Antihypertonika (Antihypertensivum)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Antihypertonika (Antihypertensivum) sind Arzneimittel, die den Blutdruck senken und zur Behandlung des arteriellen Bluthochdrucks eingesetzt werden. Sie werden auch als Antihypertensiva bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Antihypertonika?

Alle Medikamente, die eine blutdrucksenkende Wirkung aufweisen, werden den Antihypertonika zugerechnet. Meistens haben Antihypertonika aber noch weitere Wirkungen, sodass sie auch zur (begleitenden) Behandlung anderer Krankheiten genutzt werden. Innerhalb der Gruppe der Antihypertonika gibt es verschiedene Wirkstoffe. Dazu gehören ACE-Hemmer, Diuretika, Betablocker, Alphablocker, Renin-Inhibitoren und Calciumantagonisten. Die Behandlung der Hypertonie erweist sich häufig als schwierig, sodass oft auch mehrere Wirkstoffe in Kombination verordnet werden.

Wirkung und medizinische Anwendung

Antihypertonika sollen den Blutdruck auf ein physiologisches Maß absenken. Die einzelnen Wirkstoffe setzen dabei an unterschiedlichen Punkten an. Diuretika sind harntreibende Stoffe, die die Ausschwemmung von Wasser durch die Niere steigern. Mit der gesteigerten Wasserausscheidung werden auch vermehrt Elektrolyte ausgeschieden. Infolge sinkt der Blutdruck.

Betablocker, auch Beta-Rezeptorenblocker genannt, blockieren im menschlichen Körper die β-Adrenozeptoren und hemmen so die Wirkung des Hormons Adrenalin und des Neurotransmitters Noradrenalin. Dadurch senken sie die Ruhefrequenz des Herzens und den Blutdruck. Calciumantagonisten werden im engeren Sinne auch Calciumkanalblocker genannt. Sie verhindern bzw. verringern den Einstrom von Calciumionen in das Innere von Muskelzellen. Dadurch können sich die Zellen der glatten Muskulatur nicht mehr so gut zusammenziehen.

Folglich erweitern sich die Blutgefäße, was wiederum den Blutdruck hinabsetzt. Ein Teil der Calciumkanalblocker entfaltet seine Wirkung aber nicht nur an den Blutgefäßen, sondern auch am Herzen. Die sogenannten Pehylalkylamine haben eine starke Wirkung auf die Erregungsausbreitung am Herzen und auf die Schlagkraft des Herzens. ACE-Hemmer hemmen das Angiotensin Converting Enzyme (ACE). Dieses Angiotensin-konvertierende Enzym ist ein wichtiger Bestandteil des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Mechanismus. Durch die Hemmung des Angiotensin Converting Enzymes wird weniger Aldosteron freigesetzt. Da Aldosteron eine blutdrucksteigernde Wirkung hat, fällt der Blutdruck ab bzw. steigt nicht weiter an.

Die AT1-Antagonisten werden auch Angiotensin-II-Rezeptor-Subtyp-1-Antagonisten. Sie greifen durch die Blockade des Angiotensin II-Rezeptors vom Subtyp 1 ebenfalls in den Renin-Angiotensin-Aldosteron-Mechanismus ein. Angiotensin sorgt für eine Gefäßverengung und damit für eine Blutdruckerhöhung. Durch die Blockade des Rezeptors bleibt dieser Effekt aus. Renin-Antagonisten wirken direkt zu Beginn des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Kreislaufs.

Formen und Gruppen

Je nach Angriffsort und Wirkmechansmus können die diuretischen Antihypertensiva in Schleifendiuretika, Thiaziddiuretika und kaliumsparende Diuretika unterteilt werden. Zu den Schleifendiuretika gehören unter anderem die Präparate Diurapid®, Furosal®, Fusid®, Jufurix® und Lasix®. Auch Burinex®, Bumex®, Lixil® und Lunetoron® sind Schleifendiuretika. Hingegen zählen Disalunil®, Esidrex® und Esidrix® zu den Thiaziddiuretika. Amiloretik®, Comilorid®, Tensoflux®, Moducrin®, Kalten® und Loradur sind Thiaziddiuretika.

Bekannte Arzneimittel aus der Gruppe der Betablocker sind Altenolol®, Atebeta®, Tenormin®, Cuxanorm®, Carvedilol®, Querto®, Dilatrend®, BisoHEXAL®, Biso-Henning® und Bisogamma®. Bekanntester Wirkstoff aus der Gruppe der ACE-Hemmer ist Ramipril. Dieser Arzneistoff ist unter anderem in Delix®, Hypren®, Vesdil®, Triatec®, Tritace® und Vasotop® enthalten. Auch die Kombinationspräparate Lasitace®, Tonotec®, Arelix®, Unimax® und Delmuno® enthalten Ramipril. Verapamil®, Gallopamil®, Diltiazem®, Nitrendipin®, Amlodipin®, Nimodipin®, Clevidipin®, Nifedipin® und Nicardipin® gehören ebenfalls zu den Antihypertensiva und sind Calciumantagonisten.

