Cumarin

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Cumarin gehört zur Gruppe der Blutgerinnungshemmer (Antikoagulanzien). Es kommt in natürlicher Form in Pflanzen und im Gewürz Zimt vor. In zu hoher Dosis kann es gesundheitsschädigend wirken. Cumarin und Cumarin-ähnliche Verbindungen (Cumarin-Derivate) werden prophylaktisch und auch zur Behandlung verschiedener Erkrankungen eingesetzt.

Inhaltsverzeichnis

Definition und Vorkommen

Die Heil- und Würzpflanze Waldmeister enthält den Arznei-Wirkstoff Cumarin.

Der Name Cumarin ist abgeleitet von spanisch cumarú, der Bezeichnung für den Tonka-Bohnen-Baum. Er ist eines der Gewächse, die den Arznei-Wirkstoff enthalten.

Außer in ihm kommt der sekundäre Pflanzenstoff noch in Ruchgras, Waldmeister, Steinweichsel, Gelbem Steinklee, Datteln, frischem Heu und Cassia-Zimt vor. Cumarin hat einen würzig-aromatischen Duft. Sein Geschmack ähnelt dem von frischer Vanille. Wird der Pflanzenkörper verletzt oder stirbt er ab, wird das an den Zucker gebundene Cumarin freigesetzt. Der Wirkstoff wurde erstmalig 1822 aus Tonkabohnen isoliert. Seit 1868 wird es auch synthetisch hergestellt.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt eine tägliche Dosis von maximal 0,1 mg pro Kilogramm Körpergewicht. Dieser relativ niedrige Wert kann jedoch durch den Konsum stark Zimt haltiger Speisen (Zimtsterne zur Adventszeit!) schnell überschritten werden, falls zu ihrer Herstellung Cassia Zimt eingesetzt wurde. Daher sollte der Verbraucher unbedingt darauf achten, dass das Produkt den ungefährlicheren Ceylon Zimt enthält. Cumarin wird außerdem als Duftstoff bei der Herstellung von Kerzen und kosmetischen Erzeugnissen, als optischer Aufheller in Waschmitteln und Farbstoff in Farbstoff-Lasern eingesetzt.

Inhaltsstoffe, Wirkung und Dosierung

Cumarin und Cumarin-Derivate hemmen die Wirkung der Blutgerinnungsfaktoren II, VII, IX und X sowie der Leberproteine C und S. Die Dosis muss genau an den betreffenden Patienten angepasst werden. Sie wird auf die Höhe von Vitamin K im Körper abgestimmt: Vitamin K sorgt dafür, dass es zu keiner versehentlichen Überdosierung kommt. Außerdem wird die Höhe der täglichen Vitamin K Aufnahme durch die Nahrung berücksichtigt. Da eine zu hohe Dosierung eine erhöhte Neigung zu Blutungen verursacht, muss sie ständig überwacht werden.

Normal sind INR Werte zwischen 2 und 3 sowie 3 und 4,5. Zu Beginn der medizinischen Behandlung werden Cumarin haltige Medikamente immer zusammen mit Heparin eingesetzt. Da Cumarin frühestens 36 Stunden nach seiner ersten Einnahme wirkt, könnte es sonst zum Auftreten von Thrombosen und Embolien kommen. Bei der erhöhten Blutungsneigung durch Cumarin handelt es sich um keine Nebenwirkung der biochemischen Substanz, sondern um einen unerwünschten Begleit-Effekt der Hauptwirkung.

Nimmt der Patient ein Cumarin haltiges Präparat, so sollte er außerdem unter keinen Umständen eine abrupte Nahrungsumstellung vornehmen, da sich die Wirkung der Substanz sonst abschwächt. So reduzieren beispielsweise die im Grünkohl enthaltenen hohen Mengen Vitamin K oder der tägliche Konsum von zwei Bier seine medizinische Wirkung. Sportler, die Nahrungsergänzungsmittel auf Zimt-Basis zu sich nehmen, sollten die Tages-Höchstmenge nicht überschreiten. Köche, die gerne viel Zimt verwenden, sollten statt Cassia-Zimt den ungefährlichen Ceylon-Zimt einsetzen. Er enthält nur wenig Cumarin.

