Benigne Prostatahyperplasie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die benigne Prostatahyperplasie ist ein Leiden des älter werdenden Mannes. 50 Prozent der Über-50-Jährigen und 90 Prozent der Männer über 80 leiden an dieser gutartigen Vergrößerung der Vorsteherdrüse, die das Wasserlassen in schweren Fällen zur (nächtlichen) Qual macht. Glücklicherweise gibt es mittlerweile sehr gute Behandlungsmethoden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine benigne Prostatahyperplasie?

Gesunde Prostata und Prostatavergrößerung.

Der Begriff Benigne Prostatahyperplasie (BPH) ist die offizielle Bezeichnung für eine gutartige Vergrößerung der Prostata (Vorsteherdrüse). Es handelt sich dabei um eine häufige Volkskrankheit des älter werdenden Mannes.

Die Prostata ist ein etwa kastaniengroßes und -förmiges Organ, welches direkt unter der Harnblase sitzt und dort die ersten Zentimeter der Harnröhre nach ihrem Austritt aus der Blase umschließt. In der Prostata münden zudem die Samenleiter in die Harnröhre. Die Funktion der Prostata hat mit der Samenflüssigkeit zu tun: Sie produziert wichtige Sekrete, Enzyme und Nährstoffe für die Spermien.

Die Hyperplasie der Prostata bezeichnet eine Vergrößerung des Organs durch Zunahme der Zellzahl bei gleichzeitig unauffälligem Zellbild. Benigne bedeutet gutartig; damit ist die BPH eindeutig abzugrenzen vom malignen (bösartigen) Prostatakarzinom, dem ebenfalls häufigen Krebs der Vorsteherdrüse.

Ursachen

Die Ursachen der benignen Prostatahyperplasie sind nicht hundertprozentig klar, man kennt aber einen eindeutigen Zusammenhang zwischen BPH und dem Geschlechtshormon Dihydrotestosteron. Dieses wird durch das Enzym 5-Alpha-Reduktase in der Drüse selbst aus Testosteron hergestellt, was einen Ansatzpunkt für die medikamentöse Therapie bietet (siehe unten).

Männer, die kein Testosteron produzieren, bekommen auch keine Prostatahyperplasie. In der Tierwelt ist die BPH derweil nur bei Hunden bekannt: Auch hier sind kastrierte Hunde von der Krankheitsentstehung ausgeschlossen.

Die Beschwerden erklären sich derweil eindeutig anhand der Lage des Organs: Direkt am Blasenausgang umschließt die Prostata die Harnröhre - vergrößert sich die Drüse, so wird die Harnröhre hier eingeengt und es kommt zu den typischen Beschwerden beim Wasserlassen.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome einer benignen Prostatahyperplasie:

  • Balkenblase

Die Symptome der benignen Prostatahyperplasie wirken sich in erster Linie auf die Miktion, also das Wasserlassen, aus: Einerseits kommt es zu Beschwerden ähnlich einer Blasenentzündung, also Brennen und Schmerzen beim Wasserlassen und das ständige Gefühl des Urinieren-müssens. Dementsprechend ist die Miktionsfrequenz erhöht (Pollakisurie) und ein häufiger Harndrang nachts zwingt zu Unterbrechungen der Nachtruhe (Nykturie). Diese Symptome beschreiben das erste Stadium der BPH (Reizstadium).

Des Weiteren kommt es zu Schwierigkeiten beim Wasserlassen in Form von verzögertem Miktionsbeginn, schwachem Harnstrahl mit häufigen Unterbrechungen, langem Nachträufeln und einer somit insgesamt verlängerten Miktionszeit. Im fortgeschrittenen Stadium schließlich kommt es zu Restharnbildung in der Blase, die nicht mehr komplett entleert werden kann: Dies kann einerseits zu tatsächlichen Harnwegsinfekten führen und, schlimmer noch, auf Dauer die Blasenwand überfordern (Bildung einer Balkenblase) und zu Rückstau des Urins über die Harnleiter bis in die Nieren führen. Hier wird es wirklich kritisch: Bei einer Stauungsniere wird das Organ schwer geschädigt und es kommt über kurz oder lang zum Nierenversagen.

Ein Notfall der benignen Prostatahyperplasie ist zudem der akute Harnverhalt: Ist die Prostata zu groß geworden, verhindert sie die willentliche Blasenentleerung vollends und die gezielte Miktion ist unmöglich. Dies ist ein sehr schmerzhafter Zustand. Wird der Druck in der Blase groß genug, kommt es irgendwann zur unwillkürlichen Blasenentleerung (Überlaufblase).

Diagnose

Die Diagnostik der benignen Prostatahyperplasie beginnt mit einer Anamnese mit Fragen nach den oben genannten typischen Beschwerden und mit einer körperlichen Untersuchung. Bei dieser steht die digital-rektale Untersuchung ("Finger im Po") im Vordergrund, da der Untersucher so die Hinterwand der Prostata durch die Vorderwand des Rektums hindurch ertasten kann. Er achtet dabei auf Größe, Form und Konsistenz der Prostata, zudem ist die Verschieblichkeit des Organs ein wichtiges Kriterium in Bezug auf bösartigen Prostatakrebs.

