Corticosteroide

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei Corticosteroiden (auch Kortikosteroide) handelt es sich um körpereigene Hormone. Einige von ihnen lassen sich zu therapeutischen Zwecken verwenden. Das Kortison gehört zu den wohl bekanntesten Kortikoiden.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Corticosteroide?

Corticosteroide sind auch als Kortikosteroide, Kortikoide oder Steroidhormone bekannt. Sie entstehen in der Nebennierenrinde des Menschen aus Cholesterin. Für den Organismus stellt die Produktion der Corticosteroide eine lebenswichtige Notwendigkeit dar. Darüber hinaus dienen die Steroidhormone seit mehr als 40 Jahren zur synthetischen Herstellung von Arzneimitteln wie Kortison oder kortisonartigen Stoffen. Deren Wirkung fällt erheblich stärker aus als die von Corticosteroiden, die vom Körper produziert werden.

Bei Kortison handelt es sich um das medizinisch bekannteste Kortikoid. Es nimmt die Funktion wahr, im Organismus eine Vielzahl von Stoffwechselvorgängen zu regulieren. In früheren Zeiten galt Kortison sogar als Wunderheilmittel. Heutzutage sind jedoch die Nebenwirkungen des Corticosteroids bekannt, sodass es sparsamer zum Einsatz gelangt.

Wirkung und medizinische Anwendung

Bei Corticosteroiden handelt es sich um lipophile Hormone, die sich auf die Rezeptoren im Zellkern und Zytosol auswirken. Durch diese diffundieren sie frei durch die Zellmembran. Aufgrund der Bindung an die Rezeptoren haben die Steroidhormone Einfluss auf das Regulieren von entzündungshemmenden und entzündungsfördernden Proteinen. Auf diese Weise bewirken sie die Unterdrückung der Indukation der Cyclooxygenase-2 (COX-2) sowie der Synthese von Zytokinen.

Als besonders hilfreich für therapeutische Anwendungen haben sich die Glukokortikoide erwiesen. So dienen diese Corticosteroide zur Therapie von Hautkrankheiten wie der Psoriasis (Schuppenflechte), Neurodermitis, Ekzemen, chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, rheumatischen Erkrankungen, Asthma bronchiale und Epilepsien.

Besonders gegen Immunerkrankungen sowie bei medizinischen Notfällen haben sich die Glukokortikoide schon als hilfreich erwiesen. Zum Beispiel ist es durch ihren Einsatz möglich, eine Blockade gegen Entzündungen zu errichten. Weiterhin wird das Bilden von Bindegewebe unterdrückt. Bei einem Kreislaufschock können sich die Kortikoide stabilisierend auf den Kreislauf auswirken. Innerhalb des Organismus üben die Corticosteroide einen positiven Einfluss auf das Immunsystem aus und stimulieren die Herstellung der Magensäure.

Formen und Gruppen

Die natürlichen Corticosteroide lassen sich in drei verschiedene Gruppen untergliedern. So gibt es neben den Glukokortikoiden noch die Androgene sowie die Mineralkortikoide. Zu den Glukokortikoiden gehören Kortison sowie dessen Abkömmlinge. Diese Form von Corticosteroiden entsteht in der Zona fasciculata, die in der Nebenniere zu finden ist. Zu einem Mangel an Glukokortikoiden kann es durch das Addison-Syndrom kommen, während das Cushing-Syndrom wiederum für eine Überproduktion verantwortlich ist. Die zweite Gruppe der Corticosteroide wird von den Androgenen gebildet. Dabei handelt es sich um männliche Geschlechtshormone wie Dehydroepiandrosteron. Sie bilden sich in der Innenschicht der Nebennierenrinde, die Zona reticularis genannt wird.

Die dritte Gruppe der Corticosteroide stellen die Mineralkortikoide dar. Ihre Entstehung findet in der Außenschicht der Nebennierenrinde, der Zona glomerulosa statt. Das Addison-Syndrom kann einen Mangel an Mineralkortikoiden zur Folge haben. Das Conn-Syndrom führt hingegen zu einem Überschuss. Als Arzneimittel kommen in erster Linie die Glukokortikoide zum Einsatz. Dazu gehören zum Beispiel Präparate wie Hydrocortison (Cortisol)®, Prednisolon®, Prednicarbat®, Prednison®, Triamcinolon®, Mometason® und Fluocortolon®. Weitere Arzneimittel, die Corticosteroide enthalten, sind Flupredniden®, Flunisolid®, Diflucortolon®, Dexamethason®, Cloprednol® sowie Betamethason®.

