Antiphlogistika (Entzündungshemmer)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Begriff Antiphlogistika stammt aus dem Griechischen und setzt sich aus den Worten „anti“: gegen und „phlogosis“: Entzündung zusammen. Ein Synonym dafür ist Antiinflammatorikum und wird wie Antiphlogistika mit Entzündungshemmer übersetzt.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Antiphlogistika?

Antiphlogistika sind Medikamente, welche an verschiedenen Stellen der hochkomplexen biochemischen Prozesse einer Entzündung eingreifen. Sie hemmen die Bildung vom Überträgerstoff Prostaglandin des Typ E und werden somit auch als „Prostaglandinsynthesehemmer“ bezeichnet. Antiphlogistika gehören zu den nichtsteroidalen Antirheumatika. kurz NSAR genannt. Zur Behandlung von Entzündungen und entzündungs-induzierten Schmerzen verordnen Mediziner meist chemisch hergestellte Antiphlogistika.

In der Alternativ- und Naturmedizin sowie in der Heilpraxis werden auch Antiphlogistika angewandt, die die Natur zu bieten hat. Inzwischen kombiniert man nicht selten chemische und natürliche bzw. pflanzliche Medikamente miteinander, um unter anderem eine antiphlogistische Wirkung herbeizuführen. Naturvölker verwenden ausschließliche pflanzliche und natürliche Antiphlogistika und dies über Generationen hinweg mit großem Erfolg.

Medizinische Anwendung

Die Behandlung mit Antiphlogistika richtet sich immer nach der Ursache, die die Entzündung und den Entzündungsschmerz ausgelöst hat. Auch sind eventuelle Empfindlichkeiten des Patienten gegenüber Inhaltsstoffe bestimmter Antiphlogistika mit in die Behandlung mit einzubeziehen.

Zudem spielt es eine große Rolle, ob die Entzündung akut auftritt, oder bereits ein chronisches Leiden vorhanden ist, denn einige Medikamente aus der Gruppe der Antiphlogistika eigenen sich nicht für die Behandlung von chronischen Entzündungsschmerzen, da sie neben der antiinflammatorischen Wirkung auch eine ganze Reihe von unerwünschten und nicht selten unverträglichen Nebenwirkungen haben können.

Sind Fremdstoffe oder Krankheitserreger die Ursache für die Entzündung, handelt es sich meist um ein akutes Geschehen. Spielt eine genetische Belastung die tragende Rolle, dürfte es sich um einen chronischen Entzündungsprozess handeln, der in der Regel aus den bereits genannten Gründen zu Nebenwirkungen und Unverträglichkeiten, anders therapiert werden muss, um Folgeerkrankungen weitgehendst zu vermeiden.

Antiphlogistika finden hauptsächlich bei entzündlichen Veränderungen und Verletzungen des Bewegungsapparates ihren Einsatz. Neben der Entzündungshemmung macht man sich hier auch die schmerzlindernde und fiebersenkende Wirkung zu Nutze.Auch der Ischiasschmerz ist ein typischer Fall für die Anwendung von Antiphlogistika.

Formen, Gruppen und Wirkstoffe

Antiphlogistika gibt es in verschiedenen Darreichungsformen. Sie sind als Tabletten/Kapseln/Brausetabletten, Tropfen/Lösung zum Einnehmen, Salben und Gels zur äusseren Anwendung, Injektionslösung zur intravenösen, intramuskulären oder subkutanen Verabreichung und als Suppositorien erhältlich. Für die Akutbehandlung beim Arzt oder in der Klinik wird meist eine Form der Injektion genutzt. Für die eigenständige Therapie der Patienten werden in der Regel Antiphlogistika in Tablettenform, als Lösung zur oralen Einnahme oder als Zäpfchen verordnet. Letztere Verordnung erfolgt meist dann, wenn der Patient einen empfindlichen Magen oder bereits ein Magengeschwür in der Vergangenheit hatte.