In der Laboruntersuchung hat sich der Blutwert des Prostata-spezifischen Antigens (PSA) etabliert. Dieses korreliert in seiner Höhe recht gut mit der Größe des Organs, ist aber im Detail oft schwierig zu interpretieren, da es auch bei einem bösartigen Krebs der Prostata erhöht ist. Dennoch kann ein niedriger PSA-Wert beides schon einmal relativ sicher ausschließen. Auch das Kreatinin zum Ausschluss einer Beeinträchtigung der Niere sollte im Verlauf bestimmt werden.

Schließlich geht es an die apparativen Untersuchungen: Mit einer Uroflowmetrie kann die Stärke des Harnstrahls gemessen werden (man pinkelt dazu in eine Art Zylinder), weitere bildgebende Verfahren sind die Sonografie und die Urografie. Schließlich gibt es die invasive Urethrozystoskopie, bei welcher man ein Endoskop über die Harnröhre vorschiebt bis zur Prostata und in die Blase. Diese Untersuchung ist dann oft auch gleichzeitig Therapie (siehe unten).

Komplikationen

In der Regel kommen durch diese Erkrankung nicht in jedem Fall Komplikationen auf. Es kommt erst dann zu Beschwerden, wenn der Patient Beschwerden beim Wasserlassen aufzeigt, die die Lebensqualität erheblich einschränken und verringern können. Das Wasserlassen ist in diesem Fall mit starken und brennenden Schmerzen verbunden. Nicht selten erfolgt daher eine verringerte Einnahme an Flüssigkeiten, was zu einer Dehydrierung führt. Diese stellt einen sehr ungesunden Zustand für den Körper des Patienten dar. Ebenso muss das Wasserlassen öfter wiederholt werden, da nur geringe Mengen austreten. Die andauernden Schmerzen führen nicht selten zu einer gereizten und aggressiven Stimmung beim Patienten.

Ebenfalls verbleibt das Gefühl, die Toilette aufsuchen zu müssen beim Patienten. Im schlimmsten Falle kann es dabei zu einem kompletten Nierenversagen kommen. Dieses ist für den Patienten lebensgefährlich und der Betroffene ist dann in der Regel auf eine Dialyse angewiesen, um nicht zu sterben. Das Blut kann dabei vergiftet werden, was zum Koma und schließlich zum Tod führen kann. Ebenso kommt es in vielen Fällen zu einer Blutarmut. In vielen Fällen kann die Krankheit behandelt werden, wobei ein chirurgischer Eingriff in der Regel nur dann stattfindet, wenn die Beschwerden tatsächlich auftreten. Ohne Beschwerden stellt die vergrößerte Prostata keine Komplikation dar und muss aus diesem Grund auch nicht zwingend behandelt werden.

Behandlung und Therapie

Bei fehlenden Symptomen kann auf eine Behandlung der benignen Prostatahyperplasie zunächst verzichtet werden, regelmäßige Kontrollen sind aber zu empfehlen. Ansonsten gibt es zunächst medikamentöse Möglichkeiten der Behandlung, 5-Alpha-Reduktase-Hemmer und Alpha-Adrenorezeptor-Antagonisten sind die etablierten Wirkstoffklassen, zudem kommen Phytotherapeutika (pflanzliche Mittel) häufig zum Einsatz.

Genügt die medikamentöse Therapie nicht und schreitet die Vergrößerung der Prostata fort (Restharnbildung, Nierenstauung), so kann die Prostata relativ elegant in einer kleinen Operation verkleinert werden: Bei der sogenannten TUR-P (Transurethrale Prostataresektion) wird unter Sicht ein Endoskop über die Harnröhre vorgeschoben bis zur verengten Stelle an der Prostata. Die vergrößerte Drüse wird dann herausgeschält. Ein Hautschnitt ist für diese Operation nicht nötig.


Vorbeugung

Es wird jedem Mann zur Prophylaxe der benignen Prostatahyperplasie geraten. Dazu gehört ab dem 45. Lebensjahr die alljährliche digital-rektale Untersuchung durch den Hausarzt, die von den Krankenkassen bezahlt wird. Entsteht dabei der Verdacht auf eine Vergrößerung, so wird der PSA-Wert bestimmt. Dies gehört aber nicht zum Routine-Programm bei Gesunden.

Zudem haben Studien gezeigt, dass eine BPH nicht nur mit dem Alter zu tun hat, sondern auch mit dem Lebensstil und Übergewicht. Ballaststoffreiche Ernährung, ausreichendes Trinken und viel Bewegung sind dabei als Schutzfaktoren gegen BPH identifiziert worden.

Quellen

  • Gasser, T.: Basiswissen Urologie. Springer, Berlin 2015
  • Hof H, Dörries R. Duale Reihe: Medizinische Mikrobiologie. Thieme Verlag. 4. Auflage(2009)
  • Hofmann, R., (Hrsg.): Endoskopische Urologie. Springer, Berlin 2009
  • Schmelz, H.-U. et al.: Facharztwissen Urologie, Springer Verlag, 2014
  • Jocham, D. & Miller, K.: Praxis der Urologie, Georg Thieme Verlag, 2007

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021

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