Erhöhter Blutzucker

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 23. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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In der heutigen Zeit der Wohlstandskrankheiten, wie Diabetes mellitus, ist der erhöhte Blutzucker für viele Menschen ein Thema. Aber nicht jedem erhöhten Blutzuckerwert liegt ein Diabetes mellitus zugrunde. Ein erhöhter Blutzucker kann viele Ursachen haben. Wird er rechtzeitig erkannt, kann er gut behandelt und möglichen Komplikationen erfolgreich vorgebeugt werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist erhöhter Blutzucker?

Ist Diabetes die Ursache für einen erhöhten Blutzucker, müssen Betroffene mehrmals am Tag ihren Blutzuckerspiegel messen.

Unter erhöhtem Blutzucker (Hyperglykämie) versteht die Medizin einen krankhaften Anstieg von Glukose im Blut durch die unzureichende Aufnahme des Zuckers in der Körperzelle. Es kann entweder zu einer akuten oder zu einer dauerhaften Erhöhung des Blutzuckers kommen, die schlimmstenfalls im hyperklykämischen Koma, einem lebensbedrohlichen Zustand, enden kann.

Die Hyperglykämie ist ein Leitsymptom des Diabetes mellitus, der Zuckerkrankheit. Dennoch spricht ein erhöhter Blutzucker nicht automatisch für einen manifesten Diabetes mellitus. Er kann auch ein Vorbote dessen sein.

Die Normwerte des Blutzuckers liegen bei einem Nüchternwert von unter 100 mg/dl, nach einem Zuckerbelastungstest sollte der Wert unter 140 mg/dl sein. Werte ab 250 mg/dl gelten als stark erhöht. Auch gesunde Menschen können gelegentlich einen erhöhten Blutzuckerwert aufweisen, der allerdings in ihrem Fall unbedenklich ist.

Ursachen

Die häufigste Ursache für einen erhöhten Blutzucker ist eine sogenannte Insulinresistenz. Diese wird als unmittelbarer Vorbote oder sogar bereits als Ausdruck eines manifesten Typ-2-Diabetes verstanden. Als Ursachen für den Typ-2-Diabetes gelten neben der genetischen Veranlagung eine ungesunde Lebensweise, vor allem Übergewicht in Verbindung mit mangelnder Bewegung.

Entgegen der landläufigen Meinung, wer viel Zucker isst bekommt auch die Zuckerkrankheit, ist es vielmehr das Übergewicht an sich, das zu dieser Erkrankung führt. Die Aufgabe des Insulins ist es, wie ein Schlüssel dem Zucker aus dem Blut in die Muskel- und Fettzellen des Körpers zu verhelfen. Bei deutlichem Übergewicht benötigt der Körper mehr Insulin, es kommt zunächst zu einem Anstieg von Insulin im Blut (Hyperinsulinämie). Dieser Kompensationsversuch zeigt aber auf Dauer immer weniger Wirkung, der Blutzuckerspiegel erhöht sich dauerhaft.

Es kann auch eine verminderte oder vollständig fehlende Insulinproduktion oder -ausschüttung der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) vorliegen. Dies kann angeboren oder die Folge einer Erkrankung der Bauchspeicheldrüse, beispielsweise einer Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis), sein. Hier spricht man dann von einem Typ-1-Diabetes. Weitere Ursachen können in Verbindung mit dem Wachstumshormon (Somatropin), den Hormonen Adrenalin und Noradrenalin, dem vermehrt bei Stress freigesetzten Cortisol oder einer Schilddrüsenerkrankung stehen. Sie alle können einen erhöhten Blutzucker auslösen.

Krankheiten

Körperzellen werden für das blutzuckersenkende Insulin resistent. Die Bauchspeicheldrüse ist nicht mehr in der Lage ausreichend Insulin zu produzierenden. Insulinresistenz und Insulinmangel sind Ursachen von Diabetes Typ II.

Wann zum Arzt?

Erhöhte Blutzuckerwerte in Verbindung mit einem Typ-2-Diabetes machen sich etwa zwei Stunden nach einer kohlehydratreichen Mahlzeit am stärksten bemerkbar. Es setzt eine starke Müdigkeit ein, der Körper wird träge und die Konzentration fällt schwer. Nach einer weiteren Stunde normalisiert es sich wieder, eine ernsthafte Gefahr besteht zu keiner Zeit.

Wenn diese Symptome in diesen typischen Zyklen über mehrere Wochen auftreten, könnte ein Arztbesuch ratsam sein. Typischerweise wird dann auch schon erheblich mehr Urin als sonst ausgeschieden, und der Durst verlangt nach mehr als drei Litern Flüssigkeit pro Tag. Diese Form des Diabetes ist zwar nicht akut gefährlich, verringert aber auf lange Sicht die Lebenserwartung deutlich.