Als Nebenwirkungen können bei hoher Dosis Kopfschmerzen, Narkolepsie (Schlafsucht), Schwindel, Erbrechen und - in seltenen Fällen – Nesselsucht, Leberschäden und Durchfall auftreten. Die Gefahr, eine zu hohe Dosis Cumarin aufzunehmen, ist bei Cumarin in Lebensmitteln und Kosmetika wesentlicher geringer als bei Medikamenten mit Cumarin. Schwangere, Patienten mit Leberfunktionsstörungen, Ulcus duodeni, unbehandeltem Bluthochdruck, Schädel-Hirn-Trauma, Hirnaneurysma und Neigung zu Stürzen sollten keine Cumarin haltigen Medikamente einnehmen.

Wogegen hilft Cumarin?

Bedeutung für die Gesundheit

Cumarin haltige Arzneimittel werden als 4-Hydroxycumarine zur Blutgerinnungshemmung verwendet. Die Medizin setzt dazu Warfarin, Phenprocoumon und Ethylbiscoumacetat ein. In dieser Funktion wirken sie prophylaktisch auf Thrombosen und Embolien, falls es beim Patienten schon einmal dazu gekommen ist. Außerdem kann Cumarin Schlaganfall vorbeugen. Weitere Anwendungen sind: chronisches Vorhofflimmern, Ödeme, Herzerkrankungen wie erweiterte Herzkammer und ungenügende Pump-Funktion. Patienten mit einem Herzinfarkt und solche, denen eine künstliche Herzklappe eingesetzt wurde, müssen das Medikament meist lebenslang einnehmen.

Nach dem Einsetzen von Bio-Klappen wird es nur vorübergehend konsumiert. Muss der Patient Cumarin dauerhaft zu sich nehmen, sollte er über einen Antikoagulanzien Pass verfügen, in denen die jeweilige Dosis und die INR oder Quick-Werte vermerkt sind. Bei niedrigen Quick/INR-Werten besteht ein hohes Blutungsrisiko für den Patienten: Es kann zu Blutungen im Magen-Darm-Trakt, Gehirn, in der Nasenschleimhaut und Netzhaut kommen. Bei Zahnarztbesuchen und anderen chirurgischen Eingriffen empfiehlt es sich daher, den behandelnden Arzt auf die Einnahme von Cumarin haltigen Medikamenten hinzuweisen.

Ist eine Operation geplant, so wird der Patient zuvor auf andere Gerinnungshemmer umgestellt (Bridging). Kommt es zu einer Notfall-Operation, wird Patienten, die Cumarin-Präparate einnehmen, Vitamin K oral oder intravenös verabreicht. Unter der Einnahme von Cumarin kann es schon bei kleineren Stoßverletzungen zu großflächigen Blutergüssen kommen.


Quellen

  • Hans Konrad Biesalski, Matthias Pirlich, Stephan C. Bischoff, Arved Weimann: Ernährungsmedizin. Thieme, 5. Auflage 2017.
  • Rubin, F.: Meine besten Hausmittel: Krankheiten vorbeugen und natürlich behandeln. ZS Verlag GmbH, München 2016
  • Vukovic, L.: 1001 natürliche Hausmittel: für Haus und Garten, Gesundheit und Körperpflege. Dorling Kindersley Deutschland GmbH, 2017.
  • Suerbaum, S., Burchard, G.-D., Kaufmann, S.H.E., Schulz, Th.F. (Hrsg.) : Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Springer, Berlin 2012

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der naturwissenschaftlichen Fachliteratur und fundierter empirischer Quellen verfasst.
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