Blasenkrämpfe: Schmerzen und Ziehen im Unterleib

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 28. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Krankheiten Blasenkrämpfe: Schmerzen und Ziehen im Unterleib

Unter Blasenkrämpfen werden krampfartige Schmerzen in der Harnblase und im Unterleib verstanden. Sie entstehen zumeist durch Harnwegsinfektionen. Dazu gehört in erster Linie die Blasenentzündung. Ein typisches Merkmal von Blasenkrämpfen ist, dass sie plötzlich und ohne Vorwarnung einsetzen. Darüber hinaus gehen sie mit heftigem Harndrang einher.

Inhaltsverzeichnis

Was ist sind Blasenkrämpfe?

Schmerzen während oder nach dem Toilettengang sowie Unterleibsschmerzen deuten auf Blasenkrämpfe hin.

Bei Blasenkrämpfen leiden die betroffenen Personen unter starken Schmerzen. Sie kommen durch ein krampfartiges Zusammenziehen von Harnblase und Harnröhre zustande. Überaus intensiv zeigen sich die schmerzhaften Beschwerden während oder nach dem Toilettenbesuch.

Neben den Blasenkrämpfen leiden die Patienten häufig auch unter Problemen beim Entleeren ihrer Blase. Dabei bleibt Resturin innerhalb der Harnblase zurück, wodurch sich die auslösenden Bakterien weiter ausbreiten können. Darüber hinaus treten intensive Schmerzen im Unterleib auf. Mitunter strahlen sie bis in den Rückenbereich aus.

Manche Patienten leiden auch aufgrund des krampfartigen Zusammenziehens der Harnblase vorübergehend unter einer Inkontinenz, bei der sie keine Kontrolle mehr über den Abgang ihres Urins haben. Besonders betroffen von Blasenkrämpfen sind ältere Menschen. Sie treten jedoch ebenso bei jüngeren Personen und Kindern auf.

Anatomie der männlichen Harnblase. Das Gehrin steuert die Kontraktion des Blasenmuskels, wordurch sich der Urin über die Harnröhre entleeren kann.

Ursachen

Zu einem Blasenkrampf kommt es, weil der Betroffene nicht zur Öffnung seines Blasenschließmuskels in der Lage ist, obwohl er Harndrang aufgrund einer gefüllten Harnblase verspürt. Im Normalfall ist der Blasenschließmuskel verschlossen. Erst zu Beginn des Wasserlassens öffnet er sich durch den Willen des Menschen.

Die häufigste Ursache für Blasenkrämpfe stellen Harnwegsinfektionen dar. Dabei kann es sich um eine Blasenentzündung (Zystitis) oder beim männlichen Geschlecht um eine Erkrankung der Vorsteherdrüse (Prostata) wie eine Prostatavergrößerung oder Prostatakrebs handeln. Als weitere mögliche Gründe für das Symptom kommen starke grippale Infekte, ausgeprägter Stress oder eine falsche Ernährungsweise in Betracht.

Eine besondere Anfälligkeit für Blasenkrämpfe besteht bei Personen, die unter einem Blasentrauma oder neurologischen Problemen leiden. Ebenfalls anfällig für Harnwegsinfektionen und damit auch für Blasenkrämpfe sind Frauen in den Wechseljahren, junge Frauen sowie Schwangere. Außerdem können Blasenkrämpfe durch andere Erkrankungen wie Blasensteine oder die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) hervorgerufen werden.

Als weitere Ursachen für Blasenkrämpfe kommen Harnverhalt, eine Reizblase, eine Gebärmutter- oder Scheidenentzündung der Frau, eine Gebärmuttersenkung oder Krebserkrankungen wie ein Blasenkarzinom infrage.

Zeigen sich zusätzlich zu den Blasenkrämpfen Schmerzen an den Flanken und Fieber, besteht das Risiko einer Nieren- oder Nierenbeckenentzündung. Blasenkrämpfe können zudem Schmerzen verursachen, die sich mit den Wehen beim Geburtsvorgang vergleichen lassen.

Häufig sind Harnwegsinfektionen, ausgelöst durch Bakterien, der Grund für Blasenkrämpfe.

Wann zum Arzt?

Ein Arzt sollte aufgesucht werden, wenn die Blasenkrämpfe von Schmerzen im unteren Rücken und Fieber begleitet werden, da sonst ein chronischer Verlauf der Erkrankung droht. Ein weiterer Grund für einen Arztbesuch sind Beimischungen von Blut im Urin.

Grundsätzlich ist der Gang zum Arzt anzuraten, wenn nach einigen Tagen durch eine Selbstbehandlung mit pflanzlichen Mitteln keine Besserung der Beschwerden eintritt. Dies gilt besonders für schwangere Frauen, Diabetiker sowie Menschen mit Blasenfunktionsstörungen.

Diagnose

Um die Ursache für die Blasenkrämpfe abzuklären, ist eine genaue Untersuchung beim Arzt erforderlich. Dieser befragt den Patienten zunächst über Art und Ausmaß der Schmerzen und an welcher Stelle sie sich genau zeigen. Außerdem erkundigt er sich danach, wie lange die Beschwerden bereits auftreten. Ebenso sind zusätzliche Beschwerden wie häufiger Harndrang, erschwertes Wasserlassen, Brennen, Harnverhalt sowie Flankenschmerzen und Fieber von Interesse. Nächster Schritt ist die körperliche Untersuchung, in deren Rahmen der Arzt die Blasenregion und den unteren Bauch abtastet. Auf diese Weise stellt er den genauen Standort der Krämpfe fest.

