieren. Estragon ist eine mehrjährige, krautige und winterharte Pflanze, die flache Wurzeln hat und Wuchs-Höhen von 0,60 bis 1,50 m erreicht.

Ihre spitz zulaufenden, schmalen Blätter sind etwa 2,5 cm lang, leicht behaart und haben keine Stiele. Wenn die Heilpflanze blüht - was nur selten der Fall ist - hat sie kleine, gelbgrüne rundliche Blüten, die in Rispen stehen. Zerreibt der Gartenfreund ihre Blätter mit den Fingern, entströmt der charakteristische anisähnliche Geruch, der durch die ätherischen Öle Estragol und Anethol zustande kommt. Die Blätter nahe der Blüte haben das stärkste Aroma.

Estragonblätter schmecken süßlich und haben eine Anis-Note. Da der Geschmack sehr intensiv ist, sollte der Koch sie nur sparsam zum Würzen einsetzen. Der deutsche und französische Estragon werden durch Ableger, Aussaat und Teilung der Wurzel vermehrt, der russische pflanzt sich über flache Samen fort. Damit die Gewürzpflanze ihr intensives Aroma optimal entfalten kann, müssen die Blätter kurz vor und während der Blüte gepflückt werden.

In der klassischen französischen Küche wird Estragon für die Sauce Béarnaise, Estragon-Essig und Estragon-Senf verwendet. Die Blätter sind frisch und getrocknet im Handel erhältlich. Alternativ kann der Koch sich den Estragon auch auf dem Balkon oder im Garten ziehen. Dann sind die Pflanzen allerdings wesentlich kleiner. Die alte Heilpflanze ist in Mittelasien und Sibirien heimisch und kommt heute in vielen Ländern vor. Estragon bevorzugt sonnige warme Standorte mit feuchtem, nährstoffreichem, durchlässigem und neutralem Boden.

Inhaltsstoffe, Wirkung und Dosierung

Estragon enthält Flavonoide, Bitterstoffe, Gerbstoffe, Retinol, Thiamin, Riboflavin, Niacin, Pyridoxin, Ascorbinsäure, Tocopherol, Natrium, Kalium, Kalzium, Phosphor, Magnesium, Eisen, Zink, Estragol, Ocimen, Phellandren, Asparagin, Beta-Sitosterol, Carvon, Cumarine, Glutaminsäure, Kampfer, Jod, Limonen, Menthol, Thujon und Umbelliferon. Das Gewächs wird heute nur noch selten als Heilpflanze eingesetzt.

Der russische Estragon ist in einigen Anwendungen weniger wirksam als andere Estragon-Sorten, da er einen niedrigeren Anteil an ätherischen Ölen und Flavonoiden hat. Wie neueste klinische Studien zeigen, hat das im Estragon enthaltene ätherische Öl Estragol - wenn es nicht stark überdosiert wird - auch keine erbschädigenden Auswirkungen, wie seinerzeit vom Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin behauptet. Als Heilmittel wird Estragon meist in Form von Umschlägen, als Tee und als Essenz verwendet. Sein Haupteinsatzgebiet ist die Förderung der Verdauung, Entgiftung und Appetitanregung nach längerer Krankheit.

Insbesondere bei schweren und fetten Speisen entfalten die Inhaltsstoffe des Küchenkrauts ihre volle Wirkung. Außerdem kann Estragon noch mit Schmerz- und krampflindernder, entzündungshemmender und stärkender Wirkung aufwarten. In einigen Studien zeigte es sich auch leberschützend und blutzuckersenkend. Um sich einen Estragon Tee zuzubereiten, gießt der Patient 1 gehäuften TL des Krauts mit einer Tasse heißen Wassers auf, lässt den Tee 10 Minuten ziehen und seiht ihn dann ab.

Wogegen hilft die Estragon?

Bedeutung für die Gesundheit

Estragon hat ein breites Wirkungsspektrum. Die im Tee enthaltenen Bitterstoffe regen die Bildung von Magensaft an, stärken die Galle, verhindern Übelkeit und sorgen für eine gute Verdauung. Sie stärken die Nierenfunktion und wirken stoffwechselfördernd. Auf diese Weise fördern sie den Abbau von Ödemen im Körper und lindern rheumatische Beschwerden. Gegen Rheuma, Gicht und leichte Zahnschmerzen helfen auch Brei-Umschläge aus Estragon-Blättern.

Die ätherischen Öle im Arznei-Tee verhindern lästige Darmgase. Das Kauen der frischen Blätter beseitigt Schluckauf. Dank seiner antibakteriellen Eigenschaften und seines hohen Vitamin C-Anteils bekämpft Estragon wirkungsvoll Husten und Fieber. Estragon Blätter stärken den Körper während der Rekonvaleszenz und bekämpfen Frühjahrsmüdigkeit.

Die Phytosterole regeln bei Frauen den unregelmäßigen Monatszyklus und sorgen außerdem noch für den vorzeitigen Abgang der Leibesfrucht. Daher sollten schwangere Frauen niemals Estragon Produkte zu sich nehmen. In arabischen Ländern setzt die Volksmedizin das Kraut des Estragons sogar gegen Epilepsie ein, da die in den ätherischen Ölen enthaltenen Monoterpene krampflindernd wirken.

 

Quellen

  • Hans Konrad Biesalski, Matthias Pirlich, Stephan C. Bischoff, Arved Weimann: Ernährungsmedizin. Thieme, 5. Auflage 2017.
  • Millan, N. (u.a.): Das große Buch der Lebensmittel: auswählen – aufbewahren – zubereiten – haltbar machen – genießen. DK-Verlag. 2011.
  • Vukovic, L.: 1001 natürliche Hausmittel: für Haus und Garten, Gesundheit und Körperpflege. Dorling Kindersley Deutschland GmbH, 2017.
  • Rimbach, G. (u.a.): Lebensmittel-Warenkunde für Einsteiger. Springer Spektrum. 2. Auflage 2015.

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der naturwissenschaftlichen Fachliteratur und fundierter empirischer Quellen verfasst.
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