Gerade jüngere Typ-2-Diabetiker mit Übergewicht können aber auch zunächst ohne Arzt nur durch einen geringeren Kohlenhydratkonsum und mehr körperliche Bewegung eine Besserung erzielen.

Ganz anders sieht es hingegen bei einer ausbrechenden Typ-1-Erkrankung aus. Hier besteht schon nach wenigen Stunden akute Lebensgefahr. Zunächst kommt es zu Symptome wie Abgeschlagenheit, vermehrtes Wasserlassen und starker Durst, dann gerät der Körper recht schnell an seine Grenzen. Übelkeit und Erbrechen sind ernste Warnsignale, es folgen oft starke Bauchkrämpfe. Ganz typisch ist der penetrante Azetongeruch (Nagellackentferner) im Atem, den der Betroffene meist selbst nicht wahrnimmt. Spätestens jetzt muss ein Krankenhaus aufgesucht werden. Wird kein Insulin zugeführt, ist der Tod unausweichlich.

Diagnose und Verlauf

Patienten, bei denen ein diagnostizierter Diabetes mellitus vorliegt, verfügen in der Regel über ein Blutzuckermessgerät und Teststreifen, womit sie mehrmals täglich ihren Blutzuckerwert selbst kontrollieren. Im Falle eines erhöhten Blutzuckers können sie durch die Gabe von Insulin oder Anpassung ihrer Nahrung schnell handeln. Liegt noch keine Diagnose vor, geben labordiagnostische Maßnahmen Aufschluss. Meist wird im Rahmen eines Zuckerbelastungstest (oGTT) venöses Blut abgenommen.

Ergänzend sind Urinuntersuchungen möglich, da es bei einem erhöhten Blutzucker auch zu einer vermehrten Zuckerausscheidung über den Urin kommt. Die Messeinheit wird in mg/dl (Milligramm pro Deziliter) angegeben. Seltener erfolgt die Messung in mmol/l (Millimol pro Liter). Der umgangssprachlich als "Langzeitzucker" bezeichnete HbA1c-Wert wird ebenfalls labordiagnostisch infolge einer Abnahme von venösem Blut bestimmt. Der Selbsttest mit einem Blutzuckermessgerät, wie ihn Diabetiker zuhause anwenden, zeigt immer nur den aktuell vorliegenden Wert an. Am HbA1c-Wert hingegen kann der behandelnde Arzt den Verlauf der letzten zwei Monate erkennen.

Komplikationen

Ein erhöhter Blutzucker, auch Hyperglykämie genannt, ist häufige Folge des Diabetes mellitus, einer Stoffwechselerkrankung des Zuckers. Eine Überzuckerung kann auch bei Gesunden auftreten, dies passiert jedoch nur akut und ist nur bedingt schädlich, da die Bauchspeicheldrüse darauf reaktiv Insulin ausschüttet, das Hormon des Zuckerhaushalts. Bei erhöhtem Blutzucker lassen sich akute Komplikationen von Folgeerkrankungen unterscheiden, welche aufgrund eines langjährigen Diabetes entstehen.

Akut kann das diabetische Koma auftreten. Ursache ist zum einen eine sogenannte Ketoazidose, die sich schnell innerhalb von Stunden entwickelt. Hierbei kommt es zu einer Vermehrung von Fettsäuren, die in die Ketonkörper umgebaut werden. Eine Übersäuerung des Blutes ist die Folge und dadurch eine verstärkte Atmung. Ein Acetongeruch ist dabei typisch für den Atem. Diese Art des diabetischen Komas tritt vor allem bei Typ 1 Diabetikern auf. Bei Typ 2 Diabetikern ist vor allem das hyperosmolare Koma typisch, das heißt der Zucker im Blut zieht vermehrt Wasser an, wodurch der Körper austrocknet.

Bei langjährig erhöhtem Zucker entstehen typische Komplikationen vor allem aufgrund der Verkalkung von kleinen Gefäßen. Somit sind Herz-/Kreislaufprobleme die häufigsten Todesursachen bei Diabetikern. Weitere Spätfolgen sind die periphere arterielle Verschlusskrankheit, einer Durchblutungsstörung der Beine und Füße; Sehminderung bzw. Erblindung aufgrund einer Durchblutungsstörung der Netzhaut; Nierenversagen und die Schädigung von Nerven, welche zur veränderten Wahrnehmung und Bewegung führen kann.