Fortgesetzt wird die Untersuchung mit der Entnahme einer Blutprobe, deren genaue Analyse anschließend in einem Labor stattfindet. Ferner lassen sich verschiedene Urintestverfahren mit einem Urinteststreifen durchführen. Besteht Verdacht auf eine chronische Harnwegsinfektion, kann der Arzt eine Urinkultur anlegen, die das genaue Bestimmen der Erreger ermöglicht.

Weitere Untersuchungsmethoden sind sinnvoll, wenn Fremdkörper, Blasensteine oder ein Blasentumor als Auslöser für die Blasenkrämpfe vermutet werden. Dabei kann es sich um eine Röntgenuntersuchung, eine Sonographie (Ultraschalluntersuchung) der Harnblase oder eine Blasenspiegelung (Zystoskopie) handeln. Der Verlauf der Blasenkrämpfe richtet sich nach den jeweiligen Ursachen der Beschwerden. Meist ist eine Harnblaseninfektion verantwortlich, dies sich im weiteren Verlauf spontan wieder zurückbildet.

Komplikationen

Ob es durch die Blasenkrämpfe zu Komplikationen kommt, hängt von der auslösenden Ursache ab. Ohne eine fachgerechte medizinische Behandlung besteht das Risiko einer chronischen Harnwegsinfektion. Diese kann sogar die Nieren in Mitleidenschaft ziehen. Sind ein Tumor oder Erkrankungen der inneren Organe für die Blasenkrämpfe verantwortlich, drohen schwerwiegende Folgeerscheinungen, die lebensgefährliche Ausmaße annehmen können. Dazu zählt u. a. der Harnverhalt.

Behandlung und Therapie

Zur Behandlung von Blasenkrämpfen eignen sich verschiedene pflanzliche Wirkstoffe. Dazu gehört zum Beispiel die Heilpflanze Orthosiphon stamineus. Medikamente, die Orthosiphon enthalten, sind in der Apotheke rezeptfrei erhältlich. Zumeist sind sie Bestandteil von pflanzlichen Kombinations-Arzneimitteln. Orthosiphon verfügt über krampflösende Eigenschaften. Erfolgt eine Behandlung durch den Arzt, verordnet dieser dem Patienten in der Regel Medikamente, die für die Entspannung der Harnblase sorgen, wie krampflösende Spasmolytika.

Im Falle einer bakteriellen Harnwegsinfektion erhält der Patient zumeist Antibiotika, die gegen die Keime vorgehen. Als unterstützende Maßnahmen eignen sich mitunter auch eine Akupunktur oder das elektrische Stimulieren des Nervensystems. Um Blasenkrämpfe zu lindern, gilt zudem die Einnahme von Magnesium, Schachtelhalm oder Crataeva nurvala als sinnvoll. Um die konservative Therapie zu unterstützen, besteht zudem die Möglichkeit eines Beckenbodentrainings. Hilfreich kann auch das Anlegen eines Miktionstagebuchs sein.

Eine wichtige Rolle bei der Behandlung von Blasenkrämpfen spielt außerdem die richtige Ernährungsweise. So wird dem Patienten empfohlen, auf bestimmte Getränke wie Alkohol und Kaffee zu verzichten. Gleiches gilt für scharfe Lebensmittel wie Chili oder säurehaltige Nahrungsmittel wie Zitrusfrüchte. Sinnvoll ist außerdem, unmittelbar vor der Nachtruhe keine größeren Flüssigkeitsmengen mehr zu sich zu nehmen. Leidet der Patient unter Übergewicht, sollte er dieses reduzieren.

Führt die konservative Therapie nicht zur Besserung der Blasenkrämpfe, kann in manchen Fällen ein operativer Eingriff erforderlich sein. Sinnvoll ist dieses Vorgehen, wenn die Krämpfe durch einen Tumor, Fremdkörper oder festsitzende Blasensteine hervorgerufen werden. Mitunter gelangt auch eine Lithotripsie (Stoßwellentherapie) bei einem Steinleiden zur Anwendung.


Vorbeugung

Werden die Blasenkrämpfe durch eine Harnwegsinfektion verursacht, gilt die Prognose des Leidens als positiv. So bestehen dabei keine größeren Risiken und die Infektion heilt meist spontan wieder ab. In manchen Fällen müssen auch Antibiotika verabreicht werden. Liegt ein komplizierter Harnwegsinfekt vor, bedarf es einer konsequenten medizinischen Behandlung, da sonst eine lebensbedrohliche Urosepsis droht. In manchen Fällen treten Harnwegsinfektionen und damit auch Blasenkrämpfe nach der Behandlung erneut auf.

Um Blasenkrämpfen im Rahmen einer Harnwegsinfektion vorzubeugen, empfiehlt es sich, jeden Tag mindestens 1,5 Liter Wasser zu sich zu nehmen. So können sich durch dieses Durchspülen Bakterien nicht so leicht in der Harnröhre festsetzen.

Quellen

  • Gasser, T.: Basiswissen Urologie. Springer, Berlin 2015
  • Hof H, Dörries R. Duale Reihe: Medizinische Mikrobiologie. Thieme Verlag. 4. Auflage(2009)
  • Schmelz, H.-U. et al.: Facharztwissen Urologie, Springer Verlag, 2014
  • Jocham, D. & Miller, K.: Praxis der Urologie, Georg Thieme Verlag, 2007

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 28. Februar 2024

Sie sind hier: Startseite Krankheiten Blasenkrämpfe: Schmerzen und Ziehen im Unterleib

Das könnte Sie auch interessieren