Anorektika

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Anorektika (Appetitzügler) sind Hilfsmittel zur Verringerung des Appetits. Dadurch soll es dem Anwender leichter fallen, effektiv abzunehmen.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Anorektika?

Anorektika fassen Medikamente und medizinische Hilfsmittel zusammen, die den Appetit des Menschen hemmen und dazu führen sollen, dass er weniger isst. Sie stellen ein Hilfsmittel beim Abnehmen dar und beruhen auf der Annahme, dass das Übergewicht durch zu hohe Nahrungsaufnahme entstanden ist. Dadurch weitet sich mit der Zeit der Magen und kann immer mehr Nahrung aufnehmen, die er auch verlangt - ohne, dass der Körper die Energie über so viel Nahrung überhaupt braucht.

Appetitzügler werden zu Beginn meist als Medikament eingenommen. Anschließend kann dazu übergegangen werden, mechanische Appetitzügler einzusetzen, etwa in Form des operativ eingebrachten Magenballons. Jeder Appetitzügler ist nur für die zeitweise therapeutische Anwendung gedacht, bis der Patient abgenommen und sich das Magenvolumen entsprechend der neuen Nahrungsmenge verkleinert hat. Ein Appetitzügler berücksichtigt dabei nicht, dass Übergewicht auch von psychosozialen Faktoren sowie der Art der Ernährung abhängen kann, weshalb er als alleinige Behandlung von Übergewicht oft das ganzheitliche Problem daran nicht löst.

Wirkung und medizinische Anwendung

Ein Appetitzügler kann übermäßigen Appetit entweder medikamentös oder mechanisch verringern. Oral einzunehmende Appetitzügler beginnen bereits bei Pflanzenwirkstoffen, die appetithemmend wirken können. Dazu gehören Pfefferminze, Ingwer, Äpfel und eiweißhaltige Nahrung wie Linsen oder Hühnereier. Für einen ernsthaft Übergewichtigen genügt das jedoch noch nicht. Medikamentöse Appetitzügler wirken auf das Appetitzentrum des Gehirns ein, manche regen die Ausschüttung von Glückshormonen an. Der Patient erhält damit den Eindruck, früher von weniger Nahrung als bisher satt zu sein.

Einige Appetitzügler wirken zusätzlich aufputschend. Mittlerweile vom Markt genommene Appetitzügler erhöhten sogar den Energieverbrauch des Körpers, sodass auch dadurch ein Abnehm-Effekt eintrat. Umgangssprachlich werden auch Medikamente als Appetitzügler bezeichnet, die Kalorien, Fett und Kohlenhydrate der Nahrung binden, obwohl sie den Appetit gar nicht betreffen und damit ganz anders als diese wirken. Zu den weit selteneren mechanischen Appetitzüglern gehört beispielsweise der Magenballon, der im Magen Platz einnimmt und dazu führt, dass weniger Nahrung aufgenommen werden kann.

Formen und Gruppen

Einer der bekanntesten Appetitzügler war der Wirkstoff Sibutramin, der unter mehreren Handelsnamen vertrieben wurde, wirkte durch die Erhöhung des Energieverbrauchs und die Verringerung des Appetits. Das als Reductil® bekannt gewordene Mittel hatte allerdings so große Nebenwirkungen, dass es heute nicht mehr erhältlich ist. Weitere Wirkstoffe in Appetitzüglern sind Ephedrin, Norephedrin, Rimonabant oder Fenfluramin. Während die meisten von ihnen auf das Appetitzentrum im Gehirn einwirken, sorgen andere zugleich für die Ausschüttung von Glückshormonen.

Dosierung

Ein medikamentöser Appetitzügler müsste, um langfristig zu wirken, auch langfristig eingenommen werden. Allerdings lässt die Wirkung von Appetitzüglern mit der Zeit durch einen Gewöhnungseffekt nach und die Nebenwirkungen sind zu bedenken, die bei fast jedem medikamentösen Produkt auftreten. Während der Einnahmeperiode werden Appetitzügler vor der Nahrungsaufnahme eingenommen, damit zwar noch Appetit vorhanden ist, jedoch nicht mehr in großem Umfang. Dadurch kann in empfohlenen Portionsgrößen zum Abnehmen gekocht werden und der Appetit ist danach gestillt. Weiterhin kann bei aufkommendem Appetit außerhalb der Mahlzeiten ein Appetitzügler eingenommen werden. Bei langfristiger Einnahme besteht bei nahezu jedem Appetitzügler das Risiko starker bis lebensbedrohlicher Nebenwirkungen, zudem wären sie dann wirkungslos.

Pflanzliche, natürliche und pharmazeutische Alternativen

Zu medikamentösen und mechanischen Appetitzüglern gibt es eine Reihe an pflanzlichen und natürlichen Alternativen. Diese wirken jedoch nur schwach und helfen einem adipösen Patienten sehr wahrscheinlich kaum bei der Verringerung von Portionen. Weit besser wäre eine Umstellung der Ernährung nach eingehender Analyse der bisherigen Essgewohnheiten. Ein Ernährungsberater oder Diätist kann adipösen Patienten erklären, wie sie sich natürlicher und weniger kalorienreich, dafür aber nährstoffreich ernähren, denn darin liegt meistens das Problem von Übergewicht.

Begleitet werden sollte dieses durch ein auf adipöse Patienten ausgerichtetes Sport- und Fitnessprogramm mit schonenden Übungen zu Beginn der Therapie. Eine solche Alternative zum Appetitzügler ist weder gesundheitsgefährdend noch kurzfristig wirksam, sie stellt vielmehr eine bleibende Veränderung dar und kann Übergewicht schonend, aber dafür dauerhaft bekämpfen. Wünscht der Patient eine medikamentöse Lösung, kommen Präparate in Frage, die Fett und Kalorien in der Nahrung binden.


Wechselwirkungen und Nebenwirkungen

Viele Appetitzügler wurden schnell für ihre starken und schweren Nebenwirkungen bekannt. Zunächst trat ans Licht, dass sie Depressionen hervorrufen können, da sie sich auf Glückshormone und deren Rezeptoren auswirken. Längerfristig wurden Nierenschäden bis hin zur Niereninsuffizienz sowie vergleichbar schwerwiegende Herz-Kreislauf-Störungen bekannt. In Einzelfällen kam es durch die Einnahme der damals noch rezeptfrei erhältlichen Appetitzügler sogar zu Todesfällen, auch wenn dies eher Ausnahmen geblieben sind.

Bleibende Schäden, die etwa für den Patienten in Dialysen oder schwerwiegenden Herz-Operationen endeten, waren bei manchen Appetitzüglern durchaus häufiger. Einige Appetitzügler können zudem abhängig machen. Im Leistungssport gelten sie unter anderem deswegen als Dopingmittel und können beim Nachweis zum Ausschluss eines Sportlers vom Wettkampf führen. Weiterhin erwiesen sich Appetitzügler als langfristig wirkungslos. Mit der Zeit lässt ihre Wirkung nach, eine gewisse Gewöhnung entsteht und der Patient hat genauso viel Appetit wie früher. Daher werden anstelle von Appetitzüglern heutzutage eher eine Ernährungsumstellung mit Sportprogramm sowie alternative Medikamente empfohlen, die Fett und Kalorien binden.

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021

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