Dosierung

Die Dosierung der Antihypertonika hängt von der Schwere der Erkrankung und dem jeweiligen Präparat ab. Wenn der hohe Blutdruck nicht innerhalb von vier Wochen sinkt, muss die Dosis angepasst werden.

Pflanzliche, natürliche und pharmazeutische Alternativen

Die Rauwolfia ist eine Heilpflanze, die vor allem gegen Herzbeschwerden und bei Bluthochdruck als Antihypertonikum eingesetzt wird. Da Rauwolfia sehr stark wirkt und in höheren Dosen giftig ist, darf sie nur vom Arzt verschrieben oder in homöopathischer Dosierung eingesetzt werden. Auch die Mistel kann bei Bluthochdruck hilfreich sein. Sie enthält verschiedene Alkaloide, Asparagin, Bitterstoffe und die mistelspezifischen Wirkstoffe Viscin und Viscalbin.

Der Tee, der zur Senkung des hohen Blutdrucks eingesetzt wird, muss immer als Kaltauszug ausgesetzt werden. Eine weitere blutdrucksenkende Pflanze ist der Weißdorn. Er stärkt das Herz, wirkt durchblutungsfördernd und gefäßerweiternd. Die beruhigende Wirkung der Passionsblume kann sich ebenfalls positiv auf den Blutdruck auswirken.


Wechselwirkungen und Nebenwirkungen

Zu den häufigen und wichtigen Nebenwirkungen von Calciumantagonisten gehören Ödeme im Bereich der Beine, ein verlangsamter Herzschlag (Bradykardie), ein zu schneller Herzschlag (Tachykardie), allergische Reaktionen, Impotenz, Schwindel, Kopfschmerzen und Verstopfung. Bei einigen Patienten wird auch ein vermehrtes Wachstum (Hyperplasie) des Zahnfleischs mit anschließenden schweren Entzündungen beobachtet.

Diuretika sind im Allgemeinen recht gut verträglich und haben eine hohe therapeutische Breite. Sie können jedoch durch zu hohe Wasserverluste zu Austrocknung und begleitend auch zu Salzmangel führen. Eine solche Hyponatriämie macht sich durch Verwirrtheit, Krampfanfälle und Wadenkrämpfe bemerkbar. Eine Hypokaliämie führt zu Herzrhythmusstörungen. Hingegen können kaliumsparende Diuretika einen Kaliumüberschuss im Blut herbeiführen. Durch die Diuretika wird das Blut zudem eingedickt, sodass ein erhöhtes Risiko für Thrombosen besteht. Bei einer Überdosierung kann der Blutdruck so stark absacken, dass eine Hypotonie entsteht.

Auch Betablocker sind eigentlich gut verträglich. Die meisten Nebenwirkungen sind zudem reversibel. Das bedeutet, dass die Beschwerden nach Absetzen des Medikaments wieder verschwinden. Mögliche Nebenwirkungen von Antihypertonika aus der Gruppe der Betablocker sind Herzinsuffizienz, Asthmaanfälle, Reizleitungsstörungen am Herzen, Müdigkeit, depressive Verstimmungen und Durchblutungsstörungen. Männer können unter der Einnahme von Betablockern Erektionsstörungen aufweisen. Bei Patienten mit einer Schuppenflechte (Psoriasis) können sich die Symptome der Erkrankung durch die Betablocker verstärken.

Eine der häufigsten Nebenwirkungen von ACE-Hemmern ist trockener Husten. Dieser kommt durch einen verlangsamten Abbau und eine Anreicherung von Bradykinin zustande. Dadurch können sich auch Nebenwirkungen wie Hypotonie, akutes Nierenversagen und Hyperkaliämie entwickeln.

Zudem kann es während der Schwangerschaft zu Wachstums- und Knochenbildungsstörungen beim Ungeborenen kommen. ACE-Hemmer sind deshalb in der Schwangerschaft kontraindiziert.

Quellen

  • Aktories, K. et al.: Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie, 12. Auflage, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017
  • E. Burgis: Allgemeine und spezielle Pharmakologie. 3. Auflage, Elsevier GmbH, München 2005
  • Lüllmann, H. et al.: Pharmakologie und Toxikologie: Arzneimittelwirkungen verstehen - Medikamente gezielt einsetzen. 18. Auflage, Thieme Verlag, Stuttgart 2016

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021

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