Bei einer akuten Gefährdung des Magens bleibt die Injektion beim Arzt das Mittel der Wahl, um den Magen-Darm-Trakt zu umgehen. Antiphlogistika werden grob in zwei Gruppen unterteilt: Glukokordikoide und nichtsteroidale Antirheumatika. Das bekannteste Glukokordikoid dürfte das Cortison sein. Zu den NSAR gehören Salycil-Derivate (Aspirin®), Arylessigsäure-Derivate (Diclofenac bzw. Voltaren®), Indolessigsäure-Derivate (Rantudil forte®), Arylpropionsäure-Derivate (Ibuprofen Aktren®, Neuralgin®), Anthranilsäure-Derivate (Mobilat®) etc.

Pflanzliche, natürliche und pharmazeutische Alternativen

Chemisch hergstellte Antiphlogistika sind aus der heutigen Pharmaindustrie und aus der Medizin nicht mehr weg zu denken. Bei genauerer Betrachtung fällt jedoch auf, dass die chemischen Antiphlogistika sich in der Wirkweise stark an bereits bekannte pflanzliche und somit natürliche Antiphlogistika anlehnen. Ein bekanntes Beispiel ist der Vergleich ASS und Weidenrindenextrakt. Wer nicht gleich zur Chemiekeule greifen möchte, nimmt Weidenrindenextrakt anstelle von Aspirin®.

Weitere pflanzlichen Antiphlogistika sind Teufelskralle, Brennessel, Hagebutte, Zitterpappel, Goldrute, Esche etc. Oftmals sind auch Kombinationspräparate die mehrere optimal aufeinander abgestimmte pflanzliche Antiphlogistika enthalten, erhältlich. Wie beispielsweise die Mischung aus Zitterpappel, Goldrute und Esche.

Wer auf natürliche Wirkstoffe zählt, hat den Vorteil, dass der Apotheker ganz individuelle Mischungen herstellen kann auf Basis der vorhandenen Beschwerden und Symptomen. Das ist bei chemisch hergestellten Antiphlogistika relativ schwierig, da diese in vorgegebenen Einheiten von der Pharmaindustrie hergestellt werden. Sinnvoll ist sicherlich auch eine Kombination aus chemischen Stoffen und Wirkstoffen aus der Natur um ein Maximum an Wirkung mit geringeren Nebenwirkungen zu erzielen. Wer dafür offen ist, kann eventuell nach einer bestimmten Therapiezeit komplett auf natürliche Antphlogistika reduzieren.


Risiken und Nebenwirkungen

Antiphlogistika haben wie die meisten Medikamente auch, neben den erwünschten Wirkungen auch die meist unerwünschten Nebenwirkungen. Die Nebenwirkungen können so stark sein, dass sie das Befinden des Anwenders sehr stark beeinträchtigen und ein Absetzen des Medikamentes noch vor Linderung der Symptome notwendig wird. Hier muss der behandelnde Arzt eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung vornehmen.

Gefährlicher wird es, wenn es sich nicht nur um Beeinträchtigung des Befindens aufgrund von Nebenwirkungen handelt, sondern sich herausstellt, dass der Anwender gegen einen oder mehrere enthaltene Wirkstoffe allergisch reagiert. Dies erfordert ein rasches Handeln durch einen Mediziner, da akute Lebensgefahr besteht. Überwiegend sind es Asthmatiker, die vor allem die Antiphlogistika des Typ NSAR nicht vertragen.

Eine weit gefürchtete Nebenwirkung von vielen Antiphlogistika ist die durch die Prostaglandinhemmung induzierte verminderte Bildung von magenschützendem Schleim, was nicht selten zu massiven Magen-Darm-Beschwerden bis hin zu Magen- und Darmblutungen aufgrund von Magengeschwüren führt. Es empfiehlt sich daher bei der Notwendigkeit der oralen Einnahme von Antiphlogistika die Zuführung eines Magenschutzes. Vor und unmittelbar nach chirurgischen Eingriffen sollten aufgrund der blutverdünnenden Eigenschaft vieler Antiphlogistika solche nicht eingenommen werden und auf Medikamente mit anderen Wirkmechanismen zurückgegriffen werden.

Quellen

  • Aktories, K. et al.: Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie, 12. Auflage, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017
  • E. Burgis: Allgemeine und spezielle Pharmakologie. 3. Auflage, Elsevier GmbH, München 2005
  • Lüllmann, H. et al.: Pharmakologie und Toxikologie: Arzneimittelwirkungen verstehen - Medikamente gezielt einsetzen. 18. Auflage, Thieme Verlag, Stuttgart 2016

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021

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