Behandlung und Therapie

Der Behandlung des erhöhten Blutzuckers liegt dessen Ursache zugrunde. Handelt es sich um eine akute Hyperglykämie, sind andere Maßnahmen zu ergreifen, als bei einem chronisch erhöhten Blutzucker. Zudem ist es wichtig zu wissen, ob ein Diabetes mellitus vorliegt oder ein seltener vorkommendes Missverhältnis anderer Hormone, die mit einem Diabetes nicht zu tun haben. Ein akut auftretender erhöhter Blutzucker infolge eines Diabetes mellitus ist durch die sofortige Gabe von Insulin zu behandeln.

Liegt bereits ein lebensbedrohliches hyperglykämisches Koma vor, ist eine umgehende stationäre Behandlung unabdingbar. Beim chronisch erhöhten Blutzucker wird zunächst die Ursache gesucht. Liegt auch hier ein Diabetes mellitus vor, was durch die labordiagnostische Überprüfung des HbA1c-Spiegels festgestellt werden kann, können je nach Ausprägung diätetische Maßnahmen und Sport, Medikamente in Tablettenform oder eine dauerhafte Insulintherapie zur Behandlung eingesetzt werden. Im selteneren Fall von anderen hormonellen Ursachen, ist auch hier eine individuelle Therapie durch die Gabe von Medikamenten angezeigt.

Krankheitsverlauf und Prognose sind eng verknüpft mit der Ursache für den erhöhten Blutzucker. Langfristig erhöhte Blutzuckerwerte können zunächst die kleinen Gefäße an Augen (diabetische Retinopathie) und Nieren (diabetische Nephropathie) schädigen. Weitere Spätfolgen können neurologische Schäden oder die Schädigung größerer Gefäße sein. Daher erleiden Diabetiker häufiger Schlaganfälle und Herzinfarkte, zudem kommt es neben Missempfindungen in Händen und Füßen zum Absterben des dortigen Gewebes (Nekrosen), die letztlich zur Amputation führen können. Um diese Komplikationen zu vermeiden, ist die verlässliche Mitarbeit des Patienten besonders wichtig. Je besser der Patient seine Erkrankung verstanden hat und je zuverlässiger er die Anweisungen des behandelnden Arztes befolgt, umso erfolgreicher können akute Komplikationen und Langzeitschäden verhindert werden.


Aussicht und Prognose

In der Regel muss ein erhöhter Blutzuckerspiegel nicht in jedem Fall zu Komplikationen oder zu anderen Beschwerden führen. Der erhöhte Blutzuckerspiegel kann in der Regel auch nur kurzzeitig auftreten, wenn der Betroffene eine größere Menge an Zucker eingenommen hat. Bei einem gesunden Patienten wird dieser überschüssige Zucker dann abgebaut und es kommt zu keinen weiteren Beschwerden. Sollte allerdings nicht genug Insulin produziert werden, so kann es zu verschiedenen Beschwerden kommen.

In der Regel kommt es beim Diabetes zu keiner Selbstheilung, sodass die Patienten in jedem Fall auf eine Behandlung angewiesen sind. Damit können die weiteren Beschwerden und Komplikationen deutlich eingeschränkt werden. In den meisten Fällen sind die Patienten auch auf eine Diät und auf eine gesunde Lebensweise angewiesen. Sollte es zu keiner Behandlung des erhöhten Blutzuckerspiegels kommen, so kann es im schlimmsten Falle zu einem Herzinfarkt oder zu einem Schlaganfall kommen. Auch Sehstörungen und Juckreize können am gesamten Körper auftreten. Allerdings ist eine Behandlung dieser Beschwerde möglich, sodass es zu einem positiven Krankheitsverlauf kommt.

Vorbeugung

Die Prophylaxe eines erhöhten Blutzuckers besteht vor allem in einer gesunden, ausgewogenen Ernährung in Verbindung mit ausreichender körperlicher Betätigung, da Übergewicht einer der Hauptgründe für eine Hyperglykämie darstellt. Wer bereits an einem diagnostizierten Diabetes mellitus leidet oder an einem nachgewiesenen, dauerhaft erhöhten Blutzucker, der sich noch nicht in der Zuckerkrankheit manifestiert hat, sollte engmaschige, regelmäßige Kontrollen beim behandelnden Arzt wahrnehmen.

Auf diese Weise können akute oder chronische Folgen vermieden oder zumindest eine sehr lange Zeit hinausgezögert werden. Wie bereits erwähnt, ist die Mitarbeit des Patienten hierbei maßgeblich mitentscheidend. Eine gute Aufklärung des Patienten kann das Verständnis für mögliche Komplikationen schulen und zu einem langfristigem Behandlungserfolg beitragen, weshalb vor allem die Krankenkassen inzwischen ein breites Angebot an entsprechenden Kursen in ihren Leistungskatalog aufgenommen haben.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2011
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
  • Arastéh, K., et al.: Duale Reihe. Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 23. Februar 2024

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