Dosierung

Die Dosierung der Corticosteroide spielt besonders bei einer Langzeittherapie mit diesen Mitteln eine bedeutende Rolle. Wichtig ist, dass sich der Patient stets an die empfohlene Dosis hält, die individuell von Art und Ausmaß der jeweiligen Erkrankung abhängt. Außerdem darf die Behandlung nicht in Eigenregie abgebrochen werden, da dies einen Rückfall der Erkrankung nach sich ziehen kann.

Die Darreichung der Corticosteroide erfolgt in unterschiedlichen Formen. Dazu zählen Tabletten, Injektionen, Infusionen oder Sprays. Ebenso ist eine äußerliche Anwendung in Form von Cremes und Salben möglich, die zur Behandlung von Hautkrankheiten dienen. Corticosteroide wie Glukokortikoide werden normalerweise einmal am Tag in den Morgenstunden oder mehrmals über den Tag verteilt eingenommen.

Pflanzliche, natürliche und pharmazeutische Alternativen

Bei Corticosteroiden gilt es, zwischen natürlichen und künstlich hergestellten Steroidhormonen zu unterscheiden. Dabei fällt der positive Effekt von natürlichen Kortikoiden geringer aus als der von synthetisch erzeugten Corticosteroiden. Außerdem kommt es bei der gleichen Konzentration an Arzneimitteln zu einer leichteren Bindung an die Rezeptoren. Allerdings erfordert das Darreichen von synthetischen Kortikoiden eine erhöhte Aufmerksamkeit. So sollte ihre Anwendung möglichst niedrig dosiert sein und darf nur über einen begrenzten Zeitraum erfolgen.

Besonders wichtig unter den Corticosteroiden sind die Glukokortikoide, die Anteil am Protein-, Lipid- und Glucosestoffwechsel haben. So droht bei einem Mangel an Glukokortikoiden Knochenschwund (Osteoporose). Bei der Einnahme der Corticosteroide erhöht sich der Bedarf an Vitamin C, Vitamin D, Vitamin K, Zink und Magnesium, sodass auf deren verstärkte Zufuhr zu achten ist. Durch Omega-3-Fettsäuren lässt sich der Bedarf an Glukokortikoiden dagegen verringern. Der Ausgangsstoff sämtlicher Corticosteroide wird vom Cholesterin gebildet. Das Umwandeln der Kortikoide findet in der Leber statt. Durch Gallenflüssigkeit und Harn gelangen die Corticosteroide wieder aus dem menschlichen Körper.


Wechselwirkungen und Nebenwirkungen

Werden die Corticosteroide über einen längeren Zeitraum oder in zu hoher Dosis verabreicht, besteht ein erhöhtes Risiko von Nebenwirkungen. Zum Beispiel kann es durch die Zufuhr von synthetischen Corticosteroiden zu einer Verminderung der körpereigenen Herstellung kommen.

Als mögliche unerwünschte Effekte durch eine Behandlung mit Corticosteroiden sind Wundheilungsstörungen oder Magen-Darm-Geschwüre möglich. Manche Anwender leiden auch unter einer Linsentrübung am Auge.

Weitere Nebenwirkungen von Corticosteroiden können Infektionen, eine Hypertonie, das Cushing-Syndrom, Schlafstörungen, psychische Störungen, Thrombosen, Irritationen an der Mundschleimhaut, Heiserkeit, Husten, Hefepilze im Mund sowie eine Muskel- oder Hautatrophie sein.

Quellen

  • Aktories, K. et al.: Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie, 12. Auflage, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017
  • E. Burgis: Allgemeine und spezielle Pharmakologie. 3. Auflage, Elsevier GmbH, München 2005
  • Lüllmann, H. et al.: Pharmakologie und Toxikologie: Arzneimittelwirkungen verstehen - Medikamente gezielt einsetzen. 18. Auflage, Thieme Verlag, Stuttgart 2016

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021

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